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Gewöhnliche Chondrite    /    Ordinary Chondrites


             L-Gruppe (L Chondrite)





Chondrite sind eine Gruppe von Meteoriten, die überwiegend aus Silikaten wie Olivin, Pyroxen und Plagioklas bzw. deren Alterationsprodukten bestehen. Sie können bis zu 20 Vol.-% metallische Phasen enthalten. Charakteristisches Merkmal sind kugelige Einschlüsse, die sogenannten Chondren, die bis einige Millimeter (und selten auch Zentimeter) Größe erreichen können.

Chondrite stellen undifferenzierte Meteorite dar. Sie stammen von Asteroiden, die in den meisten Fällen nicht so stark erhitzt wurden, dass es zu Schmelzprozessen mit anschließender Trennung von Metall- und Silikatphase und Ausbildung von einem metallischen Kern und einem silikatischen Mantel in dem Körper kam. Diese Meteorite repräsentieren deshalb primitives Material aus der frühen Phase unseres Sonnensystems aus der Zeit vor ungefähr 4,56 Milliarden Jahren. Chondrite sind durch Aggregation von Chondren entstanden. Chondren sind das Produkt eines kurzzeitigen Prozesses, bei dem Material schnell aufgeheizt wurde und auch schnell wieder abkühlte. Der genaue Entstehungsprozess der Chondren ist noch unbekannt, hier gibt es mehrere verschiedene Theorien. Chondren bestehen überwiegend aus Olivin oder Pyroxen und Glas, sofern sie nicht metamorph verändert sind. Durch Alteration, Metamorphose, Kollisionen und Impakte können die Chondren unterschiedlich stark überprägt sein. Einige Chondrite enthalten Calcium-Aluminium-reiche Einschlüsse (CAI's), die als die frühesten aus dem solaren Nebel kondensierten Objekte gelten.

Die Chondrite werden in verschiedene Klassen unterteilt, die sich nach ihrer Entstehungsgeschichte (z.B. Entfernung von der Sonne) und Mutterkörper unterscheiden.

Gewöhnliche Chondrite weisen ein sub-solares Mg/Si-Verhältnis auf und ihr Sauerstoffisotopen-Verhältnis liegt über der terrestrischen Fraktionierungslinie. Charakteristisch ist ein hoher Anteil an Chondren in einer feinkörnigen Matrix.
Gewöhnliche Chondrite stellen die häufigsten Meteorite dar.



Gewöhnliche Chondrite, L-Gruppe (low iron)
Die L-Chondrite weisen einen Gesamteisengehalt von 20 bis 25 Masse-% auf. In Form von Ni-Fe-Metall liegen 4 - 10 % vor.
Für den Mutterkörper der L-Chondrite kann ein Durchmesser von mindestens 100 km angenommen werden. Etwa 2/3 der L-Chondrite sind stark geschockt, wobei das Ereignis etwa 470 Millionen Jahre zurück liegt. Dieses Ereignis hat wahrscheinlich zur Zerstörung des Mutterkörpers geführt. Ein Hinweis darauf sind Funde von fossilen Meteoriten in mittelordovizischen Kalksteinen (ca. 467 Millionen Jahre) in Südschweden, die eine stark erhöhte Fallrate belegen, sowie fünf große Impaktkrater mit einem vergleichbaren Alter auf der Erde. Als Überreste der Zerstörung des Mutterkörpers kommen die Asteroiden der Gefion-Familie in Frage. Es handelt sich dabei um tausende von Körpern von jeweils etwa 1 - 15 km Größe. Nach Bahnberechnungen und spektroskopischen Untersuchungen können sie Lieferanten der L-Chondrite darstellen (Nesvorny et al., 2008). Als mögliche Quelle der L-Chondrite wird auch der maximal 33 km große Asteroid 433 Eros diskutiert.


    NWA 6864.  Gewöhnlicher Chondrit, L3.15.

Meteorit NWA 6864.
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L3.15.

Fund 2011. Nordwest Afrika. TKW 2,06 kg.

NWA 6864. Vollscheibe. Größe 61 x 37 mm, Gewicht 15,294 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


NWA 6864 enthält Forsterit (Fa0.5-45.8), Pyroxene (Enstatit, Pigeonit, Augit), etwas Plagioklas, Chromit und verwittertes Ni-Fe-Metall. Der Meteorit weist einen Verwitterungsgrad W2 und ein Schockstadium S2 auf.





    NWA 5238.  Gewöhnlicher Chondrit, L3.

Meteorit NWA 5238.
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L3.

Fund 2007. Nordwest Afrika (Marokko oder Algerien). TKW 250 g.

NWA 5238. Vollscheibe. Größe 40 x 27 mm, Gewicht 5,3 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


NWA 5238 zeigt einen Verwitterungsgrad W2 und ein Schockstadium S2.




    NWA 5667.  Gewöhnlicher Chondrit, L3.

Meteorit NWA 5667.
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L3, Brekzie.

Fund 2008. Nordwest Afrika (Marokko oder Algerien). TKW 1080 g.

NWA 5667. Endstück. Größe 40 x 26 mm, Gewicht 24,9 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


NWA 5667 ist ein außerordentlich frischer Meteorit mit Verwitterungsgrad W0/1. Es handelt sich um eine Brekzie aus verschiedenen Lithologien. Olivin (Forsterit) zeigt eine Zusammensetzung Fa1.0-23.9, Pyroxen Fs6.1-20.7. Schockstadium S2. Das Exemplar weist eine schöne schwarze Schmelzkruste auf.





    NWA 5679.  Gewöhnlicher Chondrit, L3.

Meteorit NWA 5679 (Vollscheibe).
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L3.

Fund 2008. Nordwest Afrika. TKW 588 g.

NWA 5679. Vollscheibe. Größe 46 x 42 mm, Gewicht 10,4 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Schockstadium S3, Verwitterungsgrad W0-1.





    NWA 5697.  Gewöhnlicher Chondrit, L3.

Meteorit NWA 5697.
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L3.

Fund 2008. Marokko. TKW 547 g.

NWA 5697. Teilscheibe. Größe 48 x 42 mm, Gewicht 7,9 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Der Meteorit weist zahlreiche, zum Teil sehr große Chondren auf. Schockstadium S3, Verwitterungsgrad W1.




NWA 5697. Vollscheibe. Größe 65 x 36 mm, Gewicht 10,2 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.




NWA 5697. Teilscheibe. Größe 70 x 32 mm, Gewicht 25 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Die Scheibe enthält große Chondren. Etwas rechts von der Mitte ist eine 11 mm große, etwas unregelmäßig geformte, porphyrische Chondre zu sehen.



    NWA 6168.  Gewöhnlicher Chondrit, L3.

Meteorit NWA 6168.
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L3.

Fund 2009. Nordwest Afrika. TKW 614 g.

NWA 6168. Vollscheibe. Größe 64 x 41 mm, Gewicht 20,11 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Der Meteorit ist brekziiert. Schockstadium S2, Verwitterungsgrad W1. Die Scheibe enthält viel Troilit.





    Sahara 02500 ("Wadi Mellene").  Gewöhnlicher Chondrit, L3.8.

Meteorit Sahara 02500 "Wadi Mellene".
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L3.8.

Fund 2001 - 2002. Nahe beim "Wadi Mellene", Sahara (nähere Angaben wurden nicht bekannt gegeben). TKW 410,9 kg.

Sahara 02500 "Wadi Mellene". Vollscheibe. Größe 180 x 135 mm, Gewicht 512 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Der Meteorit weist gut ausgebildete Chondren bis mehrere Millimeter Durchmesser auf. Das Material enthält zahlreiche Klasten verschiedener Lithologien, z.B. graue, feinkörnige, eventuell achondritische oder helle, chondrenreiche Fragmente. Der Olivin (Forsterit) weist eine mittlere Zusammensetzung von Fa26 (Fa32-14) auf, der Pyroxen von Fs23. Daneben sind Ni-Fe-Metall und Troilit vorhanden. Schockstadium S2, Verwitterungsgrad W1.




    NWA 6173.  Gewöhnlicher Chondrit, L4.

Meteorit NWA 6173.
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L4.

Fund 2010. Nordwest-Afrika. TKW 691 kg.

NWA 6173. Vollscheibe. Größe 91 x 50 mm, Gewicht 27,3 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Zu dem Meteoriten liegen noch keine näheren Daten vor.




    Sayh al Uhaymir 001.  Gewöhnlicher Chondrit, L4-5.

Meteorit Sayh Al Uhaymir 001.
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L4-5.

Fund 2000. Sayh Al Uhaymir, Al Wusta, Oman. TKW 450 kg.

Sayh Al Uhaymir 001. Vollscheibe. Größe 68 x 50 mm, Gewicht 27,9 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Der Meteorit weist einen Verwitterungsgrad W2 und Schockstadium S1 auf.




    NWA 869.  Gewöhnlicher Chondrit, L4-6.

Meteorit NWA 869.
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L4-6.

Fund 2000 oder 2001. Nordwest-Afrika. TKW > 2000 kg.

NWA 869. Individual. Größe 95 x 67 x 55 mm, Gewicht 654 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Es handelt sich um eine fragmentale Brekzie mit Material von Typ 4 bis 6. Schockstadium S3, Verwitterungsgrad W1.




    NWA 4680.  Gewöhnlicher Chondrit, L4-6.

Meteorit NWA 4680.
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L4-6.

Fund 2006. Nordwest Afrika. TKW 3830 g.

NWA 4680. Vollscheibe. Größe 38 x 26 mm, Gewicht 7,9 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Schockstadium S3, Verwitterungsgrad W1.




    Pohlitz.  Gewöhnlicher Chondrit, L5.

Meteorit Pohlitz.
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L5.

Fall 13. Oktober 1819. Auf dem Feld "Rothe", zwischen Pohlitz (heutiger Stadtteil von Bad Köstritz) und Langenberg (Stadteil von Gera), Thüringen. TKW ca. 3,5 kg.


Pohlitz. Fragment, Größe 4 mm, Gewicht 0,024 g. Ex Collection H.H. Nininger, ex Collection P. Marmet. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Kurz nach dem Fall gibt der Aufseher der Herzoglichen Kunst- und Naturalien-Sammlung Gotha, W.E. BRAUN (1819) einen ersten Bericht. Danach hörten zahlreiche Personen in Köstritz, Pohlitz, Langenberg, Gleina und weiteren Orten gegen 7 Uhr am Morgen einen starken Knall. Danach folgten Töne, die die Zeugen mit Glockenklängen oder Orgeltönen verglichen. Anschließend folgte ein dumpfes Sausen und Knistern, und zuletzt hörten Einige einen Schlag, als wenn ein Körper aus einer bedeutenden Höhe auf die Erde fällt. Eine Lichterscheinung hat niemand bemerkt, vermutlich wegen des zu der Zeit herrschenden starken Nebels. Einige Tage später ging der Bauer Rothe auf das Feld um nachzusehen, ob das Korn, das er vor mehreren Tagen gesät hatte, schon aufgegangen ist. In der Mitte des Ackers bemerkte er schon aus der Ferne, dass die Erde aufgeworfen war. Er ging näher und sah in einer Vertiefung einen schwarzen Körper liegen, den er aber nicht für einen Stein, sondern für Fuchswitterung hielt, die der Jäger hierher gebracht haben könnte. Er kehrte nach Hause zurück und fragte den Jäger, der dies aber verneinte. Beide gingen dann zurück zu dem Acker. Der Jäger hatte schon gehört, dass zuweilen Steine aus der Luft fallen und vermutete, dass es sich hier um einen solchen handelt. Der Stein wurde dann geborgen. BRAUN hatte noch die Gelegenheit, das Loch zu besichtigen. Es war noch unverändert und wies 8 Pariser Zoll Tiefe bei 1½ Fuß Weite auf. Die Erde war rings herum wallförmig aufgeworfen.
Der Stein verblieb einige Tage bei den Bauern in Pohlitz, in dieser Zeit schlugen sich etliche Leute etwas davon ab, "auch einigen Freunden der Mineralogie gelang es, sich Bruchstücke davon zu verschaffen." Nachdem der ursprünglich 7 Pfund 1 Loth wiegende Stein so etwa 2 Pfund verloren hatte, wurde er von der Reussischen Regierung in Gera in Beschlag genommen und nach Gera gebracht. Er wog jetzt noch 5 Pfund 1 Loth 1 Quentchen. BRAUN gibt an, dass die schwarze Kruste 1/3 Linie dick sei und scharf von der inneren Masse getrennt ist. Das Innere ist feinkörnig und grau, darin eingesprengt findet sich eine Legierung von Nickel und Eisen. Die Masse wird von zwei parallel laufenden, dünnen Gängen und weiteren noch feineren Trümern durchzogen. Der Stein wirkt sehr stark auf die Magnetnadel, sogar kleine Splitter. BRAUN konnte zwei Fragmente für die Gothaer Sammlung besorgen.

Einen sehr ähnlichen Bericht liefert der Bergschreiber LINDIG 1819, der auf Anordnung des Königlich-Preussischen Ober-Berghauptmanns GERHARD Erkundigungen über den Meteoritenfall einziehen sollte. Er gibt den Fall jedoch gegen 8 Uhr am Morgen an und berichtet von einem lediglich leichten Dunst, der zu der Zeit herrschte. Optische Erscheinungen sind jedoch nicht beobachtet worden. LINDIG gibt in seinem Bericht vom 10. Dezember 1819 an, dass es gegenwärtig nicht möglich ist, Bruchstücke zu bekommen, da es einen Rechtsstreit um das Eigentum geht. Der Bauer ROTHE will sich die Beschlagnahme durch die Regierung nicht gefallen lassen und verlangt 800 Thaler für den Meteoriten.

Die größten erhaltenen Teile sind (HEIDE, 1988; GRADY, 2000):
688 g (ehem. 713 g ?) Museum für Naturkunde der Humboldt Universität, Berlin,
406 g Naturhistorisches Museum Wien
400 g Museum für Naturkunde Gera
340 g Natural History Museum Budapest
145 g Universität Tübingen.

Über die mineralogische Zusammensetzung liegen kaum Daten vor. Bei dem Olivin soll es sich um Forsterit mit Fa25 handeln.
Das Fragment auf dem Foto enthält Pyroxen, Forsterit und Troilit. Die Rückseite weist Schmelzkruste auf.

Der Fundort des Meteoriten liegt dort, wo sich heute das Chemiewerk Bad Köstritz befindet und lässt sich mit 50°55'46" N, 12°02'17" E (= 50.92944°N, 12.03806°E) angeben (Mitteilung von Stefan BAUCH im Forum Meteorite-Mineralien-Gold, www.jgr-apolda.eu). Die Koordinaten in der Meteoritical Bulletin Database (50° 56'N, 12° 8'E) bezeichnen eine um mehrere Kilometer falsche Position.




    Aachen.  Gewöhnlicher Chondrit, L5.

Meteorit Aachen.
Gewöhnlicher Chondrit, L5-Gruppe.

Fund um 1880. Bei Aachen, Nordrhein-Westfalen. TKW 21 g.

Aachen. Fragment, Größe 3 mm, Gewicht 0,018 g. Ex Collection Matthias Kurz, ex Collection Peter Jäger. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Über den Fall oder den Fund des Meteoriten ist nichts Näheres bekannt. Im Lippeschen Landesmuseum Detmold befindet sich ein Exemplar, dass nach dem Etikett nahe Aachen gefallen ist. Weitere Informationen finden sich nicht. Nach einem Vergleich der Handschrift auf dem Etikett kam das Exemplar wahrscheinlich um 1880 in das Museum. Nach M. SCHLIESTEDT und R. BARTOSCHEWITZ handelt es sich um einen L5-Chondriten mit Schockstadium S3. Der Olivin (Forsterit) weist die Zusammensetzung Fa24.6 und der Pyroxen Fs20.5 auf (in: WLOTZKA, 1995).




    Renchen.  Gewöhnlicher Chondrit, L5-6.

Meteorit Renchen.
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L5-6.

Fall 10. Juli 2018, 23:29:48 MESZ. Streufeld nordwestlich bis südöstlich von Renchen, Kreis Ortenau, Baden-Württemberg, Deutschland (erster Fund 48.57400° N, 8.01911° E, Hauptmasse 48.61022° N, 7.94817° E). TKW 1227,69 g.

Renchen. Fragment Renchen R3B. Größe 14 x 12 mm, Gewicht 1,912 g. Ex Sammlung Łukasz Smuła. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Am 10. Juli 2018 wurde um 23.30 Uhr MESZ in einem Gebiet nahe der deutsch-französischen Grenze eine helle Feuerkugel gesichtet. Aus Aufnahmen von Kameras vom Astronomischen Institut Ondřejov der tschechischen Akademie der Wissenschaften und des deutschen Feuerkugelnetzes konnten die Flugbahn durch die Atmosphäre sowie ein Streufeld berechnet werden. Danach trat das Objekt mit einer Geschwindigkeit von knapp 20 km/s unter einem steilen Winkel um 23:29:48 Uhr in die obere Erdatmosphäre ein. Die Leuchtspur began in 80 km und endete in 18 km Höhe etwas westlich von Renchen. Die Leuchtspur hatte eine Länge von 63 km. Diese Strecke wurde von dem Objekt in 4 Sekunden zurückgelegt. Die Projektion der Spur auf die Erdoberfläche ist mit 13 km sehr kurz auf Grund der Neigung der Bahn von nur 10° gegen die Vertikale. Das Objekt hatte beim Eintritt in die Erdatmosphäre etwa 20 cm Größe und zerbrach beim Abbremsen in mehrere kleinere und größere Stücke. Ein Helligkeitsausbruch in 28 km Höhe weist darauf hin, dass es hier zu einer Fragmentierung gekommen ist.


Die andere Seite des Fragments.


Das berechnete Streufeld erstreckt sich in südost-nordwestliche Richtung, wobei Renchen etwa im Zentrum liegt. Größere Exemplare sind im schmalen, nordwestlichen Bereich gefallen, kleinere im breiteren, südöstlichen. Das erste Exemplar wurde von Ralph Sporn und Martin Neuhofer am 24. Juli 2018 in einer Kirschplantage 1,48 km SE von Renchen (exakt 48°34'26.4'' N, 8°01'08.8'' E = 48.57400° N, 8.01911° E) gefunden. Am 31. Juli 2018 fanden Ralph Sporn und Martin Neuhofer im nordwestlichen Teil des Streufeldes auf einer Wiese nahe dem Heuweg, E von Holchenbach, zwischen dem Korker Wald und dem Hürbewald, Rheinau, etwa 5,4 km NW von Renchen, das zweite Exemplar, das mit 955 g die Hauptmasse darstellt (Position 48.61022° N, 7.94817° E). Am 1. September 2018 konnten von Łukasz Smuła, Magdalena Skirzewska und Thomas Kurtz auf und an einem Waldweg im Mührigwald, NW von Renchen, 19 Fragmente von zusammen 20,57 g von einem offenbar beim Aufprall auf dem Weg zersplitterten Exemplar bergen (Position 48.59861° N, 7.97482° E). Ein viertes Exemplar von 4,8 g wurde von Ralph Sporn und Martin Neuhofer am 30. September 2018 östlich von Renchen gefunden. Es hatte sich im Hagel- oder Vogelschutznetz in 2,5 m Höhe über einer Obstplantage verfangen (Position 48.58315° N, 8.02325° E). Ein fünftes Exemplar von 6,29 g wurde am 13. Oktober 2019 von Martin Kappler in dem gleichen Schutznetz entdeckt (Position 48.58305° N, 8.02330° E). An der Fundstelle der Fragmente von Exemplar 3 konnte Thomas Kurtz am 23. Februar 2019 nach intensiver Suche noch das Hauptfragment von 228,2 g entdecken (auch als Exemplar Renchen 6 bezeichnet), von dem die kleineren, vorher gefundenen Stücke abgesplittert waren. Die Gesammtmasse der gefundenen Teile liegt damit bei 1227,69 g (Spurný, 2018; Heinlein, 2018; Kappler, 2019, Bischoff et al., 2019).


Renchen. Fragment von der Hauptmasse Renchen R2B8. Größe 23 x 16 mm, Gewicht 3,978 g. Ex Sammlung Dr. Oliver Sachs. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Der Meteorit wurde als L-Chondrit-Brekzie (L5-6) mit Schockstadium S4 und Verwitterungsgrad W0 klassifiziert. Neben rekristallisierten Fragmenten vom Typ 6 gibt es chondritische Bereiche vom Typ 5 und Impaktschmelze. Der Olivin (Forsterit) weist die Zusammensetzung Fa24.6-27.1 auf, Ca-armer Pyroxen Fs21.9Wo1.4 und Plagioklas (Albit) An9.8Or3.9. Weiterhin sind Ni-haltiges Eisen (Kamacit), Taenit, Troilit, Chromit sowie akzessorisch Chlorapatit und Merrillit vorhanden. Der Merrillit, Ca9NaMg(PO4)7, bildet gelegentlich millimetergroße, hellgelbe Einschlüsse. Hochdruckphasen wie Ringwoodit konnten auch in den Schockadern nicht gefunden werden, was für einen mäßigen Schock spricht. Renchen enthält nach ultrahoch-auflösender Massenspektrometrie Spuren zahlreicher organischer Verbindungen. Die Sauerstoffisotopen-Daten stimmen mit denen anderer L-Chondrite überein.
Nach Untersuchungen der Edelgase konnte ein CRE-Alter von 42 Millionen Jahren ermittelt werden.




Hellgelber Merrillit neben Troilit, Albit, Forsterit und Enstatit. Fragment von der Hauptmasse Renchen R2B8. Bildbreite 10 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke.




    El Arouss (inoffiziell).  Gewöhnlicher Chondrit, L5-IMB.

Meteorit El Arouss (inoffiziell).
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L5-IMB (?).

Fund 2002 - 2003. El Arouss, Sahara. TKW 15,441 kg (10 Steine).

El Arouss. Vollscheibe. Größe 130 x 110 mm, Gewicht 144,8 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Der Meteorit ist bisher nicht im Meteoritical Bulletin publiziert. Er weist zwei Lithologien auf, eine stark geschockte chondritische und eine Impaktschmelz-Lithologie. Die hier vorliegende Scheibe stellt hauptsächlich eine Impaktschmelze dar. Bemerkerswert ist das Auftreten großer Hohlräume (Vesikel). Sie könnten durch gasförmiges SO2 gebildet worden sein, das beim Aufschmelzen von Troilit infolge des Impakts entstanden ist. Schockstadium S6, Verwitterungsgrad sehr niedrig.




    Braunschweig.  Gewöhnlicher Chondrit, L6.

Meteorit Braunschweig (Fragment).
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L6.

Fall 23.04.2013 gegen 2.05 - 2.10 Uhr. Steinaustraße (52°13.548'N, 10°31.193'E), Braunschweig, Niedersachsen, Deutschland. TKW 1,3 kg.

Braunschweig. Fragment mit Kruste. Größe 16 x 15 x 12 mm, Gewicht 3,65 g. Ex Collection R. Bartoschewitz, ex Collection Fabien Kuntz. Sammlung und Foto
Thomas Witzke.



Am 23. April 2013 gegen 2.05 - 2.10 Uhr nachts fiel in Braunschweig in der Steinaustraße ein Meteorit von 1,3 kg Masse. Das Exemplar schlug in einem Vorgarten in eine mit Betonplatten gepflasterte Fläche ein und verursachte eine etwa 7 x 3 cm messende Vertiefung. Beim Aufprall zersplitterte das Exemplar in hunderte von Fragmenten. Das größte weist eine Masse von 214 g auf, die anderen lagen bei unter 30 g bis hin zum Milligramm-Bereich. Die Schmelzkruste ist schwarz und weist eine Dicke von 0,4 mm auf. Der Meteorit Braunschweig zeigt eine rekristallisierte Matrix aus Olivin, Pyroxen und sekundärem Feldspat, in der schlecht ausgebildete, deformierte Chondren liegen. Weiterhin sind Kamacit (Ni 4.7-6.2, Co 1.0 Gew.-%), Taenit (Ni 20-34, Co 0.3-0.7 Gew.-%), Chromit und Troilit vorhanden. Zusammensetzung von Olivin (Forsterit) Fa24.3-26.0, Ca-armen Pyroxen Fs20.8-21.7Wo1.0-1.8, Ca-reichem Pyroxen Fs8.1-8.8Wo44.4-45.2, Feldspat (Albit) An11-18Or4-10. Schockstadium S4.




    Benthullen.  Gewöhnlicher Chondrit, L6.

Meteorit Benthullen (Teilscheibe).
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L6.

Fund wahrscheinlich 1944 oder 1945. In einem Hochmoor, an der Böseler Straße 435, Benthullen, Gemeinde Wardenburg, Oldenburger Land, Niedersachsen, Deutschland (53°02'15'' N, 8°06'22'' E). TKW 17,25 kg.

Benthullen. Teilscheibe. Größe 13 x 12 mm, Gewicht 2,095 g. Ex Sammlung
Mineralogisches Museum Hamburg, ex Sammlung Jay Piatek, ex Sammlung
M. Bandli. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



Zu den Fundumständen des Meteoriten von Benthullen gibt Rainer BARTOSCHEWITZ (1989) einen Bericht. Danach baute an einem Tag im Kriegsjahr 1944 der Landwirt Johann FRAHMANN auf seinem Grundstück in der Böseler Straße 435 zusammen mit einem französischen Kriegsgefangenen Torf ab, als ihn sein Nachbar Johann MÜLLER besuchte. Ihnen fiel auf, dass der Torf an einer Stelle senkrecht gestört war und gruben nach. In 2 Meter Tiefe stießen sie auf ein Objekt. Da zunächst eine Bombe vermutet wurde, entfernte sich der Franzose. Ein weiterer Nachbar, Dirk BLIEVERNICH, half schließlich bei der Bergung des Objektes, das sich als ein merkwürdig schwerer Stein erwies. MÜLLER äußerte bereits die Vermutung, dass er nicht von dieser Welt stammt, erntete aber nur Spott dafür. Der Stein wurde von FRAHMANN zunächst zum Beschweren des Deckels von einem großen Topf für Schnippelbohnen verwendet, erwies sich aber als nicht besonders geeignet und wurde später auf einen Steinhaufen hinter dem Haus geworfen.

Als sich Dr. Wolfgang HARTUNG, der Direktor des Museums für Naturkunde und Vorgeschichte in Oldenburg zu Geländeuntersuchungen 1949 in Benthullen aufhielt, erwähnte MÜLLER ihm gegenüber den Stein. HARTUNG hatte sofort den Verdacht, dass es sich um einen Meteoriten handeln könnte und begab sich zu FRAHMANN. Auf dem Steinhaufen konnte er den Stein entdecken. HARTUNG gibt in seiner Mitteilung von 1949 allerdings an, dass der Stein ein Jahr vorher, also 1948, gefunden wurde. Das Gewicht beträgt 17,25 kg, die Abmessung 26 x 19 x 13 cm. HARTUNG vermutet, dass der neue Fund die Hauptmasse des als Oldenburg bezeichneten, am 10. September bei Beverbruch und Bissel gefallenen Meteoriten darstellt.
Die Angabe zum Fundjahr differiert extrem. BARTOSCHEWITZ (1989) gibt 1944 an, BEICHLE (2012) 1944 oder 1945, HARTUNG (1949) 1948, SCHLÜTER & KOBLITZ (1998) 1948 oder 1949, RAMDOHR & EL GORESY (1974) 1951, RAMDOHR (1977) etwa 1955. Die letzten beiden Angaben können aus naheliegenden Gründen ausgeschlossen werden, es gibt eine ältere Publikation. Bei der Anwesenheit eines französischen Kriegsgefangenen sind von allen Angaben nur die Jahre 1944 und 1945 möglich (siehe Diskussion in GEHLER & REICH, 2015).

RAMDOHR & EL GORESY (1974) zeigten an Hand von Unterschieden bei den Chondren, dass der Stein von Benthullen nicht zu dem Meteoriten von Oldenburg gehört. Bei RAMDOHR (1977) wird er als L-Chondrit und bei SCHLÜTER & KOBLITZ (1998) als L6 klassifiziert. Zum irdischen Alter liegt nur eine nicht publizierte 39Ar-Analyse vor, nach der es unter 200 Jahren liegt (siehe GEHLER & REICH, 2015). Die Angaben in der Literatur variieren,ohne dass hier konkrete Untersuchungen genannt werden.
Der Meteorit benthullen enthält Olivin (Fa24.9), Orthopyroxen (En75.9 Fs21.7 Wo1.5), Plagioklas (An1.3 Ab79.3 Or27.4 - An10.9 Ab87.4 Or1.7) und weitere Minerale, darunter auch Ni-Fe-Metall. Die Hauptmasse des Meteoriten befindet sich im Oldenburger Museum für Naturkunde (heute Landesmuseum Natur und Mensch), das Gewicht beträgt 16,05 kg (GEHLER & REICH, 2015). Bei Benthullen handelt es sich um den größten bisher in Deutschland gefundenen Steinmeteoriten.




    Linum.  Gewöhnlicher Chondrit, L6.

Meteorit Linum.
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L6.

Fall kurz vor 8 Uhr, 5. September 1854. Torfstich Carwe, nordöstlich von Linum bei Fehrbellin, Neuruppin, Brandenburg, Deutschland. Ungefähre Position 52.80426°N, 12.92643°E (die offizielle Position aus dem Meteoritical Bulletin, 52° 45'N, 12° 54'E = 52.750°N, 12.900°E ist um ca. 5 km falsch). TKW 1862 g.

Linum. Teilscheibe. Größe 15 x 6 mm, Gewicht 0,918 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Am Morgen des 5. September 1854, kurz vor 8 Uhr, fiel in die Felder der Torfgräberei Carwe, die am Bützrhin südlich vom Bützsee lagen, nahe den Wustrauer Gutswiesen, nordöstlich von Linum bei Fehrbellin, ein Meteorit. Gustav ROSE (1855) gibt den Bericht vom 13. September 1854 von Torfmeister Kohle aus Fehrbellin über den Meteoritenfall wieder. Danach war dem betreffenden Morgen bei wolkenlosem Himmel plötzlich ein Geräusch zu hören, dass an eine sich drehende Windmühle erinnerte. Es kam von Südwest Richtung Nordost und verstärkte sich zu einem Getöse und schließlich zu "einem Geheul und Gebrüll von erschrecklicher Stärke" und endete dann plötzlich. Danach sah ein schwerhöriger Torfarbeiter, der nicht nach oben zur Quelle von dem Geräusch geblickt hatte, in der ausgetorften Fläche vor ihm Erde und Moder hochspritzen. Nach einigem Suchen konnte ein Loch von 2 Fuß Durchmesser gefunden werden, von dem sich von Südwest nach Nordost ein Gang schräg in die Tiefe erstreckte. In 4 Fuß Tiefe senkrecht von der Oberfläche konnte der Stein geborgen werden. Der Stein wurde offenbar schon von den Findern als Meteorit erkannt. Beim Bohren mit dem Messer an einer Stelle fand sich ein Körnchen Metall, das magnetisch war und am Messer hängen blieb und für Eisen gehalten wurde.

Ergänzend teilt ROSE mit, dass der Stein bis auf das kleine mit dem Messer gebohrte Loch ganz vollständig ist und ein Gewicht von 3 Pfund, 21 3/4 Loth aufweist und die Form einer unregelmäßig schiefen, dreiseitigen Pyramide bei einer Abmessung von jeweils 4 Preussischen Zoll an der Basis bei 3½ Zoll Höhe aufweist. Der Stein ist mit einer schwarzen, matten und etas rauhen Rinde bedeckt. Der Stein wurde von Friedrich Kelch, dem Besitzer der Torfgräberei, dem König übersandt, der ihn dem Königlich-Mineralogischen Museum in Berlin schenkte.

Bei dem Meteoriten handelt es sich um einen sogenannten Olivin-Hypersthen-Chondriten. Die typischerweise 0,3 - 1,7 mm großen Chondren sind meist nur wenig deutlich erkennbar. An Mineralen sind Forsterit (Fa23.9), Enstatit (Fs20.3 Wo1.5), Kamacit (6.3 % Ni), Taenit, Tetrataenit, Troilit, Chromit, Chlorapatit und 'Whitlockit' (wahrscheinlich Merrillit) vorhanden. Der Meteorit weist dünne Schockadern auf und ist als L6 zu klassifizieren (MATTHES & ADAM, 1988). Die Hauptmasse des Meteoriten befindet sich im Museum für Naturkunde Berlin.




    Ramsdorf.  Gewöhnlicher Chondrit, L6.

Meteorit Ramsdorf.
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L6.

Fall 18.30 Uhr, 26. Juli 1958. Ein Exemplar am Bargkamp, Ramsdorf, nordöstlich von Borken (51.88545°N, 6.91984°E), ein weiteres Exemplar in Gemenwirthe, am Westrand von Borken, Nordrhein-Westfalen, Deutschland. TKW ca. 6695 g.

Ramsdorf. Fragment. Größe 11 x 10 mm, Gewicht 1,02 g. Ex Sammlung Robb Elliott Fernlea (Schottland), ex Sammlung Peter Jäger. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Am 26. Juli 1958, um 18.30 Uhr fiel in Ramsdorf bei Borken ein Meteorit. An dem Abend hörten einige spielende Kinder ein knatterndes Geräusch wie von einem alten Moped, das jedoch aus der Luft kam. Das Geräusch verstummte plötzlich und die Kinder begaben sich auf Suche in die vermutete Schallrichtung. Die fünf Kinder fanden im Garten der Familie Revers-Ubbenhorst am Bargkamp in Ramsdorf ein etwa 40 cm tiefes Loch. Es verlief in etwa 60° zur Bodenfläche in östliche Richtung. Beim Stochern in dem Loch stieg etwas Dampf oder Rauch auf. Die Kinder vermuteten, dass vielleicht der etwa 9 Monate vorher gestartete Satellit Sputnik hier abgestürzt sein könnte und beschlossen, die Bergung auf den nächsten Tag zu verschieben. Am nächsten Morgen wurde das Objekt ausgegraben. Die Kinder fanden keinen Sputnik, sondern einen Stein, den sie für eine Sternschnuppe hielten. Der Stein wurde mit einem Spaten zerschlagen und die Teile unter den fünf Kindern aufgeteilt. Der Kinderarzt Dr. Karl Meisohle aus Ramsdorf erfuhr von seiner Tochter Luise von dem Fund. Er erkannte die Bedeutung des Materials und sammelte die Teile ein (OVERHAUS, 2003).

Das am Bargkamp in Ramsdorf geborgene Exemplar wog 4680 Gramm. Ein weiteres Exemplar von 2015 Gramm wurde nach OVERHAUS noch am Abend des Falls gegen 19.30 Uhr in Gemenwirthe am Westrand von Borken gefunden. Vermutlich sind noch zwei weitere Exemplare gefallen, eines in ein Feld in Ramsdorf-Ostendorf und eines wahrscheinlich noch in Gemenwirthe. Diese Stücke konnten jedoch nie gefunden werden.
Die Angaben zur Masse differieren erheblich. Das Meteoritical Bulletin vermeldet lediglich ein Exemplar und 4680 Gramm TKW, GOEBEL et al. (1959) nennen zwei Exemplare von zusammen rund 8 kg.

Am 23. Juni 2012 wurde in Ramsdorf, Velener Str. 4 (liegt gleich am Bargkamp) ein Gedenkstein zu dem Meteoritenfall aufgestellt. Als Fundort des Ramsdorfer Exemplars wird 51.885446°N, 6.919841°E angegeben (Meteorite-Mineralien-Gold-Forum, 2012).




Ramsdorf. Oben abgebildetes Fragment, die Seite mit der Kruste. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Eine erste mineralogische Untersuchung wurde von MOSEBACH (1958) vorgenommen. Danach finden sich Chondren aus Olivin und Bronzit in einer feinkörnigen Grundmasse. Der Meteorit enthält 11.1 % Nickeleisen und weist eine Porosität von 15 % auf. Eine Untersuchung der Gehalte an verschiedenen Isotopen der Edelgase He, Ne und Ar wurde von GOEBEL et al. (1959) durchgeführt. Eine Bestimmung des K-Ar-Alters ergab erheblich zu niedrige Werte, da es wohl durch die Porosität zu erheblichen Gasverlusten gekommen ist.

Ramsdorf wurde als Chondrit L6 klassifiziert. Nach BEGEMANN & WLOTZKA (1969) wurde der Meteorit stark alteriert durch partielles Schmelzen und anschließende schnelle Abkühlung, wahrscheinlich verursacht durch Schockwellen. Chondritische Textur wurde nicht gefunden. Die Silikate wurden in mehr oder weniger kontinuierliche Verwachsungen von Olivin und Pyroxen mit glasiger Grundmasse umgewandelt. In der Grundmasse verteilt finden sich Tröpfchen von Troilit und Nickeleisen. Runde Partikel von Nickeleisen waren offenbar geschmolzen. Der Ni-Gehalt steigt zum Rand der Tröpfchen hin. YAMAGUCHI et al. (1999) fanden neben dem Klasten-armen Impaktschmelzmaterial auch einen Bereich, der makroskopisch gut ausgebildete chondritische Textur zeigt. Eine genauere Untersuchung zeigte jedoch, dass hier 90 % der Kristalle durch einen Impakt aufgeschmolzen wurden. Die originale Mikrotextur der Chondren ist zerstört. Einzige Relikte sind Olivinkristalle, die mit 1620°C die höchste Schmelztemperatur aufweisen. Pyroxen-reiche Chondren wurden intensiv aufgeschmolzen. Die Schockdrücke, die zur Schmelzbildung geführt haben, lagen wahrscheinlich bei 75 - 90 GPa.




    Kiel.  Gewöhnlicher Chondrit, L6.

Meteorit Kiel (Fragment).
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L6.

Fall 26.04.1962, Friedrichsruher Weg 111, Ortsteil Pries, Kiel, Schleswig-Holstein (54.39346°N, 10.14641°E). TKW 737,6 g.

Kiel. Fragment. Größe 8 x 7 mm, Gewicht 0,24 g. Ex Sammlung Rainer Bartoschewitz. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Am 26. April 1962 gegen 13.45 Uhr wurde von Herrn Karl Eschmat, dem Pächter des Anwesens Vermehren, Friedrichsruher Weg 111, Kiel-Pries, ein plötzliches, lautes Geräusch auf dem darüber liegenden Dachboden vernommen. Nachdem er am folgenden Vormittag im Dach des Hauses in Firstähe ein Loch von etwa 10 cm Durchmesser entdeckt hatte, fand er beim Durchsuchen des Dachbodens einen faustgroßen, schwarzen Stein, der ihm sehr schwer erschien. Herr Eschmat vermutete einen Meteoriten und verständigte das nächste Polizeirevier. Der Fund gelangte über das Geologische Landesamt Schleswig-Holstein in der Mineralogisch-petrografische Institut der Universität Kiel. Hier konnte er endgültig als Meteorit bestätigt werden. Aus der Form des Einschlagloches konnte eine Einfallsrichtung von Südenoder Südwesten bestimmt werden. Zu dem Fall liegen keine weiteren Beobachtungen vor, es gibt keine Zeugen, die Licht- oder Geräusche (außer von dem Einschlag) wahrgenommen haben. Der Stein weist annähernd die Form einer dreiseitigen Pyramide auf und ist abgesehen von zwei kleinen Beschädigungen vom Aufprall vollständig von einer schwarzen Schmelzkruste umgeben. Der Meteorit wurde als Chondrit erkannt. Bei einer ersten Untersuchung konnte eine Olivinzusammensetzung Fa25 bestimmt werden. Nickeleisen macht etwa 11 Masse-% des Meteoriten aus (SCHREYER, 1964).




Die andere Seite des Exemplars mit der Schmelzkruste.



Die mineralogische Zusammensetzung wurde von ACKERMANN & RAASE (1973) untersucht. Danach enthält der Meteorit Kiel 55 Vol.-% Olivin mit einer homogenen Zusammensetzung um Fa24.2 (Forsterit). Orthopyroxen macht etwa 28 Vol.-% aus und weist eine mittlere Zusammensetzung Fs 21.4 aus. Damit liegt ein Enstatit vor. Er findet sich häufig in Chondren neben Olivin, vereinzelt in Einkristallchondren und weiterhin in der Grundmasse. Plagioklas nimmt 9 Vol-% ein und findet sich in xenomorphen Körnern bis 0,1 mm Größe zwischen Olivin und Orthopyroxen. Es handelt sich um einen Albit (An9.4Or5.5). Weiterhin sind Troilit (4.5 Vol.-%) und Nickeleisen (2.5 Vol.-%) auf. Letzteres leigt als Kamacit mit 6-7 % Ni und als Taenit mit etwa 30 - 37 % Ni, z.T. auch bis über 50 %. Akzessorisch treten 'Whitlockit' (es handelt sich um Merrillit), Chromit und Ilmenit auf. Nach den Untersuchungen konnte der Meteorit als L6 klassifiziert werden.

Die Hauptmasse des Meteoriten befindet sich im Geologischen und Mineralogischen Museum der Christian-Albrechts-Universität Kiel.




    Meuselbach.  Gewöhnlicher Chondrit, L6.

Meteorit Meuselbach.
Gewöhnlicher Chondrit, L6.

Fall 19.05.1897. Ortsrand von Meuselbach, Meuselbach-Schwarzmühle, Thüringen (ungefähre Position 50.56667°N, 11.08333°E). TKW 985 g.

Meuselbach. Fragment, Größe 4 x 2,5 mm, Gewicht 0,022 g. Ex Sammlung Matthias Kurz, ex Sammlung Peter Jäger. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Zum Fall des Meteoriten gibt LINCK (1898) einen Bericht nach Informationen von Pfarrer Drescher in Meuselbach: "Am 19. Mai 1897, Abends 7 Uhr 45 Minuten an einem nebeligen Gewittertage wurde eine starke, einem Donnerschlage oder einem Kanonenschusse ähnliche Detonation mit darauffolgendem periodisch anschwellendem Rollen vernommen, welches einige Minuten (?) anhielt. Ein Mädchen, welches sich gerade auf dem Felde befand, gab an, dass in einer bestimmten Richtung über ihren Kopfe in der Höhe von etwa 4 M. ein Stein zur Erde geflogen sei. So wurde der Stein wenige Minuten nach seinem Falle dicht beim Orte aus dem weichen Ackerfelde ausgehoben, ich welches er ein etwa 20 Cm. tiefes Loch in schräger Richtung (Fallrichtung) eingeschlagen hatte. Beim Herausnehmen aus der Erde soll er sich noch warm angefühlt haben, doch war 15 Minuten nach dem Falle eine Temperaturdifferenz gegen die Umgebung nicht mehr nachzuweisen. Der Fall erfolgte aus NNO. unter einem Neigungswinkel von circa 40°."
Den Fundort gibt LINCK mit 50°34'N, 28°45'E (Nullmeridian von Ferro) an. Die Umrechnung unter Abzug von 17°40' ergibt 50°34'N, 11°05'E = 50.56667°N, 11.08333°E, was auf Grund der fehlenden Sekundenangabe bei LINCK nur eine ungefähre Positionsangabe darstellen kann. Die Größe des Steins gibt LINCK mit 10 x 8 x 6,5 cm, das Gewicht mit etwa 870 Gramm an. Der Stein wurde vom fürstlichen Ministerium in Rudolstadt mit Beschlag belegt und dem fürstlichen Naturaliencabinet in Rudolstadt einverleibt. LINCK konnte sich jedoch von dem Stein etwas Material abschneiden für Untersuchungen. Er erkennt es als einen Chondriten, der Mg-reichen Olivin und Enstatit (Bronzit) enthält. Weiterhin sind Kamazit (mit 13,61 % Ni), Troilit und Chromit vorhanden. Die Chondren weisen keine scharfe Begrenzung gegen die Matrix auf.

Das von LINCK angegebene Gewicht von etwa 870 Gramm ist falsch, tatsächlich sollen es mindestens 985 Gramm gewesen sein (Thüringer Landesmuseum Heidecksburg). Die größten erhaltenen Teile sind 548,92 + 156,89 g im Thüringer Landesmuseum Heidecksburg; 133,7 g im Institut für Geowissenschaften, Friedrich-Schiller-Universität Jena; 57 g im Naturhistorisches Museum Wien und 19,73 g im Natural History Museum London. Weitere kleine Stücke befinden sich in verschiedenen Museen und privaten Sammlungen.




    Mainz.  Gewöhnlicher Chondrit, L6.

Meteorit Mainz.
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L6.

Fund 1852. Nahe dem Gautor an der Pariser Chaussee (heute Pariser Straße), Mainz, Rheinland-Pfalz. TKW ca. 1,7 kg.

Mainz. Fragment. Größe 4 x 4 mm, Gewicht 0,092 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Die Angaben zum Fundort und Fundjahr differieren etwas in der Literatur. Nach Ferdinand SEELHEIM (1857), der einen Bericht von Dr. GERGENS aus Mainz zitiert, wurde der Stein vor einigen Jahren "auf der Anhöhe oberhalb Mainz in der Nähe der Pariser Chaussee beim Umpflügen eines Ackers" gefunden. Die Parise Chaussee ist heute die Pariser Straße. BUCHNER (1863) schreibt dagegen, dass er "1852 zwischen dem Münsterthor und dem Gauthor vor der Stadt" gefunden wurde. Das Münstertor wurde 1877 abgerissen und befand sich am heutigen Münsterplatz. Nach ersterer Angabe befand sich der Fundort eher südlich der Altstadt, nach letzterer eher südwestlich. Der Bereich befindet sich heute innerhalb der Stadtgrenzen von Mainz.
Der Stein wurde für ein Eisenerz gehalten und Dr. GERGENS zur Untersuchung übergeben. Das Exemplar wog damals etwa 2½ Pfund, es stellte das Bruckstück eines größeren Steins dar und war mit einer Kruste von Brauneisenstein überzogen. Die Verwitterung setzte sich bis in das Innere fort, etwa bis zur Hälfte des Durchmessers. GERGENS erkannte, dass es sich um einen Meteoriten handelt und fand darin Metall, eine Substanz die er für Olivin hielt und Phosphornickeleisen. Er ging davon aus, dass der Stein schon länger, vielleicht mehrere hundert Jahre, in der Erde gelegen hat. Zur weiteren Untersuchung sandte er das Material an SEELHEIM, der in dem frischen Material 2,13 % Nickeleisen, 3,86 % Eisensulfid sowie 18,29 % FeO im silikatischen Anteil fand.

Der Gießener Geologieprofessor A. von Klipstein erwarb den Meteoriten (oder einen wesentlichen Teil davon) für seine umfangreiche Sammlung. Diese Sammlung wurde 1867 von der englischen Regierung erworben und dem im Aufbau befindlichen Museum des Geological Survey of India in Kalkutta, Indien, überlassen, wo sich noch heute das größte Teilstück des Meteoriten Mainz befindet.

Nach der Untersuchung durch PALME et al. (1987) liegt der Eisengehalt (total) bei 20,8 %, es handelt sich damit um einen L-Chondriten. Auf Grund der stark rekristallisierten Textur ist er als L6 zu klassifizieren. Der Meteorit enthält Forsterit (Fa24), Enstatit (Fs20), Albit (Ab81.3 An11.6 Or7.1) sowie Kamacit (mit 6.5 % Ni und 0,95 % Co), Taenit und Tetrataenit, auch ein Korn von metallischem Kupfer konnte nachgewiesen werden. Eine Altersbestimmung mit K/Ar ergab einen Wert von 4,26 Milliarden Jahren, was auf einen leichten Verlust von Ar im Boden hindeutet. Das CRE-Alter liegt bei 50 Millionen Jahren und ist damit sehr hoch.




    Oldenburg.  Gewöhnlicher Chondrit, L6.

Meteorit Oldenburg.
Gewöhnlicher Chondrit, L6.

Fall 10. September 1930, 14.15 Uhr. Beverbruch (52°59.982'N, 8°06.942'E = 52.99970°N, 8.11570°E) und Bissel (52°58.025'N, 8°09.112'E = 52.96708°N, 8.15187°E), bei Garrel, Oldenburg, Niedersachsen. TKW 16,58 kg.


Oldenburg. Fragment. Größe 4,5 x 2 mm, Gewicht 0,024 g. Ex Sammlung Matthias Kurz, ex Sammlung Peter Jäger. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Über den Fall des Oldenburger Meteoriten berichtet der damalige Direktor des Oldenburger Naturhistorischen Museums, Prof. Hugo Berthold von BUTTEL-REEPEN (1930). Danach wurde am 10. September 1930 um 2 Uhr 15 Minuten in Bissel (Gemeinde Großenkneten) von einer Jagdgesellschaft, die sich in der Nähe des Besitzes des Landwirtes Heinrich Grotelüschen, unweit vom Saager Meer, aufhielt, aus östlicher Richtung ein starker Knall gehört, dem sich ein Sausen und Pfeifen anschloss. Unmittelbar danach erfolgte ein zweiter Knall. Zur gleichen Zeit fuhr der Landwirt Johann Schnieders auf dem Rad auf dem etwa 600 Meter östlicher gelegenen Weg von Halenhorst nach Bissel. Auch er hörte die Geräusche und hatte den Eindruck, dass dicht über seinem Kopfe etwas hinwegsause. Dann sah er westlich des Weges einen Einschlag im Boden, wobei Sand emporgeschleudert wurde. Er besorgte sich eine Spaten bei dem Landwirt Grotelüschen, dessen Sohn mit zur Einschlagstelle kam und aus etwa 35 cm Tiefe eines schräg verlaufenden Einschlaglochs einen etwa 10 Pfund schweren Stein ausgrub. Er nahm ihn mit zu dem Haus seines Vaters, wo ihn am Nachmittag ein Teilnehmer der Jagdgesellschaft, Studienrat Michaelsen, besichtigte und am folgenden Tag Prof. Buttel-Reepen von dem Ereignis informierte.

Zu der Zeit des Falls bei Bissel weidete der Schäfer Klemens Bley auf der Heide bei Beverbruch (Gemeinde Garrel) Schafe, unmittelbar nördlich der Chaussee Garrel nach Littel, rund 4,4 km nordwestlich der genannten Einschlagstelle. Er hatte sich niedergelegt und war wohl etwas eingeschlafen. Von lautem Lärm aufgeschreckt sieht er, wie kaum 20 Schritte von ihm entfernt Heidestücke und Erde emporgeschleudert werden. Der Stein wurde, wie bei einer späteren Besichtigung festgestellt, aus etwa 50 cm Tiefe ausgegraben. Bley verkaufte kurz darauf den Stein an den Hauptlehrer der katholischen Schule Nikolausdorf (Garrel), Konrad Meyer.

Am 13. September 1930 besuchte Prof. Buttel-Reepen den Ort des Ereignisses. Zusammen mit Johann Schnieders und dem Stein 'Bissel', den er kurz vorher von Landwirt Grotelüschen abgeholt hatte, fuhr Buttel-Reepen zur Schule in Nikolausdorf, wo der Stein 'Beverbruch' aufbewahrt wurde. Dort zeigte sich, dass das Exemplar 'Bissel' von 4,850 kg und das Exemplar 'Beverbruch' von 11,730 kg exakt zusammen passten. Die Bruchfläche war nicht von einer Schmelzkruste bedeckt, das Zerbrechen musste als erst spät auf dem Flug erfolgt sein. Die beiden Einschlagstellen lagen exakt 4387 m auseinander. Eine Abbruchstelle, die sich über beide Fragmente erstreckte und schon etwas dunkler war, zeigte, dass schon vorher ein weiteres Fragment abgesprengt wurde, das jedoch nie gefunden wurde. Prof. Buttel-Reepen beantragte, dass beide Teile unter Denkmalschutz gestellt werden, um ein Verbringen außer Landes zu verhindern.

In den kommenden Wochen verkaufte Johann Schnieders das 'Bissel'-Fragment für 480 Reichsmark ebenfalls an den Lehrer Konrad Meyer. Dieser übergab beide Steine an Heinrich Ottenjann für das von diesem aufgebaute Heimatmuseum Cloppenburg (heute Museumsdorf Cloppenburg). Den Stein von Bissel erwarb das Museum für 600 Reichsmark, der Stein von Beverbruch verblieb als Dauerleihgabe. Der etwas unglückliche Name 'Oldenburg' für den Meteoriten geht auf die Überschrift des ersten Berichts von BUTTEL-REEPEN (1930) zurück.

Für ab dem Jahre 1950 veröffentlichte Untersuchungen wurde von beiden Steinen Material abgeschnitten, ohne zu beachten, dass einer lediglich eine Leihgabe darstellte. Da die beiden Steine nicht in das Sammlungskonzept des Museums passten, wurden in den 1990er Jahren von Helmut Ottenjann, dem Sohn des Museumsgründers, Übelegungen zu einem Verkauf angestellt. Nachdem bereits Angebote an Institutionen erfolgten, fand Dorothea Meyer, die Tochter von Konrad Meyer, den Leihvertrag. Am 21. Mai 1996 wurde ihr das jetzt noch 11,57 kg schwere 'Beverbruch'-Fragment übergeben. Bemühungen um einen Verkauf an öffentliche Institutionen waren nicht erfolgreich, so dass das Exemplar an einen Münchener Mineralienhändler und weiter an eine bayerische Privatsammlung verkauft wurde.

Das 'Bissel'-Exemplar verblieb zunächst im Museumsdorf Cloppenburg. Von Dezember 2000 bis Februar 2001 wurde es an das Museum für Naturkunde Oldenburg verliehen und war dort in einer öffentlichen Ausstellung zu sehen. Danach verliert sich die Spur des Steins, was jedoch erst 2011 erstmals auffiel. Bis heute ist das 'Bissel'-Fragment, ein unter Denkmalschutz stehendes Objekt, verschollen (HEINLEIN, 2014; GEHLER & REICH, 2015).

Die Olivin-Zusammensetzung des Meteoriten bestimmte MASON (1963). Danach handelt es sich um einen L-Chondriten.




    Schönenberg.  Gewöhnlicher Chondrit, L6.

Meteorit Schönenberg.
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L6.

Fall 25.12.1846. Schönenberg, Landkreis Günzburg, Bayern, Deutschland. TKW 8,015 kg.

Schönenberg. Teilscheibe. Größe 10 x 4 mm, Gewicht 0,1 g. Ex Collection Hanno Strufe. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Der Bericht über den Fall und den Fund wurde vom ortsansässigen Lehrer Christian LANDBECK 1847 verfasst. Danach war am 25. Dezember 1846 gegen 2 Uhr Nachmittags zunächst vier laute, an Kanonendonner erinnernde Explosionen zu hören. Danach folgten in raschen Tempo weitere Explosionen. Den Schluss der Erscheinung bildete ein langes Sausen und Klingen, das an Trompeten erinnerte. Der eigentliche Fall wurde von Leopold Weckherlin beobachtet, der bei Schönenberg im östlichen Abhang eine faustgroße Kugel herabsausen und unterhalb seines Hauses in den Grasgarten von Bartholomäus Enninger einschlagen sah. Der fest gefrorene Lehmboden wurde zwei Fuß tief durchschlagen und Erde weit umher geschleudert. An der Einschlagstelle war ein Geruch nach Schwefel festzustellen. Als der Stein ausgegraben wurde, war er noch etwas warm.

LANDBECK gibt das Gewicht mit 17 Pfund 5 Loth württembergisches Maß (das Pfund und Loth entsprechen 467,5 bzw. 14,606 g, ergibt 8,020 kg) an. Der Stein ist mit einer schwarzen Kruste bedeckt und ist im Inneren feinkörnig und enthält Flitter von Eisen. Nach den Berichten der Ohrenzeugen geht LANDBECK davon aus, dass in der Gegend, speziell im Mindel- und Kamelthal, noch mehrere Steine gefallen sind. Es wurden jedoch keine weiteren Funde bekannt.
Das Donnern wurde noch im Umkreis von 60 km wahrgenommen. Der etwa 20 x 16 x 13 cm messende Stein wurde von der königlich-bayrischen Regierung für das Kabinett in München requiriert und wird dort aufbewahrt.

Im II. Weltkrieg wurde bei einem Luftangriff im April 1944 die Hauptmasse von fast 8 kg in der Sammlung in München vernichtet. Heute sind lediglich noch etwa 6 % der ursprünglichen Masse erhalten (Bayerisches Landesamt für Umwelt, 2014).




    Tenham.  Gewöhnlicher Chondrit, L6.

Meteorit Tenham.
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L6.

Fall 1879. Tenham, Queensland, Australien. TKW 160 kg.

Tenham. Endstück. Größe 35 x 23 mm, Gewicht 12,75 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Ein charakteristisches Merkmal es Tenham-Meteoriten sind Schockadern. Sie sind das Ergebnis von einem Impakt, bei dem Drücke von 22 - 26 GPa und Temperaturen bis 2000°C erreicht wurden. In den Schockadern finden sich Hochdruck-Minerale wie Akimotoit, Bridgmanit, Lingunit, Poirierit und Ringwoodit.




    Suizhou.  Gewöhnlicher Chondrit, L6.

Meteorit Suizhou.
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L6.

Fall 15.4.1986. Xihe, Suizhou, Hubei Provinz, China. TKW 260 kg.

Suizhou. Vollscheibe. Größe 75 x 69 mm, Gewicht 83,5 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Der Meteorit von Suizhou fiel am 15.4.1986 gegen 18.50 Uhr bei Xihe, südöstlich von Suizhou. Es handelt sich um einen L6 Chondriten. Er weist einige dünnen Schockadern auf. Der Olivin (Fa 24.6) und Pyroxen in dem Meteoriten sind nur schwach geschockt, der Plagioklas wurde überwiegend aufgeschmolzen und in Maskelynit umgewandelt. Der Meteorit wurde durch den Schock einem Druck von 22 GPa und einer Temperatur bis 1000°C ausgesetzt. Durch Reibung bei Scherbewegungen wurden in den Schockadern Temperaturen bis 1900°C erreicht (Xie et al., 2001).
In den dünnen Schockadern wurden eine Reihe von Hochdruck-Phasen als Nanominerale entdeckt, wie Asimowit, Hemleyit, Hiroseit, Poirierit, Shenzhuangit, Tuit, Wangdaodeit und Xieit. Weiterhin kommen hier Ringwoodit, Lingunit, Majorit, Akimotoit und andere Minerale vor.




    Mreïra.  Gewöhnlicher Chondrit, L6.

Meteorit Mreïra.
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L6.

Fall wahrscheinlich 16.12.2012. Stailt Omgrain-Gebiet, Mreïra, Tiris Zemmour, Mauretanien (25°57.550'N, 10°57.615'W, dicht an der Grenze zu West-Sahara). TKW 6 kg.

Mreïra. Vollscheibe. Größe 47 x 32 mm, Gewicht 7,97 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Der Meteorit ist stark brekziiert und weist Klasten mit equilibrierten Chondren, Silikatkörnern, Schmelzadern und -taschen, Kamacit, Troilit und Merrillit auf. Er enthält Olivin (Forsterit, Fa24.4), Pyroxen (Fs20.3Wo1.5) und Plagioklas (Ab82.7An10.4Or6.8). Schockstadium S6, Verwitterungsgrad W0.





    NWA 1941.  Gewöhnlicher Chondrit, L6.

Meteorit NWA 1941.
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L6.

Fund 2003. Nordwest-Afrika. TKW 16 kg (18 Stücke).

NWA 1941. Vollscheibe. Größe 190 x 95 mm, Gewicht 190,4 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Der Meteorit ist brekziiert. Er enthält Forsterit (Fa 23,4) und Pyroxen (Fs 19, Wo 2) neben reichlich Fe-Ni-Metall. Schockstadium S3, Verwitterungsgrad W1.





Die Scheibe so fotografiert, dass das Fe-Ni-Metall nicht reflektiert und die Brekziierung sichtbar wird.




    Dar al Gani 477.  Gewöhnlicher Chondrit, L6.

Meteorit Dar al Gani 477.
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L6.

Fund 1998. Al Jufrah, Libyen. TKW 16,13 kg.

Dar al Gani 477. Vollscheibe. Größe 27 x 18 mm, Gewicht 3,892 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Über den Meteoriten liegen nur sehr wenige Daten vor. Er enthält Olivin (Forsterit, Fa23.7) und Pyroxen (Fs19.8). Schockstadium S4, Verwitterungsgrad W1. Das Exemplar hier weist eine größere Konkretion Nickeleisen auf.




    NWA 3080.  Gewöhnlicher Chondrit, L6 - Impaktschmelze.

Meteorit NWA 3080.
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L6 - Impaktschmelze.

Fund 2003. Marokko. TKW 139.3 g.

NWA 3080. Vollscheibe. Größe 37 x 35 mm, Gewicht 7,4 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Bei dem Meteoriten handelt es sich um ein Impaktschmelzgestein. Er enthält Olivin (Forsterit, Fa21.9) und Pyroxen (Fs19.1). Schockstadium S6, Verwitterungsgrad W0.





    Dhofar 1275.  Gewöhnlicher Chondrit, L7.

Meteorit Dhofar 1275.
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L7.

Fund 6. Februar 2003. Dhofar, Oman (18°49.71'N, 54°38.37'E). TKW ca. 5 kg.

Dhofar 1275. Vollscheibe. Größe 17 x 9 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Dhofar 1275 ist einer der wenigen nicht-antarktischen L7 Chondrite. Er ist entsprechend seiner Einstufung stark metamorph überprägt und weist eine grobkörnige Matrix auf. Der Meteorit enthält Forsterit (Fa24.8), Orthopyroxen (Enstatit, Fs21.1 Wo3.6) und Plagioklas (Körner bis 200 µm). Das Schockstadium liegt bei S2, der Verwitterungsgrad bei W4.




    NWA 12961.  Gewöhnlicher Chondrit, L7.

Meteorit NWA 12961.
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L7.

Fund 2019. Marokko. TKW 73,2 g.

NWA 12961. Teilscheibe. Größe 13 x 10 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Bei NWA 12961 handelt es sich um einen rekristallisiertes Gestein ohne sichtbare Chondren. Vorhanden sind equilibrierter Forsterit (Fa23.0 +/-0.1), Pyroxen (Fs18.8Wo4.4) und Plagioklas (Albit, An2.8Ab86.6Or10.6) mit K-reichen Rändern (An2.3Ab52.8Or44.9). Weiterhin sind Ni-Fe-Metall und Troilit vorhanden. Ein besonderes Merkmal sind die verbreitet auftretenden Vesikel mit einer durchschnittlichen Größe von 250 μm.




    NWA 3334.  Gewöhnlicher Chondrit, L - Schmelzgestein.

Meteorit NWA 3334.
Gewöhnlicher Chondrit, L Gruppe (low iron), L-Schmelzgestein.

Fund 2003. Algerien. TKW 41,5 g.

NWA 3334. Teilscheibe. Größe 9 x 3 mm. Gewicht 0,2 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


Bei dem Meteoriten NWA 3334 handelt es sich um ein L-Chondrit-Schockschmelzgestein, das sich nicht näher einordnen lässt. Es besteht aus geschockten (S3-4), ungeschmolzene Forsterit- und Enstatit-Fragmenten, aus der Schmelze kristallisiertem Olivin, Orthopyroxen, Plagioklas und Augit in einer sehr feinkörnigen Matrix aus Olivin, Orthopyroxen und SiO2-reichem Glas. Weiterhin sind, wie auch in dieser kleinen Teilscheibe erkennbar, rundliche, aus der Schmelze erstarrte Metalltröpfchen mit FeS-Einschlüssen vorhanden, die terrestrisch oxidiert sind. Schockstadium S5.




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Literatur siehe Hauptseite Meteorite
Weitere verwendete Literatur:
Nesvorny et al. (2008) Icarus 200, 698-701

BARTOSCHEWITZ, R. (1989): Der Meteorit von Benthullen.- Meteor. Zeitschrift für Meteoritenkunde 4, Heft 14 (Nr. 2/1989), 17-19
BEICHLE, U. (2012): Meteroriten im Visier.- In: BECKER, P.-R. & BEICHLE, U. (Hrsg.): Meteoriteneinschlag: Außerirdische Steine im Landesmuseum, 15-20, Oldenburg
BUTTEL-REEPEN, H. von (1930): Der Oldenburger Meteoritenfall.- Oldenburger Jahrbuch des Vereins für Altertumskunde und Landesgeschichte 34, 101-117
GEHLER, A. & REICH, M. (2015): Die Meteorite Niedersachsens.- Naturhistorica, Berichte der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover 157, 100 p.
HARTUNG, W. (1949): Ein neuer Meteoritenfund.- Nordwest-Zeitung Oldenburg, Beilage Nordwest-Heimat, 4. Juni 1949
HEINLEIN, D. (2014): Oldenburg-Bissel, Kostbares Kulturgut in Niedersachsen verschollen.- The Munich Show. Mineralientage München, 56-70
MASON, B. (1963): Olivine composition in chondrites.- Geochimica et Cosmochimica Acta 27, 1100-1103
MATTHES, J. & ADAM, K. (1988): The Linum Chondrite.- Meteoritics 23, 378
PALME, H. et. al. (1987): The Mainz meteorite.- Meteoritics 18, 370
RAMDOHR, P. (1977): Einige Beobachtungen bei der Mikroskopie von Meteoriten als Anregung zur weiteren Forschung.- Chemie der Erde 36, 263-286
RAMDOHR, P. & EL GORESY, A. (1974): Characteristic features observed in the meteorites Beverbruch and Benthullen, Oldenburg/Germany.- Meteoritics 9, 397-398
SCHLÜTER, J. & KOBLITZ, J. (1998): Der Meteorit "Benthullen" im Staatlichen Museum für Naturkunde und Vorgeschichte Oldenburg.- Oldenburger Jahrbuch 98, 215-219
SEELHEIM, F. (1857): Untersuchung eines bei Mainz gefundenen Meteorsteins.- Jahrbücher des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Nassau 12, 405-410
XIE, X.; CHEN, M. & WANG, D. (2001): Shock-related mineralogical features and P-T historyof the Suizhou L6 chondrite.- Eur. J. Mineral 13, 1177-1190

El Arouss: http://www.caillou-noir.com/ElArouss.htm



© Thomas Witzke


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