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Wismut (Bismut)


Formel: Bi, trigonal

Typlokalität: Gruben St. Georg und Wismutzeche, Schneeberg, Erzgebirge, Sachsen

Erstbeschreibungen:
AGRICOLA, G. (1530): Bermannus sive de re metallica.- Basileæ, in ædibus Frobenianis, 135 p. (p. 75-76)
AGRICOLA, G. (1546): De ortu & causis subterraneorum Lib. V / De natura eorum quæ effluunt ex terra Lib. IIII / De natura fossilium Lib. X / De ueteribus & nouis metallis Lib. II / Bermannus, siue De re metallica Dialogus. / Interpretatio Germanica uocum rei metallicæ, additio Indice fœcundissimo.- Basileæ, Froben, 472 p. + Index [De natura fossilium, Lib. I, p. 186 und Lib. VIII, p. 339-340]
     (als "Bisemutum"")

erste Erwähnung:
RÜLEIN VON CALW, U. (1505): Ein wolgeordnetz: unnd nuczlicho büchlin wie man bergwerck suchen und erfinden sol von allerlay mettal die denn die sieben planeten generieren und würcken yeglicher nach seiner natur un einfluß nach irem streichen der lufft gegen dem auff gang nydergang: mitag vnd mittnacht auch wie die geschicklichait der geng in den bergen erfündlich seind nach gelegenhait der gebürg als dann das aigentlich anzaigt wirdt mit figuren un geschrifft vnd ob in ettlichen bergwercken: in iren tailungen ander namen wären dann diß büchlin in seiner tailung von kucks aufweißt: so wirt doch hierin gesagt auff alle land bergwerck zu erkunnen wie hernachuolgt in disem büchlin.-Augsburg, gedruckt von Erhart Ratdolt, p. 20 und 23
     (als "wißmad ärcz")





Massives Wismut mit Bismutit. Schneeberg, Erzgebirge, Sachsen. Größe der Stufe 4 cm. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


 
          Wismut oder Bismut ?

Die offizielle Bezeichnung für das Element lautet im Deutschen Bismut, im Englischen wird Bismuth verwendet. Im allgemeinen deutschen Sprachgebrauch überwiegt jedoch nach wie vor sehr stark der Name Wismut. Hier in diesem Beitrag wird, wenn es eher um das Element oder eine chemische Verbindung geht, die offizielle Bezeichnung Bismut verwendet, wenn dagegen das Mineral betrachtet wird, weiterhin die alte Bezeichnung Wismut. Dies soll nicht zuletzt den Unterschied zwischen dem Element und dem Mineral verdeutlichen, auch wenn beide chemisch identisch sind, aber auch den derzeit üblichen Gebrauch bei Mineralogen und Mineralsammlern wiedergeben, sowie auf die ältesten schriftlichen Quellen zu den natürlichen Vorkommen verweisen.


          Die ersten Erwähnungen des Minerals

Bei der Frage der Typlokalität von Wismut muss zwischen dem Element und dem Mineral unterschieden werden. Das Element als Metall kann unter Umständen schon sehr viel länger bekannt sein als das natürlich vorkommende Mineral. Bei dem Wismut ist dies recht sicher der Fall. Die historischen Quellen legen nahe, dass man zuerst die Verwitterungsprodukte kannte, sogenannten Wismutocker oder Wismutblüte, und daraus das Metall schmolz. Wahrscheinlich erkannte man erst später, dass Wismut auch metallisch in der Natur vorkommt. Die Spuren der Entdeckung des Metalls und des Minerals verlieren sich jedoch in der Zeit vor der Erfindung des Buchdrucks, so dass nur sehr wenige Quellen zur Verfügung stehen. Trotzdem kann man für das Mineral Wismut recht gut eine Typlokalität angeben, da hier die erste Beschreibung eines natürlichen Vorkommens entscheidend ist.

Als Mineral ist Wismut im Erzgebirge, speziell im Schneeberger Revier, schon sehr lange bekannt, sicher seit Mitte des 15. Jahrhunderts. Belege aus anderen Bergbaurevieren aus dieser oder noch früherer Zeit liegen nicht vor. KUGLER (2001) berichtet, dass bereits 1463 eine Wismutgrube in Neustädtel, heute ein Ortsteil von Schneeberg, erwähnt wird. Auch ein Lehnbrief von 1477 nennt eine Wismutzeche in Schneeberg (M.P., 1847). In einer Akte, ebenfalls von 1477, die wahrscheinlich eine bergamtliche Schätzung verschiedener Schneeberger Gruben zwecks Besoldung der Viertelmeister darstellt, findet sich die Wismutzeche mit 128 Kuxen, der Kux zu 200 Florengroschen und somit die Grube zu 25600 Florengroschen (HOPPE, 1908). Es handelte sich also um eine nicht unbedeutende, recht ertragreiche Grube, die auch schon einige Zeit in Betrieb sein muss. Petrus ALBINUS (1590) berichtet, dass sie 1480 bereits an die 100 Lachter (etwa 200 Meter) tief gewesen sein soll. Diese Teufe liegt sehr weit unter der Oxidationszone, hier musste man also bereits seit längerem auf metallisches Wismut bauen. Alle diese frühen Angaben aus dem 15. Jahrhundert können jedoch nicht als Erstbeschreibung gelten, da es sich nur um Akten handelt, in denen das Metall oder Mineral nicht weiter behandelt werden.

Die wahrscheinlich früheste Erwähnung von Wismut als ein Mineral bzw. Erz in einem wissenschaftlichen und gleichzeitig in einem gedruckten Werk findet sich 1505 bei Ulrich RÜLEIN VON CALW, der als Arzt, Vermesser, Bergbausachverständiger und Astrologe in Annaberg, Freiberg und Leipzig tätig war, in seinem anonym erschienenen "Ein wolgeordnetz unnd nuczlicho büchlin wie man bergwerck suchen und erfinden sol ..." im vierten Kapitel. Es wird hier allerdings nur als Begleiter von Silbererz genannt:
"Sunder die geng in in selbs etliche füren kysweys oder gel etzliche glancz etzliche wißmad ärcz etzliche gilbe oder gele schweiff etliche weisse brawne oder schwarczletten [...]
Item die geng die in hangends unn ligends eysenstein füeren oder eysenmail und in in selber wismad ärcz oder faißte und zeche witterung die selbige sind auch hoflich zu bawen."
In leicht veränderter Schreibweise erscheint es in einer Ausgabe "Ein nützlich Bergbüchlin ..." von 1527:
"Sondern die geng yn ihn selbs / etliche füren kysweis od. gel / etliche glans / etliche wyßmud ertz / etliche gilbe od. gele schweyff / etliche weisse braune oder schwartze letten [...]
Item / die geng / die ynn hangendes unn ligendes eysenstein füren / oder eysenmal / und ynn yhm selber wyßmud ertz oder feiste und tzeche witterung / die selbige sind auch höflich zu bawen."
Das Wismut wird jedoch noch nicht als ein eigenständiges Metall betrachtet, was allerdings für die Frage eines natürlichen Vorkommens als Mineral unerheblich ist. RÜLEIN steht noch ganz in der Tradition der Antike, er kennt nur sieben Metalle und ordnet sie den sieben "Planeten" zu. Die Entstehung der Metalle oder Erze in den Erzgängen wird nach alchemistischem Verständnis der Wirkung der Planeten und der Vereinigung von Schwefel und Quecksilber zugeschrieben. Auf Grund seiner Beobachtungen zum Vorkommen der Erze und Beurteilung von Gängen gilt sein Buch jedoch als erstes wissenschaftliches Werk über den Bergbau in Deutschland. Es kann auch als die älteste bekannte Veröffentlichung über das natürliche Vorkommen von Wismut betrachtet werden, auch wenn es lediglich eine Erwähnung darstellt.


          Wismut von Schneeberg - ein Metall und Mineral

Eine über die bloße Erwähnung des Metalls hinausgehende Beschreibung und erste Charakterisierung des Wismuts als ein in der Natur vorkommendes Mineral stammt von Georg AGRICOLA. Alchemistische Zuordnungen finden sich hier nicht mehr, AGRICOLA lehnte derartiges ab.
In seinem berühmten Werk "Bermannus sive de re metallica" von 1530, ein Gespräch zwischen drei Personen - Bermannus, Naevius und Ancon - über den Bergbau und die Minerale im weiteren Sinne, finden sich die ersten konkreten Angaben zu dem Mineral. AGRICOLA schreibt, dass das Metall den Alten noch unbekannt war und seine Landsleute es Wismut, in dem Buch latinisiert "bisemutum", nennen. Dessen Existenz beweist, dass es mehr als sieben Metalle geben müsse. Weiter vergleicht er das "Bisemutum" mit dem Blei und dem Zinn und stellt dabei die Unterschiede in den Farben fest. Ebenso erwähnt AGRICOLA, wie man es von Galenit und dem grauen Silbererz unterscheiden kann. Das "Bisemutum" weist auf darunter anstehende Silbererze hin und wird deshalb auch Dach des Silbers genannt. Das Metall gewinnt man durch Rösten aus dem Erz, die Überreste werden zur Herstellung einer blauen Farbe verwendet.
"BER. Sed ante que ex hoc domicilio egrediamur, genus quoddam præterea uobis ostendam, quod metallorum in numero est, sed ueteribus, utmihi uidetur, incognitum. Bisemutu[m] nostri appellant. NAE. Plura igitur quam hæc peruulgata & nota septe[m] tua sententia metallorum genera erunt. BER. Plura arbitror, nam hoc quod modo Bisemutum nostros appellare dixi, neque recte plumbum candidum, neque nigrum, dicere potes, sed ab utroque distat, & tertium quiddam est. Siquidem, ut cætera quibus ab his ipsis differt taceam, plumbum candidum eo candidus, nigrum obscurius, ut uidetis, est. NAE. Videmus quidem ipsum Galenæ etia[m] colore simile. AN. Quomode uro Bisemutum, ita enim appellare tu uidebare, à Galena discerni potest. BER. Facile, cu[m] id ipsum manibus tractaueris, eas nigrore quodam, nisi planè solidum fuerit, inficit. Solidum uero friabile ut Galena non est, sed scinditur. Nigrius autem aliquanto est argenti rudis genere, quod plumbi ferè colore esse diximus, atque ita ab utroque seiungitur. Continet uero in se no[m] raro aliquid argenti. Quo etiam loco effoditur, argentum plerunque subesse significat, & ob id metallici nostri tectum arge[n]ti ipsum dicere co[n]ueuerunt. Torrere ide[m] solent, atque ex eius potiori parte metallu[m], è uiliori cerulei quoddam genus non co[n]temnendum conficiunt."
Im Originaltext nicht ausgeschriebene, sondern durch einen Querstrich über dem vorherigen Buchstaben symbolisierte Buchstaben "m" oder "n" sind hier (und in weiteren Zitaten) in eckige Klammern gesetzt, als Beispiel: im originalen Text "Bisemutū", hier geschrieben als "Bisemutu[m]". AGRICOLA schreibt weiter, dass man das Bismut dem Blei oder Zinn zusetzt bei der Herstellung von Gefäßen und über das Metall weder bei den alten Griechen oder Arabern oder sonst einem Schriftsteller der Antike etwas findet.


Georg Agricola, der Erstbeschreiber von
Wismut als Mineral.
(Bild: Wikipedia, public domain).
Ausführlicher geht AGRICOLA 1546 in dem Werk "De natura fossilium" auf das Mineral und Metall ein. Er beschreibt hier drei Bleiarten, ein glänzend weißes plumbum candidum (Zinn), ein aschgraues plumbum cinereum (Wismut) und ein schwarzes plumbum nigrum (Blei). Das aschgraue ist ein Metall, das die alten Griechen und Lateiner noch nicht gekannt haben und unsere (d.h. die Deutschen) "Bisemutum" nennen. Die Farbe liegt zwischen der von Blei und Zinn. Es ist härter als Blei und Zinn, ist spröde und lässt sich leicht gießen. Das Metall ist schwerer als Zinn, aber leichter als Blei. Wismut wird in Schneeberg in einer Grube gefördert, die deshalb Wismutgrube (lateinisch "Bismutaria") heißt. Das Metall wird zur Herstellung von Drucklettern verwendet.
"Sequitur plumbum, cujus tria genera: unum candidum, alterum cinereum, tertium nigru[m]. Candidum Græci καζσιτερον appellant: nigrum μολιβδον: cinereum tam ipsi quàm Latini videntur ignorasse, nostri vocant Bisemutum. [...] Secundum verò medij coloris est inter candidum & nigrum vocatum: nam illo nigrius, hoc albidius: quod ei qui abhorret à germanico nomine, cinereum nuncupare licebit, eo jure quo Romani tertium nuncuparunt nigrum. [...] Cinereum verò Snebergi effotur è fodina, cui nomen inde Bismutaria, frequentur etiam invenitur in metallis argentarij: ...."
Die Passagen aus den beiden Werken von AGRICOLA aus den Jahren 1530 und 1546 stellen die erste echte Beschreibung des Minerals und gleichzeitig auch des Metalls dar.

Auch der in Joachimsthal tätige und naturwissenschaftlich sehr interessierte Reformator Johannes MATHESIUS widmet sich dem Mineral. So schreibt er 1562 in seinem bemerkenswerten, theologische und bergbaukundliche Fragen verbindenden Werk "Bergpostill oder Sarepta", in der neunten Predigt "Vom Zin / Bley / Glet / Wismut und Spießglaß":
"Wismut sihet einem weyssen kiß ehnlich / zuweylen ist er würfflicht wie ein Markasith / lesset sich gern im fewer uberweltigen / im schmeltzen menget er sich unters zyn / und macht es mürb und ungestalt."
Mit "Markasith" ist hier Pyrit gemeint. Ob MATHESIUS möglicherweise bereits die seltenen pseudo-würfeligen Kristalle kannte, oder sich hier auf Spaltstücke bezieht, lässt sich nicht mehr feststellen.


          Die ersten Fundorte in Schneeberg: die Gruben Wismutzeche und St. Georg

Der sächsische Gelehrte und Chronist Petrus ALBINUS geht 1590 ausführlich in seiner Meißnischen Land- und Bergchronik auf das Wismut ein:
"Es ist der Schneberg auch des Wismuths halben sehr berühmet / denn dieses Metall daselbst am ersten gebrochen / da man zuvor nicht viel davon gewust / wie denn neben dem offenbar / das es in Europa nirgend anders gefunden wird / [....] Es soll aber aufm Schneberg anfänglich auff S. Georgen viel gebrochen haben / und ist ein sondere Zech nicht fern davon / an dem ort / da itzo die grosse Kirch stehet / gewesen / welche ihren Namen von diesem Metall bekommen / ....".
Und im Kapitel XVI heißt es weiter:
"Was den Wismuth anlanget / ist derselbe fast allein im Lande zu Meyssen / (neben dem das die alten beyde Graeci und Latini nichts davon geschrieben / und wie draus starck zuvermuthen / gewust haben ) bishero gemacht worden. Wiewol man itzo bestendig sagt / das man dieses Metall auch in Engellande finde. Und zwar in meyssen hat mans erstlich nur allein auffm Schneberg / und daselbst am ersten auch nur allein auff einer Zeche bey S. Georgen gelegen / die Wismuth Zeche genant / gegraben / Welcher Agricola etlichmal gedenckt / und so im Jar 1480 allbereit in die hundert Lachter tieff gewesen / fast an dem ort / da hernach die newe Ritterzeche (so auch des Wismuths halben gebawet worden) gewesen / denn die alte Ritterzech auch anderswo gestanden. Wiewol Agricola zuverstehen geben will / das auff S. Georgen auch ehe in grosserer menge Wismuth als Silber soll gebrochen haben."
Mit den Angaben von AGRICOLA und ALBINUS können die Gruben St. Georg und Wismutzeche in Schneeberg als die Typlokalität des Minerals betrachtet werden.

Petrus Albinus. Holzschnitt, unbekannter Künstler, 16. Jh. (Bild Wikipedia / Deutsche Fotothek, public domain)

Georg AGRICOLA nennt in seiner 1546 in einem Sammelband erschienenen Schrift "De veteribus & novis metallis" neben dem Vorkommen in Schneeberg auch noch Abertham und Joachimsthal (heute Abertamy und Jachymov) in Böhmen. Georg FABRICIUS (1565) erwähnt noch Annaberg, Marienberg und England. Für lange Zeit finden sich in der Literatur keine weiteren Fundorte des Minerals. Auch in den bekannten Katalogen der Mineralsammlungen aus dem 17. bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts gibt es nichts neues. Erst Johann Theodor ELLER fügt 1723 Johanngeorgenstadt, Schwarzenberg, den Zwitterstock von Altenberg und Lobenstein im Vogtland hinzu. Allmählich werden weitere Fundorte bekannt, so nennt z.B. Johann Heinrich POTT 1739 Hasserode bei Wernigerode im Harz oder Axel Frederic VON CRONSTEDT 1758 einige schwedische Vorkommen. Heute ist Wismut von zahlreichen Fundstellen weltweit bekannt.


          Weitere Wismutminerale

Schon recht frühzeitig sind neben dem Metall weitere Wismutminerale bekannt. Eine ausführliche Beschreibung zum Wismut und dessen Mineralen gibt Georg FABRICIUS 1565. Neben Schneeberg kennt er auch weitere Fundorte:
Hactenus in Anglia tantum, & in Misena, quod scitur, effossum est: & primum in Misena tantum in venisar gentarijs Snebergi: nuper vero & Anebergi, & Mariebergi, quanquam paucum rarum quam in ijs venis inuenitur: necnon in Vallibus. [...] Simile quoque antimonio est, quod ad figuram attinet, sed colore praestantius. Excoctum antequam purificetur vt duci queat, aut hammitern lapidem specie refert, nisi quod sit rarum, & non ita coagmentatum, quia natiuum colorem retinet: aut filorum capillorumue more contortum est: id quam floris colorem, obscuriorem tamen, habet. Massas eius puras folidas quam non vidi, sed adherens lapidi, & eidem copiose innatum. Lapis autem durissimus est, eo excepto, qui fluores habet, & cui nitrum innascitur: quod ita saxa exedit at quam corrumpit, vt pene fiant friabilia. Fiunt ex eo vasa diuersi generis, quae propter colorem argentea esse putes: sed plumbo candido minus sunt ponderosa.
Plumbum cinereum. Bißmuth.
Plumbum cinereum stibi simile. Spissiger Bißmuth.
Plumbum cinereum lapidi adhaerens, vt argentum. Angeschweisster Bismuth."
FABRICIUS nennt hier drei Minerale, neben dem Wismut (Bismut) kennt er noch ein spießiges, dem Antimonit ähnliches Mineral. Hier wird vermutlich Bismuthinit gemeint sein. Damit kennt FABRICIUS neben dem metallischen Wismut noch ein weiteres wismuthaltiges Mineral, offenbar ein Sulfid. Das dritte Mineral lässt sich nicht näher deuten, offenbar handelt es sich um ein Gemenge.

In der Beschreibung einer sächsischen Mineralsammlung führt Johannes KENTMANN 1565 mehrere Exemplare unter der Überschrift "Plumbum cinereum" auf:
"1. Hoc Bisemutum nostri metallici vocant: & solet ab ijsde tectum argenti nominari, quia ei argentum saepe subsidet. Wißmut / [Wißmat.]
2. Flos plumbi cinerei candidus. Ein weisse wißmut blume. ..."
Mit "wißmut blume" ist ein sekundäres Wismutmineral gemeint, heute würde man es allgemein als Wismutocker bezeichnen. Auch Johann MATHESIUS erwähnt bereits 1562 neben gediegen Wismut eine "Wismat plühet" (in leicht veränderter Schreibweise als "wismatblühet" in späteren Auflagen, z.B. 1679), die Wismutblüte. Es ist bemerkenswert, dass damit um die Mitte des 16. Jahrhunderts offenbar bekannt ist, dass sowohl ein sulfidisches als auch ein sekundäres Mineral das Metall Wismut (Bismut) enthalten, welches man auch als Mineral natürlich finden kann.


          Die Gewinnung von Bismut

Georg AGRICOLA geht 1556 in seinem Werk "De re metallica" im Neunten Buch auf die Gewinnung des Metalls aus dem Erz ein. In der nur ein Jahr später erschienenen deutschen Übersetzung, die durch Philippus BECHIUS vorgenommen wurde und unter dem Titel "Vom Bergwerk XII Bücher" erschienen ist, heißt es dazu:
"Aber die andere[n] metallen werde[n] nicht in schmeltzöfen gschmeltzt / sonder das quäcksylber vnd auch das spießglas in töpffen / der bismůt in gerinnen. [...]
Etliche aber machedt ein kaste[n] acht werkschůh lang 7 vier werkschůh breit / zwen werkschůh tieff / vund fullen in garnach vollen sandts / vnd bsetzendt ihn mitt ziegel steinen / vnnd machendt also ein herdt darauß [...]. In ein sölchen herdt setzendt sie ein eisern rost / so lang vnd breit als er ist / aber einer spanne[n] hoch / d[er] sechs fůß hatt / vn[n] so viel stabeisen so in die quär leigendt / dz sie garnach an einander stossendt / auff den rost legendt sie Fiechten holtz / vn[n] über das gstübe / über welches wideru[m]b Fiechten holtz glegt wirdt / das so angezündet / das ärtz scmeltzet / welcvhe Wißmůt da es herab fleußt / dan[n] es wirdt nicht verbrandt / ist diese weiß zů schmeltze[n] die aller nützlich ist. Dan[n] das pley fleußt durch der rost herab in den herdt / das aber über blybe[n] / Bleibt zŭmal in dem selbigen mitt den kolen. So das werck ein mal ist außgericht / so kerendt die schmeltzer den rost um[m] / den sie mitt eim stab von dem herdt setzen / und heuffendt das so über geblyben ist / zůsam[m]en. Aber sie samlendt in den trog den Wißmüt / den sie mit Bäsemen zůsam[m]en kären / vnnd machen darauß stein / so es im[m] eisen pfenlin gflossen ist / welche so bald sie wideru[m]b erkaltendt / kerendt sie es umb mitt einer gablen / ..."





Die Gewinnung von Bismut. Holzschnitt aus AGRICOLA (1557).



          Seit wann ist Bismut als Metall bekannt ?

Eingangs wurde bereits kurz erwähnt, dass Bismut als Metall wahrscheinlich deutlich länger bekannt ist als das Mineral. Der Versuch, den Zeitraum der Entdeckung des Metalls näher einzugrenzen, erfordert zunächst eine Zusammenstellung der frühen schriftlichen Quellen. Da dies die Zeit vor bis zu den Anfängen des Buchdrucks betrifft, ist die Quellenlage hier recht spärlich. Weiterhin muss geklärt werden, ob mit dem betreffenden Begriff tatsächlich das Metall oder etwas ganz anderes gemeint ist.

             Die ältesten schriftlichen Quellen

Angeblich hat bereits der Gelehrte und Theologe ALBERTUS MAGNUS um 1260 in seinem Werk "De mineralibus" das Wismut als "wesemut" erwähnt (SCHIESSL, 1998; KÜTHE, 2004). Dies ist jedoch unzutreffend, der Begriff taucht hier nicht auf und die Angaben beruhen nur auf einer Vermutung in älterer Literatur, dass mit "marchasita" neben anderen Mineralen auch Wismut gemeint sein könnte, sowie einer Verwechselung mit einer etwa 130 Jahre später verfassten Handschrift.
PLOß (1959, in GRAB-KEMPF, 2003) erwähnt eine Nürnberger Handschrift von 1390 mit Rezepten für Schreiber und Miniaturmaler, in der es heißt: "Wiltu scriben, das is gestalt sey zam recht silber, so nim eyn pulver; daz heist wesemut". Es geht hier darum, Schrift durch Verwendung eines Pulvers einen silbrigen Glanz zu verleihen.
Vielfach ist zu lesen, dass der Benediktinermönch Basilius VALENTINUS um 1450 erstmals das Bismut als ein Metall erwähnt haben soll (DIERGART, 1900; SCHRÖCKE & WEINER, 1981; KÜTHE, 2004, und weitere) in seinem Manuskript "Triumph Wagen Antimonii", das als erstes umfassendes Werk über das Antimon gilt. Tatsächlich wird hier auch das "Wißmut" behandelt. Allerdings ist sowohl der Autor als auch die Entstehungszeit des Manuskripts offenbar ein Mythos. Die heutige Forschung geht davon aus, dass VALENTINUS nicht existierte und die Schriften erst 150 Jahre später, Ende des 16. Jahrhunderts enstanden sind, wahrscheinlich verfasst durch den hessischen Alchemisten Johann TÖLDE. Das VALENTINUS zugeschriebene Werk über das Antimon erschien erst 1604 im Druck.
KUGLER (2001) gibt an, dass 1463 eine Wismutgrube bei Schneeberg erwähnt wird, nennt jedoch keine Quellen. Eine in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts im Kloster Tegernsee entstandene Handschrift mit kunsttechnologischen Rezepten, das "Liber illuministarum" (Bayrische Staatsbibliothek, Cgm 821, in BARTL et al., 2005) erwähnt in zwei lateinischen Vorschriften zur Herstellung einer Silberschrift "wismat" und "bismat". Anzumerken ist, dass es sich hier nicht um echte lateinische Wörter, sondern um ein deutsches und ein etwas "latinisiertes" Wort handelt. In einer weiteren Tegernseer Handschrift um 1470 wird "Wismüt" erwähnt (Bayrische Staatsbibliothek Clm. 20174, fol 207r, nach KÜTHE, 2004).
In einem lateinisch-deutsch-polnischen Wörterbuch pharmazeutischer Begriffe von Johannes STANKO aus dem Jahr 1472 findet sich lat. magnesia – dt. wyzmut – poln. wyzmut (ROESKE, 1982, in GRAB-KEMPF, 2003). Die Gleichsetzung von Magnesia, das sonst üblicherweise für schwarzen Braunstein oder für weißes Magnesiumcarbonat steht, verwundert stark und ist aus heutiger Sicht nur schwer zu erklären.
1477 erwähnt ein Lehnbrief eine Wismutzeche in Schneeberg (M.P., 1847), über den jedoch nichts weiter mitgeteilt wird. Ebenfalls von 1477 stammt eine eingangs schon genannte Akte, wahrscheinlich eine bergamtliche Schätzung verschiedener Schneeberger Gruben zwecks Besoldung der Viertelmeister, in der auch eine Wismutzeche aufgelistet wird (HOPPE, 1908). Leider nennt keine der beiden Arbeiten die originale Schreibweise in dem Lehnbrief bzw. der Akte.
Der Apotheker Johannes MINNER erwähnt 1479 "wismot" (PLOß, 1959, in GRAB-KEMPF, 2003) in einer umfangreichen pharmazeutischen Handschrift (Thesaurus medicaminum / Minner Glossar). In einem Rechnungsbrief von 1495 aus der Ravensburger Handelsgesellschaft für einen deutschen Buchdrucker in Spanien wird "wismât" genannt (SCHULTE, 1923). In der Zunftordnung der Maler und Glaser der Stadt Lüneburg von 1497 findet es sich als "wesemode" (BODEMANN, 1883). Hyeronimo BRUNSCHWIG erwähnt 1497 "wiße mat" in einer Aufzählung medizinisch verwendbarer Substanzen in seinem "Buch der Cirurgia" in der Straßburger Auflage, in einer weiteren Auflage aus Augsburg, ebenfalls von 1497, heißt es an dieser Stelle "wismat". Eingangs schon behandelt wurde die Erwähnung von "wismad ärcz" 1505 in dem Bergbüchlein von Ulrich RÜLEIN VON CALW.

             Meinen die ersten Überlieferungen das Metall oder ein Pigment ?

GRAB-KEMPF (2003, unter Bezug auf PLOß, 1959) betrachtet die frühen überlieferten schriftlichen Belege, "die vereinzelt aus dem 14. Jh. und zum größten Teil aus dem 15. Jh. und 16. Jh. stammen. Meist handelt es sich um Rezepturen für Silberschriften, zur Wismutmalerei und um medizinisch-pharmazeutische Texte. Wismut steht in diesen Texten für sog. Spanischweiß, Perlweiß (Wismutsubnitrat), das gebraucht wurde, um Farben einen besonderen Lüster zu verleihen; als desinfizierendes Puder wurde es in der Medizin eingesetzt". Explizit geht es um die Nürnberger Handschrift von 1390, die Handschriften von STANKO und MINNER sowie um ein nicht bezeichnetes, offenbar medizinisches Werk von 1517 (vermutlich ist Hans VON GERSDORFF gemeint).
GRAB-KEMPF unterliegt hier jedoch einem Irrtum in der Deutung von Wismut als weißes Pigment oder Puder in diesen Texten. Das Bismutsubnitrat kommt nicht in der Natur vor, es muss synthetisch hergestellt werden. Der Prozess ist deutlich verschieden von dem seit der Antike bekannten Verfahren für die Herstellung von Bleiweiß. Da für das Verfahren das Metall erforderlich ist, müsste es also bereits vorher bekannt gewesen und auch von Blei und Zinn unterschieden worden sein. Die Bezeichnung "Spanischweiß" steht keineswegs nur für das Bismutsubnitrat, auch das Bleiweiß (ein Bleicarbonat) und ein Pigment auf Zinnchlorid-Basis wurden zuweilen so genannt. Da für alle drei sehr ähnlich aussehenden Pigmente zur Herstellung unterschiedliche Metalle und Verfahren erforderlich waren, ist es kaum vorstellbar, dass nur zwei der Metalle einen Namen hatten, das Bismut jedoch noch keinen. Auch fehlt in den frühen Handschriften mit kunsttechnologischem Inhalt jeglicher Hinweis auf die Herstellung eines derartigen Pigments auf Bismut-Basis, während das Bleiweiß gut bekannt ist. Die Herstellung aus dem Metall und Salpetersäure ist erst aus dem Zeitraum um etwa 1600 belegt (VON LIPPMANN, 1930). Weiterhin lässt auch ein Vergleich der überlieferten Rezepte zu silbern glänzenden Schriften darauf schließen, dass bereits 1390 das Metall gemeint ist. Die Untersuchung eines Kästchens mit Wismutmalerei von 1520 zeigte, dass hier das Metall verwendet wurde (KÜTHE, 2004). Weiterhin meinen die von GRAB-KEMPF (2003) nicht behandelten, sich auf den Bergbau beziehenden Schriftstücke, die Rechnung an den Buchdrucker und die Erwähnung in der Lüneburger Zunftordnung aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts eindeutig das Metall. Das Auftauchen des Begriffs in den Bergbauakten weist auch darauf hin, dass es sich um etwas schon längere Zeit bekanntes handelt, das keiner weiteren Erklärung bedarf. Es kann deshalb als sicher gelten, dass 1390 bereits das Metall bekannt gewesen ist, auch wenn diese Kenntnis nicht weit verbreitet war und sich vermutlich zunächst nur auf bestimmte Berufsgruppen beschränkte.

             Wann und wo wurde das Metall entdeckt ?

Es fällt auf, dass es für Wismut / Bismut als Metall aus der Zeit vor 1500 praktisch ausschließlich Belege aus dem deutschen Sprachraum gibt. Nachweise für echte lateinische Versionen liegen nicht vor, ebenso fehlen sie für andere Sprachen, abgesehen von der einen Übertragung ins Polnische. Es ist deshalb davon auszugehen, dass das Metall Bismut im deutschen Sprachraum entdeckt wurde und hier auch seinen Namen erhalten hat, selbst wenn das Wort selber, wie weiter unten behandelt, sehr viel ältere Wurzeln, aber mit anderer inhaltlicher Bedeutung haben kann.

Bei ALBERTUS MAGNUS um 1260 fehlen noch jegliche Hinweise auf das Bismut. Auch wenn dies kein Beweis ist, so kann man doch in Anbetracht der umfangreichen Bildung von ALBERTUS MAGNUS und seines Bestrebens, das Wissen der Zeit zusammen zu fassen, vermuten, dass man damals noch keine Kenntnis von dem Bismut hatte. Auch KONRAD VON MEGENBERG erwähnt es in seinem 1349/1350 verfassten "Buch der Natur" nicht, obwohl er zahlreiche Minerale, die damals bekannten Metalle und einige Legierungen behandelt. Die Entdeckung des Metalls könnte danach im 14. Jahrhundert anzusiedeln sein.

Dass die Benennung des Metalls als Wismut im deutschen Sprachraum erfolgte, kann als gesichert gelten, spekulativ ist nur, wo genau. Es ist möglich, dass Schneeberg nicht nur die Typlokalität für das Mineral ist, sondern dass in der Region auch das Metall seinen Namen erhielt. Etwa 80 - 90 Jahre nach der ersten bekannten Erwähnung des Namens ist der Bergbau auf Wismut in Schneeberg aktenkundig belegt und muss auch schon einige Jahrzehnte andauern. Das Auftauchen in den Akten zeigt, dass es sich um etwas zumindest hier in der Region Bekanntes handelt, was keiner weiteren Erklärung bedarf. Belege aus anderen Regionen liegen nicht vor. Weiterhin nennt AGRICOLA (1546) Schneeberg als die erste Fundstelle, wenn auch erst rund 150 Jahre nach der ersten Erwähnung von 1390. Für Schneeberg selbst datieren die frühesten erhaltenen Nachrichten zum Bergbau auf das Jahr 1453, also deutlich nach der ersten bekannten Erwähnung des Metalls. In der Region um Schneeberg gab es jedoch schon mindestens ab 1316 Bergbau (HOPPE, 1908), zunächst auf Eisen und Kupfer.


          Die frühe Verwendung von Bismut

Die frühesten Angaben zur Verwendung beziehen sich auf silbern glänzende Schriften, sogenannte Silberschrift oder scriptura argentea, und Miniaturmalereien. Die Nürnberger Handschrift von 1390 gibt hier folgendes Rezept (PLOß, 1959, in GRAB-KEMPF, 2003; SCHIESSL, 1998, in KÜTHE, 2004):
"Wiltu scriben, das is gestalt sey zam recht silber, so nim eyn pulver; daz heist wesemut, daz ribe of eynem steyne mit eys weiz, daz is kleyne wirt ader reib is mit gummi arabico als eyn varbe und menge is denn mit dem selben gummi arabico recht zam eyn tinte, das is wol aus der veder gee und reib is denne gar wol mit eym czane, zo wirt is clar und feyn als recht silber".
Hier ist mit dem "wesemut" bereits das Metall gemeint, wie aus einem recht ähnlichen Rezept im "Liber illuministarum" aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, entstanden im Kloster Tegernsee, ersichtlich ist:
"de scriptura argentea
Recipe wismat quod cantrifices habent et tere in lapide et post hoc purga cum lixina munda ita quod nigredo recedat et funde ad cornu et moueatur cum ligno sicut rubrica et temperetur cum vino et postquam contritum fuerit et siccum polietur cum dente"
Die Übersetzung lautet (BARTL et al., 2005):
"Von der Silberschrift.
Nimm Bismut, das die Kannengießer haben, und reibe es auf einem Stein. Danach reinige es mit einer Lauge, damit das Schwarze davon geht, und gieße es in ein Horn. Rühre mit dem Holz um wie für eine Rubrik und mische es mit Wein. Nachdem es verrieben und getrocknet ist, poliere es mit dem Zahn."
Mit "Rubrik" sind mit einem Bindemittel (z.B. Eiweiß, Gummiarabicum oder Leim) versetzte Pigmente gemeint, speziell rote Pigmente. Nicht haltbar ist die Annahme von GRAB-KEMPF (2003), dass unter dem "wismat" hier das Bismutsubitrat, bekannt als Pigment Spanischweiß, zu verstehen ist. Der Verweis auf die Kannengießer belegt, dass es sich um das Metall handelt, auch ergibt das Bismutsubnitrat beim Verreiben und Polieren keine Silberfarbe.

Ähnliche Techniken sind für sogenannte Wismutkästchen verwendet worden. Dabei handelt es sich um bemalte Holzkästchen, wobei auch Bismut zum Einsatz kam. Das Metall wurde gepulvert, mit einem Bindemittel versehen, auf das grundierte Holz aufgetragen und die Oberfläche anschließend poliert. Dabei entstand ein metallischer, an Silber erinnernder Glanz (KÜTHE, 2004). Wismutkästchen sind seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts bekannt. Nach VON LIPPMANN (1930) besitzt "die Nürnberger Sammlung ein gegen 1480 angefertigtes Kästchen". Das älteste von KÜTHE untersuchte Kästchen stammt aus der Zeit um 1520 (Suermondt-Ludwig-Museum Aachen). Die Analysen mittels Auflichtmikroskopie und Rasterelektronenmikroskopie zeigten, dass für die Farbe Partikel aus metallischem Bismut verwendet wurden. Hinweise auf eine Nutzung von Bismutsubnitrat als Pigment fanden sich nicht.

Eine medizinische Verwendung des metallischen Bismuts erscheint sehr fraglich, auch wenn es in Schriften zu dieser Thematik immer wieder erwähnt wird. Hyeronimo BRUNSCHWIG listet 1497 in seinem berühmten "Buch der Cirurgia" medizinisch verwendbare Substanzen auf, darunter auch:
"Macasita das ist ein geschlecht des wismat. ist heiß im andern grad. un[n] trucken im dritten. un[n] ist ein ertzney die vest macht".
(in der Augsburger Auflage). In dem "Artzney Buch" von Christoph WIRSUNG von 1588 wird erwähnt, dass französische Ärzte "Wißmat" zum Ausräuchern anwenden. Auch in diesem Werk wird "Wißmat" mit "Marchasita" gleich gesetzt. Es ist deshalb recht wahrscheinlich, dass die Autoren sich nicht auf das Metall, sondern auf ein Eisensulfid oder etwas anderes beziehen. AGRICOLA, der sich sehr intensiv mit der medizinischen Anwendung mineralischer Substanzen beschäftigte, erwähnt nichts von einer derartigen Verwendung des Metalls.

Georg AGRICOLA schreibt 1546 in "De natura fossilium", dass Bismut zur Herstellung von Drucklettern verwendet wird. Allerdings wurde AGRICOLAs Werk fast 100 Jahre nach Erfindung des Buchdrucks durch Johannes GUTENBERG veröffentlicht. Die ersten Druckwerke von GUTENBERG sind zwischen 1450 und 1454 erschienen. Die Zusammensetzung der ersten Drucklettern ist nicht bekannt, es sind keine erhalten geblieben und es gibt keine schriftlichen Aufzeichnungen dazu. Edmund VON LIPPMANN (1930) geht davon aus, dass ein entscheidender Punkt von GUTENBERGs Erfindung in der Verwendung einer Bismut-haltigen Legierung für die Drucklettern lag. Die Verwendung von Bismut hat den Vorteil, dass die Drucklettern härter werden und sich nicht so schnell abnutzen. Ein weiterer Vorteil ist der niedrige Schmelzpunkt von Bismutlegierungen. Durch einen Bismutzusatz kann auch verhindert werden, dass die Drucklettern beim Erstarren aus der Schmelze in der Form schrumpfen. Nach 1455, als der Mainzer Kaufmann Johann FUST, der zunächst GUTENBERG finanziell unterstützte, dessen Druckerei übernahm, und speziell nach dem Brand des Hauses von FUST setzte eine Abwanderung der Gehilfen in das In- und Ausland ein, womit sich auch die Kenntnis über das verwendete Material verbreitete. Ein Hinweis auf die frühe Verwendung von Bismut im Druck findet sich in einem Rechnungsbrief aus der Ravensburger Handelsgesellschaft von 1495. Der deutsche Drucker Paul HURUS (Paulle HURUSZ) in Saragossa, Spanien, ließ sich 77 Pfund "wismât" liefern (SCHULTE, 1923; VON LIPPMANN, 1930). Der Bedarf für das Metall stieg schnell an, 1470 gab es in Europa erst 17 Druckorte, 1480 bereits 121 und 1490 war die Zahl auf 204 angewachsen.

In der Zunftordnung der Maler und Glaser der Stadt Lüneburg von 1497 heißt es (BODEMANN, 1883):
"Vorgave der malre unde glasewerten an den rad des handwerks halven [...]
Item dat eyn jowelk glasewarter myt rechtem unde nicht myt vermengedem tynne, myt wesemode de vinstere lodede, ok vorhovelt bly vorarbeidede unde leverde."
Es wird vorgeschrieben, dass Zinn und Bismut nicht vermengt werden sollen in das Lot der Fenster. Wenn explizit erwähnt wird, dass etwas nicht getan werden soll, so bedeutet das für gewöhnlich, das es bis dahin zumindest gelegentlich gemacht wurde. Möglicherweise wird das Bleilot durch Bismutbeimischung für den vorgesehenen Einsatz zu spröde oder zu hart.

In einem anderen Handwerk ist dagegen eine höhere Härte durchaus erwünscht gewesen. Die oben schon vorgestellte Tegernseer Handschrift erwähnt die Kannengießer. Sie haben Bismut offenbar als Zusatz zum Zinn verwendet, um die Zinngefäße haltbarer und härter zu machen. Auch AGRICOLA (1530) erwähnt diese Verwendung von Bismut.





Kristalle von Bismut (Wismut). Schlema, Erzgebirge, Sachsen, Deutschland. Größe der Stufe 2,5 cm. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


          Die Auffassungen über das Bismut im Lauf der Zeit

Die frühen Quellen vor 1500 lassen keine Rückschlüsse zu, als was Wismut aufgefasst wurde. Systematiken oder eine Ordnung in der Natur spielten noch bis zum ausgehenden Mittelalter keine bedeutende Rolle, und Wismut wurde wohl eher als etwas angesehen, was man für bestimmte Zwecke praktisch nutzen konnte. Der Erkenntnis, dass es sich bei dem Bismut um ein Metall handelt, stand auch die seit der Antike etablierte Vorstellung der Existenz von sieben "Planeten" und sieben zugeordneten Metallen entgegen: Sonne - Gold, Mond - Silber, Merkur - Quecksilber, Venus - Kupfer, Mars - Eisen, Jupiter - Zinn und Saturn - Blei. Diese Vorstellung war bis ins 17. Jahrhundert verbreitet. Einige Autoren führten die Entstehung der Metalle direkt auf das Wirken der Planeten zurück, andere Autoren sahen hier eher symbolische Zusammenhänge oder betrachteten die Zahl Sieben als Ausdruck der göttlichen Ordnung in der Natur.

Eingangs erwähnt wurde bereits, dass Ulrich RÜLEIN VON CALW 1505 das Wismut als ein Erz, aber nicht als ein eigenständiges Metall betrachtet. Dieses Werk steht noch ganz in der alchemistischen Tradition der Zuordnung der Metalle zu den "Planeten", wobei das Wismut jedoch nicht mit einbezogen wird. Ebenfalls in diese Reihe gehört ein anonym herausgegebenes Probierbüchlein von 1535. Hier wird Wismut mit dem Zinn dem Jupiter zugeordnet:
"... sonderlich die würckunng und aygenschafft der siben Planeten [...] die Ertz des golds und andrer Metallen in gebirgen / felsen / und erden wunderlicher weiß generieren und wircken / als [...] Jupiter die ertz des zinnes und Wißmundt / ..."

Der Arzt und Alchemist Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt PARACELSUS (1493 - 1541) hat in einem 1526/1527 entstandenen und 1570 erstmals im Druck erschienenen, nicht vollendeten Manuskript Von den mineralibus nur eine sehr diffuse Vorstellung vom Bismut:
"dan[n] das ist ein Metal / daß das feur gewaltigen mag / unnd vom man in ein Instrument gebracht werden / als nemlich ist / golt / Silber / eisen / kupffer / bley / zinn / die seindt am tag für metallen erkent. Weiter seind nun auch etliche metallen / die nicht inn der geschrifft / in der Philosophey der alten / oder inn der gemeyn erkent seind / und doch Metallen / Als der zinck / der kobolet / die sich vom feur lassen hemmern und schmide[n]. [...] Nun ist nicht minder / deren seindt noch viel mehr / die mir auch nicht bekandt seindt / dann do seindt vilerley arth / in Markasit / inn Wismat / in andern Cachimijs / die Metallen geben / niemandts weißt aber / was für metallen."
In einem Traktat über die Metalle, ebenfalls in dem Sammelband von 1570 gedruckt, schreibt PARACELSUS auch "vom Zincken und Wißmat":
"Auch der Wißmat / und ihres gleiche[n] / die da fliessen / un[n] etlichs theyls geschmeidig seind / und doch / wiewol sie etwas anhangen den metallen mit dem fluß / so seindt sie doch nur Basthart der metallen / das ist etwas ihnen gleich / und doch nicht der zinck / ist das mehrer theyl ein Basthart vom kupffer / der Wißmat vom zin"

Gerard DORN gibt 1583 ein Wörterbuch zu den Begriffen aus PARACELSUS' Schriften heraus. Hier wird Bismut einmal als ein Blei, und einmal als ein nicht zu bearbeitendes oder hämmerbares, aber schmelzbares Zinn aufgeführt:
"Bisematum, est omnium liuissimu[m], pallidissimum, & vilissimum plumbum. [...]
Vvismadt, est leprosum, rude, non tractabile vel malleabile stannum, liquale tamen."

Dagegen bezeichnet Georg AGRICOLA bereits 1530 das Wismut explizit als ein Metall, das die alten Griechen und Lateiner noch nicht gekannt haben, und wendet sich gegen die Auffassung, dass es nur sieben Metalle geben kann. Aus dem Zusammenhang wird weiterhin deutlich, dass AGRICOLA das Wismut als ein eigenständiges Mineral ansieht, und damit auf die gleiche Stufe wie gediegen Silber, Fluorit oder andere von ihm beschriebene Minerale stellt. Zu beachten ist allerdings, dass eine vergleichbare Mineraldefinition, wie wir sie heute kennen, damals nicht existierte.
1546 geht Georg AGRICOLA in dem Werk "De natura fossilium" in seinen Vorstellungen zum Wismut noch weiter. Mit der Beschreibung der drei "Blei"-Arten, dem glänzend weißen plumbum candidum (= Zinn), dem aschgrauen plumbum cinereum (= Wismut) und dem schwarzen plumbum nigrum (= Blei) schafft er auch einen wissenschaftlichen Ansatz zu einer Einordnung des Wismuts. Seine Vorstellungen sind erstaunlich modern, verglichen mit vielen anderen, lange nach ihm veröffentlichten Ansichten. Auch Johannes KENTMANN betrachtet 1565 das Wismut explizit als ein Metall.

Andere Autoren des 16. Jahrhunderts sahen das Wismut zwar als mit den Metallen verwandt, jedoch nicht als echtes Metall an. Zweifellos wirkt hier noch die Lehre von den sieben Metallen.
Der Gelehrte, Arzt und Alchemist Leonhart THURNEYSSER ZUM THURN sieht 1583 das Wismut als Etwas zwischen den Erzen (="Miner") und den Metallen stehendes an:
"... das ohne zusammenbringung der Geistlichen / Seelischen krafft aller sieben Metallen / nebend zusetzung der dreyen specierum (als da ist das Spißglas / Bergzinober / und Magnesiæ oder Wismuts) welche etwas mehr dann Miner / und dagegen viel weniger dann Metall / und derhalb mitle ding / zwischen beiden sind ..."
Andreas LIBAVIUS, ein Mitbegründer der modernen Chemie, führt 1597 das Wismut als eine den Metallen verwandte Substanz und eine Art Markasit (übersetzt "Zinn-Markasit" oder "zinnartiger Markasit"). Es handelt sich um ein Mineral, das weißes Quecksilber, Erde, Schwefel und Arsen enthält, alles flüchtig und unrein, und das zwischen den Blei-Gattungen und dem Antimon steht:
"Afinia metallis sunt Argentum vivum, marcasita stannea (bismuthum) stibium, sulphur, Arsenicum, Chalcanthum & Cinabario. [...]
Bismuthum est corpus minerale, liuedinis albicantis, durum, fragile, constans mercurio albo, terreo, sulfur eq tali & arsenico, omnibus volaticis & impuris, medium inter plumbi genera & antimonium."

Die Kenntnis vom Bismut scheint nur langsam und unpräzise in andere Länder vorzudringen. So berichtet der italienische Gelehrte Andreas CAESALPINUS 1596 in seiner Schrift "De metallicis" von "Molibdoides", das ist Graphit, den die Maler zum Zeichnen nutzen und fügt hinzu, dass man ihn in Deutschland "Bisemutum" nennt und zum Gießen von Lettern verwendet. Offenbar kannte CAESALPINUS das Bismut nicht aus eigener Anschauung und verwechselte es zum Teil mit anderen Materialien.

Im 17. Jahrhundert und bis etwa zur Mitte des 18. Jahrhunderts wird nichts Wesentliches zur Kenntnis des Bismuts beigetragen. Die einzelnen Autoren unterscheiden sich hauptsächlich darin, ob sie eher von einem alchemistisch-philosophischen oder einem praktisch-wissenschaftlichen Ansatz ausgehen, und ob sie das Bismut als ein echtes Metall oder nicht betrachten. So rechnet der bekannte Arzt, Alchemist und Anhänger der Rosenkreuzer Michael MAIER (oder MAJER) 1616 in einer alchemistisch-allegorischen Schrift "bismutium, antimonium, zinkium" zu den Semimetallen. Johann Rudolph GLAUBER wendet sich 1651 (Anonym herausgegeben 1715) in einer Schrift zum Ursprung der Metalle gegen eine direkte Beziehung der Metalle zu den Planeten:
"Daß aber so verschiedene Arten der Metallen seyn / kommet nicht daher / wie etliche meynen / daß ein ieder himmlischer Planet sein besonderes würcke [...] Uber dieses nun / wann ja ein ieder Planet sein eigen Metall generierte / welcher Stern hat dann Wißmuth / Kobolt / ♁ und Zinck gezeuget ? dann die stösset man unbillig aus der Zahl der Metallen / weil sie mehr metallisch seyn als der ☿, der sich nicht wie jene mit andern Metallen giessen und verarbeiten lässt."
Das Zeichen ♁ steht für Antimon, ☿ für Quecksilber. Die Auffassung von GLAUBER hatte allerdings schon über 100 Jahre früher AGRICOLA in seinen Schriften vertreten. Der Chemiker Nicolas LEMERY (1681) betrachtet das Bismut, französisch "Etain de Glace" = Eis-Zinn genannt, als einen schwefelhaltigen Markasit, der in Zinn-Bergwerken gefunden wird, und schreibt weiter, dass manche es als ein unvollkommenes Zinn ansehen, welches viel Arsen enthält. In seinem "Vollständigen Materialien-Lexicon" berichtet LEMERY (1721) über das Bismut:
"Es wird aus einer Art groben und unreinen Zinnes bereitet, welches in England in den Ertzgruben gefunden wird. Dieses Zinn vermischen die Bergleute mit gleichen Theilen Weinstein und Salpeter; tragen diese Materia alsdann langsam in die Tiegel ein, die sie in starcken Feuer recht durchglühen lassen. Ist nun die Materie im Fluß, so giessen sie dieselbe in eiserne Mörsel oder Giespuckel, die stark mit Fett beschmieret, aus und lassen sie erkalten. Hierauff schmeissen sie den König von den Schlacken herab und waschen ihn rein: das ist alsdann der Wismuth."
Die höhere Härte und Spödigkeit führt LEMERY auf den Verlust von Schwefel aus dem Zinn bei dieser Prozedur zurück. Schwefel darf hier aber nicht als Element im heutigen Sinn verstanden werden, sondern als ein alchemistisches Prinzip. Bemerkenswert ist, dass LEMERY das Bismut als etwas betrachtet, was man aus anderen Substanzen herstellen kann.

In seinem berühmten Werk "Pyritologia" von 1725 betrachtet Johann Friedrich HENCKEL Bismut als ein Halbmetall:
"Wißmuth wird sonst pyrites cinereus genannt und ist ein halb Metall, dem regulo antimonii ziemlich gleich, doch von diesem als marcasita alba von marcasita plumbea bey einigen unterschieden; Weder der Saame noch die Frucht, weder Mercurius, noch ein rechtes Metall, sondern eine Mittel Substantz",
Georg Ernst STAHL (1729), der Mediziner, Chemiker, Alchemist und Vater der Phlogiston-Theorie, stellt neben die
"metallischen zusammen gesetzten Cörper, als Kupffer, Eysen, Zinn und Bley [...] und das Quecksilber [...], die sogenannten unreiffen Metalle, als den Wismuth, Zinck, die gelbe Marcasit, das Antimonium und dessen Regulum, als welches würklich Metalle sind, nur daß sie mit einer arsenicalischen überflüßigen Erde [...] untermischet, verfälscht, und daher flüchtig gemacht sind."
An anderer Stelle in seinem Werk "Chymia Rationalis" heißt es:
"Wismuth und Zinck sind ein paar Substanzien, die heute zu Tage noch wenig untersuchet sind, doch bezeugen sie durch ihr Gewichte und Farbe eine metallische und mercurialische Natur".

Die erste umfangreiche wissenschaftliche Arbeit über das Bismut veröffentlichte 1739 der Chemiker Johann Heinrich POTT. Er beschäftigt sich ausführlich mit der Geschichte des Metalls, seiner Gewinnung, den Legierungen und Verbindungen sowie der Verwendung. Der französische Apotheker und Chemiker Claude-François GEOFFROY setzte die Versuche von POTT fort. Seine in den Schriften der Académie Royale des Sciences Paris für das Jahr 1753 enthaltene, aber erst 1757 im Druck erschienene Arbeit befasst sich vor allem mit den Ähnlichkeiten im chemischen Verhalten zum Blei. Sein früher Tod 1753 mit 24 Jahren verhinderte weitere Untersuchungen. In etlichen Büchern und auf zahlreichen Webseiten wird GEOFFROY als Entdecker des Metalls oder Elements Bismut geführt. Dies ist eindeutig unzutreffend, auch wenn POTT und GEOFFROY erstmals systematische Untersuchungen über das Bismut anstellten und so die Kenntnisse darüber deutlich erweitern konnten. Bismut ist jedoch, wie hier ersichtlich, lange vorher als Metall oder Halbmetall bekannt gewesen, und die Ansicht, dass Metalle Elemente sind, existierte damals noch nicht. GEOFFROY selber hat auch keine Angaben in diese Richtung gemacht.

1758 merkt der schwedische Chemiker Axel Frederic VON CRONSTEDT in seinem "Försök til Mineralogie" an, dass die Halbmetalle, darunter auch das Bismut, lange Zeit vernachlässigt wurden und sich immer noch falsche Angaben in der Literatur finden. Die Dichte gibt er mit 9,700 an, bezogen auf Wasser = 1. Damit liegt er sehr präzise an dem heute bekannten Wert von 9,79 g/cm3. Der schwedische Chemiker Torbern BERGMAN gibt 1782 für das Metall einen Phlogiston-Gehalt an, der zwischen dem von Blei und Quecksilber liegt. Das "VISMUTUM calciforme", den Bismut-Kalk, also nach heutigem Verständnis das Oxid, beschreibt er als entphlogistoniertes Bismut. Das Metall Bismut wäre somit eine Verbindung aus dem Metallkalk und Phlogiston.


Zu den Vorstellungen von der Zusammensetzung des Bismuts, bzw. ganz allgemein der Metalle, muss angemerkt werden, dass die Metalle generell nicht als Elemente im heutigen Sinn betrachtet wurden, sondern als zusammengesetzte Körper, als Kombination bestimmter Urstoffe, Elemente oder Prinzipien. Diese Ideen gehen bis auf den griechischen Philosophen EMPEDOKLES aus dem 5. Jahrhundert v.d.Z. mit der Lehre von den vier Urstoffen zurück und wurden in den folgenden mehr als zweitausend Jahren übernommen, erweitert und modifiziert. Die Beobachtung, dass Substanzen miteinander reagieren, eine Verbindung eingehen können, und im Ergebnis eine Substanz mit ganz anderen Eigenschaften entsteht, übertrug man auf die Metalle. Deren verschiedene Eigenschaften wie die Farbe oder die Schmelzbarkeit erklärte man so durch unterschiedliche Anteile an darin enthaltenen Komponenten. Differierende Ansichten gab es über die Art der Komponenten, neben Arsen, Schwefel oder Quecksilber dachte man hier auch an bestimmte Erden oder anderes Material. Je nach Autor wurden diese Komponenten eher im Sinne von chemischen Grundstoffen oder eher als philosophische Substanzen oder Prinzipien, die bestimmte Eigenschaften des Materials verkörpern, angesehen.
So vertrat z.B. auch ALBERTUS MAGNUS in seinem um 1260 entstandenen Manuskript "De mineralibus" die Ansicht, dass Metalle aus vier Elementen, zu denen auch Quecksilber und Schwefel gehören, bestehen. PARACELSUS stellt in seinem Werk "Paramirum" (gedruckt 1562) eine Lehre von nur drei grundlegenden Substanzen oder Prinzipien auf, für das brennbare steht Sulphur, für das flüchtige, rauchende, flüssige Mercurius und für das feste, Asche verkörpernde das Sal. Im Sinne solcher Substanzen ist auch die oben zitierte Ansicht von LIBAVIUS (1597) zur Zusammensetzung des Bismuts zu verstehen. Einen Schritt zum besseren Verständnis chemischer Reaktionen stellte die von STAHL (1729) und weiteren Autoren entwickelte Phlogiston-Theorie dar, auch wenn sie auf einer unzutreffenden Grundlage beruhte. Phlogiston galt als ein Element, und Metalle enthielten unterschiedliche Anteile Phlogiston, das bei der Verbrennung entweicht.

Nachdem sich jedoch in der Phlogiston-Theorie immer mehr Wiedersprüche zeigten, und Carl Wilhelm SCHEELE 1777 den Sauerstoff entdeckte, erklärte Antoine Laurent DE LAVOISIER nach seinen Versuchen ab 1777 Verbrennungsvorgänge als Reaktion mit Sauerstoff und machte so das Phlogiston überflüssig. Es dauerte allerdings noch einige Jahre, bis sich seine Erkenntnisse verbreiteten und allgemein akzeptiert wurden, wie die Veröffentlichung von BERGMAN aus dem Jahr 1782 zeigt. Mit der Ablösung des Phlogistons war nun auch der Weg frei zu einer neuen Betrachtung der Metalle. In einer Tabelle zur chemischen Nomenklatur, die von Guyton DE MORVEAU, Antoine Laurent DE LAVOISIER, Claude-Louis BERTHOLET und Antoine François DE FOURCROY 1787 erstellt wurde, findet sich Bismut eingeordnet unter den Substanzen, bei denen es sich nicht um Verbindungen handelt, daneben wird in der Tabelle als Verbindungen ein Bismutoxid und ein Bismutoxysulfat aufgeführt. Auch wenn der Begriff "Element" noch nicht verwendet wird, so ist doch aus dem Text ersichtlich, dass die Metalle, darunter auch das Bismut, als einfache, nicht weiter zerlegbare Substanzen betrachtet wurden.


          Die Herkunft des Namens Wismut

Die Etymologie von "Bismut" bzw. "Wismut" ist nicht gesichert, und in der Literatur werden eine Reihe von verschiedenen, mehr oder weniger wahrscheinlichen Deutungen behandelt. Bemerkenswert ist die Fülle unterschiedlicher Schreibweisen, die sich in der frühen Literatur finden. Eine etymologische Deutung wird dadurch erschwert. Eine sicher noch nicht vollständige Übersicht vom Ende des 14. Jahrhunderts bis Anfang des 17. Jahrhunderts ergibt (in alphabetischer Reihenfolge):
bismůt (1557, AGRICOLA / BECHIUS)
Bißmuth (1565, FABRICIUS)
Weißmut (1612, RULAND)
wesemode (1497, Zunftordnung Lüneburg)
wesemut (1390, Nürnberger Handschrift)
Wießmat (1622, FACHS)
wisemut (1551, ENCELIUS)
wismad (1505, RÜLEIN VON CALW)
wismât (1495, Ravensburger Handelsgesellschaft)
wismet (1572, PARACELSUS)
wismot (1479, MINNER)
Wismut (1562, MATHESIUS)
Wismuth (1590, ALBINUS)
Wismüt (1470, Tegernseer Handschrift)
Wiße mat (1497, BRUNSCHWIG)
Wißmat (1517, VON GERSDORFF; 1565, KENTMANN)
Wißmath (1612, RULAND)
Wißmundt (1535, Probierbüchlein)
Wißmut (1565, KENTMANN; 1604, VALENTINUS)
Wißmůt (1557, AGRICOLA / BECHIUS)
Wißmüt (1557, AGRICOLA / BECHIUS)
Wißmuth (1629, ERCKER)
Wysmet (1629, ERCKER)
wysemut (1551, ENCELIUS)
wyßmud (1527, RÜLEIN VON CALW)
wyßmuth (1551, ENCELIUS)
Wyzmut (1472, STANKO)

In der als "Liber illuministarum" bekannten lateinischen Handschrift aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts findet sich "bismat". AGRICOLA verwendet in seinen lateinischen Werken "bisemutum" (1530 und 1546). Wie bereits dargestellt, handet es sich dabei um "latinisierte" deutsche Wörter. Eine echte lateinische Bezeichnung ist das von AGRICOLA 1546 erstmals verwendete "plumbum cinereum". Hierbei handelt es sich um einen wissenschaftlichen Terminus, der vermutlich erst von AGRICOLA geschaffen wurde.


             Benennung nach der Wiesenmatte oder den ersten Mutungen ?

In der Literatur finden sich, schon seit dem 16. Jahrhundert, verschiedene Erklärungen für den Namen:
1) nach Wiesenmatte, weil es ausblüht wie die Blumen auf einer Wiese,
2) weil es bei Schneeberg auf der Wiese oder in den Wiesen gemutet wurde, nach einigen Autoren in der Grube "St. Georg" auf den Wiesen,
3) es ist eine Ableitung aus arabisch itmid = Antimon oder Antimonit, eventuell über ibšimīt = Bleiweiß
4) es ist eine Ableitung aus mittelhochdeutsch "wîz" = weiß und "masse" = Masse, Klumpen, Erzklumpen
5) es ist eine Ableitung aus altgriechisch ψιμύθιον, psimýthion = Bleiweiß über arabisch b[i]sīmūtīyūn = Bleiweiß.

Die erste Erklärung ist auch gleichzeitig die älteste etymologische Deutung, sie stammt von Johann MATHESIUS (1562):
"Es haltens etliche dafür / weyl Wismut seine blut ["blüt" in späteren Auflagen, z.B. 1679 - T.W.] / unnd mancherley farben hat / wenn es in zechen ausschlecht / und sihet weyß / braun / roth / gesprencklich durcheinander / es habens die alten Bergleut Wismut genennet / das es blüet wie ein schöne wisen / darauff allerley farben blumen stehen".
Dass Wismut seinen Namen nach der Ähnlichkeit mit blühenden Wiesen, der Wiesenmatte, hat, erscheint jedoch sehr unwahrscheinlich. Die Erklärung von MATHESIUS ist als ein Beispiel für volksetymologische Deutungen zu sehen (VON LIPPMANN, 1930).

Eine der am häufigsten zu lesenden Erklärungen ist die hier an zweiter Stelle genannte Variante. Wismut soll seinen Namen haben, weil man es "auf der Wiese mutet" oder "in den Wiesen mutet" oder in der Grube "St. Georg in den Wiesen" gemutet hat (DIERGART, 1900). Diese Erklärung kann nur zutreffen, wenn es Mutungen auf Wismut vor der Benennung gab, denn sonst könnte es nicht nach den Mutungen benannt worden sein, und wenn Mutungen darauf überhaupt typisch sind, um Grund für eine Benennung zu sein. Eine Mutung ist die offizielle Anzeige, dass Bergbau auf die jeweiligen benannten Metalle bzw. Erze erfolgen soll. Dazu muss der Name aber wiederum schon bekannt sein. Es fehlen jegliche Hinweise darauf, dass Mutungen auf Wismut vor 1463 in einem Umfang erfolgten, der Anlass zu einer Benennung geben würde. Der Bedarf für das Metall war vor Mitte des 15. Jahrhunderts viel zu gering. Nach ALBINUS (1590) ist Wismut erstmals in der Grube St. Georg gefunden worden, die jedoch sicher nicht auf Wismut, sondern auf Silber gemutet wurde. Die Funde haben dann wohl Anlass zur Mutung auf Wismut in der in der Nähe angelegten Wismutzeche gegeben. AGRICOLA spricht noch 1546 von lediglich einer Wismutgrube.
Aus diesen Gründen und der frühen Erwähnung von 1390 ist auch diese Erklärungsvariante auszuschließen, da sie einen gezielten Bergbau auf Wismut schon im 14. Jahrhundert erfordert.

Die nächste hier betrachtete Erklärung zur Etymologie von Wismut leitet den Begriff aus arabisch itmid = Antimon oder eher Antimonit ab, zuerst aufgestellt von RUSKA (1912). Bereits VON LIPPMANN (1930) hat angemerkt, dass sich dies nicht aufrecht erhalten lässt. PLOß (1959, in GRAB-KEMPF, 2003) erweitert die ursprüngliche Hypothese, indem er arabisch ibšimīt als Zwischenstufe annimmt, aus der sich durch Lautvertauschung bisi- hin zu lateinisch bisemuthum und spätmittelhochdeutsch wesemut entwickelt hat. Jedoch ist itmid sprachlich sehr weit von bisemuthum entfernt, und ibšimīt ist keine Zwischenstufe, sondern hat eine andere Wurzel. Es stellt eine arabische alchemistische Tarnbezeichnung oder ein Synonym für Bleiweiß dar und hat b[i]sīmūtīyūn als Ursprung (GRAB-KEMPF, 2003). Außerdem ist eine Bedeutungsübertragung vom metallisch aussehenden Antimonit auf weißes, erdiges Bleiweiß und dann auf metallisches Wismut nicht zu erklären, dafür ist das Material zu unterschiedlich und war auch zu gut bekannt.

             Die "weiße Masse"

Edmund VON LIPPMANN schreibt 1930 in seiner Geschichte des Wismuts:
"Als wahrscheinlichste Erklärung der Benennung seitens der "alten Bergleute" darf Wismat = "weisse Masse, weisses Metall" gelten, die also vor allem auf den hellen Glanz anspielt, der zuerst Anlaß gab, das für Silber gehaltene Mineral zu beachten und zu prüfen."
Tatsächlich erscheint eine Ableitung von mittelhochdeutsch "wîz" = weiß und "masse" = Masse, Klumpen, Erzklumpen gut nachvollziehbar. Der Bezug des Namens auf den hellen Glanz des Metalls erscheint jedoch weniger wahrscheinlich, da sich eine andere Möglichkeit anbietet. Die Bergleute sind in Schneeberg und einigen anderen Orten sicher mit Wismutmineralen häufig in Berührung gekommen, bevor es Mutungen auf das Metall gegeben hat. In der Oxidationszone der Erzgänge, die zu Beginn des Bergbaus abgebaut worden sind, dürften die weißen bis gelblichen, bereits von KENTMANN 1565 erwähnten Verwitterungsbildungen von Wismut in größeren Mengen vorgekommen sein. Mit Sicherheit ist den Bergleuten auch die hohe Dichte aufgefallen und sie werden versucht haben, hier etwas auszuschmelzen. Das Probieren von Erzen war gängige Praxis, und ein Material mit hoher Dichte hat man mit Sicherheit untersucht. Auf das Metall selber stieß man in größeren Mengen erst nach dem Abbau der oberen Teufen. Eine Bezeichnung "weiße Masse" für den weißen bis gelblichen Wismutocker erscheint deshalb, zumindest aus heutiger Sicht, erheblich plausibler als für das Metall. Vermutlich innerhalb eines recht kurzen Zeitraums ist der Name dann auf das Metall übergegangen. Einen Hinweis darauf gibt MATHESIUS (1562):
"erstlich hat man nur die Wismatplühet [= Wismutblüte – T.W.] kennet / darnach hat man es auch lernen schmeltzen".
Fast wortwörtlich übernimmt auch ALBINUS (1590) diese Angabe.

             Aus dem Griechischen über das Arabische

GRAB-KEMPF (2003) geht von einem viel weiter zurück liegenden Ursprung des Wortes aus. Wismut bzw. Bismut soll auf das altgriechische Wort ψιμύθιον (psimuthion) = Bleiweiß, zurückgehen, welches aber wiederum einen fremden, möglicherweise altägyptischen Ursprung hat. Bleiweiß ist ein seit der Antike bekanntes, recht leicht herzustellendes weißes Pigment mit der Zusammensetzung Pb3(CO3)2(OH)2. Als feines Pulver weist es eine hohe Deckkraft auf, und in feinschuppiger Ausbildung zeigt sich ein Perlmuttglanz.
Aus dem Altgriechischen gelangt es in das Arabische über das im ersten Jahrhundert u.Z. von Pedanios DIOSKURIDES verfasste Werk "Perí hýlēs iatrikēs" ("Materia Medica"), das pflanzliche und tierische Stoffe, Arzneimittel, Getränke und Mineralien im weiteren Sinne behandelt. Zwischen 847 und 861 nahmen die in Bagdad lebenden Gelehrten Stephanios, Sohn des Basileios (Istafān ibn Bāsīl) und Hunain ibn Ishāq eine Übersetzung dieses Werkes ins Arabische bzw. Syrische vor und stellten schließlich eine gemeinsame revidierte Fassung zusammen (GERABEK et al., 2005). Hier wird ψιμύθιον nicht übersetzt sondern korrekt ins Arabische transliteriert und erscheint als بسيموتيون (= b[i]sīmūtīyūn bzw. bsīmūtīyūn, da Kurzvokale im Arabischen nicht geschrieben werden). Daraus hat sich das neulateinische bisemutum und das deutsche Wismut entwickelt (GRAB-KEMPF, 2003).
Ein direkter Übergang aus dem Arabischen in das Deutsche ist auszuschließen. GRAB-KEMPF (2003) vermutet arabische und eventuell mittellateinische Zwischenstufen und schreibt weiter "die dt. Form schließlich scheint volksetymologisch umgestaltet; möglicherweise liegt ein Einfluß von wîz ›weiß‹ vor [...]. Doch bleibt dies im Bereich der Spekulation".
GRAB-KEMPF (2003) geht davon aus, dass das arabische b[i]sīmūtīyūn im weiteren Verlauf "diverse Bedeutungskontaminationen und semantische Verschiebungen" erfahren hat. Ausgehend von der Bedeutung als Bleiweiß in der DIOSKURIDES-Übersetzung könnte das Material mit aus Wismut oder Zinn hergestelltem Spanischweiß verwechselt worden sein. Der Begriff konnte dann auf "andere Wismutderivate und weitere Mineralien übergehen, die als Wismut bezeichnet wurden". GRAB-KEMPF schreibt weiter "Die Form konnte eine neue Bedeutung annehmen, da sich in der Bedeutung ›Bleiweiß‹ ein Konkurrenzwort durchsetzte und da dann auch Bedarf an einer Benennung für das neuentdeckte Metall Wismut bestand".

             Offene Fragen

Die Ähnlichkeit von b[i]sīmūtīyūn und bisemutum ist sehr auffällig und nahe liegend für eine Ableitung. Es fehlen jedoch bisher Belege für ein lateinisches Wort aus der Zeit zwischen der arabischen DIOSKURIDES-Übersetzung aus dem 9. Jahrhundert und bisemutum bei AGRICOLA 1530. Damit besteht hier eine Lücke von rund 670 Jahren.
In der lateinischen Handschrift "Liber illuministarum" aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts finden sich "wismat" und "bismat", bei denen es sich jedoch nicht um echte lateinische Wörter handelt. Entweder existierte keine lateinische Bezeichnung für das Material, oder der Verfasser kannte keine, weshalb er den deutschen Namen verwendete bzw. leicht modifizierte, da es im Lateinischen kein "W" gibt.
Auch das bisemutum bei AGRICOLA 1530 ist offenbar eine Übertragung aus dem Deutschen. In "Bermannus sive de re metallica" lässt AGRICOLA den Bergbausachverständigen Laurentius Bermannus, eine literarische Verkörperung des aus Geyer in Sachsen stammenden Joachimsthaler Hüttenschreibers Lorenz Werman, sagen, dass "unsere Leute es Wismut nennen", "Bisemutum nostri appellant". Eine ähnliche Formulierung verwendet AGRICOLA 1564 in seinem Werk "De natura fossilium".
Da AGRICOLA in seinen Werken alle deutschen Wörter, einschließlich Mineralbezeichnungen, Städte- und Personennamen latinisiert hat, und bisher jeglicher Hinweis auf ein älteres, echtes lateinisches Wort fehlt, ist es zu vermuten, dass er das lateinische bisemutum erst erschaffen hat. Damit ist auch die plausibel erscheinende Verbindung vom b[i]sīmūtīyūn und bisemutum problematisch, die von GRAB-KEMPF (2003) postulierte Verbindung existiert so nicht, sondern der Weg müsste über die etwas stärker abweichenden deutschen Wörter gehen. Wie der mögliche Weg aus dem Arabischen ins Deutsche erfolgte, ist bisher offen. Denkbar ist ein Transfer im Gefolge der Kreuzzüge, vielleicht über Byzanz, wo DIOSKURIDES-Abschriften belegt sind.

Die von GRAB-KEMPF (2003) aufgestellte Erklärung erfordert eine zweimalige Übertragung der Bedeutung des Wortes. In der DIOSKURIDES-Übersetzung um die Mitte des 9. Jahrhunderts steht der Begriff für Bleiweiß. Ein direkter Übergang des Begriffs vom Bleiweiß auf das ganz anders aussehende Metall ist unwahrscheinlich, dafür ist das Material zu unterschiedlich. Weiterhin ist die Herstellung von Bleiweiß aus Blei seit der Antike gut bekannt, und ebenso, dass man aus Bleiweiß wieder Blei gewinnen kann. Wahrscheinlich wurde mit dem für das Bleiweiß verwendeten Begriff zunächst auch ein ähnlich aussehendes, bismuthaltiges Material bezeichnet. Jedoch ist GRAB-KEMPF (2003) in der Frage einer Deutung der frühen schriftlichen Belege von "Wismut" als das Pigment Bismutsubnitrat und ebenso in der Annahme einer Begriffsübertragung auf das Pigment, wie bereits gezeigt, einem Irrtum unterlegen. Vermutet werden kann dagegen, dass beim Bergbau in der Oxidationszone weißer bis gelblicher und gelegentlich auch perlmuttglänzender Wismutocker für natürlich vorkommendes Bleiweiß gehalten wurde. Speziell im Raum Schneeberg werden die Bergleute dieses Material zu Beginn des Bergbaus sicher öfter angetroffen haben. Möglicherweise kam hier auch die volksetymologische Deutung als "wîz" = weiß und "masse" = Masse, Klumpen, Erzklumpen hinzu. Der Name dürfte dann recht schnell vom Wismutocker auf das Metall übertragen worden sein. Bei Schmelzversuchen wird man bald gemerkt haben, dass man hier nicht Blei, sondern etwas anderes erhält. Hier wird deshalb davon ausgegangen, dass die Bedeutungsübertragung durch den Bergbau bedingt war.

Parallel dazu erfährt auch das Bleiweiß eine Namensänderung. Spätestens ab etwa Mitte des 15. Jahrhunderts ist es üblicherweise als lateinisch "cerussa" bekannt, ein Begriff, der auch schon in der Antike verwendet wurde, oder in deutschen Texten als "blîwîz", "pleibeis", "blywys" oder ähnlichen Varianten. Andere Bezeichnungen für das Bleiweiß verschwinden.

             Eine weitere Möglichkeit

GRAB-KEMPF (2003) konnte in ihrer Publikation die Lücke von rund 670 Jahren zwischen dem arabischen b[i]sīmūtīyūn und dem lateinischen bisemuthum nicht füllen. Eine alternative Erklärungsvariante würde die Lücke deutlich verkürzen. Für das Bleiweiß existiert auch eine direkte Ableitung aus dem altgriechischen psimuthion in das Lateinische. So findet sich "psymmithium" in dem Werk "De re medica" des um die Mitte des 6. Jahrhunderts in Byzanz tätigen Arztes AETIUS von AMIDA (LOUMYER, 1914). In der in Mittelitalien im 8. Jahrhundert entstandenen "Lucca-Handschrift" (publiziert als "Compositiones ad tingenda musiva"), die unter anderem die Herstellung von Farben oder das Färben und Vergolden von Glas behandelt, wird das Bleiweiß als "psimithin" bezeichnet (KÜHN, 1984). Auch in der als "Mappæ Clavicula" bekannten lateinischen Handschrift eines unbekannten Autors vom Ende des 12. Jahrhunderts (PHILLIPS, 1847), in der es unter anderem über die Herstellung von Pigmenten geht, findet sich "psimithin" für das Bleiweiß. Diese Form ist sprachlich allerdings etwas weiter entfernt von Wismut/Bismut als das arabische Wort. Die Überlieferung einmal über altgriechisch-arabisch-lateinisch-deutsch und parallel dazu über altgriechisch-lateinisch würden bedeuten, dass es für das Bleiweiß zwei verschiedene, aber recht ähnliche lateinische Wörter gegeben haben muss. Belege gibt es bisher jedoch nur für eine Version.
Denkbar ist deshalb auch, dass es eine Übertragung aus lateinischen oder griechischen Werken ohne den Weg über das Arabische gegeben hat. Die Schrift von DIOSKURIDES galt bis nach dem Mittelalter als ein Standardwerk und ist auch in Europa in Abschriften überliefert worden. Aus dem griechischen oder lateinischen psi... könnte sich dann über bis... das deutsche wis... / wes... entwickelt haben. Die zeitliche Lücke in den schriftlichen Belegen wäre hier auch deutlich kleiner.

             Andere frühe Bezeichnungen für das Bismut

Auffallend ist, dass Bismut immer wieder mit "Markasit" in Verbindung gebracht wird, angefangen bei der schwer verständlichen Passage bei Hyeronimo BRUNSCHWIG 1497. Ein ähnliches medizinisches Werk, das "Feldtbuch der Wundtartzney" von Hans VON GERSDORFF aus dem Jahr 1517, listet als Synonym "Marcasita. Wißmat." auf, nennt aber keine Verwendung.
Der Begriff "Markasit" darf in dieser Zeit und für die folgenden 250 - 300 Jahre jedoch nicht als das Mineral Markasit in dem heutigen Sinne aufgefasst werden. Einige Autoren verstanden darunter das heute als Pyrit bezeichnete Mineral, andere betrachteten es als eine Sammelbezeichnung für Pyrit und ähnliche Minerale, und wiederum andere Autoren verwendeten die Bezeichnung auch für viele weitere, sehr unterschiedliche Minerale. Aus heutiger Sicht ist der Begriff oft kaum eindeutig zu fassen, zu verschieden sind die Minerale, die einzelne Autoren dazu rechneten.

In dem "Artzney Buch" von Christoph WIRSUNG findet sich in der Ausgabe von 1588 in einem von Jacob Theodor TABERNÆMONTANUM hinzugefügten Register
"Wißmat / Kiß / Heisset Griechisch vnnd Lateinisch Pyrites, in den Apotecken Marchasita. Ist ein Erz stein / den braucht man auch zun Fewerbüchsen vnd Fewerstein."
Hier wird deutlich, dass mit dem Begriff "Wißmat" keineswegs das Metall Bismut gemeint ist, sondern eher der echte Pyrit.
Martin RULAND der Jüngere (1569 - 1611), ebenfalls Arzt und Alchemist, sieht in seinem 1612 erschienenen Hauptwerk "Lecixon Alchemiæ" den Markasit als unreife metallische Materie an, wobei auch Wismut eine Art Markasit darstellt:
"Marcasita est materia metallica immatura [...].
Marcasita alba, heißt Silberkieß / oder Wißmat."
Johann Friedrich HENCKEL geht 1725 auf die noch bis weit in das 18. Jahrhundert verbreitete Gleichsetzung von Bismut und Markasit ein und äußert sich zum Teil recht drastisch dazu:
"so wird vor Marckasit gantz was anders, nehmlich der seines Orts unvergleichliche Wißmuth, Bismuthum, und also eine solche Materie vorgezeiget, die denen ietze beschriebenen Marckasiten weder äusserlich noch innerlich ähnlich siehet. [...] Nun wolle man nur die Lexica, z.E. das angesehene Wienerische Mulleri Lövensteini Lexicon Medico - Galenico - Chymico - Pharmacevticum nachschlagen und zusehen, was man bey dessen achtzehn tausend reichen Wörter-Krahm nur unter denen beyden Titteln Marcasita und Pyrites vor miserablen Trost zu erwünschter Nachricht finden werde. Ein einfältiger Schöps mag sich unter dessen 4 gemachten Arten des Apothecker Marcasits oder Wismuths, nemlich Alpudradic, Doropel, Hager almargasita, und Lazidach seltsame tartarische Murmelthiere einbilden, und ein Grundliebender möchte zum Narren werden, wenn er nach diesem Buche erfragen wolte, wie lapis marcasitæ, Buesmuth; mercurius peregrinus, Wißmath; Magnesia, Weißmuth; und plumbum cinereum, Wissemuth [...] von einander unterschieden seyn soll. Wiewohl man sich hier über Rulandum nicht wundern darff, wenn er unter dem Titel, Marcasith so vielerley Gattungen bringet, da doch eines rechten eigentlichen Wißmuths nicht mehr als einerley Art vorhanden [...]. Gewiss eine greuliche Verwirrung, dabey man unmöglich Bis-Muth oder gedoppelten Muth zur Mineralogie behalten kann".

Generell fällt auf, dass die Gleichsetzung von Wismut und Markasit nur von Ärzten, Apothekern und Alchemisten vorgenommen wird. Beschreibungen sind, sofern überhaupt vorhanden, sehr kurz und allgemein. Die enger mit dem Bergbau verbundenen Autoren wie AGRICOLA, MATHESIUS, FABRICIUS, KENTMANN oder ALBINUS haben schon im 16. Jahrhundert erheblich präzisere Vorstellungen und Kenntnisse vom Wismut und kennen auch den Unterschied zum "Markasit" sehr genau.

Gelegentlich findet sich die lateinische Bezeichnung magnesia für das Bismut, erstmals überliefert bei Johannes STANKO aus dem Jahr 1472 (ROESKE, 1982, in GRAB-KEMPF, 2003). Auch in einer unter PARACELSUS' Namen 1567 erschienenen alchemistischen Schrift "Liber Vexationum", auch bekannt als "Coelum philosophorum", die aber wahrscheinlich nicht aus seiner Feder stammt, findet sich "Magnesia" neben einem weiteren Synonym:
"Anthimoniu[m]. Spießglas ist zweyerley / eins ist dz gemeine schwarze Anthimoniu[m] [...] diser ist des ♄ freundtschafft. ( alias oder seins geschlechts. Das ander ist der weisse un[n] heißt Magnesia [o]der conterfein / Wißmat / dz ist des ♃ nechste freundtschafft und augmentiert mit dem andern ♁ vermenget ☽."
Das Symbol ♄ bedeutet Blei, ♃ = Zinn, ♁ = Antimon und ☽ = Silber. Auch der Alchemist Leonhart THURNEYSSER ZUM THURN verwendet 1583 Magnesiæ als Synonym für Bismut. Der Begriff "Magnesia" findet sich früher gelegentlich auch allgemein für hellglänzende Metalle oder Legierungen (VON LIPPMANN, 1930), auch wenn er sonst meist als Bezeichnung für Braunstein oder weißes Magnesiumcarbonat auftritt.

Das erwähnte Synonym "conterfein" für das Bismut findet sich bereits bei Christoph ENCELIUS 1551:
"Plumbum cinereum, species plumbi, à Germanis dicitur wisemut, mytan, od conterfeyn".
KONRAD VON MEGENBERG kennt in seinem "Buch der Natur" von 1349/1350 das "guntrafey" als eine Legierung aus Gold und Silber. Johannes KENTMANN verwendet 1565 die Bezeichnung "Conterfey" nicht als Synonym für Wismut, sondern für eine Zinn-Wismut-Legierung:
"Plumbum candidum coctum cui plumbum cinereum est additum. Conterfei / [Guntelfee.]"
"Conterfey" bedeutet "Nachgemachtes". Der Begriff bezeichnet offenbar verschiedenes Material, ursprünglich Gold-Silber-Legierungen, dann deren Imitationen wie Messing (VON LIPPMANN, 1930), aber auch andere Metalle wie Zink oder verschiedene Legierungen.

Ob "Mytan" tatsächlich ein Synonym darstellt, erscheint fraglich. Außer bei ENCELIUS (1551) findet es sich nur noch in der Schreibweise "Mythan" in dem "Lecixon Alchemiæ" von RULAND 1612, der jedoch lediglich die entsprechende Passage von ENCELIUS übernommen hat, sowie bei Olaus WORM in dem Werk "Museum Wormianum" von 1655 als "Mythin" in einer Passage, die fast wortwörtlich der von ENCELIUS oder RULAND entspricht. Die Bedeutung von "Mytan", ein vielleicht entstelltes Wort, ist ungeklärt (VON LIPPMANN, 1930).

POTT listet 1739 in seiner Arbeit über das Bismut neben dem von AGRICOLA eingeführten "Plumbum cinereum" noch zahlreiche weitere Namen und Benennungen auf wie stannum cinereum, stannum glaciale, etain de glace, antimonium album, Saturnus gryseus, Marcasita alba oder Marcasita argentea sowie einige alchemistische Bezeichnungen oder Tarnbezeichnungen, die aber alle für die Etymologie von Bismut/Wismut ohne Bedeutung sind.

             Das Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Etymologie von Wismut / Bismut gegenwärtig noch nicht befriedigend geklärt ist, auch wenn es plausible Erklärungsvarianten gibt: aus dem mittelhochdeutschen "wîz" = weiß und "masse" = Masse, Klumpen, Erzklumpen, aus dem arabischen b[i]sīmūtīyūn für Bleiweiß oder dem lateinischen "psimithin", ebenfalls für Bleiweiß. Hier wird davon ausgegangen, dass das Metall seinen Namen im Zusammenhang mit dem Bergbau erhielt. Vermutlich wurde mit dem Namen zunächst der Wismutocker bezeichnet, und der Name ging dann auf das Metall über. Weitere Forschungsarbeit ist notwendig, um den eventuellen Weg aus dem Arabischen bis hin zum Deutschen oder den ebenfalls möglichen Weg aus dem Lateinischen ins Deutsche sowie die bei beiden letztgenannten Deutungen notwendige Bedeutungsübertragung zu klären.




Etymologischer Stammbaum von Wismut / Bismut mit Darstellung der plausiblen Erklärungsvarianten.



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PHILLIPS, T. (1847): Transcript of a MS. Treatise on the preparation of Pigments, and on various processes of the Decorative Arts practised during the Middle Ages, written in the twelfth century, and entitled Mappæ Clavicula.- Archaeologia or Miscellaneous Tracts relating to Antiquity 32, 183-244

POTT, J.H. (1739): De Wismuhto.- Observationum et Animadversionum Chymicarum Præcipue Circa Sal Commune Acidum Salis Vinosum et Wismuthum Versantium Collectio Prima. Berolini, apud Johannem Andream Rüdigerum, 197 p. (p. 134-197)

RULAND, M. (1612): Lecixon Alchemiæ sive Dictionarium Alchemisticvm, Cum obscuriorum Verborum, & Rerum Hermeticarum, tum Theophrast Paracelsicarum Phrasium.- Cura ac sumtibus Zachariæ Palthenii, Librarii ac D. in libera Francofurtensium Repub., 471 p. (p. 318, 364)

RÜLEIN VON CALW, U. (1505): Ein wolgeordnetz: unnd nuczlicho büchlin wie man bergwerck suchen und erfinden sol von allerlay mettal die denn die sieben planeten generieren und würcken yeglicher nach seiner natur un einfluß nach irem streichen der lufft gegen dem auff gang nydergang: mitag vnd mittnacht auch wie die geschicklichait der geng in den bergen erfündlich seind nach gelegenhait der gebürg als dann das aigentlich anzaigt wirdt mit figuren un geschrifft vnd ob in ettlichen bergwercken: in iren tailungen ander namen wären dann diß büchlin in seiner tailung von kucks aufweißt: so wirt doch hierin gesagt auff alle land bergwerck zu erkunnen wie hernachuolgt in disem büchlin.-Augsburg, gedruckt von Erhart Ratdolt, p. 20 und 23

RÜLEIN VON CALW, U. (1527): Ein nützlich Bergbüchlin von allen Metallen / als Golt / Silber / Zcyn / Kupfer ertz / Eisenstein / Bleyertz / und vom Quecksilber.- Gedruckt zu Erffurd / zu Johan Loersfelt

RUSKA, J. (1912): Das Steinbuch des Aristoteles. Mit literaturgeschichtlichen Untersuchungen nach der arabischen Handschrift der Bibliothèque Nationale herausgegeben und übersetzt.- Heidelberg, Carl Winter's Universitätsbuchhandlung, 208 p.

SCHRÖCKE, H. & WEINER, K.-L. (1981): Mineralogie: ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage.- Berlin und New Yourk, De Gruyter, p. 90

SCHULTE, A. (1923): Geschichte der grossen Ravensburger Handelsgesellschaft 1380 - 1530.- Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart und Berlin, Band 1, p. 351

STAHL, G.E. (1729): Chymia Rationalis et Experimentalis; Oder: Gründliche / der Natur und Vernunfft gemäße und mit Experimenten erwiesene Einleitung zur Chymie; Darinnen hauptsächlich Die Mixtion derer Sublunarischen Cörper, nebst deren Zerlegung und Relation gegen einander untersuchet, und mit vielen Experimenten gezeiget wird. Nebst einer Zugabe Von denen Mercuriis Metallorum, Mercurio animato, und Lapide Philosophorum. Zweyte Auflage.- Leipzig, Verlegts Caspar Jacob Eyssel, 560 p. + Register (p. 22, 425-426)

THURNEYSSER ZUM THURN, L. (1583): Vel Magna Alchymia. Das ist ein Lehr und unterweisung von den offenbaren und verborgenlichen Naturen / Arten und Eigenschafften / allerhande wunderlicher Erdtgewechssen / als Ertzen / Metallen / Mineren / Erdsäfften / Schwefeln / Mercurien, Salzen und Gesteinen. Vnd was der dingen zum theil hoch in den Lüfften / zum theil in der Tieffe der Erden / vnd zum theil in den Wassern / welche aus dem Chaos oder der Confusion vnd vermischung Elementischer Substantzen, als Geistliche vn(n) doch subtiler / noch vnbestendiger weis verursacht / empfangen vnd radicirt ... - Berlin, durch Nicolaum Voltzen, 144 p. (p. 141)

VALENTINUS, B. (1604): TriumphWagen Antimonii, Fratris Basilii Valentini, Benedicter Ordens / Allen / so den grund suchen der uhralten Medicin / Auch zu der Hermetischen Philosophy beliebnis tragen / Zu gut publiciret / und an Tag geben / Durch Johann Thölde / Hessum. Mit einer Vorrede / Doctoris Joachimi Tanckii, Anatomes & Chirurgiae Professoris in der Universitet Leipzig.- Leipzig, in Verlegung Jacob Apels

WIRSUNG, C. (1588): Ein new Artzney Buch darinn fast alle eußerliche vnnd innerliche Glieder deß menschlichen Leibs / sampt ihren Kranckheiten vund Gebrechen / von dem Haupt an biß zu den Füssen / vnd wie man dieselbigen durch Gottes hülff / vnd seine darzu geschaffene Mittel / auff mancherley weiß wenden und curieren soll. Durch den Ehrenvesten /Achtbarn vnd Fürnemen Herrn Christophorum Wirsung / mit sonderem fleiß auß berhümbtesten Ärtzten / so wol der newen als der alten geschriebenen Büchern / vnd sonderbarer erfahrung zusammen getragen / vnd erstlich in Druck verfertigt. Folgends aber Zu ehren der Durchleuchtigsten Hochgebornen Fürstin vnd Frawen / Frawen Elizabeth / Gebornen Hertzogin zu Sachsen / Pfalzgäfin bey Rhein / Hertzogin in Beyern / fleissig vbersehen / mit zweyen nützlichen Registern gezieret / in ein richtige ordnung verfasset / vnd auff ein newes mit einem letzlichern Buchstaben in Druck vbergeben / Durch Iacobum Theodorum Tabernæmontarum, der Artzney Doctor zu Heydelberg.- Gedruckt zur Newstatt an der Hardt / durch Mattheum Harnisch, 850 p. + 231 p. Register

WORM, O. (1655): Museum Wormianum. Seu Historia Rerum Rariorum, Tam Naturalium, quam Artificalium, tam Domesticarum, quam Exoticarum, quæ Hafniæ Danorum in ædibus Authoris servantur.- Amstelodami, apud Lvdovicvm & Danielem Elzevirios, 391 p. (p. 125)




© Thomas Witzke / Stollentroll

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