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Forsterit Chondrite / Forsterite Chondrites
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Chondrite sind eine Gruppe von Meteoriten, die überwiegend aus Silikaten wie Olivin, Pyroxen
und Plagioklas bzw. deren Alterationsprodukten bestehen. Sie können bis zu 20 Vol.-% metallische
Phasen enthalten. Charakteristisches Merkmal sind kugelige Einschlüsse, die sogenannten Chondren,
die bis einige Millimeter (und selten auch Zentimeter) Größe erreichen können.
Chondrite stellen undifferenzierte Meteorite dar. Sie stammen von Asteroiden, die in den meisten
Fällen nicht so stark erhitzt wurden, dass es zu Schmelzprozessen mit anschließender Trennung
von Metall- und Silikatphase und Ausbildung von einem metallischen Kern und einem silikatischen Mantel
in dem Körper kam. Diese Meteorite repräsentieren deshalb primitives Material aus der
frühen Phase unseres Sonnensystems aus der Zeit vor ungefähr 4,56 Milliarden Jahren.
Chondrite sind durch Aggregation von Chondren entstanden. Chondren sind das Produkt eines kurzzeitigen
Prozesses, bei dem Material schnell aufgeheizt wurde und auch schnell wieder abkühlte. Der
genaue Entstehungsprozess der Chondren ist noch unbekannt, hier gibt es mehrere verschiedene Theorien.
Chondren bestehen überwiegend aus Olivin oder Pyroxen und Glas, sofern sie nicht metamorph
verändert sind. Durch Alteration, Metamorphose, Kollisionen und Impakte können die Chondren
unterschiedlich stark überprägt sein. Einige Chondrite enthalten Calcium-Aluminium-reiche
Einschlüsse (CAI's), die als die frühesten aus dem solaren Nebel kondensierten Objekte gelten.
Die Chondrite werden in verschiedene Klassen unterteilt, die sich nach ihrer Entstehungsgeschichte
(z.B. Entfernung von der Sonne) und Mutterkörper unterscheiden.
Forsterit-Chondrite stammen von einem separaten Mutterkörper, der wahrscheinlich in
Sonnennähe entstanden ist. Charakteristisch ist Forsterit-reicher Olivin in den Chondren
sowie reduzierte Sulfide in der Matrix. Bisher sind noch nicht ausreichend Vertreter bekannt,
um eine komplette Gruppe zu bilden. bekannt.
Forsterit Chondrite
Forsterit-Chondrite wurden als Gruppe von Graham et al. (1977) vorgeschlagen für die
Meteoriten Kakangari, Mt. Morris (Wisconsin), Pontlyfni und Winona sowie chondritische
Einschlüsse im Cumberland Falls Aubriten. Durch spätere Untersuchungen, speziell
Isotopenanalysen, wurde diese Gruppe jedoch immer weiter ausgedünnt. Mt. Morris,
Pontlyfni und Winona bildeten die Winonaite, und Kakangari wurde als Repräsentant
einer eigenen potentiellen Gruppe, der K-Chondrite, erkannt. Übrig blieben für
längere Zeit nur die Einschlüsse in Cumberland Falls (und in dem Aubriten ALHA78113).
Durch neue Untersuchungen an den Meteoriten NWA 7135 und Acfer 370 konnten die F-Chondrite
neu aufgestellt werden. Für eine eigene Gruppe liegen noch nicht ausreichend
Repräsentanten vor, so dass sie im Moment nur ein 'Grüppchen' (grouplet)
bilden (Kuehner et al., 2015).
NWA 7135 gehört zum petrologischen Typ 3/4, während die Einschlüsse im
Cumberland Falls Aubriten zum Typ 6 gehören.
Die F-Chondrite repräsentieren einen eigenen Mutterkörper. Nach dem Auftreten
von reduzierten Sulfiden ist er wahrscheinlich in Sonnennähe entstanden.
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NWA 7135. Forsterit Chondrit, F3/4.
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Meteorit NWA 7135.
Forsterit-Chondrit, F3/4.
Fund 2010. Nordwest-Afrika. TKW 51,3 g.
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NWA 7135. Teilscheibe. Größe 13 x 6 mm, Gewicht 0,42 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
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NWA 7135 weist relativ kleine Chondren von 1,1 +/- 0,6 mm Durchmesser auf, vereinzelt finden
sich größere Exemplare bis 3,4 mm. Die Chondren machen rund 30 Volumen-% aus. Der Olivin
ist sehr Magnesium-reich (maximal Fa4,8, seltene Körner weisen bis Fa6,2 auf). Die
Pyroxene zeigen eine große Variabilität in der Zusammensetzung: Enstatit (Fs7.0-21.8Wo0.4-1.5),
Pigeonit (Fs17.3Wo6.9), Augit (Fs13.3-22-2Wo25.4.29.9) und Diopsid. An akzessorischen Phasen
finden sich Kamacit, Pyrrhotin, Schreibersit, Oldhamit, Daubreelit und Djerfisherit. Die
reduzierten Sulfide treten nicht in Gewöhnlichen Chondriten, aber in Enstatit-Chondriten
auf (Irving et al., 2015). Nach dem Chromgehalt im Olivin liegt der metamorphe Subtyp bei > 3,7.
Als Klassifikation wird deshalb F3/4 angegeben (Kuehner et al., 2015).
Die Sauerstoffisotopen-Daten unterscheiden sich von denen Gewöhnlicher Chondrite, stimmen
aber mit denen der chondritischen Einschlüsse in Cumberland Falls überein (Kuehner et al., 2015).
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weiter zu
Literatur siehe Hauptseite Meteorite
Weitere verwendete Literatur:
Graham, A.L.; Easton, A.J. & Hutchison, R. (1977): Forsterite chondrites: the meteorites Kakangari, Mount Morris (Wisconsin), Pontlyfni, and Winona.- Mineralogical Magazine 41, 201-210
Irving, A.J.; Kuehner, S.M.; Ziegler, K.; Kuntz, F. & Sipiera, P.P. (2015): Northwest Africa 7135: An unusual reduced, unequilibrated chondrite containing oldhamite, daubreelite, schreibersite and djerfisherite, and with a unique oxygen isotopic composition.- 46th Lunar and Planetary Science Conference, pdf 2437
Kuehner, S.M.; Irving, A.J.; Ziegler, K.; Sanborn, M.E. & Yin, Q. (2015): F3/4 chondrite Northwest Africa 7135: Further assessement of its relationship to clasts in the Cumberland Falls aubrite.- 78th Annual Meeting of the Meteoritical Society, pdf 5238
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© Thomas Witzke
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