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Eisenmeteorite bestehen im Allgemeinen zu über 90 % aus Nickel-Eisen-Legierungen, wobei es jedoch
auch einige Ausnahmen von silikathaltigen Eisenmeteoriten mit deutlich geringeren Metallgehalten
gibt. Hauptphasen in Eisenmeteoriten sind Nickel-haltiges α-Eisen, das als Kamacit bezeichnet
wird (kubisch, Raumgruppe Im3m, Ni-Gehalt 4 – 7,5 %), und Taenit, γ-(Fe,Ni) mit Ni-Gehalten
von üblicherweise 20 – 45 % (kubisch, Raumgruppe Fm3m). Gelegentlich ist auch Tetrataenit, FeNi
(tetragonal, Raumgruppe P4/mmm) vorhanden. Neben Einschlüssen von Silikaten treten in Eisenmeteoriten
auch Graphit, Troilit, Cohenit, Schreibersit, Nickelphosphid, Diamant, Lonsdaleit und einige
weitere Minerale auf.
Eisenmeteorite gehören zu den differenzierten Meteoriten. Ein Teil entstammen Asteroiden,
die so stark erhitzt wurden, dass es zu Schmelzprozessen mit anschließender Trennung von Metall-
und Silikatphase kam. Dabei bildete sich ein metallischen Kern und ein silikatischer Mantel in dem
Körper. Der Asteroid muss groß genug gewesen sein, um eine derartige Aufschmelzung und
Differenzierung zu ermöglichen. Die Abkühlungsgeschwindigkeiten variieren je nach
Größe und Zusammensetzung und verlaufen auch nicht linear mit der Zeit. Bei kleineren
Asteroiden kann es zumindest noch zur Bildung größerer Eisenmassen bei unvollständiger
Differenzierung gekommen sein. Andere Eisenmeteorite sind das Produkt von größeren Impakten
auf einem Mutterkörper, bei denen es zur Schmelzbildung mit Trennung von Silikat- und Eisenphase
und anschließender langsamer Abkühlung kam.
Die Klassifikation der Eisenmeteorite erfolgt nach ihrer Zusammensetzung, dabei werden die Gehalte
an Gallium, Germanium, Iridium und Gold berücksichtigt (siehe Tabelle unten). Höhere römische
Ziffern bedeuten hier sinkende Spurenelementgehalte. Bei Meteoriten einer Klasse ist eine Herkunft von
einem Mutterkörper bzw. eine Bildung unter ähnlichen Bedingungen anzunehmen. Etwa 15 % der
Eisenmeteoriten lassen sich keiner der bekannten Klassen zuordnen. Sie werden als ungruppiert geführt.
Es wird geschätzt, dass die bisher gefundenen Eisenmeteorite über 60 verschiedene Mutterkörper
repräsentieren. Durch spätere Kollisionen oder Impakte wurden diese Körper dann zerstört.
Eine alte Klassifizierung teilt die Eisenmeteorite nach ihrer Struktur in Hexaedrite, Oktaedrite
und Ataxite ein.
Hexaedrite bestehen im Wesentlichen aus Kamacit, der Nickel-Gehalt liegt dementsprechend unter 7,5 %.
Widmanstättensche Figuren sind nicht vorhanden, einige Hexaedrite weisen jedoch feine, parallele
Linien auf, die sogenannten Neumann-Linien. Diese Linien stellen Schock-induzierte Zwillingslamellen
dar, die das Resultat von Impakten sind.
Oktaedrite sind die häufigsten Eisenmeteorite. Verwachsungen von Kamacit und Taenit bilden hier
die Widmannstättenschen Figuren. Die räumliche Anordnung dieser Verwachsungen folgt den Flächen
eines Oktaeders. Die Oktaedrite wurden früher näher nach der Breite der Kamacit-Bänder unterteilt.
Widmanstättensche Figuren bilden sich bei einem Ni-Gehalt zwischen etwa 5 - 15 % und Abkühlungsraten
von etwa 1 - 200ºC pro Millionen Jahre im Bereich zwischen 700 und 400ºC. Neben Abkühlungsgeschwindigkeit
und Ni-Gehalt hat auch der Phosphor-Gehalt einen Einfluss auf die Nickel-Diffusion im Metall und
damit auf Ausbildung der Widmanstättenschen Figuren. Auch in Oktaedriten können die schon erwähnten
Neumann-Linien auftreten.
Ataxite bestehen hauptsächlich aus Taenit und zeigen im Anschliff nach dem Ätzen keine
Widmanstättenschen Figuren. Nur in Form von mikroskopischen Lamellen oder Spindeln kann Kamacit
sporadisch vorhanden sein. Der Ni-Gehalt der Ataxite liegt bei über 15 %.
Eisenmeteorite IAB, main group
Der überwiegende Teil der Eisenmeteorite gehört zum Komplex IAB. In den meisten Fällen handelt es
sich um mittlere bis breite Oktaedrite, jedoch finden sich auch Vertreter anderer struktureller Typen.
Einige Meteorite enthalten Olivin- oder Pyroxen-reiche silikatische Einschlüsse. Diese Einschlüsse
weisen enge Beziehungen zu Primitiven Achondriten, speziell zu den Winonaiten auf. Die Herkunft von
einem gemeinsamen Mutterkörper ist möglich. Die Zusammensetzung der Sauerstoffisotopen liegt in dem
Bereich der Kohligen Chondrite.
Die Vertreter des IAB-Komplexes gehören zu den nicht-magmatischen oder primitiven Eisenmeteoriten.
Es wird angenommen, dass das IAB-Material durch Kristallsegregation aus einer sich recht schnell
abkühlenden Schmelze entstanden sind. Die Schmelze ist das Produkt einer Aufheizung durch Impakte
auf einem porösen chondritischen Körper.
Die Unterteilung des IAB-Komplexes erfolgt nach dem Gold- und Nickel-Gehalt. Die meisten Meteorite
gehören zur IAB main group (Hauptgruppe).
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Canyon Diablo. Eisenmeteorit, IAB Hauptgruppe.
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Meteorit Canyon Diablo.
Eisenmeteorit, IAB Hauptgruppe.
Nahe Barringer Crater, Canyon Diablo, Coconino Co., Arizona, USA.
Canyon Diablo. Komplettes Individuum. Größe 190 x 100 x 60 mm. Gewicht 3,5 kg.
Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Der Canyon Diablo Meteorit ist der Verursacher des bekannten Meteor Crater in Arizona, auch als Barringer
Crater bekannt. Der Krater weist eine Durchmesser von 1200 Metern bei 180 Meter Tiefe auf. Der Einschlag
fand vor etwa 50.000 Jahren statt. Das große, den Krater verursachende Objekt ist beim Einschlag
nahezu vollständig verdampft. Frühere Suchen nach angenommenen großen Eisenmassen im
Krater verliefen erfolglos. In einem Bereich von einigen Kilometern um den Krater sind jedoch mehrere
Tausend Fragmente (wahrscheinlich über 20.000, bis zu einer Masse von 639 kg) gefunden worden, die
nicht durch den Einschlag entstanden sind, sondern sich schon beim Flug durch die Atmosphäre
abgetrennt hatten. Diese Exemplare sind heute als Canyon Diablo bekannt.
Es handelt sich um einen groben Oktaedriten mit 7,1 % Ni-Gehalt.
Canyon Diablo (Endstück), Graphitkonkretion. Größe 66 x 50 mm, Gewicht 142,28 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Als Einschlüsse in dem Ni-Fe-Metall des Meteoriten treten gelegentlich größere Graphitkonkretionen auf, die
sich nach dem Zerbrechen des Meteoriten bei seinem Flug durch die Atmosphäre als isolierte Stücke finden lassen.
Sie werden hier von dünnen Adern aus Eisen (Kamacit) durchzogen.
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Campo del Cielo. Eisenmeteorit, IAB Hauptgruppe.
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Meteorit Campo del Cielo.
Eisenmeteorit, IAB Hauptgruppe.
Campo del Cielo, Chaco Province / Santiago del Estero Province, Argentinien.
Campo del Cielo. Komplettes Individuum. Größe 200 x 130 x 100 mm, Gewicht 7,8 kg. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Campo del Cielo. Vollscheibe. Größe 245 x 160 mm, Gewicht 740 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Die Scheibe zeigt einige silikatische Einschlüsse.
Campo del Cielo. Vollscheibe. Größe 66 x 41 mm, Gewicht 30,6 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Ein kleiner Teil des Campo del Cielo-Materials ist stark silikathaltig. Das silikatische Material ist Winonait-ähnlich
und besteht im wesentlichen aus Olivin und Orthopyroxen.
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Maslyanino. Eisenmeteorit, IAB Hauptgruppe.
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Meteorit Maslyanino.
Eisenmeteorit, IAB Hauptgruppe.
Fund 25. Mai 1992. Maslyanino, Novosibirsk, Russland. TKW 26 kg.
Maslyanino. Teilscheibe. Größe 43 x 37 mm, Gewicht 18,5 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Bei dem Meteoriten Maslyanino handelt es sich um einen feinen Oktaedriten
mit Silikateinschlüssen. Der Meteorit enthält 12.43% Ni; 70 ppm Ge; 1.0 ppm
Ir und 29 ppm Ga.
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Nantan. Eisenmeteorit, IAB Hauptgruppe.
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Meteorit Nantan.
Eisenmeteorit, IAB Hauptgruppe.
Nantan, Guanxi, China. TKW ca. 9,5 t.
Nantan. Vollscheibe. Größe 203 x 75 x 2 mm, Gewicht 197,2 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Brauner Akaganeit,
Fe3+8(OH,O)16Cl1.25(H2O)n,
als terrestrisches Alterationsprodukt im Nantan Eisenmeteorit. Bildbreite 5 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
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Odessa. Eisenmeteorit, IAB Hauptgruppe.
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Meteorit Odessa.
Eisenmeteorit, IAB Hauptgruppe, grober Oktaedrit.
Odessa, Ector County, Texas, USA.
Odessa. Teilscheibe. Größe 35 x 25 mm, Gewicht 12,8 g. Gefunden in den 1950er Jahren von Dr. Lincoln
La Paz. Sammlung und Foto Thomas Witzke. Das Exemplar zeigt breite Kamacitbänder und einen Einschluss aus
Graphit und Troilit, der von Cohenit und Schreibersit umgeben wird.
Detail mit dem Graphit-Einschluss, Cohenit und Schreibersit.
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NWA 5549. Eisenmeteorit, IAB Hauptgruppe.
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Meteorit NWA 5549.
Eisenmeteorit, IAB Hauptgruppe.
Fund 2008. Algerien. TKW über 12 kg.
NWA 5549. Teilscheibe. Größe 50 x 46 mm, Gewicht 86,5 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Der Meteorit enthält zahlreiche Silikateinschlüsse, die etwa 15 Vol.-% ausmachen. Das Metall enthält 6,88 % Ni und
0,455 % Co. An Spurenelementen sind vorhanden Ga 81.6 ppm, Ge 370 ppm, As 4,1 ppm, Ir 4,1 ppm und Au 1,49 ppm.
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Bitburg. Eisenmeteorit IAB Hauptgruppe
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Meteorit Bitburg.
Eisenmeteorit, IAB Hauptgruppe.
Fund 1805 oder etwas eher. Albacher Mühle, Bitburg, Rheinland-Pfalz (49.9758°N,
6.56441°E, Position auf wenige Meter genau). TKW ca. 1,6 Tonnen.
Bitburg. Größe 33 x 22 x 12 mm, Gewicht 36,1 g (aufgeschmolzenes Material). Ex Sammlung Rainer
Bartoschewitz. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Anfang des 19. Jahrhunderts, 1805 oder vielleicht etwas eher (das exakte Jahr ist
nicht überliefert), wollte der Müller der Albacher Mühle, unweit der
Kyll bei Bitburg, einen tief eingeschnittenen Fahrweg an einem mit Gesträuch
bedeckten Hügel, unmittelbar gegenüber der Wohnung des Müllers,
erweitern. Dabei fiel ihm eine viereckige Eisenmasse entgegen. Prof. Jacob
NÖGGERATH aus Bonn hörte auf seinen Eifelreisen zwar von der
Masse, kam jedoch nicht in die Gegend. Er sprach sie aber bei einem Treffen mit
Ernst Florens CHLADNI 1817 an. Darauf hin wurden über Landrat
SIMONIS Erkundigungen zu der Masse eingezogen, der in einem Schreiben
von 1817 die Fundumstände erwähnte, die Masse mit 3300 Pfund angab und
weiterhin schrieb, dass sie an ein Hüttenwerk bei Trier verkauft wurde, vorher
aber noch von einem französischen Ingenieur, der von Luxemburg aus kam,
untersucht worden war.
SIMONIS teilte außerdem mit, dass sich
auf den Feldern an dem Hügel Eisenschlacken finden und hier wohl ein Hüttenwerk
gestanden hat. CHLADNI ordnete das Exemplar in seinem Buch über
die Feuer-Meteore von 1819 deshalb unter den problematischen Massen ein. In einem
Nachtrag von 1821 schrieb CHLADNI, dass es sich nun unstreitig um
meteoritisches Material handelt. Wie erst jetzt bekannt geworden, hatte Colonel
George GIBBS, bei dem es sich um den von SIMONIS
erwähnten Ingenieur handelte, 1814 veröffentlicht, dass er 1805 auf
einer Exkursion in die Ardennen eine an einer Straße bei "Bithbourgh" liegende
Eisenmasse von etwa 2500 Pfund gesehen hatte, die an einem Hügel gefunden wurde.
Zu Untersuchungszwecken schlug er sich etwas davon ab. Später zeigte sich, dass
das Material Nickel enthält, was für meteoritische Eisenmassen charakteristisch
sei. NÖGGERATH zog darauf weitere Erkundigungen ein, besuchte 1824 die
Fundstelle sowie später auch den Pluwiger Hammer, Schöndorf bei Trier, wohin
sie verkauft worden war.
Herr MÜLLER, der damalige Eigentümer des
Hammers, berichtete 1824, dass er etwa 10 Jahre vorher von der Masse erfahren, die
33 - 34 Zentner schwere Masse aufgekauft und im Frischfeuer bearbeitet hat.
Die Masse selbst beschreibt er, sie "habe auf ihrer Oberfläche das Ansehen
gehabt, als sey sie in der Art zusammengeschmolzen, wie man bei der Frisch-Schlacke
bemerkt, bei welcher durch das successive Abfliessen, eine knospige, nierenförmige
oder geflossene Oberfläche entsteht; im Allgemeinen sey die Oberfläche
so beschaffen gewesen, als wenn die Masse aus einem geschmolzenen abgetropften
Metall gebildet worden wäre" (NÖGGERATH & BISCHOF,
1825). Das aus dem Frischofen erhaltene Material ließ sich jedoch nicht
Hämmern und war deshalb für eine Weiterverarbeitung unbrauchbar. Es
wurde deshalb in einem alten Werksgraben, der damals verschüttet wurde, mit
vergraben. NÖGGERATH veranlasste die Suche nach dem alten Graben
und dem Material, und tatsächlich konnte eine größere Menge gefunden
werden, die sich eindeutig dem Bitburger Eisen zuordnen ließ. Eine qualitative
Analyse bestätigte den Nickelgehalt. Von dem aufgeschmolzenen Material wurden
Proben nach Bonn, Berlin sowie weiteren Museen verschickt (NÖGGERATH &
BISCHOF, 1825).
Unverändertes Material des Bitburger Meteoriten ist kaum erhalten. CHLADNI
(1826) bekam eine Mitteilung, "dass sich noch zwei Stücke von dieser Masse in
ihrem ursprünglichen Zustande in der Sammlung der Gesellschaft nützlicher
Untersuchungen zu Trier vorfinden". Eines der beiden Exemplare erhielt CHLADNI.
Weiterhin teilte er mit, dass das unveränderte Eisen etwas silikatisches Material
enthält und in dem aufgeschmolzenen Material STROMEYER 11,9 % Ni
und JOHN 8,10 % Ni gefunden hatten. PARTSCH (1843)
berichtet, dass die beiden Trierer Exemplare von Appellationsgerichtsrat SEIPPEL
stammen, der sie von der Masse abschlug, als sie auf dem Weg zum Pluwiger Hammer in
Trier gewogen wurde. Das CHLADNI übereignete Exemplar von "nahe
200 Gran" (ca. 12,5 g) ging nach dessen Tod an das Mineralien-Kabinett der königlichen
Universität zu Berlin. Die Wiener Sammlung erhielt davon einen Teil von etwa
0,95 g. Das in Trier verbliebene Exemplar gibt PARTSCH mit "1 Loth 1
Quentchen und 51 Gran Nürnberger Apothekergewicht" an (ca. 22 g). Das von
Colonel GIBBS abgeschlagene Stückchen fand sich in der Sammlung
des Yale College in New Haven, Connecticut, allerdings fehlettikettiert aus der
Auvergne. PARTSCH gibt es mit 500 Gran (31,25 g) an. Hiervon erhielt
die Wiener Sammlung einen Teil von ca. 4,7 g.
RAMBALDI et al. (1974) führen nur noch die Berliner und Wiener
Sammlung an, in denen sich unverändertes Material befindet. Das Berliner Exemplar
konnte untersucht werden. Es zeigt Widmanstättensche Figuren mit Kamazit-Bändern
zwischen 50 und 230 Mikrometern und gehört damit zu den feinsten Oktaedriten.
Plessit-Felder nehmen etwa 1/3 der Fläche ein. Die silikatischen Einschlüsse
bestehen aus Ortho- und Clinopyroxen, Plagioklas, Olivin und z.T. weiteren Mineralen
wie Troilit und anderen. Nach der chemischen Analyse (Ni 12,4 %, Ga 34,8 ppm, Ge 140
ppm, Ir 0,46 ppm) gehört das Bitburger Eisen zur IAB-Gruppe. Von dem aufgeschmolzenen
Material gingen 55 kg aus der Geologischen Landesanstalt Berlin während des II.
Weltkrieges verloren, erhalten sind weltweit in den Sammlungen noch etwa 15 kg
(RAMBALDI et al., 1974).
Von dem aufgeschmolzenen Material sind vorhanden:
3,44 kg Universität Bonn,
2,8 kg Museum für Naturkunde, Humboldt-Universität Berlin
2,79 kg Mineralogisch-Petrografisches Institut, Tübingen
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Nieder-Finow. Eisenmeteorit, IAB.
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Meteorit Nieder-Finow.
Eisenmeteorit, IAB Gruppe.
Fund 1940. In einer Kiesgrube bei Niederfinow, Brandenburg, Deutschland. TKW 287 g.
Nieder-Finow. Fragment. Größe 3 x 3 mm, Gewicht 0,02 g. Ex Sammlung Matthias Kurz, ex Sammlung Peter Jäger.
Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Der Meteorit wurde 1940 von Herrn Walter NEBEN, einem bekannten Geschiebe-Sammler, in einer Kiesgrube
bei Nieder-Finow zwischen eiszeitlichen Geschieben gefunden. Über den Meteoriten liegen kaum Daten vor. Es handelt sich
um einen groben Oktaedrit. Nach einer vorläufigen Analyse enthält er 8,27 % Ni, 76 ppm Ga, 271 ppm Ge und 2,6 ppm Ir
(BUCHWALD, 1975). Die Hauptmasse befindet sich im Museum für Naturkunde, Berlin.
Die Meteoritical Bulletin Database gibt 1950 als Fundjahr an.
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Eisenmeteorite IAB, sLL Subgruppe
Die Vertreter der sLL-Subgruppe des IAB-Komplexes zeichnen sich durch einen niedrigen Gehalt an Gold und an Nickel aus.
Der Gold-Gehalt entspricht etwa dem der Hauptgruppe (main group), der Nickel-Gehalt liegt etwas über dem der Hauptgruppe.
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Toluca. Eisenmeteorit, IAB Gruppe, sLL Subgruppe.
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Meteorit Toluca.
Eisenmeteorit, IAB Gruppe, sLL Subgruppe. Oktaedrit, rekristallisiert.
Fund ab 1776. Toluca, Xiquipilco, Mexico.
Toluca. Teilscheibe. Größe 17 x 12 mm, Gewicht 6,0 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Der Meteorit Toluca, ein Oktaedrit, zeigt typischerweise Widmannstättenschen Figuren, nicht jedoch einige Stücke
mit Silikateinschlüssen. Zu erkennen sind equigranulare Kamacit-Körner, die triple-junctions bilden. Kamacit wurde
resorbiert. Etwas Schreibersit ist vorhanden, im rechten Teil des Exemplars an dem unregelmäßgen Relief zu erkennen.
Die Textur ist durch eine Rekristallisation bei höheren Temperaturen in Folge eines metamorphen Ereignisses entstanden.
Die verschiedenen Texturen im Toluca Meteorit weisen darauf hin, dass nach der Zerstörung des Mutterkörpers durch
einen katastrophalen Impakt die Bedingungen auch in einem kleineren Maßstab nicht einheitlich waren. Die Anwesenheit von
Silikat spielt hier offenbar eine Rolle, da die Rekristallisation nur in den silikatreichen Bereichen auftritt und in den
silikatfreien fehlt. Die Silikateinschlüsse bestehen hauptsächlich aus Olivin.
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Eisenmeteorite IAB, sLH Subgruppe
Die Vertreter der sLH-Subgruppe des IAB-Komplexes weisen einen niedrigen Gold-Gehalt und hohen Nickel-Gehalt auf.
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Huoyanshan. Eisenmeteorit, IAB Gruppe, sLH Subgruppe.
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Meteorit Huoyanshan.
Eisenmeteorit, IAB Gruppe, sLH Subgruppe.
Fund ab Oktober 2016. 15 km NW des Berges Huoyanshan, Xinjiang, China. TKW ca. 700 kg.
Huoyanshan. Vollscheibe. Größe 45 x 27 mm, Gewicht 23,46 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Bei dem Meteoriten handelt es sich un einen feinsten Oktaedriten. Kamacit mit Bandweite unter 0,035 mm und
Taenit bilden Widmanstättensche Figuren. Kamacit enthält 3,4 - 7,3 % Ni, Taenit weist eine typische M-Zonierung
mit 47,3 % Ni an den Rändern bis 16,5 % Ni im Zentrum. Laut Meteoritical Bulletin ist weiterhin Schreibersit
mit 46,2 - 53,9 % Ni und 12,9 - 16,4 % P vorhanden. Bei dieser Zusammensetzung liegt jedoch das Mineral
Nickelphosphid, (Ni,Fe)3P, und nicht Schreibersit, (Fe,Ni)3P,
vor. Spurengehalte liegen bei Ir 0,02, Ge 1,73, Ga 2,0 und Au 1,81 in µg/g.
Huoyanshan. Detail aus der Scheibe mit Nickelphosphid (rechts) und Widmanstättenschen Figuren. Bildbreite 16 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Huoyanshan. Detail aus der Scheibe mit Widmanstättenschen Figuren. Bildbreite 7 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
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Eisenmeteorite IAB, sHL Subgruppe
Die Vertreter der sHL-Subgruppe des IAB-Komplexes zeichnen sich durch einen höheren Gehalt an Gold
und niedrigeren Gehalt an Nickel aus. Möglicherweise besteht eine Beziehung der sHL und sHH Subgruppen
des IAB-Komplexes zu den Tissemouminiten, einer neu vorgeschlagenen Gruppe Primitiver Achondrite. Sie
könnten von einem gemeinsamen Mutterkörper stammen. |
NWA 8348. Eisenmeteorit, IAB Gruppe, sHL Subgruppe.
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Meteorit NWA 8348.
Eisenmeteorit, IAB Gruppe, sHL Subgruppe. Oktaedrit mit anomaler Struktur.
Fund 2010. Marokko. TKW 518 g.
NWA 8348. Vollscheibe. Größe 28 x 21 mm, Gewicht 5,5 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Bei NWA 8348 handelt es sich um einen plessitischen Oktaedriten mit anomaler Struktur. Er weist plessitische
cm-große Domänen mit reliktischen Widmanstättenschen Figuren im Zentrum auf. Die Domänen werden durch ein mm-dickes
Kamacit-Schreibersit-Netzwerk getrennt. Die einzelnen Domänen weisen unterschiedliche Orientierung auf.
Zusammensetzung: 5.49 mg/g Co, 146.5 mg/g Ni, 20.1 ppm Cr, 495 ppm Cu, 20.3 ppm Ga, 54.1 ppm Ge, 27.1 ppm As,
0.1 ppm Ir, 2.2 ppm Pt, ppm Au.
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Eisenmeteorite IAB, Udei Station grouplet
Die Zusammensetzung des Meteoriten ist ähnlich denen der sLL-Subgruppe, jedoch ist der Ni-Gehalt geringer.
Bisher liegen noch nicht genügend Vertreter vor, um eine eigene Subgruppe zu bilden.
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Udei Station. Eisenmeteorit, IAB Gruppe, Udei Station Grouplet.
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Meteorit Udei Station.
Eisenmeteorit, IAB Gruppe, Udei Station Grouplet. Mittlerer Oktaedrit mit Silikat-Einschlüssen.
Fall Frühjahr 1927. Udei Station, Benue River, Nigeria. TKW 103 kg.
Udei Station. Teilscheibe. Größe 45 x 35 mm, Gewicht 10,5 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Der Meteorit enthält zahlreiche Silikat-Einschlüsse, die aus Enstatit, Olivin, Plagioklas und Diopsid
bestehen. Eine Altersbestimmung ergab 4,537 Mrd. Jahre (I-Xe) sowie ein metamorphes Ereignis bei 4,32 Mrd.
Jahren (K-Ar).
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Eisenmeteorite IAB, Mundrabilla duo
Die Zusammensetzung der Meteoriten ist ähnlich denen der sLL-Subgruppe, unterscheidet sich aber u.a.
durch einen sehr viel höheren Troilit-Gehalt. Bisher liegen noch nicht genügend Vertreter vor, um
eine eigene Subgruppe zu bilden.
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Mundrabilla. Eisenmeteorit, IAB Gruppe, Mundrabilla Duo.
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Meteorit Mundrabilla.
Eisenmeteorit, IAB Gruppe, Mundrabilla Duo.
Fund ab 1911. Mundrabilla Siding, Nullarbor Plain, Western Australia. TKW 24 t.
Mundrabilla. Vollscheibe. Größe 35 x 22 mm, Gewicht 8,826 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Der Meteorit ist wahrscheinlich vor mehreren Millionen Jahren gefallen. Das Streufeld ist 60 km lang und bis 30 km breit und
erstreckt sich bei Mundrabilla Siding in West-Ost-Richtung. Die ersten Exemplare wurden 1911 gefunden und zunächst als
Premier Downs bezeichnet. 1966 konnten zwei große Massen von 9980 und 5540 kg entdeckt werden. 1990 wurden zwei weitere
große Stücke von 840 und 800 kg gefunden. Daneben sind zahlreiche kleinere Exemplare in der Region gefunden worden.
Es handelt sich um einen mittleren Oktaedriten. Für Mundrabilla typisch ist ein sehr hoher Gehalt an Troilit.
Mundrabilla. Individuum. Größe 70 x 40 x 30 mm, Gewicht 196,8 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
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Eisenmeteorite IC
Die Meteorite der Gruppe IC weisen einen Ni-Gehalt von 6,1 - 6,8 % auf. Ni korreliert positiv mit As (4 - 9 ppm), Au
(0,6 - 1,0 ppm) und P (0,17 - 0,40 %) sowie negativ mit Ga (54 - 42 ppm), Ir (9 - 0,007 ppm) und W (2,4 - 0,8 ppm). Die
Abkühlungsraten um 900 K differieren stark zwischen 1 bis 1000 Grad/Millionen Jahre. Vermutlich wurde das IC Eisen kurz
nach der Erstarrung durch Kollision und anschließende Akkretion unterschiedlichen Bedingungen ausgesetzt (Scott, 1977).
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Santa Rosa. Eisenmeteorit, IC Gruppe.
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Meteorit Santa Rosa.
Eisenmeteorit, IC Gruppe.
Fund 1810 und 2008. Tocavita Hill, bei Santa Rosa, Boyaca, Kolumbien. TKW 825 kg.
Santa Rosa. Teilscheibe. Größe 41 x 31 mm, Gewicht 19,9 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
1810 wurde eine große Masse von etwa 750 kg und einige kleinere Stücke gefunden. Ein weiteres Exemplar von etwa
30 kg konnte 2008 gefunden werden. Der Meteorit enthält Ni 6,95, Co 0,45, S 0,38 und P 0,185 % (Lewis & Moore, 1971).
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Literatur:
siehe Hauptseite Meteorite und
Bartoschewitz, R (1987): Das Obernkirchner Eisen.- Meteor 4
Chladni, E.F.F. (1819): Ueber Feuer-Meteore und über die mit denselben herabgefallenen Massen.- Wien, J.G. Heubner, 433 p. (p. 353-354)
Chladni, E.F.F. (1821): Neue Beiträge zur Kenntniss der Feuermeteore und der herabgefallenen Massen.- Annalen der Physik 68 (= Annalen der Physik und der Physikalischen Chemie 8), 329-366 (p. 342)
Chladni, E.F.F. (1826): Ueber Zusammensetzung der Meteormassen. 1. Weitere Nachrichten von der grossen Bitburger Gediegeneisenmasse, gegeben von den Hrn. Steininger und Nöggerath, und nebst einigen Bemerkungen.- Journal für Chemie und Physik 46 (= Jahrbuch der Chemie und Physik 16) 385-396
Gibbs, G. (1814): Observations on the Mass of iron from Louisiana.- American Mineralogical Journal 1, 218-221
Lewis, C. F. & Moore, C. B. (1971): Chemical Analyses of Thirty-Eight Iron Meteorites.- Meteoritics 6, 195-205
Nöggerath, J. & Bischof, G. (1825): Ueber die grösste europäische Gediegen-Eisenmasse, meteorischen Ursprungs.- Journal für Chemie und Physik 43 (= Jahrbuch der Chemie und Physik 13) 1-20
Partsch, P. (1843): Die Meteoriten oder vom Himmel gefallenen Steine und Eisenmassen im k.k.-Hof-Mineralien-Kabinette zu Wien.- Verlag von Kaulfuss Witwe, Prandel & Comp., 162 p. (p. 95-98)
Rambaldi, E.; Jagoutz, E. & Wasson, J.T. (1974): Bitburg - a group-IB iron meteorite with silicate inclusions.- Mineralogical Magazine 39, 595-600
Scott, E.R.D. (1977): Composition, mineralogy and origin of group IC iron meteorites.- Earth and Planetary Science Letters 37, 273-284.
Wöhler, F. & Wicke, W. (1864) Annalen der Chemie und Pharmazie 129, 121;
© Thomas Witzke
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