HOME
TYPLOKALITÄTEN
FUNDORTE
NAMEN
ENTDECKER
SACHSEN
THÜRINGEN
SACHSEN-ANHALT


Lautit


Formel: CuAsS, orthorhombisch

Typlokalität: Grube Rudolfschacht, Lauta bei Marienberg, Erzgbirge, Sachsen

Erstbeschreibung:
FRENZEL, A. (1881): Mineralogisches. 6. Lautit.- Tschermaks Mineralogische und Petrographische Mitteilungen 3, 515-516




Lautit. Grube Vater Abraham, Lauta bei Marienberg, Erzgebirge, Sachsen. Größe der Stufe 3 cm. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


       Ein neues Mineral aus dem Marienberger Revier

Der Freiberger Mineraloge und Chemiker August FRENZEL schreibt 1881 über ein neues Mineral, den Lautit:
"In der Grube Rudolfschacht zu Lauta bei Marienberg in Sachsen machte man im Sommer 1880 einen edlen Anbruch, wobei folgende Mineralien vergesellschaftet vorgefunden wurden: Gediegen Arsen, Rothgültigerz, Kupferkies, Fahlerz, Bleiglanz, und Schwerspath als Gangart. Mit diesen Vorkommnissen brach ein schwarzes Mineral ein, welches man nicht gut bestimmen konnte, und das bald für Zinkblende, bald für Fahlerz oder Enargit gehalten wurde, mit letzterem Mineral hat es denn auch grosse Aehnlichkeit. Ende December 1880 erhielt ich eine grosse Stufe von Herrn Oberbergrath Müller zur Untersuchung, welche alle obengenannten Mineralien und zugleich geringe Partien fraglichen Körpers enthielt. Eine vorläufige analytische Untersuchung ergab ein überraschendes Resultat und sofort die Gewissheit, dass hier ein neues Mineral vorliege. Nachdem Herr Oberbergrath Müller mir weiteres ausreichendes Material zur Untersuchung übergeben hatte, konnte ich zwei genaue Analysen fertigen"
FRENZEL gibt als Formel Cu4AgAs5S5 an. Zur Charakterisierung des Minerals schreibt er weiter:
"Metallglanz. Farbe eisenschwarz, Strich schwarz, Härte 3 bis 3.5, ritzt Kalkspath noch deutlich, spec. Gewicht 4.96. Mild bis wenig spröd. Structur stänglich bis körnig. Bis jetzt nur derb vorgekommen, zumeist in stänglichen, namentlich radialstänglichen Partien oder in feinfaserigen bis kleinkörnigen Aggregaten. [...] Es gelang mir nicht, aus den Spaltungsverhältnissen das Krystallsystem zu bestimmen, da das Mineral auch nur undeutlich spaltet. Vor dem Löthrohr decripitirt es heftig; schmilzt leicht, viel Arsenrauch abgebend, zu einer blanken Kugel. [...] Das eigenthümliche, durch seine chemische Zusammensetzung hochinteressante Mineral benenne ich Lautit, nach seinem ersten Fundorte Lauta".

Ein Jahr später korrigiert FRENZEL (1882) die Formel:
"Die Formel des Lautit kann vereinfacht werden, indem eine neue Analyse ergab, dass das Silber nur stellvertretend für Kupfer auftritt; statt der angegebenen Formel Cu4AgAs5S5 ist also die Formel zu schreiben: CuAsS. [...] In Höhlungen finden sich, auf Kupferkies aufsitzend, winzig kleine, stark glänzende Lautitkryställchen. Anscheinend rhombisch [...]".



       Lautit wird als Mineral angezweifelt

Albin WEISBACH bezweifelte 1882 kurz nach der Entdeckung des Lautits dessen Eigenständigkeit. Kritik besteht vor allem an der von FRENZEL vorgeschlagenen Formel CuAsS:
"Diese Zusammensetzung schliesst wegen des geringen Schwefelgehaltes, der zur Sättigung nicht einmal des einen (As) der beiden anderen Bestandtheile ausreicht, das Mineral aus der Classe der Sulfosalze aus, von deren allgemeinem chemischen Character es auch dadurch abweicht, dass es beim Erhitzen im einseitig geschlossenen Glasrohre metallisches Arsen entwickelt.
Es würde sonach höchstens üpbrig bleiben, den Körper als eine Art Legirung zu betrachten, etwa nach Art der schwefelhaltigen Tetradymite, eine Auffassung, die freilich so wenig Wahrscheinlichkeit für sich hat, dass ich - und zwar schon vor Jahresfrist (24. März 1881) - in einer Sitzung des hiesigen bergmännischen Vereins meinem Bedenken gegen die unbedingte Anerkennung des Lautit als selbständige Mineralspecies Ausdruck gegeben habe.
Diese Bedenken steigerten sich, als mit die ersten Stufen in die Hände kamen, indem bei näherer Betrachtung sich herausstellte, dass der sogenannte Lautit mit gediegen Arsen förmlich durchspickt ist [...]"
WEISBACH vermutete, dass FRENZEL ein Gemenge analysiert hatte. Nach der Analyse von zwei Proben durch Clemens WINKLER nahm WEISBACH eine Zusammensetzung von Cu3AsS3 an, der restliche Arsengehalt soll mechanisch beigemengt sein.

Nach neuen Funden von Lautit in Lauta schreibt FRENZEL (1895):
"Die Selbständigkeit dieses interessanten Minerals wurde von den Herren Groth und Weisbach angezweifelt und dasselbe für ein Gemenge erklärt. Die neuen schönen Lautite wird aber wohl Niemand mehr als Gemenge erklären können, und auch diese ergaben bei der Analyse ganz glatt das Verhältnis CuAsS."
Die Dichte bestimmte FRENZEL als 4.91.



       Neue Daten zum Lautit

Hugo STRUNZ (1957) vermutete für Lautit eine Sphalerit-ähnliche Struktur. CRAIG & STEPHENSON (1965) fanden bei einer Strukturanalyse orthorhombische Symmetrie, Raumgruppe Pna21, mit a = 11,35, b = 5,456, c = 3,749 Å, V = 232,16 Å3 und Z = 4. Die gemessene Dichte liegt bei 4.91, die berechnete bei 4,88 g/cm3. Die Sphalerit-ähnliche Struktur konnte bestätigt werden. Dabei werden sowohl die Zn- als auch die S-Positionen zu jeweils einem Drittel von Cu, As und S besetzt, wobei die Struktur perfekt geordnet ist. Damit lässt sich die Lautit-Struktur besser als ein Derivat der Diamant-Struktur beschreiben.

Neben dem Erstfundort Lauta ist das Mineral noch von einem weiteren sächsischen Vorkommen bekannt. Auf der Halde von Schacht 371 bei Hartenstein fand sich Lautit in metallisch schwarzen, nadeligen bis säuligen Kristallen bis einige Millimeter Länge zusammen mit Arsen und Chalcopyrit.



Chemische Analyse von Lautit (in Masse-%)

    Lautit
  von Lauta
  (FRENZEL, 1881)   
  Lautit
  von Lauta
  (FRENZEL, 1882)   
  Lautit
  von Lauta
  (FRENZEL, 1895)   
  Lautit,
  theoretische
  Zusammensetzung   
  Cu   27.60   33.54   36.10   37.27
  Ag   11.74     3.03    
  Fe       0.44    
  As   42.06   42.60   45.66   43.93
  Sb       0.58    
  S   18.00   18.57   17.88   18.80
  Summe      99.40   98.76   99.64 100.00


Literatur:
CRAIG, D.C. & STEPHENSON, N.C. (1965): The Crystal Structure of Lautite, CuAsS.- Acta Crystallographica 19, 543-547

FRENZEL, A. (1881): Mineralogisches. 6. Lautit.- Tschermaks Mineralogische und Petrographische Mitteilungen 3, 515-516

FRENZEL, A. (1882): Lautit.- Tschermaks Mineralogische und Petrographische Mitteilungen 4, 97

FRENZEL, A. (1895): Mineralogisches. 20. Lautit.- Tschermaks Mineralogische und Petrographische Mitteilungen 15, 125

STRUNZ, H. (1957): Mineralogische Tabellen.- 3. Auflage, Leipzig, Akademische Verlagsgesellschaft, 448 p. (p. 94)

WEISBACH, A. (1882): Mineralogische Notizen II. 10. Lautit.- Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie, Jahrgang 1882, II. Band, 250-253





© Thomas Witzke

HOME
TYPLOKALITÄTEN
FUNDORTE
ENTDECKER
NAMEN
SACHSEN
THÜRINGEN
SACHSEN-ANHALT