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Megalithgräber und Menhire im Saarland




Menhir "Gollenstein", Blieskastel

Der "Gollenstein" liegt auf einer Höhe nordwestlich des Stadtzentrums von Blieskastel. Man erreicht ihn mit dem Auto am besten über die Schlossbergstraße und folgt der Ausschilderung über den Ziegelhütter Weg und den Kahlhecker Weg. Zu Fuß kann man ihn über verschiedene Wanderwege erreichen.

Der Menhir wurde wahrscheinlich Ende des Neolithikums, ca. 2000 v.d.Z. errichtet. Er besteht aus einem hellen Sandstein und ragt 6,60 Meter aus dem Boden. Es handelt sich um den größten (allerdings rekonstruierten) Menhir Deutschlands. Er liegt sehr schön in der Landschaft. Die exponierte Lage auf dem Berg und die gewaltige Anstrengung, die zur Errichtung des Menhirs notwendig war, lässt auf einen im Leben der damaligen Menschen sehr bedeutenden und wichtigen Kult schließen. Nur spekuliert werden kann, dass der Kult mit dem Himmel in Verbindung stand und der Menhir vielleicht eine symbolische Säule zwischen Erde und Himmel darstellt oder dass es sich um einen Sonnenkult handelte. Als andere Möglichkeiten werden ein Phalluskult (allerdings könnte man, zumindest nach heutiger Vorstellung, die Errichtung eines Phallussymbols auf einem Berg eher als eine Herausforderung an die Himmels- bzw. Götterwelt betrachten) oder ein Gerichts- oder Thingstein genannt. Über die tatsächliche Bedeutung des Menhirs ist jedoch nichts bekannt.

1939 wurde der Gollenstein von der Deutschen Wehrmacht zur Vermeidung eines Zielpunktes der französischen Artillerie umgelegt. Dabei riss das Seil, der Stein stürzte und zerbrach in vier große und einige kleine Teile. 1951 wurde der Stein mit Hilfe von Beton rekonstruiert und in seiner ursprünglichen Form wieder errichtet. Von dem Wanderweg aus, von dem man den Menhir erreicht, erscheint die Reparatur nicht so auffällig, an der abgewandten Seite sieht man jedoch, wie stark der Stein beschädigt wurde. 2002 wurde der Stein eingerüstet und saniert.

An einer Seite des Menhirs findet sich eine eingemeißelte Nische mit einem Kreuz und den Buchstaben IHS auf der Rückseite. Die Nische diente zur Aufnahme eines christlichen Kultgegenstandes, vielleicht einer kleinen Heiligenstatue oder eines Kreuzes. So wurde dem Stein eine christliche Bedeutung gegeben und der ursprüngliche "heidnische" Sinn verdrängt. Die Nische ist durch Ruß schwarz gefärbt, da allerdings auch rezent immer wieder Kerzen in die Nische gestellt werden, ist die Schwarzfärbung kein Beleg für eine ursprüngliche Nutzung als Lampennische. Meist findet sich die Angabe, dass die Nische wahrscheinlich im Mittelalter eingemeißelt wurde.
Rechts unterhalb der Nische ist, allerdings nur noch sehr undeutlich, eine menschliche Figur als herausgearbeitetes Relief zu erkennen. Zu sehen sind noch der Kopf, Teile des Körpers, ein Arm mit Hand und zwei Beine mit Füßen. Diese Figur wird als eine vorgeschichtliche Götterfigur gedeutet, vielleicht der keltische Wettergott Taranis (Graichen, 1991). Ein heller Fleck im Bereich des Körpers zeigt, dass hier in jüngster Zeit ein Stück Sandstein abgeplatzt ist.
Sowohl zur Anlage der Nische als auch der Figur gibt es jedoch auch eine andere Ansicht. In einen ausführlichen Bericht zum Gollenstein von 1809 schreibt F.C. Derkum: "Er besteht aus einem hiesigländischen rothen Sandstein aus einem Stück, ohne einen Aushau daran wahrzunehmen noch vermuthen zu können ..." (nach Cappel, 1989). Auch auf einer Zeichnung ist nichts von einer Nische oder Figur zu sehen. Es ist deshalb zu vermuten, dass beides erst nach 1809 in den Stein geschlagen wurde. Merkwürdigerweise fehlt aber auch jegliche Nachricht oder Erzählung in der Bevölkerung über so eine auffällige Veränderung an dem Stein in jüngerer Zeit.

Leider ist der Gollenstein stark durch Besucher, die ihre Initialen in den Stein ritzen, in Mitleidenschaft gezogen. Auch die immer wieder in die Nische gestellten Kerzen können zu Beschädigungen des Steins führen. Heruntergetropftes Wachs versiegelt die Gesteinsporen und durch Frostsprengung kann es dann zum Abblättern von kleinen Partien kommen.

Zur Herkunft des Namens "Gollenstein" gibt es mehrere Deutungen. Die geläufigste leitet ihn von dem lateinischen Wort "colus" = Spinnrocken (d.h. der Stab, um den beim Handspinnen das Fasergut gewunden wird) ab. Die ältesten Überlieferungen legen jedoch eine andere Deutung nahe. Eine Nachricht von 1553 nennt den Menhir "Guldenstein", auf einer Landkarte zur Beschreibung des Amtes Zweibrücken von 1564 finden sich die Namen "Güldenstein" und "Pirmanstein". Die Ableitung von "Gold-" könnte sich auf den ursprünglich mit gelbem Ginster bewachsenen Berg beziehen, auf dem der Stein steht (Cappel, 2002).

Cappel, H. (2002): Der Gollenstein - ein Wahrzeichen unserer Heimat.- Saarpfalz, Blätter für Geschichte und Volkskunde , Heft 3, 5-24
Cappel, H. (1989): Gollenstein und Spellenstein.- Saarpfalz, Blätter für Geschichte und Volkskunde , Heft 4, 4-10
Graichen, G. (1991) Das Kultplatzbuch.- Knaur


Koordinaten: 49.24467° N, 7.24950° E (WGS84).




Der Menhir "Gollenstein" in der Winterlandschaft. Foto 30.12.2004.






Der Menhir "Gollenstein", Blieskastel. Deutlich ist die Nische für die Aufnahme eines christlichen Kultobjektes zu erkennen. Foto 30.12.2004.






Der Menhir "Gollenstein", Blieskastel. Foto 30.12.2004.






Der Menhir "Gollenstein", Blieskastel. Foto 30.12.2004.






Der Menhir "Gollenstein", Blieskastel. Hier auf der der Nische abgewandten Seite sind die starken Beschädigungen und Reparaturen gut zu erkennen. Foto 30.12.2004.






Der Menhir "Gollenstein", Blieskastel. Die Nische mit einem eingeritzten Kreuz und Buchstaben. Rund um die Nische rezente Initialen von Besuchern. Foto 30.12.2004.






Der Menhir "Gollenstein", Blieskastel. Die stark beschädigte menschliche Figur rechts unterhalb der Nische. Oberhalb der hellen, abgeplatzten Stelle ist der Kopf zu erkennen, rechts davon ein Arm mit Hand, darunter Reste des Körpers und der Beine. Foto 30.12.2004.




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