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EISENMETEORITE

Eisen I

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Eisen ungruppiert
Eisenmeteorite    /    Iron Meteorites


             Eisenmeteorite IV A

             Eisenmeteorite IV B


Eisenmeteorite bestehen im Allgemeinen zu über 90 % aus Nickel-Eisen-Legierungen, wobei es jedoch auch einige Ausnahmen von silikathaltigen Eisenmeteoriten mit deutlich geringeren Metallgehalten gibt. Hauptphasen in Eisenmeteoriten sind Nickel-haltiges α-Eisen, das als Kamacit bezeichnet wird (kubisch, Raumgruppe Im3m, Ni-Gehalt 4 - 7,5 %), und Taenit, γ-(Fe,Ni) mit Ni-Gehalten von üblicherweise 20 - 45 % (kubisch, Raumgruppe Fm3m). Gelegentlich ist auch Tetrataenit, FeNi (tetragonal, Raumgruppe P4/mmm) vorhanden. Neben Einschlüssen von Silikaten treten in Eisenmeteoriten auch Graphit, Troilit, Cohenit, Schreibersit, Nickelphosphid, Diamant, Lonsdaleit und einige weitere Minerale auf.

Eisenmeteorite gehören zu den differenzierten Meteoriten. Ein Teil entstammen Asteroiden, die so stark erhitzt wurden, dass es zu Schmelzprozessen mit anschließender Trennung von Metall- und Silikatphase kam. Dabei bildete sich ein metallischen Kern und ein silikatischer Mantel in dem Körper. Der Asteroid muss groß genug gewesen sein, um eine derartige Aufschmelzung und Differenzierung zu ermöglichen. Die Abkühlungsgeschwindigkeiten variieren je nach Größe und Zusammensetzung und verlaufen auch nicht linear mit der Zeit. Bei kleineren Asteroiden kann es zumindest noch zur Bildung größerer Eisenmassen bei unvollständiger Differenzierung gekommen sein. Andere Eisenmeteorite sind das Produkt von größeren Impakten auf einem Mutterkörper, bei denen es zur Schmelzbildung mit Trennung von Silikat- und Eisenphase und anschließender langsamer Abkühlung kam.

Die Klassifikation der Eisenmeteorite erfolgt nach ihrer Zusammensetzung, dabei werden die Gehalte an Gallium, Germanium, Iridium und Gold berücksichtigt (siehe Tabelle unten). Höhere römische Ziffern bedeuten hier sinkende Spurenelementgehalte. Bei Meteoriten einer Klasse ist eine Herkunft von einem Mutterkörper bzw. eine Bildung unter ähnlichen Bedingungen anzunehmen. Etwa 15 % der Eisenmeteoriten lassen sich keiner der bekannten Klassen zuordnen. Sie werden als ungruppiert geführt. Es wird geschätzt, dass die bisher gefundenen Eisenmeteorite über 60 verschiedene Mutterkörper repräsentieren. Durch spätere Kollisionen oder Impakte wurden diese Körper dann zerstört.

Eine alte Klassifizierung teilt die Eisenmeteorite nach ihrer Struktur in Hexaedrite, Oktaedrite und Ataxite ein.
Hexaedrite bestehen im Wesentlichen aus Kamacit, der Nickel-Gehalt liegt dementsprechend unter 7,5 %. Widmanstättensche Figuren sind nicht vorhanden, einige Hexaedrite weisen jedoch feine, parallele Linien auf, die sogenannten Neumann-Linien. Diese Linien stellen Schock-induzierte Zwillingslamellen dar, die das Resultat von Impakten sind.
Oktaedrite sind die häufigsten Eisenmeteorite. Verwachsungen von Kamacit und Taenit bilden hier die Widmannstättenschen Figuren. Die räumliche Anordnung dieser Verwachsungen folgt den Flächen eines Oktaeders. Die Oktaedrite wurden früher näher nach der Breite der Kamacit-Bänder unterteilt. Widmanstättensche Figuren bilden sich bei einem Ni-Gehalt zwischen etwa 5 - 15 % und Abkühlungsraten von etwa 1 - 200ºC pro Millionen Jahre im Bereich zwischen 700 und 400ºC. Neben Abkühlungsgeschwindigkeit und Ni-Gehalt hat auch der Phosphor-Gehalt einen Einfluss auf die Nickel-Diffusion im Metall und damit auf Ausbildung der Widmanstättenschen Figuren. Auch in Oktaedriten können die schon erwähnten Neumann-Linien auftreten.
Ataxite bestehen hauptsächlich aus Taenit und zeigen im Anschliff nach dem Ätzen keine Widmanstättenschen Figuren. Nur in Form von mikroskopischen Lamellen oder Spindeln kann Kamacit sporadisch vorhanden sein. Der Ni-Gehalt der Ataxite liegt bei über 15 %.



Eisenmeteorite IVA
                                                                                                                                                                                                                                                                   


    Obernkirchen.  Eisenmeteorit IVA.

Meteorit Obernkirchen.
Eisenmeteorit, IVA, feiner Oktaedrit.

Fund Sommer 1863. Obernkirchener Sandsteinbrüche auf dem Bückeberg, Obernkirchen, Rinteln, Niedersachsen (etwa 52.26389°N, 9.22083°E). TKW 41 kg.


Obernkirchen. Teilscheibe. Größe 70 x 38 mm, Gewicht 68 g. Ex Sammlung Walter Zeitschel, ex Sammlung Peter Jäger. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Der Leiter des Oldenburger Naturhistorischen Museums, Carl Friedrich WIEPKEN, teilte 1884 die näheren Umstände zu dem Fund des Obernkirchener Meteoriten mit: "im Sommer 1863 fand Herr E. [gemeint ist der Steinbruchbesitzer Carl Wilhelm ERNST] in Obernkirchen, dass die Arbeiter in seinem Steinbruch im Bückeberge , in der Grafschaft Schaumburg, beim Abräumen einen Stein hatten liegen lassen, den sie in einer Sandschicht ca. 4½ m unter der Oberfläche und ca 3 m über den Sandsteinbänken gefunden, und ordnete die Beseitigung desselben an. Es ward ihm entgegnet, dass der Stein aussergewöhnlich schwer und deshalb liegen geblieben sei. E. überzeugte sich von der Richtigkeit dieser Angabe, schlug ein Stückchen davon ab und erkannte, dass kein Stein, sondern Metall vorliege, liess die Masse nach seinem Hause schaffen, um sie untersuchen zu lassen. Zu diesem Zwecke sägte er ein Stückchen davon ab und schickte dasselbe nach Marburg in ein chemisches Laboratorium. Die Nachricht, dass es kein Silber, sondern nur gewöhnliches schwedisches Eisen sei, enttäuschte ihn dermassen, dass er das unnütze Ding wegwarf. Späterhin machte mir der hiesige Kaufmann R., Schwiegersohn des Herrn E., Mittheilung von der Sache, worauf ich ihn veranlasste, eine Probe davon kommen zu lassen. Von dieser bekam ich die eine Hälfte, die andere hatte er einem hiesigen Chemiker zur Untersuchung übergeben, der, wie ich später erfuhr, zu demselben Resultat gelangte wie der Marburger. Nachdem ich mein Stückchen sorgfältig hatte polieren lassen, fand ich nach der Aetzung die schönsten Widmannstätten'schen Figuren".
WIEPKEN schickte die Probe zu Professor Wilhelm WICKE nach Göttingen mit Bitte um Analyse durch Friedrich WÖHLER. Die Untersuchung durch Wilhelm WICKE & Friedrich WÖHLER (1863) ergab eine Zusammensetzung von Fe 90,95, Ni (mit Co) 8,01 und P 0,64 %.
Der Meteorit wog ursprünglich fast 41 kg und war 28 cm hoch bei einer Breite der Basis von 18 cm.



Obernkirchen. Teilscheibe. Größe 106 x 93 mm, Gewicht 151,5 g. Ex Sammlung Moritz Karl. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Sowohl WÖHLER als auch WIEPKEN waren am Ankauf der Hauptmasse für ihre Institutionen interessiert, waren dazu jedoch aus finanziellen Gründen nicht in der Lage, da jemand schon 500 Thaler dafür geboten hatte. Das Britische Museum (Natural History Museum) London konnte schließlich die Hauptmasse für 800 Reichsthaler erwerben. Als Verkäufer agierte ein Bergingenieur OSIUS (wohl der Finder des Breitenbacher Exemplars des Steinbach-Meteoriten). Aktuell sind in London 32 kg vorhanden. Das Oldenburger Museum erhielt jedoch von London ein Stück von 92,42 g, dieses wurde aber später bei einem Brand vernichtet (WICKE & WÖHLER 1863; WIEPKEN, 1884; GEHLER & REICH, 2015).

Eine weitere Analyse wurde durch Emil COHEN (1900) angefertigt. Er fand Fe 92,45, Ni 7,55, Co 0,83, Cu 0,02, Cr 0,01, S 0,01, P 0,12 und Cl 0,02 %. Der früher gefundene Phosphorgehalt war deutlich zu hoch und neuere Untersuchungen zeigen lediglich 0,02 % (in BUCHWALD, 1975). Der Kamacit ist nicht mit Phosphor gesättigt und Phosphide sind deshalb nicht zu erwarten. Das Widmannstättensche Muster zeigt gerade, lange Kamacit-Lamellen von 0,26 +/- 0,04 mm Breite. Der Kamacit zeigt eine Mischung aus geschockter Epsilon-Struktur und rekristallisierten, 5 - 50 Mikrometer großen Körnern. Taenit bildet dünne Lamellen. Plessit in verschiedener Ausbildung nimmt etwa 30 % der Fläche ein. Troilit bildet 0,5 - 10 mm messende Körner, die 10 - 20 % Daubreelit-Lamellen enthalten. Größere Troilit-Körner sind teilweise, die kleinen ganz in Folge eines Schock-Ereignisses aufgeschmolzen. Dabei kam es auch zur Rekristallisation vom Kamacit. Obernkirchen ist ein feiner Oktaedrit und gehört chemisch zur IVA-Gruppe (BUCHWALD, 1975).

Der Meteorit weist ein beträchtliches terrestrisches Alter auf. Er ist deutlich angewittert, wodurch Widmannstättensche Figuren schon durch natürliche Ätzung erkennbar sind.
Die Sandsteinbrüche am Bückeberg lagen etwa 6 km östlich von Obernkirchen. BARTOSCHEWITZ (1994) gibt den Fundort mit etwa 52°15'50''N, 9°15'15''E (= 52.26389°N, 9.22083°E) an.



Obernkirchen. Teilscheibe. Größe 18 x 11 mm, Gewicht 2,67 g. Ex Sammlung Ian Campbell. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Als größte bekannte erhaltene Teile des Obernkichener Meteoriten gelten heute:
32 kg (früher 34,568 kg) British Museum, London
573 g Slg. Rainer Bartoschewitz
302 g Smithsonian Institution, Washington
283 g Harvard University, Cambridge, Massachusetts
273,8 g Bergbaumuseum St. Petersburg
218 g Geologisches Museum Oslo
208,5 g Institut für Geowissenschaften, London
184 g Field Museum, Natural History, Chicago
151,5 g Slg. Thomas Witzke
136 g Universität Göttingen
135 g Belgrad
133 g Naturhistorisches Museum Budapest
125 g Naturhistorisches Museum Paris
90 g Yale University, New Have, Connecticut
69 g Humboldt-Universität Berlin
68 g Slg. Thomas Witzke




    Gibeon.  Eisenmeteorit, IVA.

Meteorit Gibeon.
Eisenmeteorit, IVA Oktaedrit.
Gibeon, Namaland, Namibia.



Gibeon. Vollscheibe. Größe 23 x 17 cm, Gewicht 641 g. Die Scheibe zeigt sehr schön ausgebildete Widmannstättensche Figuren, Bänder von Ni-armen Eisen (Kamacit) und Taenit. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



Ausschnitt, Bildbreite 14 cm.



Ausschnitt, Bildbreite 5 cm.





    Muonionalusta.  Eisenmeteorit, IVA.

Meteorit Muonionalusta.
Eisenmeteorit, IVA Oktaedrit.
Fund ab 1906. Muonionalusta, Pajala, Norrbottens, Schweden.



Muonionalusta. Vollscheibe. Größe 165 x 91 mm, Gewicht 857,8 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Bei dem Meteoriten Muonionalusta handelt es sich um einen größeren Schauer. Die Exemplare wurden in glazialen Sedimenten gefunden. Das erste Exemplar wurde 1906 nahe dem Dorf Kitkiöjärvi (etwa 67°46'N, 23°15'E), rund 15 km SW von Muonionalusta, nicht weit von der Grenze zu Finnland, entdeckt. Das Verbreitungsgebiet in der Gemeinde Pajala weist eine Ausdehnung von etwa 25 x 15 km auf. Der Meteorit fiel vor etwa 1 Million Jahren. Das originale Streufeld ist kaum zu bestimmen, da es sich um glazial aufgearbeitete Sedimente handelt. Entsprechend dem Alter ist die Oberfläche der gefundenen Exemplare recht stark verwittert.
Bei Muonionalusta handelt es sich um einen feinen Oktaedriten. Neben Eisen enthält er 8.4% Ni, 0.33 ppm Ga, 0.133 ppm Ge und 1.6 ppm Ir. Der Meteorit enthält Troilit in rundlichen Aggregaten. In dem Troilit finden sich ca. 5 - 10 % Daubreelit in 1 - 100 Mikrometer bereiten Lamellen. Schreibersit ist selten und erreicht nur 10 - 20 Mikrometer Abmessung. Daneben konnte Chromit und Stishovit nachgewiesen werden. Als terrestrische Alterationsprodukte sind Akaganeit und das neu entdeckte Nickel-Hydroxid-Chlorid Muonionalustait gefunden worden. Der Stishovit kann nicht durch isostatischen Druck im Kern des Mutterkörpers enstanden sein, sondern ist auf ein Impaktereignis, vermutlich vor 400 Millionen Jahren, zurückzuführen (HOLTSTAM et al., 2003; BLICHERT-TOFT et al., 2010). Eine Altersbestimmung mit 207Pb/206Pb-Isotopen ergab 4,5653 Milliarden Jahre, womit Muonionalusta ein sehr frühes Beispiel für einen differenzierten Asteroiden mit Bildung von einem metallischen Kern darstellt.



Ausschnitt aus der Scheibe oben, Bildbreite 25 mm.



Muonionalusta. Individual. Größe 80 x 60 x 55 mm, Gewicht 900 g. Das Exemplar zeigt sehr deutlich große Spaltflächen nach dem Oktaeder. Sammlung und Foto Thomas Witzke.





    Steinbach.  Eisenmeteorit, IVA anomal.

Meteorit Steinbach.
Eisenmeteorit, IVA anomal.

Erster Fund vor 1724. TKW > 99 kg.


Steinbach. Teilscheibe, Größe 35 x 19 mm, Gewicht 5,7 g. Ex Sammlung Bernard Vajdl. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Steinbach ist ein silikatführender, anomaler IVA-Eisenmeteorit, früher als "Siderophyr" bekannt. Der Silikatanteil macht etwa 66 % aus und setzt sich überwiegend aus Ca-armen Enstatit und Tridymit zusammen, untergeordnet ist Clinopyroxen vorhanden. Rund 1/3 des Volumens besteht aus Kamacit und Taenit sowie etwas Troilit und wenig Chromit. Das Ni-Fe-Metall zeigt Widmannstättensche Figuren nach dem Ätzen. Olivin und Plagioklas fehlen in dem Meteoriten völlig.

Zu dem Steinbach-Meteoriten werden heute vier Exemplare gerechnet:
(1) vor 1724 gefunden, häufig mit der offenkundig unzutreffenden Angabe "Grimma" belegt,
(2) vor 1751 gefunden, in Steinbach bei Johanngeorgenstadt, Sachsen,
(3) 1833 gefunden, in Rittersgrün bei Johanngeorgenstadt, Sachsen,
(4) 1861 gefunden, in Breitenbach (heute Potůčky) bei Platten (heute Horní Blatná), Böhmen.

Das erste Exemplar, das heute zu den Steinbach-Meteoriten gerechnet wird, befand sich ursprünglich in der Sammlung des sächsischen Berghauptmanns VON SCHÖNBERG. Friedrich STROMEYER erwähnt 1824, dass VON SCHÖNBERGs Sammlung vor über 100 Jahren nach Gotha verkauft wurde. Damit ergibt sich dann die Jahreszahl von 1724, die im Meteoritical Bulletin genannt wird, wobei der Fund dann noch früher erfolgt sein muss. Unklar ist allerdings, welcher Berghauptmann VON SCHÖNBERG gemeint ist, da es mehrere gab. Abraham VON SCHÖNBERG (1640 - 1711) besaß eine große, bekannte Sammlung. BREITHAUPT (1862) nennt allerdings Kurt Alexander VON SCHÖNBERG (1703 - 1761) als Vorbesitzer des Gothaer Exemplars. Dies ist jedoch schwierig mit STROMEYERs Angabe in Einklang zu bringen. Möglicherweise hat BREITHAUPT sich hier geirrt. Das Exemplar gelangte schließlich in die Sammlung von Ernst Friedrich VON SCHLOTHEIM in Gotha.
Die Zuordnung zu dem häufig genannten Fundort Grimma geht wohl auf Olaf ERICHSEN zurück, der die Sammlung besichtigte und 1810 dazu schrieb: "Unter den Erzarten will ich zuerst ein höchst merkwürdiges Stück Gediegen-Eisen mit Olivin anführen, das zuverlässig zu den Meteorolithen gehört, aus einer alten Sammlung herrührt, und mit vieler Wahrscheinlichkeit von der zwischen Neuhof und Grimma im Königr. Sachsen herabgefallenen Eisenmasse abstammen mag, deren in einer alten Meissner Chronik erwähnt wird." Eine Eisenmasse, die in einem Wald bei Neuhof nahe Grimma gefunden wurde, und von der niemand wusste, wie sie dorthin gekommen ist, erwähnt Georg FABRICIUS 1565. Eine Zuordnung des Gothaer Exemplars zu der Grimmaer Eisenmasse, über die nichts weiter bekannt ist, schließt Ernst Flores CHLADNI (1818) allerdings aus. Er schreibt, dass das jetzt in Gotha befindliche Exemplar höchst wahrscheinlich aus Sachsen stammt, und zum Fundort lediglich eine Notiz: "ein kurioses Stück Gediegeneisen, so auf dem Felde gefunden worden" beigefügt war.



Steinbach. Teilscheibe, Größe 21 x 12 mm, Gewicht 2,593 g. Ex Sammlung Erich Haiderer. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Eine erste Untersuchung wurde von Friedrich STROMEYER (1824) vorgenommen, der Olivine von dem in Gotha befindlichen Exemplar analysieren konnte und mit terrestrischen Olivinen verglich. Es zeigten sich deutliche Unterschiede, die nicht überraschend waren, da das Material kein Olivin enthält und STROMEYER offenbar Pyroxen mit Olivin verwechselte. CHLADNI (1818) gibt für das Stück in Gotha eine Masse von etlichen Pfund an, Otto BUCHNER (1863) erwähnt noch eine Masse von 764,67 Gramm. Der Fundort "Grimma" ist für das Exemplar eindeutig zu streichen. Der genaue Fundort bleibt somit offen und man kann nur spekulieren, dass er vermutlich in der Nähe der anderen drei Exemplare gelegen haben wird.

Über das zweite, ebenfalls erst viel später als Meteorit erkannte Exemplar schreibt Johann Gottlob LEHMANN 1751, dass der Chemiker Andreas Sigismund MARGGRAF eine "ansehnliche Stuffe [...] von Eibenstock in Sachsen" aus Gediegen Eisen besitzt, das vom Magneten angezogen wird, sich mit dem Hammer treiben lässt und im Feuer als Eisen ausgeschmolzen werden kann. CHLADNI (1818) gibt den Fundort dann recht präzise mit "zwischen Eibenstock und Johann Georgenstadt auf einer Eisenhalde bey den Steinbacher Seifenwerken" an. Steinbach ist heute ein Ortsteil von Johanngeorgenstadt. Nach BUCHNER (1863) befindet sich der Hauptteil des Exemplars, rund 1,2 kg, in der Sammlung in Wien, 130,7 g befinden sich in London, 50,146 g in Berlin sowie weitere kleinere Teile in verschiedenen Sammlungen. Unzutreffend ist offenbar die Angabe bei HEIDE (1988), dass es sich bei der in Gotha befindlichen Masse um das Steinbach-Exemplar handelt.

Das dritte Exemplar wurde 1833 durch den mit Ackerroden beschäftigten Waldarbeiter Karl August Reißmann bei Ehrenzipfel, Rittersgrün, am linken Hang oberhalb des Pöhlwassers gefunden (WEISBACH, 1876). Er versuchte, die 86,5 kg schwere Masse an einen Schmied und ein benachbartes Hammerwerk zu verkaufen, jedoch erfolglos. 1861 erfuhr August Breithaupt durch Hüttenverwalter Kröner von der Masse und erwarb sie für die mineralogische Sammlung der Bergakademie Freiberg (BREITHAUPT, 1862). Das im Durchmesser 43 cm messende Exemplar wurde in Wien geschnitten, was 2 Monate dauerte. Die verbliebene Hauptmasse von 55 kg befindet sich in der Bergakademie Freiberg, das restliche Material wurde an Museen verteilt und verkauft.

Eine erste chemische Analyse des metallischen Teils durch C. RUBE wurde von BREITHAUPT (1862) veröffentlicht. Danach besteht es zu 87,31 % aus Eisen, 9,63 % Nickel und 0,58 % Cobalt. Ein geringer Phosphorgehalt ist auf Schreibersit zurückzuführen. BREITHAUPT schreibt weiter, dass er unter einer aus Nickel-haltigem Eisenoxydhydrat bestehenden Rostrinde "die aus Magneteisenerz bestehende Brandrinde" fand, und im Inneren überwiegend Peridot (Olivin) und Eisen sowie Magnetkies. Bei dem Peridot unterlag er, wie auch schon STROMEYER, einem Irrtum, das Mineral ist in dem Meteoriten nicht vorhanden. BREITHAUPT stellte weiterhin fest, dass die Widmannstättenschen Figuren zeigen, dass es sich bei dem Eisen durchgehend um einen einzigen Kristall handelt. Eine ausführliche Analyse publizierte Clemens WINKLER 1878. Er untersuchte sowohl den metallischen als auch den silikatischen Teil. Für das Eisen stellte er 89,99 % Fe, 9,74 Ni, 0,23 Co sowie weitere Elemente in Spuren fest. Für den "Schreibersit" fand er nach Abzug von SiO2 als Verunreinigung Fe 40,68, Ni 48,16 und P 11,16 %. Sofern die Analyse korrekt ist, würde hier kein Schreibersit, sondern das Ni-Analogon Nickelphosphid vorliegen. Der Troilit entsprach recht genau der Zusammensetzung FeS. Als ein weiteres Mineral nennt WINKLER den Asmanit, der kurz vorher als angeblich neues Mineral aus dem ebenfalls zu dem Steinbacher Meteoriten gehörende Breitenbacher Exemplar beschrieben wurde. WINKLER findet, abgesehen von leichten Verunreinigungen, eine Zusammensetzung SiO2 und kommt nach einem Vergleich mit den Eigenschaften von Tridymit zu dem Ergebnis, das beide Minerale wahrscheinlich identisch sind. Der Pyroxen, das Hauptmineral im silikatischen Teil, entsprach einem etwas Fe-haltigem Enstatit (Broncit).
Der Fundort des Rittersgrün-Exemplars ist in der Geologischen Karte verzeichnet und lässt sich so bis auf wenige Meter genau mit 50.45865°N, 12.83544°E angeben.



Steinbach. Teilscheibe, Größe 10 x 5 mm, Gewicht 0,389 g. Ex Sammlung Erich Haiderer. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


1861 wurde Breitenbach (heute Potůčky) bei Platten (heute Horní Blatná) in Böhmen, ganz dicht an der Grenze zu Sachsen und unmittelbar neben Johanngeorgenstadt, ein weiteres Exemplar gefunden. 1863 wurde es für das British Museum, London erworben (STORY-MASKELYNE, 1871). Über die Fundumstände wird nichts weiter mitgeteilt. STORY-MASKELYNE untersuchte das Material und stellte fest, dass es den Exemplaren von Steinbach und Rittersgrün entsprach. Er fand in dem Meteoriten ein vermeintlich neues Mineral, das sich als Siliziumdioxid erwies und das er Asmanit nannte. Wie bereits bei dem Rittergrün-Exemplar erwähnt, handelt es sich hierbei jedoch um Tridymit.
BUCHNER (1863) erwähnt, dass das Exemplar im April 1861, "etwa eine Elle tief in der Dammerde" gefunden wurde und 10,5 kg wog. In einer kurzen Notiz nennt Gustav ROSE (1864) einen Herrn Osius aus Freiberg als Finder und teilt mit, dass die Berliner Sammlung ein kleines Stück erhalten hat.

Die Massen der vier bekannten Exemplare addieren sich auf mindestens 99 kg.




Eisenmeteorite IVB
                                                                                                                                                                                                                                                                   


    Chinga.  Eisenmeteorit, IVB anomaler Ataxit.

Meteorit Chinga.
Eisenmeteorit, IVB anomaler Ataxit.

Fund ab 1912. Tal des Chinge-Flusses (der in den Fluss Urgalik mündet, der wiederum in den Elegest, und der in den Yenisey), Tannu Ola Gebirge, Tuva Autonome Region, Russland. TKW 209,4 kg.



Chinga. Vollscheibe. Größe 50 x 30 mm, Gewicht 38,7 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Die ersten Exemplare wurden 1912 gefunden, aber zunächst für terrestrisches Material gehalten. 1923 wurde die meteoritische Natur des Materials erkannt.
Angeätzte Flächen zeigen eine deutliche Schlieren-Struktur, die zum Teil starke Deformationen zeigt. Die Schlieren-Struktur wird durch Bereiche mit hellerer und dunklerer Reflektanz erzeugt, ohne dass es chemische oder Härte-Unterschiede gibt. Der Unterschied ist auf etwas verschiedene submikroskopische Orientierung von α- und γ-Eisen (Kamacit und Taenit) zurückzuführen (Buchwald, 1975).
Der Ni-Gehalt liegt bei 16.38 %.



Chinga. Vollscheibe. Größe 104 x 58 mm, Gewicht 47,2 g. Sammlung und Foto
Thomas Witzke.

Die Scheibe ist geätzt und zeigt die Schlieren-Struktur.








EISENMETEORITE
Eisen I
Eisen II
Eisen III
Eisen IV
Eisen ungruppiert



Literatur:
BLICHERT-TOFT, J.; MOYNIER, F.; LEE, C.-T.A.; TELOUK, Ph.; AALBARÈDE, F. (2010): The early formation of the IVA iron meteorite parent body. Earth and Planetary Science Letters 296, 469-480 BREITHAUPT, A. (1862): Vorläufige Nachricht über den Eisen-Meteorit von Rittersgrün.- Berg- und Hüttenmännische Zeitung 21, Nr. 37, 321-322
BUCHNER, O. (1863): Die Meteoriten in Sammlungen, ihre Geschichte, Mineralogische und Chemische Beschaffenheit.- Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann, 202 p. (p. 124-125)
CHLADNI, E.F.F. (1819): Ueber Feuer-Meteore, und über die mit denselben herabgefallenen Massen.- Wien, im Verlage bey J.G. Heubner, 434 p. (p. 324 und 326)
ERICHSEN, O. (1810): (Brief an C.C. Leonhard).- Taschenbuch für die gesammte Mineralogie, mit Hinsicht auf die neuesten Entdeckungen, herausgegeben von Carl Caesar Leonhard. Vierter Jahrgang. Frankfurt am Main, Bei Johann Christian Hermann, p. 362-369
FABRICIUS, G. (1565): De Metallicis rebus ac nominibus observationes variae.- Tiguri (Zürich), p. 6 - 7 und 10. In: GESNER, C. (1565): De omni rerum fossilium genere, gemmis, lapidibus metallis, et huiusmodi, libri aliquot, plerique nunc primum editi.- Tiguri
HEIDE, F. (1988): Kleine Meteoritenkunde, 3. Auflage, bearbeitet von F. Wlotzka.- Berlin u.a., Springer Verlag, p. 175 und 176
HOLTSTAM, D.; BROMAN, C.; SÖDERHIELM, J.; ZETTERQVIST, A. (2003): First discovery of stishovite in an iron meteorite. Meteoritics & Planetary Science. Meteoritical Society 38, 1579-1583
LEHMANN, J.G. (1751): Kurtze Einleitung in einige Theile der Bergwercks-Wissenschaft.- Berlin, Bey Christoph Gottlieb Nicolai, 192 p. (p. 79-80)
ROSE, G. (1864): Verhandlungen der Gesellschaft. Protokoll der Mai-Sitzung (Über neue Erwerbungen des mineralogischen Museums Berlin).- Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft 16, 355-356
STORY-MASKELYNE, N. (1871): On the Mineral Constituents of Meteorites. XII. The Breitenbach Meteorite.- Philosophical Transactions of the Royal Society 161, 359-365
STROMEYER, F. (1824): Referat zum Vortrag: De Olivini, Chrysolithi et fossilis, quod cellulas et cavernulas ferri meteorici Palasii explet, analysi chemica.- Göttingische Gelehrte Anzeigen 208. 209. Stück, 2073-2083
WEISBACH, A. (1876): Der Eisenmeteorit von Rittersgrün im sächsischen Erzgebirge.- Freiberg, Verlag der Königlichen Bergakademie
WINKLER, C. (1878): Die Untersuchung des Eisenmeteorits von Rittersgrün.- Verhandlungen der Kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher / Nova Acta Academiae Cesarae Leopoldino-Carolinae Germanicae Naturae Curiosorum 40, 333-381


© Thomas Witzke


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