|
|
|
|
|
|||||||||
|
|
|
Mineralerstbeschreibungen aus Sachsen. Anhang 3: Minerale aus Sachsen, die in historischer Zeit diskreditiert wurden In der historischen Literatur finden sich zahlreiche, mehr oder weniger vollständige Beschreibungen von vermeintlich neuen Mineralen mit Originalfundstelle in Sachsen. Sie erwiesen sich jedoch als Varietäten oder erneute Beschreibungen schon bekannter Minerale, als Gemenge, oder sie wurden zu schlecht beschrieben, um allgemeine Anerkennung zu finden. In einigen Fällen erlaubten es die damaligen Analysenmethoden nicht, ein 'neues' Mineral als Varietät von einem bereits bekannten zu erkennen. In anderen Fällen sind sehr feinkörnige Gemenge nicht als solche erkannt worden. Es gibt jedoch auch Beispiele, in denen aus heutiger Sicht minimale, belanglose Abweichungen damals als ausreichend zur Beschreibung von einem neuen Mineral betrachtet wurden. Einige der Minerale wurden bald nach ihrer Beschreibung wieder gestrichen und stellen sich als ein kurzlebiges Kuriosum dar, andere hielten sich lange in der Literatur oder sind zum Teil heute noch als Bezeichnungen für Varietäten in Gebrauch. In vielen Fällen lässt sich auch nicht genau sagen, um was es sich nach heutigem Verständnis handelt, da keine Analysen aus neuerer Zeit mit modernen Methoden vorliegen. Für etliche dieser historischen gestrichenen Minerale lässt sich nicht explizit eine Diskreditierung angeben. Einige verschwanden einfach aus der Literatur, bei anderen war es zu einer bestimmten Zeit mehr oder weniger Konsens, dass es sich nicht um eigenständige Minerale handelt. In anderen Fällen haben Mineralsystematiker wie z.B. James Dwight DANA eine Meinung in ihren Werken geäußert, die dann immer weiter übernommen wurde, ohne dass tatsächlich Untersuchungen vorliegen. Eine erste Zusammenstellung derartiger veralteter Namen von Mineralen mit Originalfundstelle in Sachsen stammt von Werner QUELLMALZ 1984 (leider mit zahlreichen Fehlern bei den Literaturangaben). Die Liste der Namen konnte hier noch erweitert werden, erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Erfasst werden sollen hier nur Minerale, die bereits vor Etablierung der Commission on New Minerals and Mineral Names der International Mineralogical Association als diskreditiert, nicht eigenständig oder zu unzureichend beschrieben betrachtet wurden. Nicht behandelt werden hier allgemein als akzeptiert geltende Minerale, die ursprünglich unter einem deutschen Namen beschrieben wurden und erst später eine internationale Bezeichnung erhalten haben. QUELLMALZ, W. (1984): De veteribus metallis oder Sächsische mineralogische »Fossilien«. Ein Beitrag zur Mineralogiegeschichte in Sachsen.- Sächsische Heimatblätter 2, 49-60 In dieser Zusammenstellung werden hier behandelt: Agricolit = Eulytin Agustit, Augustit = Apatit Allogonit = Herderit Allophylin, Allophytin = Lithiophorit Alumocalcit = verunreinigter Opal Alumo-Chalkosiderit = Mischkristall zwischen Chalcosiderit und Türkis Anilinviolett = wahrscheinlich Freitalit (oder eventuell Ravatit oder Kratochvilit) Argyropyrit = teilweise pyritisierter Argentopyrit Arsenargentit = eventuell Gemenge von Arsen und Silber oder verkannter Proustit ? Arsenik-Uran = verunreinigter Uraninit Astrolith = Muskovit Bismutosmaltin = wahrscheinlich Gemenge von Skutterudit mit Wismut Bismutosphärit = Bismutit Blaubleierz, Plumbeïn = Pseudomorphose von Galenit nach Pyromorphit Cheleutit, Wismuthkobalterz = wahrscheinlich Gemenge von Skutterudit mit Wismut Chlorophänerit = ein Schichtsilikat, vielleicht Glauconit Christophit = Eisen-reicher Sphalerit Daleminzit, Deleminzit = wahrscheinlich Acanthit pseudomorph nach Stephanit Dermatin = ein Gemenge, vermutlich überwiegend Serpentin-Gruppe und ein Carbonat Eisen-Brucit, Ferropyroaurit = Pyroaurit Erlan = Gemenge aus Pyroxen und Feldspat Geierit, Geyerit = Schwefel-haltiger Löllingit Glagerit = wahrscheinlich Halloysit Globosit (von Schneeberg) = Bismutit (sonst = Strengit) Gummit, Gummin u.a. = sekundäre Uranminerale, oft Gemenge Heubnerit = Schörl oder ein ähnlicher Turmalin Hydrischer Weicheisen-Kies, Hydropyrit, Malacopyrit = Markasit Ježekit (nach Slavik) = Morinit Jocketan = Gemenge, Fe-haltiger Dolomit mit etwas Goethit Kakochlor = Lithiophorit Kaneit, Arsenmangan, Arseniuret of Manganese = ??? Karnat, Carnat = ein Mineral der Kaolinit-Gruppe Kerstenit (nach Frenzel) = ein Ni-haltiges Mineral oder Gemenge Kohlen-Hornblende = fossiles, mineralisiertes Holz Konarit, Komarit = Ni-haltige Schichtsilikate Kornit, Kohrnit = ein Gemenge, überwiegend Quarz Kryptotil = vermutlich ein Schichtsilikat Kuphoit = Gemenge von Schichtsilikaten Kuphoner Aster-Glimmer, Astrites levis = ein Schichtsilikat, vielleicht Vermiculit oder ein Smectit Kymatin = Aktinolit Kyrosit = verunreinigter Markasit Leberblende = vermutlich Gemenge von Sphalerit oder Wurtzit mit einer organischen Verbindung Limbachit = ein Schichtsilikat, vielleicht Saponit Lonchidit, Kausimkies = Arsen-haltiger Markasit Malthacit = ein Silikat, vielleicht Allophan oder ein Smectit Metaxit = Chrysotil Miriquidit = Minerale der Alunit-Strukturgruppe Muldan = Kalifeldspat (Orthoklas) Muromontit = vielleicht Gadolinit-(Y) Myelin, Talksteinmark = ein Mineral der Kaolinit-Gruppe Normannit = Bismutit Oligonspath, Oligoner Karbon-Spath, Carbonites oligus = Mangan-reicher Siderit Paradoxit = Kalifeldspat Peganit = Variscit Peponit = ein Schichtsilikat, vielleicht ein Serpentin Pinguit = wahrscheinlich Nontronit Pinit = Pseudomorphose von Muskovit nach Cordierit Plinian = Arsenopyrit Polyhydrit = Gemenge, Calcit, Nontronit u.a. Polytelit = Gemenge von Sulfiden Pseudoapatit = Pseudomorphose von Fluorapatit oder selten Chlorapatit nach Pyromorphit Psilomelan (sensu stricto, von Schneeberg) = Romanèchit Pyknit, weißer Stangenschörl = Topas Pyknotrop = ein Gemenge, überwiegend Antigorit und Chrysotil Rabenglimmer, Raben-Glimmer, Siderischer Fels-Glimmer, Phengites coraxus = Li-haltiger Glimmer Rhagit = Atelestit Röttisit = Ni-haltige Schichtsilikate Striegisan = Wavellit Tecticit (und ähnliche Schreibweisen), Graulit, Braunsalz = wasserhaltiges Eisensulfat Terpitzit = Kieselsinter Thalheimit = Arsenopyrit Tharandit = Dolomit Thumerstein, Thumit = Axinit Ultrabasit = Diaphorit Uranisches Pittin-Erz = teilweise alterierter Uraninit Waldheimit = vermutlich ein Gemenge von Silikaten Weissigit = Pseudomorphose von Orthoklas nach Laumontit Zittavit = Gemenge von organischen Verbindungen, vermutlich Huminsäuren Zöblitzit = ein Serpentin ========================================================================================== Agricolit = Eulytin August FRENZEL (1873 a) erhielt von Ernst Fürchtegott ZSCHAU ein als "Bleigummi" bezeichnetes Material von der Grube Vereinigt Feld in Johanngeorgenstadt zur Untersuchung. Das Mineral bildet kleine weingelbe bis farblose, wasserhelle Kügelchen auf Quarz in Begleitung von Wismut und Chloanthit (Nickel-Skutterudit). FRENZEL fand bei der Analyse eine Zusammensetzung, die völlig mit der von Eulytin übereinstimmte. Paul GROTH teilte in einem Schreiben FRENZEL mit, dass das Mineral doppelbrechend, also nicht kubisch sei, und monoklin kristallisiert und es sich wohl um Atelestit handelt (offenbar kannte GROTH das Ergebnis der chemischen Analyse noch nicht). FRENZEL hielt darauf hin das Bismutsilikat für dimorph. Er schreibt dazu:
In einer weiteren Mitteilung aus dem gleichen Jahr schreibt FRENZEL (1873 b), dass der Agricolit mit WERNERs "Arsenik-Wismuth" von 1817 identisch sei, zu dem BREITHAUPT die Charakteristik verfasst hatte. Eine Untersuchung von Eulytin und Agricolit durch Clifford FRENZEL (1943) zeigte, dass beide völlig identische Röntgenpulverdaten aufweisen. Die Brechungsindizes schwanken etwas, sind aber für beide vergleichbar und liegen bei 2,04. Agricolit ist optisch schwach doppelbrechend. FRONDEL kommt zu dem Schluss, dass Agricolit mit Eulytin identisch ist und letzterem die Priorität zukommt. Unter dem Namen Agricolait beschrieben SKÁLA et al. 2011 ein neues Mineral von Jáchymov, Böhmen, mit der Zusammensetzung K4(UO2)(CO3)3. Es wurde von der IMA anerkannt. Der wenn auch leicht abgewandelte Name konnte verwendet werden, da die Diskreditierung von Agricolit mehr als 50 Jahre zurücklag. Literatur: FRENZEL, A. (1873 a): Mineralogisches. 9. Eulytin und Agricolit.- Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie, Jahrgang 1873, 791-794 FRENZEL, A. (1873 b): Mittheilungen an Professor H.B. Geinitz. (Über Zeunerit und Agricolit) Freiberg den 18. November 1873.- Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie, Jahrgang 1873, 946-948 FRONDEL, C. (1943): New data on agricolite, bismoclite, koechlinite, and the bismuth arsenates.- American Mineralogist 28, 536-540 SKÁLA, R.; ONDRUŠ, P.; VESELOVSKÝ, F.; CÍSAŘOVÁ;, I. & HLOUŠEK, J. (2011): Agricolaite, a new mineral of uranium from Jachymov, Czech Republic.- Mineralogy and Petrology 103, 169-175 ========================================================================================== Agustit, Augustit = Apatit Bei der Analyse eines "sächsischen Berylls" von der Grube Frisch Glück bei Johanngeorgenstadt glaubte Johann Bartholomäus TROMMSDORFF (1800) eine neue Erde, also das Oxid eines neuen Elements gefunden zu haben. Für die neue Erde, die den Hauptbestandteil des Minerals ausmachen sollte, wählt er den Namen Agusterde, von griechisch αγευςος, da ihre Salze wenig oder keinen Geschmack besitzen. Das Mineral, das licht berggrüne, gleichwinklig sechsseitige, säulige Kristalle bildete, wurde von F.J. BERNHARDI (1800) Agustit genannt. Das vermeintlich neue Mineral erwies sich als sehr kurzlebig, denn schon 1803 zeigten VAUQUELIN, HAÜY, KARSTEN und KLAPROTH (in KARSTEN, 1803), dass es sich lediglich um Apatit handelt und phosphorsaurer Kalk als neue Erde verkannt wurde. TROMMSDORFF bestätigte dies 1804 und zog seine Entdeckung zurück. Zur ausführlichen Darstellung siehe bei Fluorapatit. Recht verbreitet in der Literatur ist die falsche Schreibweise Augustit, die schon sehr frühzeitig auftauchte (z.B. bei MEINECKE & KEFERSTEIN, 1820). Literatur: BERNHARDI, F.J. (1800): Beschreibung des sächsischen Berylls, jetzt Agustit genannt.- Journal der Pharmacie für Aerzte, Apotheker und Chemisten 8, 153-157 KARSTEN, D.L.G. (1803): Analyse von Mineralien. III. Ueber die Agusterde; eine Vorlesung in der Philomatischen Gesellschaft zu Berlin am 6ten October 1803 gehalten.- Neues allgemeines Journal der Chemie 1, 281-287 MEINECKE, J.L.G. & KEFERSTEIN, C. (1820): Mineralogisches Taschenbuch für Deutschland. Zum Behuf mineralogischer Excursionen und Reisen.- Halle, bei Hemmerde und Schwetschke, 432 p. (p. 203) TROMMSDORFF, J.B. (1800): Chemische Untersuchung des sächsischen sogenannten Berylls und Entdeckung einer neuen einfachen Erde in demselben, welcher man den Namen Agusterde ertheilt hat.- Journal der Pharmacie für Aerzte, Apotheker und Chemisten 8, 138-152 TROMMSDORFF, J.B. (1804): Die vermeintliche Agusterde ist keine eigenthümliche Erde.- Journal der Pharmacie für Aerzte, Apotheker und Chemisten 12, Zweites Stück, 24-30 ========================================================================================== Allogonit = Herderit Die zweifache Beschreibung des Herderits von Ehrenfriedersdorf ist die Folge von einem Prioritätsstreit. Nachdem Wilhelm HAIDINGER das Mineral 1828 als Herderit vorgestellt hatte, reklamierte August BREITHAUPT 1832 die Priorität der Entdeckung für sich und beschreibt es als Allogonit bzw. Haplotyper Allogonit. Einige Jahre später wird die Kontroverse zwischen HAIDINGER und BREITHAUPT in weiteren Veröffentlichungen ausgetragen. Zur ausführlichen Darstellung siehe unter Herderit. Literatur: BREITHAUPT, A. (1832): Vollständige Charakteristik des Mineral-System's.- Dresden und Leipzig, Arnoldische Buchhandlung, 3. Auflage, 358 p. (p. 78) HAIDINGER, W. (1828): On Herderite, a new Mineral Species.- Philosophical Magazine, or Annals of Chemistry, Mathematics, Astronomy, Natural History, and General Science 4, 1-3 ========================================================================================== Allophylin, Allophytin = Lithiophorit Allophylin gehört genau genommen nicht in diese Rubrik, da er nie als vermeintlich neues Mineral beschrieben wurde. Da er sich jedoch (immer in der falschen Schreibweise Allophytin) in der Zusammenstellung von QUELLMALZ (1984) und gelegentlich in der Literatur und in Datenbanken als Synonym für Lithiophorit findet, soll er hier mit aufgeführt werden. Bei dem Allophylin handelt es sich lediglich um einen von August BREITHAUPT vorgeschlagenen Namen, wie August FRENZEL in einem Brief vom 4. November 1878 (veröffentlicht 1879) an Professor G. LEONHARD mitteilt:
Literatur: FRENZEL, A. (1879): Mittheilungen an Prof. G. Leonhart. Freiberg, den 4. November 1878 (Über Lithiophorit u.a.).- Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie, Jahrgang 1879, 55-57 HINTZE, C. (1930): Handbuch der Mineralogie. Erster Band, Dritte Abteilung, Erste Hälfte. - Berlin und Leipzig, Walter de Gruyter & Co., p. 2677-3656 (p. 3615) QUELLMALZ, W. (1984): De veteribus metallis oder Sächsische mineralogische »Fossilien«. Ein Beitrag zur Mineralogiegeschichte in Sachsen.- Sächsische Heimatblätter 2, 49-60 ========================================================================================== Alumocalcit = verunreinigter Opal 1832 benennt August BREITHAUPT eine Spezies aus der Ordnung "Porodine" als "Alumocalcit":
James Dwight DANA führt bereits 1844 den Alumocalcit nur noch als verunreinigten Opal und nicht mehr als eigenständige Spezies. Literatur: BREITHAUPT, A. (1832): Vollständige Charakteristik des Mineral-System's.- Dresden und Leipzig, Arnoldische Buchhandlung, 3. Auflage, 358 p. (p. 97-98 und 326) DANA, J.D. (1844): A System of mineralogy, comprising the most recent discoveries.- New York and London, Wiley & Putnam, 2nd edition, 633 p. (p. 414-415) ========================================================================================== Alumo-Chalkosiderit = Mischkristall zwischen Chalcosiderit und Türkis 1933 beschrieben A. JAHN & E. GRUNER ein angeblich neues Mineral von der bekannten Topasfundstelle Schneckenstein im Vogtland. Es kommt hier nicht selten in kleinen kristallinen Kügelchen und traubigen Aggregaten sowie in dichten Krusten von intensiv gras- bis bläulichgrüner Farbe vor. Eine chemische Analyse ergab 33,82 P2O5, 10,45 Al2O3, 34,26 Fe2O3, 6,82 CuO, 0,87 CaO, 13,7 H2O, Summe = 99,92 %. Das Mineral fand sich zwischen Quarzkristallen und Steinmark, seltener auf Topas. Als weiteres Begleitmineral wird Pharmakosiderit angegeben [eine Fehlbestimmung, es handelt sich um Crandallit - d.A.]. Alumo-Chalkosiderit (Alumochalcosiderit) ist eine überflüssige Bezeichnung für einen Mischkristall zwischen Türkis und Chalcosiderit. Bereits LINCK im Ergänzungsband zu HINTZEs Handbuch der Mineralogie (1938) führt ihn als eine Varietät auf. Nach neueren Untersuchungen (NASDALA & ULLRICH, 1991) liegt ein Eisen-haltiger Türkis vor. Literatur: JAHN, A. & GRUNER, E. (1933): Alumo-Chalkosiderit, ein neues Mineral vom Schneckenstein i.V. - Mitteilungen der Vogtländischen Gesellschaft für Naturf. 1, 8, 19 LINCK, G. (Herausgeber) (1938): Handbuch der Mineralogie von Dr. Carl Hintze, Ergänzungsband Neue Mineralien.- Berlin und Leipzig, Walter de Gruyter & Co., 760 p. (p. 19) NASDALA, L. & ULLRICH, B. (1991): Minerale im rasterelektronischen Bild. Teil 4. Mikrominerale vom Schneckenstein/Vogtland.- Fundgrube 27, 61-68 ========================================================================================== Anilinviolett = wahrscheinlich Freitalit (oder eventuell Ravatit oder Kratochvilit) An der von Dresden nach Dippoldiswalde führenden Straße bei Hänichen wurde mit dem Beckerschacht 1849 ein Steinkohlenflöz angefahren und abgebaut (GROTH, 1867). Die Kohle und das Hangende enthielten beträchtliche Mengen an "Schwefelkies, Arsenikkies, Bleiglanz und Kupferkies". Durch Verunreinigungen unbrauchbare Kohle wurde auf die an der westlichen Verflachung des Gohligberges gelegene Halde gestürzt. Hier zeigten sich ab 1861 Anzeichen einer Selbstentzündung des Haldenmaterials. "Es bildeten sich Schwefelüberzüge und heiße Theermassen auf der Oberfläche, 1863 bemerkte man rothe Arsenikgläser und krystallinische Ueberzüge von Salmiak", wie GROTH schreibt. Neben Salmiak und Schwefel konnte er auch Realgar feststellen. Weiter heißt es bei GROTH:
Literatur: GROTH, P. (1867): Ueber neu gebildete Mineralproducte auf einem brennenden Steinkohlenfelde bei Dresden.- Sitzungsberichte der naturwissenschaftlichen Gesellschaft ISIS in Dresden, Jahrgang 1867, 68-70 WITZKE, T. (1990): Sekundärminerale und Haldenbrandminerale des Döhlener Beckens.- Diplomarbeit, Bergakademie Freiberg, Sektion Geowissenschaften, WB Geochemie/Mineralogie, 77 p. + Anhang WITZKE, T.; SCHREYER, M.; BRANDES, B.; CSUK, R. & PÖLLMANN, H. (eingereicht): Freitalite, C14H10, a new aromatic hydrocarbon mineral from Freital, Saxony, Germany ========================================================================================== Argyropyrit = teilweise pyritisierter Argentopyrit Albin WEISBACH beschreibt 1877 einen Silberkies von dem Lade des Bundes Flachen, Grube Himmelsfürst in Brand-Erbisdorf. Das Mineral bildet anscheinend hexagonale Kristalle von bronzegelber Farbe und einer Dichte von 4,206. Die Härte entsprach nur der von Gips. Die chemische Analyse wurde von Clemens WINKLER durchgeführt, er fand 29,75 Silber, 36,28 Eisen und 32,81 Schwefel, Summe 98,84 %. WEISBACH gibt die Formel Ag3Fe7S11 an. Er nennt das Material Argyropyrit, merkt jedoch an: "Unter diesem Namen möchte ich nicht eine selbständige Species verstanden wissen, sondern sein Gebrauch geschehe hier nur der Bequemlichkeit halber." Werner QUELLMALZ zeigte 1973, dass es sich um einen teilweise pyritisierten Argentopyrit (AgFe2S3) handelt. Literatur: QUELLMALZ, W. (1973): Mineralogische Untersuchungen zum Problem der "Silberkiese".- Abhandlungen des Staatlichen Museums für Mineralogie und Geologie zu Dresden 20, 249 p. WEISBACH, A. (1877): Ueber die Silberkiese.- Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie, Jahrgang 1877, 906-913 ========================================================================================== Arsenargentit = eventuell Gemenge von Arsen und Silber oder verkannter Proustit ? Auf einer Stufe aus einer Suite Mineral- und Erzstufen aus Deutschland, die sich in der Universitäts-Sammlung von Glasgow in der Sammlung Hunter fand, beschrieb James B. HANNAY 1877 ein neues Mineral. Es bildete kleine, nadelige Kristalle mit dreizähliger Symmetrie und unvollkommenen Endflächen neben Arsen und Quarzkristallen. Die Härte liegt bei 3 - 4, die Dichte wird mit 8,825 angegeben. Die chemische Analyse ergab Ag 81,37; As 18,43; Summe 99,80 %. Das Material würde damit eine Zusammensetzung Ag3As aufweisen. HANNAY nahm Freiberg als Fundort an und nannte das Mineral Arsenargentit. Die Stufe existiert noch im Hunterian Museum, Geology Collections, Glasgow (Nr. GLAHM M5002). Eine undatierte Rechnung (aus der Zeit zwischen 1770 und 1783) vom Händler Jacob FORSTER an William HUNTER verzeichnet "solid Red Silver Ore, crystallized in quartz and Horn Stone from Johann-Georgen Stadt, Saxony £3 3s 0d". HANNAY kannte diese Rechnung offenbar nicht und nahm Freiberg als Fundort an. Auf der Stufe findet sich Proustit, Arsen und Quarz (Quelle: s. Link). Ob HANNAY möglicherweise dunkel angelaufenen Proustit verkannt hat oder vielleicht ein Gemenge von Arsen und Silber analysierte, lässt sich nicht sagen. Literatur: HANNAY, J.B. (1877): On some new minerals from the collection in the University of Glasgow.- Mineralogical Magazine 1 (5), 149-153 http://collections.gla.ac.uk/#details=ecatalogue.10603 (Stand 11.08.2018) ========================================================================================== Arsenik-Uran = verunreinigter Uraninit In der Sitzung des Bergmännischen Vereins zu Freiberg vom 27. April 1852 stellt Professor Th. SCHEERER ein angeblich neues Mineral vor:
Literatur: SCHEERER, T. (1852): Verhandlungen des Bergmännischen Vereins zu Freiberg. Sitzung vom 27. April 1852. Über ein Angebliches Uranpecherz von Johanngeorgenstadt.- Berg- und Hüttenmännische Zeitung 11 (= Neue Folge 6), 670-671 ========================================================================================== Astrolith = Muskovit Der Schuldirektor BAUMGÄRTEL aus Zwickau fand 1901 in einem Steinbruch etwa 1 km nördlich von Neumark im Vogtland radiale, faserige bis blättrige Kügelchen von mehreren Millimetern Durchmesser als Einschlüsse in Schiefern und Kalkstein in einem Basalt-Tuff ("Diabas"). Das Mineral wurde von R. REINISCH 1904 untersucht und als Astrolith, nach griechisch αστρον = Stern und λιθος = Stein beschrieben. Das Mineral ist von grüngelber Farbe, weist eine Dichte von 2,78 g/cm3 und eine Härte von 3,5 auf. REINISCH fand für das optisch zweiachsige Mineral eine Doppelbrechung von 0,020 - 0,022, 2V = 48° und einen Pleochroismus von farblos bis kanariengelb. Seine chemische Analyse ergab SiO2 50,44, Al2O3 7,88, Fe2O3 12,62, FeO 11,62, K2O 5,03, Na2O 6,40, H2O 2,74, CaCO3 3,88, Summe 100,61 %. Das Mineral soll danach die Formel (Na,K)2Fe2+(Al2Fe3+2)(SiO3)5·H2O aufweisen. Peter B. LEAVENS & Richard W. THOMSSEN (1972) untersuchten Astrolith-Proben von Neumark aus der Sammlung der Smithsonian Institution. Sowohl die Erscheinung als auch die physikalischen und optischen Eigenschaften entsprachen den Angaben von REINISCH. Die Röntgenpulverdaten entsprachen einem Muskovit. Eine Untersuchung mittels Mikrosonde zeigte, dass Na lediglich in Spuren vorhanden ist, weiterhin fanden sich MgO 1,2, FeO 3,5 (1,4 - 6,2), Al2O3 31,4 (26,4 - 38), wobei die Aluminium- und Eisengehalte invers variieren. Die Ursache für die erhebliche Differenz zu der Analyse von REINISCH ist unbekannt. LEAVENS & THOMSSEN kommen zu dem Ergebnis, dass es sich bei Astrolith um einen Muskovit handelt und der Name zu diskreditieren ist. Literatur: LEAVENS, P.B. & THOMSSEN, R.W. (1972): Identity of astrolite with muscovite.- American Mineralogist 57, 993-995 REINISCH, R. (1904): Ueber Astrolith, ein neues Mineral.- Zentralblatt für Mineralogie, Jahrgang 1904, 108-115 ========================================================================================== Bismutosmaltin = wahrscheinlich Gemenge von Skutterudit mit Wismut In der Grube "Magnetstolln Vereinigt Feld" in Zschorlau bei Schneeberg fand sich im März 1888 auf dem Wismutgang ein dunkel blaugraues Erz. In diesem trat ein zinnweißes Mineral in kleinen Kristallen mit Würfel- und Oktaederflächen auf, das gestrickte Aggregate bildete. Es wies einen starken Metallglanz, einen schwarzen Strich, die Härte 6 und eine Dichte von 6,92 auf. Die chemische Analyse ergab eine Zusammensetzung Bi 20,17; Cu 0,69; As 61,59; Sb 0,16; Co 13,70; Fe 3,71; S 0,05; Summe 100,07 %. August FRENZEL (1897) errechnete daraus die Formel Co(As,Bi)3 und nennt das Mineral Bismutosmaltin, da es durch den Bi-Gehalt von Smaltin oder Chloanthit abweicht. Es ist ähnlich dem ebenfalls Bi-haltigen Cheleutit, aber nicht mit ihm identisch. Aus der chemischen Analyse lässt sich eine empirische Formel (bezogen auf Co+Fe+Cu = 1) berechnen: Co0.75Fe0.21Cu0.04As2.65Bi0.31. Dies würde die Formel von FRENZEL bestätigen, jedoch ist es sehr zweifelhaft, dass Bi in so hohem Maße das As vertreten kann. Dagegen kann Skutterudit gegenüber der idealen Formel CoAs3 häufig ein deutliches Arsen-Defizit aufweisen. Es ist deshalb eher von einem Gemenge von Skutterudit mit Wismut als von einem Bi-haltigen Skutterudit auszugehen. Literatur: FRENZEL, A. (1897): XXIII. Mineralogisches. 22. Vorkommnisse von Zschorlau. 23. Kupferglanz. 24. Wolframit. 25. Agricolit. 26. Arsen.- Tschermaks Mineralogische und Petrographische Mittheilungen 16 (Neue Folge), 521-529 ========================================================================================== Bismutosphärit = Bismutit Albin WEISBACH beschrieb 1877 von Proben von verschiedenen Schneeberger Gruben, die Abraham Gottlob WERNER als Arsenik-Wismuth bezeichnet hatte, ein neues kugelig-schaliges, hellgelbes bis bräunliches oder auch schwarzes Bismutcarbonat mit der Formel Bi2CO5 als Bismutosphärit. Die Identität mit dem Bismutit BREITHAUPTs (1841) wurde nicht erkannt, da dieses Mineral als wasserhaltiges Bismutcarbonat galt. Erst 1943 zeigte Clifford FRONDEL, dass Bismutosphärit und Bismutit identisch sind und sie kein Kristallwasser enthalten. Zur ausführlichen Darstellung siehe bei Bismutit. Literatur: BREITHAUPT, A. (1841): Ueber das natürliche kohlensaure Wismutoxyd.- Annalen der Physik und Chemie 129 (= Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie 53; 2. Reihe Band 23), 627-630 FRONDEL, C. (1943): Mineralogy of the oxides and carbonates of bismuth.- American Mineralogist 28, 521-535 WEISBACH, A. (1877): Mineralogische Mittheilungen. I. Walpurgin, II. Zeunerit und Uranospinit, III. Uranocircit, IV. Bismutosphärit, V. Roselith, VI. Kobaltspath.- Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen, Abhandlungen, p. 42-53 ![]() Kugeliger Bismutit. Grube Weißer Hirsch, Schneeberg, Erzgebirge, Sachsen, Deutschland. Bildbreite 5 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke. ========================================================================================== Blaubleierz, Plumbeïn = Pseudomorphose von Galenit nach Pyromorphit Abraham Gottlob WERNER stellte 1789 in seinem Mineralsystem die Spezies Blau-Bleierz auf. Christian August Siegfried HOFFMANN fügte eine kurze Erläuterung hinzu (WERNER & HOFFMANN, 1789):
Rene-Just HAÜY (1801) nennt das Mineral Plomb noir und merkt an, dass es sich um Kristalle von Bleiphosphat handelt, die ganz oder teilweise aus Bleisulfid bestehen. 1809 führt HAÜY es unter dem Namen Plomb sulfuré épigène. 1813 schreibt Johann Friedrich Ludwig HAUSMANN, das Blaubleierz, welches von verschiedenen Autoren noch als eigene Spezies geführt wird, "ist ein mehr oder weniger deutlich schweres Gemenge von Polychrom und Bleiglanz und verdient mithin keine besondere Stelle im Systeme." Mit "Polychrom" ist Pyromorphit gemeint. August BREITHAUPT hält das Blaubleierz 1817 nach wie vor für ein eigenständiges Mineral, gibt eine ausführliche Beschreibung und merkt an, dass die Deutung als Pseudomorphose wohl auf einer Verwechselung beruht. Wilhelm HAIDINGER (1827) zeigte hingegen, dass es sich eindeutig um Pseudomorphosen handelt. Er fand Kristalle, die im Inneren noch aus Pyromorphit bestanden, deren äußere Bereiche aber in Galenit umgewandelt waren. BREITHAUPT (1862) war jedoch der Meinung, dass es sich zumindest bei einem Teil des Blaubleierzes, speziell das von Bernkastel an der Mosel, tatsächlich um hexagonal kristallisierendes Bleisulfid und nicht um Pseudomorphosen handelt. Er nannte das Mineral nun Sexangulit. 1863 veröffentlicht BREITHAUPT eine ausführliche Beschreibung des ehemaligen Blaubleierzes, nun unter dem Namen Plumbeïn oder Sexangulites plumbeus, als hexagonales, mit Galenit dimorphes Mineral. Neben dem Material von Bernkastel rechnet BREITHAUPT auch explizit das von Zschopau zum Plumbeïn. Weder die Ansicht, dass es sich hier um ein eigenständiges Mineral und nicht um eine Pseudomorphose handelt, noch die von BREITHAUPT aufgestellten Namen erfuhren jedoch weitere Verbreitung. Literatur: BREITHAUPT, A. (1817): Handbuch der Mineralogie. Von C.A.S. Hoffmann, fortgesetzt von August Breithaupt. Vierten Bandes erste Abtheilung.- Freiberg, bei Craz und Gerlach, 288 p. (p. 13-15) BREITHAUPT, A. (1862): In: Verhandlungen des Bergmännischen Vereins zu Freiberg.- Berg- und Hüttenmännische Zeitung 21 (= Neue Folge 16), 98-99 BREITHAUPT, A. (1863): Neue Pleomorphieen und Isomorphieen.- Berg- und Hüttenmännische Zeitung 22 (= Neue Folge 17), 36 und 44 HAIDINGER, W. (1827): Ueber die Veränderungen, welche gewisse Mineralien mit Beibehaltung ihrer äussern Form erleiden.- Annalen der Physik und Chemie 87 (= Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie 11), 366-392 HAUSMANN, J.F.L. (1813): Handbuch der Mineralogie, Dritter Band.- Göttingen, bei Vandenhoeck und Ruprecht, 761-1158 p. (p. 1092) HAÜY, R.J. (1801): Traité de Minéralogie, Tome Troisième.- Paris, chez Louis, 588 p. (p. 497) HAÜY, R.J. (1809): Tableau comparatif des résultats de la cristallographie et de l'analyse chimique, relativement a la classifiction des menéraux.- Paris, chez Coucier, 312 p. + LVI Introduction (p. 83) KARSTEN, D.L.G. (1789): Des Herrn Nathanael Gottfried Leske hinterlassenes Mineralienkabinett, systematisch geordnet und beschrieben, auch mit vielen wissenschaftlichen Anmerkungen und mehreren äussern Beschreibungen der Fossilien begleitet.- Leipzig, im Verlage der I.G. Müllerschen Buchhandlung, Bd. 1, 578 p. (p. 488) WERNER, A.G. (1791): Ausführliches und sistematisches Verzeichnis des Mineralien-Kabinets des weiland kurfürstlich sächsischen Berghauptmanns Herrn Karl Eugen Pabst von Ohain. Erster Band.- Freiberg und Annaberg, in der Crazischen Buchhandlung, 368 p. (p. 115) WERNER, A.G. & HOFFMANN, C.A.S. (1789): Mineralsystem des Herrn Inspektor Werners mit dessen Erlaubnis herausgegeben von C.A.S. Hoffmann.- Bergmännisches Journal 2, Band 1, 369-398 ![]() "Blaubleierz", Pseudomorphose von Galenit nach Pyromorphit. Grube Heilige Dreifaltigkeit, Zschopau, Erzgebirge, Sachsen, Deutschland. Größe der Stufe 25 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke. ========================================================================================== Cheleutit, Wismuthkobalterz = wahrscheinlich Gemenge von Skutterudit mit Wismut Carl Moritz KERSTEN gab 1826 einem von ihm als neu angesehenem Mineral aus Schneeberg den Namen Wismuthkobalterz. Das Mineral bildet unvollkommen strahlige, gestrickte Aggregate von bleigrauer bis stahlgrauer Farbe. Die Dichte liegt bei 6,0 - 6,7, ließ sich aber auf Grund von engen Verwachsungen mit Quarz nur schwierig bestimmen. Bei der chemischen Analyse erhielt KERSTEN, nach Abzug von z.T. beträchtlichen Mengen Quarz, als Mittel aus vier sich nur wenig unterscheidenden Analysen: 77,96 As; 9,89 Co; 4,77 Fe; 3,89 Bi; 1,30 Cu; 1,11 Ni; 1,02; S Spur; Summe 99,92 %. Wilhelm HAIDINGER gabe 1845 dem Mineral den Namen Kerstenit. Dieser Name war jedoch problematisch, da er mehrfach für verschiedene Minerale vergeben worden war. August BREITHAUPT benannte das Mineral 1849 ohne nähere Angaben als Cheleutit. Der Name wurde offenbar nach dem griechischen χηλευτος = gestrickt, geflochten gewählt. Paul GROTH (1878) kam nach Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass das Bismut bloß mechanisch beigemengt ist und hier ein Arsen-reicher Speiskobalt (= Skutterudit) vorliegt. August FRENZEL (nach HINTZE, 1904) nahm dagegen an, dass Bi das As in dem Mineral vertritt, in diesem Fall würde es sich um eine Bi-haltige Varietät von Skutterudit handeln. Literatur: BREITHAUPT, A. (1849): Die Paragenesis der Mineralien. Mineralogisch, geognostisch und chemisch beleuchtet, mit besonderer Rücksicht auf Bergbau.- Freiberg, Verlag von J.G. Engelhardt, 276 p. (p. 207) GROTH, P. (1878): Die Mineraliensammlung der Kaiser-Wilhelms-Universität Strassburg, ein Supplement zu den vorhandenen mineralogischen Handbüchern.- K.J. Trübner, 272 p. (p. 261) HAIDINGER, W. (1845): Handbuch der bestimmenden Mineralogie, enthaltend die Terminologie, Systematik, Nomenklatur und Charakteristik der Naturgeschichte des Mineralreiches.- Wien, bei Braumüller & Seidel, 630 p. (p. 560) HINTZE, C. (1904): Handbuch der Mineralogie. Erster Band. Erste Abtheilung. Elemente und Sulfide.- Leipzig, Verlag von Veit & Comp., 1208 p. (p. 804) KERSTEN, C.M. (1826): Zur Mineralchemie und Metallurgie. I. Untersuchung des Wismuthkobalterzes, eines neuen zur Abtheilung der Arsenikmetalle gehörenden Minerals, von Schneeberg im Erzgebürge.- Journal für Chemie und Physik 47 (= Jahrbuch der Chemie und Physik 18), 265-294 ========================================================================================== Chlorophänerit = ein Schichtsilikat, vielleicht Glauconit Nachdem Gustav JENZSCH 1853 mit dem Weissigit ein erstes, vermeintlich neues Mineral aus den Blasenräumen des Hutberges von Weißig bei Dresden beschrieb, folgte 1855 der Chlorophänerit. Er hielt das Mineral zunächst für identisch mit dem 1825 aus Schottland beschriebenen 'Chlorophäit'. Das Material von Weißig ist schwärzlichgrün, zeigt einen schmutzig apfelgrünen Strich, besitzt eine geringe Härte und weist eine Dichte von 2,684 auf. Eine unvollständige chemische Analyse ergab Kieselsäure 59,4, Eisenoxydul 12,3, Wasser 5,7 %. Thonerde, Magnesia, Kalkerde, Kali, Natron wurden nicht quantitativ bestimmt. Unter dem Mikroskop sind winzige radiale Blättchen zu erkennen. Der Name Chlorophänerit bezieht sich auf die Ähnlichkeit zum Chlorophäit. Die spärlichen Daten machen eine Zuordnung schwierig, James Dwight DANA (1868) hält das Mineral für einen Glauconit. Literatur: DANA, J.D. (1868): A System of Mineralogy. Descriptive Mineralogy, comprising the most recent discoveries. - London, Trübner & Co., New York, John Wiley & Son, 5th edition, 827 p. (p. 462) JENZSCH, G. (1853): Amygdalophyr, ein Felsit-Gestein mit Weissigit, einem neuen Minerale in Blasen-Räumen.- Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefakten-Kunde, Jahrgang 1853, 385-398 JENZSCH, G. (1855): Dritter Nachtrag zur Abhandlung "Amygdalophyr, ein Felsit-Gestein mit Weissigit, einem neuen Minerale in Blasen-Räumen".- Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefakten-Kunde, Jahrgang 1855, 798-805 ========================================================================================== Christophit = Eisen-reicher Sphalerit August BREITHAUPT beschrieb 1863 unter dem Namen Christophit ein neues Mineral von der Grube St. Christoph in Breitenbrunn im Erzgebirge:
![]() ![]() BREITHAUPTs Christophit galt jedoch nicht lange als eigenständiges Mineral. Er wurde recht bald als eisenreicher Sphalerit erkannt (z.B. PLATTNER & RICHTER, 1878; DANA, 1904). Der Name ist auch heute noch für diese Varietät in Gebrauch. Literatur: BREITHAUPT, A. (1863): Neue Pleomorphinen und Isomorphieen. A. Pleomorphieen. 1. Spiauterit, Dimorphie des Schwefelzinks. Leberblende und Voltzit. Blenda, Christophites oder Christophit.- Berg- und Hüttenmännische Zeitung 22, 25-27 DANA, 1904, E.S. (1904): The System of Mineralogy of James Dwight Dana 1837-1868. Descriptive Mineralogy.- 6th edition, New York, John Wiley & Son, London, Chapman & Hall, 1134 p. + 73 p. Appendix (p. 61) PLATTNER, C.F. & RICHTER, T. (1878): Carl Friedrich Plattner's Probirkunst mit dem Lötrohre ; Oder, Vollständige Anleitung zu Qualitativen und Quantitativen Löthrohr-Untersuchungen.- 4. Auflage, 679 p. (p. 322) ========================================================================================== Daleminzit, Deleminzit = wahrscheinlich Acanthit pseudomorph nach Stephanit In einem Protokoll einer Verhandlung des Bergmännischen Vereins (1862) wird berichtet, dass August BREITHAUPT ein neues Mineral vorgestellt hat, den Deleminzit. Er nimmt an, dass es sich um ein mit Argentit und Acanthit trimorphes Silbersulfid mit rhombischer Symmetrie handelt. BREITHAUPT benennt es nach dem ältesten bekannten Namen von Freiberg, Deleminzin. 1863 gibt BREITHAUPT weitere Daten, jetzt findet sich das Mineral aber in der Schreibweise Daleminzit. Es stammt von der Grube Himmelfahrt bei Freiberg, ist schwärzlich bleigrau mit lebhaftem Metallglanz. Die Kristalle weisen größte Ähnlichkeit mit denen von Stephanit oder Chalcosin auf. Die Dichte beträgt 7,044 bis 7,049 und ist damit etwas geringer als die von Acanthit. BREITHAUPT merkt an, dass die Schreibweise Deleminzit falsch ist, die Gegend um Freiberg hieß Daleminzien, nach dem sorbischen Stamm der Daleminzier. August FRENZEL (1874) schreibt, dass es sich vielleicht um eine Pseudomorphose nach Stephanit handelt und die Freiberger Sammlung zwei Exemplare besitzt . Weitere Untersuchungen liegen offenbar nicht vor. Literatur: BREITHAUPT, A. (1862): (in: Verhandlungen des Bergmännischen Vereins zu Freiberg).- Berg- und Hüttenmännische Zeitung 21 (Neue Folge, Band 16), 98-99 BREITHAUPT, A. (1863): Neue Pleomorphieen und Isomorphieen (Schluss).- Berg- und Hüttenmännische Zeitung 22 (Neue Folge, Band 17), 44-45 FRENZEL, A. (1874): Mineralogisches Lexicon für das Königreich Sachsen.- Leipzig, Verlag von Wilh. Engelmann, 380 p. (p. 76) ========================================================================================== Dermatin = ein Gemenge, vermutlich überwiegend Serpentin-Gruppe und ein Carbonat August BREITHAUPT beschreibt 1830 ein Mineral, das er Dermatin nennt:
Eine erste Beschreibung und chemische Analyse erschien jedoch schon einige Jahre früher, ohne dass BREITHAUPT darauf Bezug nimmt. FICINUS veröffentlichte 1819 seine Untersuchung des "getropften Serpentins" von Waldheim. Die Beschreibung und Paragenese entsprechen den Angaben von BREITHAUPT. Bei zwei Analysen ergab sich eine Zusammensetzung: Kieselerde 35,800 - 40,166, Thonerde 0,416 - 0,833, Eisenoxidül 11,333 - 14,000, Braunstein 2,250 - 1,166, Talkerde 23,700 - 19,333, Kalk 0,833 - 0,833, Natrum 0,500 - 1,333, Verlust an Kohlensäure und Wasser 25,200 - 22,000, Schwefelsäure - - 0,431. Kohlensäure ist fast eben so viel wie Wasser enthalten. Heinrich FISCHER fand bei mikroskopischen Untersuchungen in der Matrix Chrysotilkriställchen (nach FRENZEL, 1874). Nach der chemischen Analyse und den mikroskopischen Beobachtungen liegt also ein Gemenge vor, im Wesentlichen wohl Serpentin und ein Carbonat (vielleicht Magnesit). Eine Röntgenanalyse an Dermatin aus der Sammlung des Museums für Mineralogie und Geologie, Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden (Inv.-Nr. Min 6430 Sa MMG) ergab Chrysotil. Calcit ist makroskopisch zu beobachten. Literatur: BREITHAUPT, A. (1830): Bestimmung neuer Mineral-Specien. I. Dystomer Peganit-Spath oder kürzer Peganit. II. Hedyphan. III. Polysphärit. IV. Diatomer Antimon-Phyllit oder kürzer Antimon-Phyllit. V. Dermatin.- Schweigger-Seidels Journal für Chemie und Physik 60 (= Jahrbuch der Chemie und Physik 30), 308-316 FICINUS, D. (1819): Zerlegung des sogenannten getropften Serpentins von Waldheim.- Auswahl aus den Schriften der unter Werner's Mitwirkung gestifteten Gesellschaft für Mineralogie 2, 215-229 FRENZEL, A. (1874): Mineralogisches Lexicon für das Königreich Sachsen.- Leipzig, Verlag von Wilh. Engelmann, 380 p. (p. 77) ========================================================================================== Eisen-Brucit, Ferropyroaurit = Pyroaurit Bei der Untersuchung von angeblichem Nakrit von Siebenlehn bei Freiberg stellte F. SANDBERGER (1880) fest, dass es sich um ein anderes Mineral handelt. Es bildet perlmuttglänzende, silber- bis schneeweiße, schwach gekrümmte, schalige oder parallelfaserige Aggregate auf Klüften von einem Serpentin. Das Mineral weist eine ausgezeichnete Spaltbarkeit nach {001} und nach den optischen Eigenschaften eine hexagonale Symmetrie auf. Nach der chemischen Analyse nahm SANDBERGER an, dass ein teilweise in Hydromagnesit umgewandelter Eisen-reicher Brucit vorliegt. Da nach Abzug der angenommenen Verunreinigungen der Eisenoxidgehalt bei rund 25 % lag, benannte SANDBERGER das Mineral Eisen-Brucit. Heinz MEIXNER (1937) deutet den Eisen-Brucit als Ferropyroaurit. Ein Pyroaurit, der an Stelle von Fe3+ das Fe2+ enthält, kann jedoch aus strukturellen Gründen nicht existieren. Die Struktur von Pyroaurit war jedoch zu der Zeit noch nicht bekannt. Eine neue Untersuchung von zwei als "Eisen-Brucit" von Siebenlehn bezeichneten Proben ergab, dass hier kein Gemenge, sondern ein reiner Pyroaurit vorliegt (WITZKE, 2001). Als Gitterparameter konnten für die trigonale Zelle a = 3,085(6), c = 23,43(2) Å und V = 193,1(7) Å3 bestimmt werden. Bei einer REM-EDX-Analyse wurden Mg, Fe, O, und etwas C nachgewiesen. Das Mg : Fe-Verhältnis lag bei etwa 8 : 2. Es ist anzunehmen, dass bei der alten Analyse bei SANDBERGER das Fe3+ als Fe2+ bestimmt wurde. Eine Neuberechnung ergibt als Formel Mg6.3Fe1.7(OH)15.7(CO3)(H2O)3.19, was recht dicht an der idealen Formel von Pyroaurit liegt.
1) von SANDBERGER angenommene Zusammensetzung nach Abzug von Verunreinigungen und Hydromagnesit Literatur: MEIXNER, H. (1937) Zentralblatt für Mineralogie, A, 363-373 SANDBERGER, F. (1880): Über Nakrit von Siebenlehn; Pseudomorphosen von Gilbertit nach Zinnwaldit; Rotheisen nach Mnganit; Stiblith nach Antimonit; Ehlit von Moldawa.- Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie, Jahrgang 1880, 2. Band, 288-290 WITZKE, T. (2001): Pyroaurit von Siebenlehn bei Nossen, Sachsen.- Aufschluss 52, 45-48 ![]() Weißer Pyroaurit. Siebenlehn, Nossen, Sachsen, Deutschland. Größe der Stufe 8,5 cm. Sammlung und Foto Thomas Witzke. ![]() Weißer Pyroaurit. Siebenlehn, Nossen, Sachsen, Deutschland. Bildbreite 5 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke. ========================================================================================== Erlan = Gemenge aus Pyroxen und Feldspat 1823 beschreiben August BREITHAUPT und Christian Gottlob GMELIN den Erlan als ein neues Mineral:
Bei der chemischen Analyse fand GMELIN "Kieselerde 53.160, Alaunerde 14.034, Kalkerde 14.397, Natrum 2.611, Bittererde 5.420, Eisenoxyd 7.138, Braunsteinoxyd 0,659, Verflüchtigbare Theile 0.606", Summe 98.005. August FRENZEL (1874) schreibt, dass nach mikroskopischen Untersuchungen der Erlan ein Gemenge ist. Nach Carl HINTZE (1897) liegt eine Verwachsung von Pyroxen mit Feldspat vor. Literatur: BREITHAUPT, A. & GMELIN, C.G. (1823): Vollständige Beschreibung des Erlan's, eines lange verkannten und neu bestimmten Minerals.- Journal für Chemie und Physik 37 (= Jahrbuch der Chemie und Physik 7), 76-82 FRENZEL, A. (1874): Mineralogisches Lexicon für das Königreich Sachsen.- Leipzig, Verlag von Wilh. Engelmann, 380 p. (p. 93-94) HINTZE, C. (1897): Handbuch der Mineralogie. Zweiter Band. Silicate und Titanate.- Leipzig, Verlag von Veit & Comp., 1841 p. (p. 1049) ========================================================================================== Geierit, Geyerit = Schwefel-haltiger Löllingit Auf der Zinnerzgrube Geyer fand sich ein Mineral in derben Massen mit unebenem Bruch und in undeutlichen Kristallen, das August BREITHAUPT 1866 "Geierit" nach dem Fundort benannte. Die Dichte bestimmte er zu 6.550. Bei einer chemischen Analyse fand BEHNKE (1856) 58,94 As, 6,07 S, 1,37 Sb, 32,92 Fe, Summe 99,30 %. BREITHAUPT stellt das Mineral zu den Arsenkiesen und charakterisiert es wie folgt:
Literatur: BEHNKE, G.A. (1856): Ueber die chemische Zusammensetzung einiger Abänderungen des Arsenikkieses und Arsenikeisens.- Annalen der Physik und Chemie 174 (= Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie 98; 4. Reihe Band 8), 184-189 BREITHAUPT, A. (1866): Mineralogische Studien. 47. Arsenkiese. Pazit. Geierit. Leukopyrit. Plinian. - Berg- und Hüttenmännische Zeitung 25 (Neue Folge 20), 166-169 HINTZE, C. (1904): Handbuch der Mineralogie. Erster Band. Erste Abtheilung. Elemente und Sulfide.- Leipzig, Verlag von Veit & Comp., 1208 p. (p. 868) ========================================================================================== Glagerit = wahrscheinlich Halloysit August BREITHAUPT beschreibt das Mineral 1841 unter dem Namen "Lythokolla Glagerites, kürzer Glagerit" vom Sauberg bei Ehrenfriedersdorf in Sachsen sowie von Bergnersreuth im Fichtelgebirge in Bayern. Das Mineral, bei dem es sich nach BREITHAUPT nicht um gewöhnliches Steinmark handelt, ist milch- bis gelblich weiß, kommt derb und nierenförmig vor, weist einen muscheligen Bruch, eine Härte von 2 bis 2 ¼ und eine Dichte von 2,3 auf. Es hängt stark an der Zunge und fühlt sich fettig an. Eine chemische Analyse von Carl Friedrich PLATTNER ergab: "Kieselsäure, Thonerde, Ammoniak, Wasser, Bitumen und ganz unbedeutend Eisenoxyd" (in BREITHAUPT, 1841) . Die Benennung erfolgte nach griechisch λυϑοκολλα = Steinkitt und γλαγερος = milchfarbig. Bei einer quantitativen Analyse des erdigen Glagerits von Bergnersreuth fand J. FICKENSCHER Kieselsäure 37,12, Thonerde 41,27, Wasser 21,16, Summe 99,55 %, dichtes Material enthielt etwas mehr Kieselsäure. James Dwight DANA (1868) führt darauf hin den Glagerit als einen Halloysit. Literatur: BREITHAUPT, A. (1841): Vollständiges Handbuch der Mineralogie. Zweiter Band.- Dresden und Leipzig, Arnoldische Buchandlung, 406 p. (p. 357-358) DANA, J.D. (1868): A System of Mineralogy. Descriptive Mineralogy, comprising the most recent discoveries. - London, Trübner & Co., New York, John Wiley & Son, 5th edition, 827 p. (p. 476) FICKENSCHER, J. (1863): Beiträge zur Mineralchemie. II. Glagerit von Bergnersreuth.- Journal für praktische Chemie 89, 459-461 ========================================================================================== Globosit (von Schneeberg) = Bismutit (sonst = Strengit) 1865 beschrieb August BREITHAUPT den Globosit in Form von wachsgelben bis gelblichgrauen kugeligen Aggregaten. Material von der Grube Arme Hilfe in Ullersreuth bei Hirschberg, Thüringen, erwies sich nach einer Analyse von Carl Julius FRITZSCHE als wasserhaltiges Eisenphosphat. Das Mineral sitzt hier auf Brauneisenerz und wird von "Hypochlorit", das ist Bismutoferrit, begleitet. Als weitere Vorkommen nennt BREITHAUPT eine Cobaltgrube bei Schneeberg, Sachsen, von hier ebenfalls mit "Hypochlorit" auf Quarz, sowie die Grube Hoff auf mich, Göritz in Thüringen. Bereits Albin WEISBACH stellte 1877 fest, dass BREITHAUPT das Schneeberger Material irrtümlich zum Globosit rechnete und es sich um ein kugelig ausgebildetes Bismutcarbonat handelt. Eine Analyse ist nicht bekannt, jedoch ist davon auszugehen, dass bei dem vermeintlichen Globosit von Schneeberg ein Bismutit vorliegt. Bei dem Material von Ullersreuth handelt es sich um Strengit. Literatur: BREITHAUPT, A. (1865): Mineralogische Studien. 9. Magnesia enthaltender Aragon. 10. Zölestin, Thiodinus strontosus. 11. Barytozölestin, Thiodinus Barytocölestinus. 12. Regelmässige Verwachsung des Baryt's, (Thiodinus barytosus). 13. Sardinian. 14. Globosit. 15. Stübelit.- Berg- und hüttenmännische Zeitung 24 (= Neue Folge, 19. Jahrgang) 319-322 WEISBACH, A. (1877): Mineralogische Mittheilungen. I. Walpurgin, II. Zeunerit und Uranospinit, III. Uranocircit, IV. Bismutosphärit, V. Roselith, VI. Kobaltspath.- Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen, Abhandlungen, p. 42-53 ========================================================================================== Gummit, Gummin u.a. = sekundäre Uranminerale, oft Gemenge 1817 behandelt Johann Carl FREIESLEBEN ein "gelbes Uranpecherz" von der Grube Georg Wagsfort in Johanngeorgenstadt. Es bildet orange- bis honiggelbe, bräunlichrote bis etwas grünliche, nierenartige Krusten und kleine Adern. Carl Moritz KERSTEN (1834) fand bei einer chemischen Analyse: "72,00 Uranoxyd, 2,30 Phosphorsäure, 6,00 Kalk, 14,75 Wasser, 4,26 Kieselerde, 0,05 Manganoxyd und einer Spur Fluss- und Arseniksäure". Als Formel gibt er " ![]() Bei August BREITHAUPT findet es sich 1832 unter der Bezeichnung "Uranisches Gummi-Erz", da es "dem Gummi guttae sehr ähnlich" sieht. 1847 nennt er es "Guttanus gummiformis oder Urangummi". Der Name Gummit für das Material stammt von James Dwight DANA 1868. Bei der chemischen Zusammensetzung bezieht er sich auf die Analyse von KERSTEN. August FRENZEL (1874) führt das Mineral als Gummin, da BREITHAUPT bereits ein Silikat Gummit genannt hatte. Weitere Fundorte sind die Gruben Weißer Hirsch und Pancratius in Schneeberg sowie St. Christoph in Breitenbrunn. Heinrich BARON VON FOULLON beschreibt 1883 als Gummit ein Umwandlungsprodukt von Uraninit aus Mitchell County, North Carolina mit der Zusammensetzung "(Pb,Ca,Ba)U3SiO12 + 6 H2O". Mit zum Gummit zu stellen sind das Gummierz bzw. Hyacinthrothe Pechuran von Johanngeorgenstadt (obwohl KERSTEN hier kein Blei fand), der Eliasit von Joachimsthal (Jachymov) und Přibram, der Pittinit von Joachimsthal und der Coracit vom Oberen See, USA. FOULLON untersuchte Gummierz von Johanngeorgenstadt qualitativ und stellte deutliche Gehalte an Blei fest. Für eine quantitative Analyse stand nicht genügend Material zur Verfügung. Clifford FRONDEL (1956) kam nach Untersuchungen zahlreicher Gummite zu dem Ergebnis, dass es sich um verschiedene sekundäre Uranminerale wie Fourmarierit, Vandendriesscheit, Clarkeit, Becquerelit, Curit, Schoepit und eventuell weitere handelt. Material von Johanngeorgenstadt wurde hier nicht untersucht. Literatur: BREITHAUPT, A. (1832): Vollständige Charakteristik des Mineral-System's.- Dresden und Leipzig, Arnoldische Buchhandlung, 3. Auflage, 358 p. (p. 218-219) BREITHAUPT, A. (1847): Vollständiges Handbuch der Mineralogie. 3. Band. Des speziellen Theiles zweite Abtheilung.- Dresden und Leipzig, Arnoldische Buchhandlung, 407-914 p. (p. 903-904, im Buch fehlgedruckt als 893-894) DANA, J.D. (1868): A System of Mineralogy. Descriptive Mineralogy, comprising the most recent discoveries. - London, Trübner & Co., New York, John Wiley & Son, 5th edition, 827 p. (p. 179) FOULLON, H. Baron von (1883): Ueber Verwitterungsproducte des Uranpecherzes und über die Trennung von Uran und Kalk.- Jahrbuch der Kaiserlich-Königlichen Geologischen Reichsanstalt 33, 1-29 FREIESLEBEN, J.C. (1817): Beschreibung einiger in meiner Mineraliensammlung befindlichen merkwürdigen sächsischen Fossilien, nebst historischen und geognostischen Bemerkungen über dieselben. Urangeschlecht.- Geognostische Arbeiten, 6. Band, Beyträge zur Mineralogischen Kenntniß von Sachsen, Zweyte Lieferung. Freyberg, bey Craz und Gerlach, 312 p. (p. 187-193) FRENZEL, A. (1874): Mineralogisches Lexicon für das Königreich Sachsen.- Leipzig, Verlag von Wilh. Engelmann, 380 p. (p. 143-144) FRONDEL, C. (1956): Mineral composition of gummite.- American Mineralogist 41, 539-568 KERSTEN, C.M. (1834): Ueber die chemische Zusammensetzung einiger Sächsischer Mineralien. 3) Hyacinthrothes Pechuran von Johanngeorgenstadt.- Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann auf das Jahr 1834, 92-93 ========================================================================================== Heubnerit = Schörl oder ein ähnlicher Turmalin A. TETZNER und F. EDELMANN (1927) schreiben, dass ein dunkelgrünes bis schwarzes Mineral, welches sich in radialstrahligen Kristallaggregaten auf der Grube Himmelfahrt an der Winselburg im Vogtland fand und im Jahre 1864 an die Bergakademie Freiberg gelangte, von August BREITHAUPT als Heubnerit benannt wurde (eine Quelle wird dafür nicht angegeben). Wahrscheinlich wurde es nach Bergmeister HEUBNER in Plauen benannt, der der Freiberger Sammlung wertvolles Material zukommen ließ. Die an der Bergakademie Freiberg später durchgeführte mikroskopische Untersuchung zeigte, dass es sich nicht um eine neue Spezies, sondern um Schörl handelt und der Name Heubnerit zu streichen ist. Literatur: TETZNER, A. & EDELMANN, F. (1927): Neue sächsische Mineralvorkommen. Ergänzung zu Frenzel: "Mineralogisches Lexicon für das Königreich Sachsen." II Teil.- Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen in Sachsen Jahrgang 1927, 101, A 70-122 ========================================================================================== Homichlin = Chalcopyrit August BREITHAUPT beschreibt 1858 eine neue Spezies von verschiedenen Fundorten im Vogtland:
In einer folgenden Notitz teilt BREITHAUPT (1858 b) weitere Fundorte mit: die Grube Hans Georg zu Röttis und Chrieschwitz bei Plauen im Vogtland, die Grube Dinckler zu Kamsdorf in Thüringen, sowie Dillenburg, die Stangenwaag-Zeche bei Dösbach die Philippi-Zeche in Hessen und ein nicht näher genannter Fundort in Chile. In einer weiteren Mitteilung gibt BREITHAUPT (1859 a) an, dass der Homichlin tetragonal kristallisiert und hier von Chalcopyrit praktisch nicht zu unterscheiden ist. Als weitere Fundorte werden die Grube Laura's Glück zu Gansgrün bei Plauen, Grube Arme Hilfe zu Ullersreuth in Thüringen, die Gruben Friedrich Wilhelm sowie Friedensgrube bei Lichtenberg in Bayern, Ohrfeld und Breitenstein bei Biedenkopf sowie Oberlahnstein in Hessen, Johanngeorgenstadt in Sachsen, Lauterbach am Harz und andere aufgeführt. Eine neue Analyse von RICHTER, die Eisen 25,81, Kupfer 43,76 und Schwefel 30,21 ergab, teilt BREITHAUPT (1859 b) in einer vierten Publikation mit. Auch hier werden weitere Fundorte genannt. Gustav Adolph KENNGOTT merkte bereits 1858 zu der Beschreibung von BREITHAUPT an, dass sich die Unterscheidung von Homichlin und Chalcopyrit nur auf einige unwesentliche Punkte bezieht, "weil er sich bereits stellenweise zersetzt findet und nicht rein ist". James Dwight DANA (1868) vermutet, dass es sich um einen teilweise in Bornit umgewandelten Chalcopyrit handeln könnte. Nach August FRENZEL in einer brieflichen Mitteilung an Carl HINTZE (1904) ist der Homichlin identisch mit Chalcopyrit, wie eine Analyse einer Probe von Lichtenberg in Oberfranken, Bayern zeigte, die die Angaben von RICHTER nicht bestätigte, sondern einem Chalcopyrit entsprach. Literatur: BREITHAUPT, A. (1858 a): Neue Mineralien. 1. Homichlin.- Berg- und Hüttenmännische Zeitung 17 (= Neue Folge 12), 385-386 BREITHAUPT, A. (1858 b): Neue Fundorte des Homichlin's.- Berg- und Hüttenmännische Zeitung 17 (= Neue Folge 12), 424 BREITHAUPT, A. (1859 a): Bemerkungen zu dem Homichlin.- Berg- und Hüttenmännische Zeitung 18 (= Neue Folge 13), 65-66 BREITHAUPT, A. (1859 b): Neue Mittheilungen über den Homichlin.- Berg- und Hüttenmännische Zeitung 18 (= Neue Folge 13), 321-322 DANA, J.D. (1868): A System of Mineralogy. Descriptive Mineralogy, comprising the most recent discoveries. - London, Trübner & Co., New York, John Wiley & Son, 5th edition, 827 p. (p. 67) HINTZE, C. (1904): Handbuch der Mineralogie. Erster Band. Erste Abtheilung. Elemente und Sulfide.- Leipzig, Verlag von Veit & Comp., 1208 p. (p. 923) KENNGOTT, G.A. (1858): Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen im Jahre 1858.- Leipzig, Engelmann, 229 p. (p. 131-132) ========================================================================================== Hydrischer Weicheisen-Kies, Hydropyrit, Malacopyrit = Markasit 1832 beschreibt August BREITHAUPT ein Mineral unter dem Namen "Hydrischer Weicheisen-Kies":
Johann Friedrich Ludwig HAUSMANN (1847) hält es für unwahrscheinlich, dass das Wasser tatsächlich Bestandteil des Minerals ist. Carl HINTZE (1904) führt den Hydropyrit oder Hydrischen Weicheisen-Kies nur noch als einen Markasit. Literatur: BREITHAUPT, A. (1832): Vollständige Charakteristik des Mineral-System's.- Dresden und Leipzig, Arnoldische Buchhandlung, 3. Auflage, 358 p. (p. 249) GLOCKER, E.F. (1842): Beobachtungen über den Wasserkies, und dessen Vorkommen in Mähren und Schlesien.- Annalen der Physik und Chemie 131 (= Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie 55; 2. Reihe Band 25), 489-502 HAUSMANN, J.F.L. (1847): Handbuch der Mineralogie. Zweiter Theil. System und Geschichte der Mineralkörper, Erster Band.- Göttingen, bei Vandenhoeck und Ruprecht, 896 p. (p. 315) HINTZE, C. (1904): Handbuch der Mineralogie. Erster Band. Erste Abtheilung. Elemente und Sulfide.- Leipzig, Verlag von Veit & Comp., 1208 p. (p. 818) ========================================================================================== Ježekit (nach Slavik) = Morinit Aus dem Granit der Greifensteine bei Ehrenfriedersdorf beschrieb der tschechische Mineraloge Frantisek SLAVIK 1914 die neuen Minerale Roscherit, Lacroixit und Ježekit. Letzterer wurde zunächst für Epistilbit gehalten, nach ersten chemischen und kristallografischen Untersuchungen zeigte sich jedoch, dass es sich nicht um einen Zeolit handelt. SLAVIK beschrieb den Ježekit als monoklin, mit a : b : c = 0,8959 : 1 : 1,0241 und β = 105° 31½'. Das Mineral kommt in farblosen, glasglänzenden, stängelig-körnigen Drusenunterlagen und radialen, nierenförmigen Aggregaten vor. Eine Zusammensetzung P2O5 30,30, Al2O3 21,92, Fe2O3 Spur, CaO 13,50, Na 18,71, Li 0,86, F 8,15, OH 7,26, Summe 100,70 % ließ sich ermitteln. SLAVIK gibt die Formel "P2O5 . Al2O3 . CaO . 2(Na Li)F . 2 (Na Li)OH" an. Er verweist auch auf die Ähnlichkeit zu dem 1891 von Montebras, Frankreich durch A. LACROIX beschriebenen Morinit, merkt aber die Unterschiede im Wasser-, Fluor- und Natriumgehalt an. Bei der Beschreibung von Morinit von der Hugo Mine, Keystone, Black Hills, South Dakota und dem Vergleich von optischen Daten, Röntgenanalysen und chemischen Daten mit denen von Morinit aus Montebras und Ježekit von den Greifensteinen zeigte sich, dass die vorliegenden alten chemischen Analysen unzureichend sind und dass Ježekit und Morinit als identisch betrachtet werden müssen. Dem Morinit kommt dabei die Priorität zu (FISHER & RUNNER, 1958; FISHER, 1962). Morinit weist die Zusammensetzung NaCa2Al2(PO4)2(OH)F4·2H2O auf. Der Name Ježekit wurde inzwischen wieder vergeben für ein Mineral mit der Zusammensetzung Na8[(UO2)(CO3)2](SO4)2·3H2O von Jáchymov, Böhmen, Tschechische Republik (PLÁŠIL et al., 2015). Die Neuvergabe war möglich, da seit der Diskreditierung mehr als 50 Jahre vergangen waren. Literatur: FISHER, D.J. (1962): Ježekite is Morinite.- American Mineralogist 47, 398-400 FISHER, D.J. & RUNNER, J.J. (1958): Morinite from the Black Hills.- American Mineralogist 43, 585-594 LACROIX, A. (1891): Note préliminaire sur un minéral nouveau de Montebras (Creuse).- Bulletin de la Société française de Minéralogie 14, 187-189 PLÁŠIL, J.; HLOUŠEK, J.; KASATKIN, A.V.; BELAKOVSKIY, D.I.; ČEJKA, J. & CHERNYSHOV, D. (2015): Ježekite, Na8[(UO2)(CO3)2](SO4)2·3H2O, a new uranyl mineral from Jáchymov, Czech Republic.- Journal of Geosciences 60, 259-267 SLAVIK, F. (1914): Neue Phosphate vom Greifenstein bei Ehrenfriedersdorf.- Bulletin international de l'Academie des Sciences de Boheme, 19, 1-16 ![]() Strahliges Aggregat aus weißen bis hell beigefarbenen Kristallen von Morinit neben Orthoklas und Muskovit. Greifensteine, Ehrenfriedersdorf, Erzgebirge, Sachsen, Deutschland. Bildbreite 14 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke. ========================================================================================== Jocketan = Gemenge, Fe-haltiger Dolomit mit etwas Goethit August FRENZEL beschreibt 1874 den Jocketan:
Röntgenanalysen an Jocketan aus der Sammlung des Museums für Mineralogie und Geologie, Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden (Inv.-Nr. 7243 Sa MMG) ergaben Fe-haltigen Dolomit mit etwas Goethit. Das gleiche Ergebnis wurde auch an Proben aus der Mineralogischen Sammlung der TU Bergakademie Freiberg gefunden (WITZKE, THALHEIM & MASSANEK, 2018) Literatur: CHUDOBA, K.F. (Herausgeber) (1954): Handbuch der Mineralogie von Dr. Carl Hintze. Ergänzungsband II. Neue Mineralien und neue Mineralnamen.- Berlin, Walter de Gruyter & Co., 958 p. (p. 734) FRENZEL, A. (1874): Mineralogisches Lecixon für das Königreich Sachsen.- Leipzig, Verlag von Wilh. Engelmann, 380 p. (p. 160) SPENCER, L.J. (1900): A list of new minerals.- Mineralogical Magazine 12, 378-394 WITZKE, T.; THALHEIM, K. & MASSANEK, A. (2018): Erzgebirge. Bergbaugeschichte - Mineralienschätze - Fundorte. Band 1 - Minerale mit einer Typlokalität in Sachsen.- Bode-Verlag, Salzhemmendorf-Lauenstein, 661 p. ========================================================================================== Kakochlor = Lithiophorit Den Schwarzen Erdkobalt von Rengersdorf in der Lausitz benennt August BREITHAUPT (1832) als Kakochlor. Die Beschreibung dazu enthält nur sehr spärliche Angaben:
Bereits 1827 hatte jedoch Heinrich GÖSSEL es als ein eigenständiges Mineral relativ ausführlich beschrieben und "Kobaltmanganerz" genannt. Die Priorität liegt damit bei GÖSSEL. BREITHAUPTs Beschreibung trägt nichts Neues zur Kenntnis des Minerals bei, ein Hinweis auf die frühere Publikation findet sich nicht. Albin WEISBACH (1878) stellte fest, dass der Kakochlor mit dem 1870 durch August FRENZEL beschriebenen Lithiophorit identisch ist. Zur kompletten Geschichte siehe die ausführliche Beschreibung unter dem Lithiophorit. Literatur: BREITHAUPT, A. (1832): Vollständige Charakteristik des Mineral-System's.- Dresden und Leipzig, Arnoldische Buchhandlung, 3. Auflage, 358 p. (p. 240) FRENZEL, A. (1870): Lithiophorit, ein lithionhaltiges Manganerz.- Journal für praktische Chemie 110 (Neue Folge 2), 203-206 GÖSSEL, H. (1827): Beschreibung einiger vorzüglich interessanter Mineralien der Oberlausitz. IV. Kobalt-Manganerz.- Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz, Erster Band, Heft 2, 93-95 WEISBACH, A. (1880): Mineralogische Notizen I. 1. Hypargyrit. 2. Lepidophäit. 3. Konarit. 4. Uranotil. 5. Bismutit. 6. Pucherit. 7. Kakochlor (Lithiophorit). 8. Leucit.- Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie, Jahrgang 1880, II Band, 109-114 ========================================================================================== Kaneit, Arsenmangan, Arseniuret of Manganese = ??? Der irischer Chemiker Robert John KANE (1829) erwarb aus einer Sammlung mehrere Exemplare mit Manganmineralen, darunter auch eine Stufe, die als "Manganese Ore, Saxony" etikettiert war. Das Mineral bildete traubige, grauweiße, stark glänzende, körnige oder schalige Partien auf blättrigem Bleiglanz mit Quarz. Bei der Untersuchung zeigte sich, dass das Mineral keinen Sauerstoff freisetzt, aber stattdessen bildeten sich bei der Erhitzung bis zur Rotglut in einer geschlossenen Retorte im kühleren Bereich glänzende nadelige Kristalle. Als KANE die Retorte aus dem Feuer nahm, zerbrach sie, durch den Zutritt von Sauerstoff verbrannte das Mineral unter Bildung weißer Dämpfe und einem intensiven Geruch nach Knoblauch. Bei der darauffolgenden quantitativen Analyse fand KANE 51,8 As, 45,5 Mn, Spur Fe, Summe 97,3 %. Die Analyse würde etwa der Zusammensetzung MnAs entsprechen. Die Dichte von einem homogenen Fragment bestimmte KANE zu 5,55. Das Mineral ist hart, spröde, weist einen unebenen Bruch auf, ist glänzend und von grauweißer Farbe. Es bildet schalige, traubige Aggregate. An der Luft wird es stumpf und überzieht sich mit einem feinen, schwarzen Überzug. Vor dem Lötrohr brennt es mit blauer Flamme. Wilhelm HAIDINGER benannte das Material 1845 Kaneit. In den folgenden Jahrzehnten gilt Kaneit als allgemein akzeptiertes Mineral, z.B. bei James Dwight DANA, 1868. In einer späteren, von Edward Salisbury DANA herausgegebenen Auflage von 1904 wird das Mineral in einen Anhang zu den Sulfiden gestellt mit der Anmerkung "needs confirmation". In den folgenden Jahrzehnten verschwand das Mineral offenbar aus den gängigen Büchern. Es galt als zweifelhaftes Mineral, dessen Existenz nicht gesichert ist. Bis heute, fast 200 Jahre nach der ersten und einzigen Beschreibung, sind keine weiteren Funde bekannt geworden. Es gibt keine Röntgendaten, so dass sich zum Kristallsystem und zu den Gitterparametern nichts sagen lässt. Ob KANE tatsächlich MnAs vorgelegen hat, lässt sich nicht sicher sagen. Die Analyse erscheint nach den Beschreibungen des Analysenganges und der Reaktionen des Materials plausibel. Andererseits kann eine Fehlanalyse auch nicht ausgeschlossen werden. Synthetisches MnAs ist bekannt. Unterhalb von etwa 40°C weist es Nickelin-Struktur (NiAs) auf, darüber wandelt es sich in eine orthorhombische Modifikation um (KORNELSEN, 1961). Literatur: DANA, J.D. (1868): A System of Mineralogy. Descriptive Mineralogy, comprising the most recent discoveries. - London, Trübner & Co., New York, John Wiley & Son, 5th edition, 827 p. (p. 61) DANA, E.S. (1904): The System of Mineralogy of James Dwight Dana. Descriptive Mineralogy.- New York, John Wiley & Sons, London, Chapman & Hall, 6th edition, 1134 p + 73 p. Appendix (p. 108) HAIDINGER, W. (1845): Handbuch der bestimmenden Mineralogie, enthaltend die Terminologie, Systematik, Nomenklatur und Charakteristik der Naturgeschichte des Mineralreiches.- Wien, bei Braumüller & Seidel, 630 p. (p. 559) KANE, R.J. (1829): Chemical examination of a native arseniuret of manganese.- Quarterly Journal of Science, Literature and Art 28, 381-384 KORNELSEN, R.O. (1961): The structure of manganese arsenide between 40° C and 120°C.- Canadian Journal of Physics 39, 1728-1729 ========================================================================================== Karnat, Carnat = ein Mineral der Kaolinit-Gruppe Einen Teil des von Johann Carl FREIESLEBEN 1817 als Festes Steinmark beschriebenen Materials definierte August BREITHAUPT 1841 als neues Mineral Karnat bzw. Lythocolla carnata. Es war von fleischroter bis rötlichweißer Farbe, kommt derb und in Gangtrümern vor, zeigt einen muscheligen Bruch, hängt stark an der Zunge und fühlt sich ein wenig fettig an. Die Dichte liegt bei 2,543. Nach einer Analyse von Martin Heinrich KLAPROTH besteht es aus Kieselsäure 45,25; Thonerde 36,50; Eisenoxyd 3,75; Wasser 14,00; Summe 98,50 %. Es kommt in den Steinbrüchen im Porphyr in Rochlitz vor. Eine Erklärung für den Namen gibt BREITHAUPT nicht. August FRENZEL (1874) stellt durch Vergleich mit eigenen Analysen fest, dass BREITHAUPTs Myelin und Carnat (hier in dieser Schreibweise) identisch sind, und beide die gleiche chemische Zusammensetzung wie Nacrit, Kaolin und weitere Steinmark-Varietäten aufweisen. Da es keine neuen Untersuchungen gibt, lässt sich lediglich allgemein sagen, dass es sich um Material der Kaolinit-Gruppe handelt. Literatur: BREITHAUPT, A. (1841): Vollständiges Handbuch der Mineralogie. 2. Band.- Dresden und Leipzig, Arnoldische Buchhandlung, 406 p. (p. 358-359) FREIESLEBEN, J.C. (1817): Beschreibung einiger in meiner Mineraliensammlung befindlichen merkwürdigen sächsischen Fossilien, nebst historischen und geognostischen Bemerkungen über dieselben. Thongeschlecht. Talksteinmark.- Geognostische Arbeiten, 5. Band. Beyträge zur Mineralogischen Kenntniß von Sachsen, Erste Lieferung. Freyberg, bey Craz und Gerlach, 264 p. (p. 195-198) FRENZEL, A. (1874): Mineralogisches Lexicon für das Königreich Sachsen.- Leipzig, Verlag von Wilh. Engelmann, 380 p. (p. 209-210) ========================================================================================== Kerstenit (nach Frenzel) = ein Ni-haltiges Mineral oder Gemenge Carl Moritz KERSTEN erwähnt 1843 kurz zarte, apfelgrüne, haarförmige Kristalle auf "weißem Nickelkies" von den Gruben Weißer Hirsch, Neu Glück und Adam Heber bei Schneeberg. Er hielt sie für eine "Verbindung von schwefelsaurem Nickeloxydul und schwefelsaurem Kalke", wobei die geringe Menge jedoch keine quantitative Analyse erlaubte. 1874 benennt August FRENZEL das Mineral als Kerstenit, ohne weitere Untersuchungen daran durchzuführen. Vermutlich hatte FRENZEL nicht beachtet, dass der Name Kerstenit vorher schon zweimal vergeben wurde. 1845 benannte Wilhelm HAIDINGER einen kubischen "Wismuthkobaltkies" von Schneeberg als Kerstenit. James Dwight DANA benannte 1868 ein von KERSTEN 1839 als "selenichtsaures Bleioxyd" beschriebenes Mineral von der Grube Friedrichsglück, Tannenglasbach bei Hildburghausen, Thüringen, als Kerstenit. Beide haben nichts mit dem Kerstenit FRENZELs zu tun. Da es keine weiteren Angaben zu FRENZELs Kerstenit gibt, lässt sich nicht genau sagen, um was es sich handelt. Literatur: DANA, J.D. (1868): A System of Mineralogy. Descriptive Mineralogy, comprising the most recent discoveries. - London, Trübner & Co., New York, John Wiley & Son, 5th edition, 827 p. (p. 669) FRENZEL, A. (1874): Mineralogisches Lexicon für das Königreich Sachsen.- Leipzig, Verlag von Wilh. Engelmann, 380 p. (p. 13-14) HAIDINGER, W. (1845): Handbuch der bestimmenden Mineralogie, enthaltend die Terminologie, Systematik, Nomenklatur und Charakteristik der Naturgeschichte des Mineralreiches.- Wien, bei Braumüller & Seidel, 630 p. (p. 560) KERSTEN, C. (1839): Ueber mehrere neue Vorkommnisse des Selens.- Annalen der Physik und Chemie 122 (= Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie 46; 2. Reihe Band 16), 265-280 KERSTEN, C.M. (1843): Ueber die chemische Zusammensetzung der Producte der freiwilligen Zersetzung der Kobalt- und Nickelerze.- Annalen der Physik und Chemie 136 (= Poggendorfs Annalen der Physik und Chemie 60; 2. Reihe Band 30), 251-271 ========================================================================================== Kohlen-Hornblende = fossiles, mineralisiertes Holz Der Schneeberger Bergmeister Adolph BEYER beschrieb 1797 unter dem Namen Kohlen-Hornblende eine Substanz, die er in das Mineralreich stellte.
Literatur: BEYER, A. (1797): Bemerkungen über die Kohlen-Hornblende, ein, der Holzkohle ähnliches, Fossil im Pechstein-Porphyre.- Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunst, und Manufacturen 2, 385-394 ========================================================================================== Konarit, Komarit = Ni-haltige Schichtsilikate Parallel zum Röttisit beschrieb August BREITHAUPT 1859 ein weiteres grünes Mineral von der Grube Hanns Georg in Röttis bei Jocketa im sächsischen Vogtland. Er nennt es Konarit nach griechisch κοναρος = immergrün, da es der Farbe des Immergrüns gleicht. Das Mineral fand sich immer mit Röttisit, ist pistazien- und zeisiggrün bis olivgrün. Er bildet vollkommen spaltbare, blättchenförmige Kristalle, die Härte liegt bei 3 - 4 und die Dichte bei 2,459 - 2,490. BREITHAUPT vermutet, dass das Mineral aus "phosphorsaurem Nickeloxydul mit Wasser" besteht. Adolf KENNGOTT (1868) gibt nach einer Korrespondenz mit Clemens WINKLER dessen chemische Analyse an, die in der ersten Beschreibung fehlt: Nickeloxydul (mit Kobaltoxydul ) 36,129; Kupferoxyd 0,040; Eisenoxyd 4,494; Thonerde 1,911; Kieselsäure 43,360; Phosphorsäure 1,856; Arsensäure 0,713; Schwefelsäure Spur; Wasser 10,562; Summe 99,066 %. KENNGOTT stellt fest, dass diese Zusammensetzung fast genau der korrigierten Analyse von Röttisit entspricht. Er geht deshalb davon aus, dass es sich bei Röttisit und Konarit nur um eine Spezies handelt, die als Röttisit bezeichnet werden sollte. Alfred DES CLOIZEAUX merkt 1874 an, dass der Name des Minerals korrekt Komarit oder Comarit lauten müsste, da die richtige griechische Bezeichnung κομαρος ist. Albin WEISBACH entgegnet 1880 darauf, dass BREITHAUPT die Stufen in der Sammlung der Bergakademie Freiberg eigenhändig als Konarit etikettiert hat, und dass κοναρος einen immergrünenden Baum bezeichnet. QUELLMALZ (1984) geht jedoch davon aus, dass WEISBACH und BREITHAUPT ein fehlerhaftes Wörterbuch verwendet haben, da κοναρος wohlgenährt oder fett bedeuten soll. In der Literatur finden sich daneben noch weitere Schreibweisen des Minerals, wie Conarit oder Connarit. Die Untersuchung einer von August Breithaupt etikettierten Probe von der Grube Hans Georg aus dem Museum für Mineralogie und Geologie, Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden (Inv.-Nr. 7221 Sa MMG) ergab, dass ein Ni-haltiger Antigorit oder vielleicht ein Pecorait vorliegt (WITZKE, THALHEIM & MASSANEK, 2018). Literatur: BREITHAUPT, A. (1859): Neue Mineralien. 2. Röttisit. 3. Konarit.- Berg- und hüttenmännische Zeitung 18, 1-2 DES CLOIZEAUX, A. (1874): Manuel de Mineralogie. Tome Second.- Paris, Dunod, LII + 208 p. (p. XLVI) KENNGOTT, A. (1868): Uebersicht der Resultate Mineralogischer Forschungen in den Jahren 1862-1865.- Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann, 482 p. (p. 47-48 und 107-108) QUELLMALZ, W. (1984): De veteribus metallis oder Sächsische mineralogische »Fossilien«. Ein Beitrag zur Mineralogiegeschichte in Sachsen.- Sächsische Heimatblätter 2, 49-60 WEISBACH, A. (1880): Mineralogische Notizen I. 1. Hypargyrit. 2. Lepidophäit. 3. Konarit. 4. Uranotil. 5. Bismutit. 6. Pucherit. 7. Kakochlor (Lithiophorit). 8. Leucit.- Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie, Jahrgang 1880, II Band, 109-114 WITZKE, T.; THALHEIM, K. & MASSANEK, A. (2018): Erzgebirge. Bergbaugeschichte - Mineralienschätze - Fundorte. Band 1 - Minerale mit einer Typlokalität in Sachsen.- Bode-Verlag, Salzhemmendorf-Lauenstein, 661 p. ========================================================================================== Kornit, Kohrnit = ein Gemenge, überwiegend Quarz August BREITHAUPT führt 1820 als Anhang zum "DisthènGrammit" (das ist Disthen, Kyanit):
August FRENZEL (1874) führt eine chemische Analyse an: Kieselsäure 81,00; Thonerde 9,13; Eisenoxyd 1,34; Kali 5,24; Wasser 1,80; Summe 98,54%. Weiter schreibt er, dass sich der Kornit in Dünnschliffen unter dem Mikroskop als Gemenge erwiesen hat. Es findet sich auch die falsche Schreibweise Kohrnit, die vermutlich irrtümlich von einer Ableitung des Namens von dem Fundort Kohren ausgeht. Die röntgenografische Analyse einer Probe Kornit von Kohren aus der Mineralogischen Sammlung der TU Bergakademie Freiberg durch M. Gäbelein ergab, dass es sich um Quarz mit wenig Orthoklas handelt (WITZKE, THALHEIM & MASSANEK, 2018). Literatur: BREITHAUPT, A. (1820): Kurze Charakteristik des Mineral-Systems.- Freiberg, beim Verfasser, 78 p. (p. 31) BREITHAUPT, A. (1823): Vollständige Charakteristik des Mineral-Systems. Zweite Auflage.- Dresden, in der Arnoldischen Buchhandlung, LXXX + 292 p. (p. 206) FRENZEL, A. (1874): Mineralogisches Lexicon für das Königreich Sachsen.- Leipzig, Verlag von Wilh. Engelmann, 380 p. (p. 177) WITZKE, T.; THALHEIM, K. & MASSANEK, A. (2018): Erzgebirge. Bergbaugeschichte - Mineralienschätze - Fundorte. Band 1 - Minerale mit einer Typlokalität in Sachsen.- Bode-Verlag, Salzhemmendorf-Lauenstein, 661 p. ========================================================================================== Kryptotil = vermutlich ein Schichtsilikat In einem Vortrag stellt Adolf SAUER 1886 zwei neue Minerale vor, den Prismatin und den Kryptotil, die bei der Erweiterung des Bahnhofs Waldheim in Nordsachsen gefunden wurden. Die Publikation ist eine Art Protokoll des Vortrags und wurde nicht von SAUER selbst verfasst. Zu letzterem Mineral heißt es hier lediglich:
Literatur: SAUER, A. (1886): (Über eine eigentümliche Granulitart als Muttergestein zweier neuer Mineralspecies).- Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft 38, 704-705 ========================================================================================== Kuphoit = Gemenge von Schichtsilikaten August BREITHAUPT benennt 1841 ein Mineral von der Grube Zweigler bei Schwarzenberg als Kuphoit, nach der "Aehnlichkeit mit den Schalen gekochter Kartoffeln", nach dem griechischen Wort für κυφος = gekrümmt. Es bildet wachsgelbe bis gelblichweiße, perlmuttglänzende, vollkommen spaltbare, blättrige Kristalle. Die Härte liegt bei ½ - 1, die Dichte bei 1,922 - 1,934. Beim Erhitzen im Glaskolben gibt es viel Wasser ab. Das Mineral ist nicht identisch mit der folgenden Spezies "Kuphoner Aster-Glimmer". Die Untersuchung einer Probe aus der Mineralogischen Sammlung der TU Bergakademie Freiberg von der Grube Zweigler bei Schwarzenberg durch Reinhard Kleeberg (XRD) und Michael Gäbelein ergab, dass ein Gemenge von Serpentin mit einem Mineral der Smectit-Gruppe, wahrscheinlich Saponit, vorliegt. Die Probe wurde von Breithaupt auf den Etiketten als Kuphoit und Kupholith bezeichnet (WITZKE, THALHEIM & MASSANEK, 2018). Literatur: BREITHAUPT, A. (1841): Vollständiges Handbuch der Mineralogie. Zweiter Band. Des speziellen Theils erste Abtheilung.- Dresden und Leipzig, Arnoldische Buchhandlung, 406 p. (p. 393-394) WITZKE, T.; THALHEIM, K. & MASSANEK, A. (2018): Erzgebirge. Bergbaugeschichte - Mineralienschätze - Fundorte. Band 1 - Minerale mit einer Typlokalität in Sachsen.- Bode-Verlag, Salzhemmendorf-Lauenstein, 661 p. ========================================================================================== Kuphoner Aster-Glimmer, Astrites levis = ein Schichtsilikat, vielleicht Vermiculit oder ein Smectit 1832 stellt August BREITHAUPT die Spezies "Kuphoner Aster-Glimmer" auf:
Literatur: BREITHAUPT, A. (1832): Vollständige Charakteristik des Mineral-System's.- Dresden und Leipzig, Arnoldische Buchhandlung, 3. Auflage, 358 p. (p. 89) BREITHAUPT, A. (1841): Vollständiges Handbuch der Mineralogie. Zweiter Band. Des speziellen Theils erste Abtheilung.- Dresden und Leipzig, Arnoldische Buchhandlung, 406 p. (p. 376-377) ========================================================================================== Kymatin = Aktinolit August BREITHAUPT beschreibt das Mineral 1831 wie folgt:
Eine Röntgenanalyse an Kymatin aus der Sammlung des Museums für Mineralogie und Geologie, Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden (Inv.-Nr. Min 7168 Sa MMG) ergab ein Gemenge aus Talk mit Aktinolit und Mg-haltigem Calcit (WITZKE, THALHEIM & MASSANEK, 2018). Literatur: BREITHAUPT, A. (1831): Zur Mineralogie. 1. Einige fettige und der Krystallisation fähige Mineralien. I. Metaxit. II. Kymatin. III. Peponit. IV. Pyknotrop.- Journal für Chemie und Physik 63 (= Neues Jahrbuch der Chemie und Physik 3), 276-281 RAMMELSBERG, C.F. (1842): Mineralanalysen. 1) Kymatin. 2) Nephrit. 3) Tephroït.- Berg- und Hüttenmännische Zeitung mit besonderer Berücksichtigung der Mineralogie und Geologie 1,192-193 WITZKE, T.; THALHEIM, K. & MASSANEK, A. (2018): Erzgebirge. Bergbaugeschichte - Mineralienschätze - Fundorte. Band 1 - Minerale mit einer Typlokalität in Sachsen.- Bode-Verlag, Salzhemmendorf-Lauenstein, 661 p. ========================================================================================== Kyrosit = verunreinigter Markasit August BREITHAUPT untersuchte 1843 ein "Weißkupfererz" vom Briccius-Stollen in Königswalde bei Annaberg im Erzgebirge genauer und hielt es für ein eigenständiges Mineral. Es trat hier in derben Massen und speerförmigen Zwillingen von weißlich speisgelber bis blass messinggelber Farbe auf. BREITHAUPT wählte den Namen Kyrosit nach griechisch κυρωσις (kyrosis) = Bestätigung, da "es sich bestätigt hat, dass unter den als Weisskupfererz bezeichneten Mineralien wenigstens ein selbständiger, neubestimmter Kies enthalten sei". Eine chemische Analyse führt C.H. SCHEIDHAUER 1845 durch, er fand 45.60 % Fe, 53.05 S, 1.41 Cu und 0.93 As. In einem kurzen Anhang dazu stellte BREITHAUPT die Formel "32 FeS2 + CuS" auf, "wobei etwas FeS2 durch FeAs2 vertreten wird". Die Selbständigkeit des Minerals wurde bereits von Jöns Jakob BERZELIUS 1846 bezweifelt, James Dwight DANA (1850) führt es nur noch als einen Markasit. Literatur: BERZELIUS, J.J. (1846): Jahresberichte über die Fortschritte der Physischen Wissenschaften 26, p. 339 BREITHAUPT, A. (1843): Ueber die Mineralien, welche Weisskupfererz genannt worden sind.- Annalen der Physik und Chemie 134 (= Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie 58; 2. Reihe Band 28), 281-283 DANA, J.D. (1850): A System of Mineralogy, comprising the most recent discoveries.- New York and London, published by George P. Putnam, 3rd edition, 711 p. (p. 425) SCHEIDHAUER, C.H. (1845): Die chemische Zusammensetzung des Kyrosits. (Mit einer Anmerkung von A. Breithaupt).- Annalen der Physik und Chemie 140 (= Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie 64; 3. Reihe Band 4), 282-283 ========================================================================================== Leberblende = vermutlich Gemenge von Sphalerit oder Wurtzit mit einer organischen Verbindung Als Leberblende benannte August BREITHAUPT 1838 ein Mineral, das in trauben- und nierenförmigen Aggregaten von wachs- und erbsengelber, grauer oder nelken- bis leberbrauner Farbe auftritt. Es zeigt einen muscheligen Bruch, die Dichte liegt bei 3,687 - 3,777. Bei der chemischen Analyse ergaben sich als Hauptbestandteile Zink und Schwefel. Weiterhin konnte Kohlenstoff nachgewiesen werden. BREITHAUPT geht deshalb davon aus, dass das Material aus Schwefelzink und Schwefelkohlenstoff besteht und merkt an, dass es Carl Friedrich PLATTNER tatsächlich gelang, Schwefelkohlenstoff in Exemplaren aus dem Freiberger Revier (z.B. von Beschert Glück, Neuglück und drei Eichen, Churprinz Friedrich August) chemisch nachzuweisen. Als ältestes bekanntes Vorkommen wird die Grube Hochmuth bei Geyer genannt, weiterhin kommt es auf dem Himmelreich Erbstolln, Wolkenstein bei Marienberg sowie in Cornwall, England, vor. 1863 merkt BREITHAUPT an, dass die Leberblende identisch ist mit dem Voltzit (auch bekannt als Voltzin). Voltzit, 1833 durch Joseph Jean Baptiste Xavier FOURNET beschrieben, galt als "Oxysulphuret des Zinks". Eine Neuanalyse von Voltzit, um die Identität mit der Leberblende auch chemisch zu zeigen, konnte PLATTNER jedoch nicht mehr durchführen. August FRENZEL vermutete 1875, dass die Leberblende vielleicht zu BREITHAUPTs "Spiauterit" gehört, das ist Wurtzit. Er nennt einige weitere Fundorte wie die Grube Gottes Geschick, Raschau bei Schwarzenberg, Vereinigt Feld und Gewerken Hoffnung bei Johanngeorgenstadt sowie Schneeberg. Clifford FRONDEL (1967) untersuchte Voltzit und stellte fest, dass es sich um ein Gemenge von Sphalerit oder Wurtzit mit einer organometallischen Zinkverbindung handelt. Er verwies auch darauf, dass die Leberblende vermutlich damit identisch sei, quantitative Analysen oder neuere Untersuchungen jedoch fehlen. Die röntgenografische Analyse einer Probe aus der Mineralogischen Sammlung der TU Bergakademie Freiberg von der Grube Hochmuth bei Geyer mit Etikett von Breithaupt als Leberblende und Weisbach als Voltzin durch Michael Gäbelein ergab, dass es sich um Sphalerit mit Spuren von Wurtzit handelt (Inv.-Nr. MiSa3789). Eine weitere Probe Leberblende vom Himmelreich Erbstolln bei Marienberg (Inv.-Nr. MiSa3790) konnte als Gemenge von Sphalerit und Wurtzit identifiziert werden (WITZKE, THALHEIM & MASSANEK, 2018). Literatur: BREITHAUPT, A. (1838): Bestimmung neuer Mineralien. 1. Thrombolith. 2. Barytischer Anhydrit oder Allomorphit. 3. Anauxit. 4. Polyhydrischer Thraulit oder Polyhydrit. 5. Serbian oder Miloschin. 6. Violan. 7. Tombaziner Markasit oder Tombazit. 8. Leberblende.- Journal für praktische Chemie 15, 321-338 BREITHAUPT, A. (1863): Neue Pleomorphieen und Isomorphieen. A. Pleomorphieen. 1. Spiauterit, Dimorphie des Schwefelzinks. Leberblende und Voltzit. Blenda, Christophites oder Christophit.- Berg- und Hüttenmännische Zeitung 22, 25-27 FRENZEL, A. (1874): Mineralogisches Lexicon für das Königreich Sachsen. Leipzig, Verlag von Wilh. Engelmann, 380 p. (p. 302-303) FOURNET, J. (1833): Sur la voltzine ou oxysulfure de zinc de Rosiers, près de Pont-Gibaud, départment du Puy-de-Dôme.- Annales Scientifiques Litteraires et Industrielles de l'Auvergne (Clermont-Ferrand, France) 6, 140-156 FRONDEL, C. (1967): Voltzite.- American Mineralogist 52, 617-634 WITZKE, T.; THALHEIM, K. & MASSANEK, A. (2018): Erzgebirge. Bergbaugeschichte - Mineralienschätze - Fundorte. Band 1 - Minerale mit einer Typlokalität in Sachsen.- Bode-Verlag, Salzhemmendorf-Lauenstein, 661 p. ========================================================================================== Limbachit = ein Schichtsilikat, vielleicht Saponit August FRENZEL beschrieb 1873 ein Magnesium-Aluminium-Silikat aus dem Serpentin von Limbach-Oberfrohna. Er verglich es mit dem "Kerolith" und betrachtete es auf Grund deutlicher chemischer Unterschiede als ein separates Mineral, welches er nach dem Fundort Limbachit nannte:
Aktuelle Untersuchungen liegen nicht vor. Es dürfte sich um ein Schichtsilikat handeln. STRUNZ (1977) vermutet Saponit, DE FOURESTIER (1999) hält es für identisch mit Talk. Zu Letzterem weicht jedoch die chemische Analyse stark ab. Literatur: DE FOURESTIER, J. (1999): Glossary of Mineral Synonyms.- The Canadian Mineralogist, Special Publication 2, 435 p. FRENZEL, A. (1873 a): Mineralogisches. 5. Kerolith und Limbachit.- Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie, Jahrgang 1873, 789-790 STRUNZ, H. (1977): Mineralogische Tabellen.- Leipzig, Akademische Verlagsgesellschaft Geest. u. Portig, 621 p. ========================================================================================== Lonchidit, Kausimkies = Arsen-haltiger Markasit Von der Grube "Churprinz Friedrich August Erbstolln" von Großschirma bei Freiberg beschrieb August BREITHAUPT 1832 ein Mineral, dass er "Kausimkies" oder "Glühekies" nannte auf Grund seiner Eigenschaft, vor dem Lötrohr fortzuglühen (griechisch kausimos = glühen). 1849 benannte BREITHAUPT das Mineral in "Lonchydit" um, nach griechisch λογχιδιον, kleiner Speer. Typisch sind kleine, speerförmige Kristalle, die auch Zwillinge oder Drillinge wie beim Markasit bilden. Das Mineral ist zinnweiß, zuweilen grünlich angelaufen, der Strich ist schwarz. Merkwürdig erscheint BREITHAUPTs Härteangabe von 7¼ - 7¾, sie bezieht sich jedoch auf seine zwölfteilige Skala und nicht auf die Mohs-Härte. Er nennt noch zwei weitere Fundorte, die Grube Sauschwart bei Schneeberg in Sachsen und Coaks Kitchen in Cornwall, England. BREITHAUPT gibt an, dass es nach der Kristallform dem Speerkies (Markasit) nahe steht, nach den äußeren Kennzeichen aber dem Arsenkies. Carl Friedrich PLATTNER findet bei der chemischen Analyse Schwefel 49,612; Arsen 4,396; Eisen 44,225; Kobalt 0,354; Kupfer 0,749; Blei 0,204; Summe 99,540. Als Analysenformel gibt er "[(Fe,Co)S2 + (Fe,Co)As2] + 24 FeS2" an, vermerkt jedoch, dass dies wohl nicht als Formel für das Mineral akzeptiert werden würde, und es sich seiner Meinung nach um FeS2, "verbunden mit etwas Arsenkies" handelt. Bei James Dwight DANA (1868) wird der Lonchidit nur noch als Varietät unter dem Markasit geführt. Literatur: BREITHAUPT, A. (1832): Vollständige Charakteristik des Mineral-System's.- Dresden und Leipzig, Arnoldische Buchhandlung, 3. Auflage, 358 p. (p. 254 und 331) BREITHAUPT, A. (1849): Bestimmung neuer Mineralien. III. Lonchidit. Mineralogische Bestimmung desselben. Chemische Untersuchung des Lonchidit's von C.F. Plattner.- Annalen der Physik und Chemie 153 (= Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie 77; 3. Reihe Band 17), 135-139 DANA, J.D. (1868): A System of Mineralogy. Descriptive Mineralogy, comprising the most recent discoveries. - London, Trübner & Co., New York, John Wiley & Son, 5th edition, 827 p. (p. 76) ========================================================================================== Malthacit = ein Silikat, vielleicht Allophan oder ein Smectit Bei Steindörfel, zwischen Löbau und Bautzen, fand der Artillerie-Leutnant der sächsischen Armee, Herr TÖRMER, ein Mineral unter Blöcken verwitterten Basalts, das August BREITHAUPT 1837 als Malthacit beschrieb. Das Mineral ist weiß bis leicht gelblich, durchscheinend, weist einen geringen Wachsglanz auf, ist milde wie Wachs und weist eine Dichte von 1,996 - 2,010 auf. Die chemische Analyse wurde von Otto MEISSNER vorgenommen, er fand Kieselerde 50,2; Thonerde 10,7; Kalkerde 0,2; Eisenoxyd 3,1; Wasser 35,8; Summe 100 %. BREITHAUPT benannte das Mineral nach dem griechischen Wort μαλϑακος = weich. Bei August FRENZEL (1874) findet sich die Schreibweise Malthazit. James Dwight DANA (1868) stellt den Malthacit zu den Smectiten, Hugo STRUNZ (1978) hielt ihn für einen Allophan. Röntgenanalysen an Proben von Malthacit aus der Sammlung des Museums für Mineralogie und Geologie, Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden (Inv.-Nr. Min 6057 Sa MMG und Min 7671 Sa MMG) ergaben ein Gemenge aus Montmorillonit und Carbonat-haltigen Fluorapatit (WITZKE, THALHEIM & MASSANEK, 2018). Literatur: BREITHAUPT, A. (1837): Bestimmung neuer Mineralien. 1. Symplesischer Diatom oder Symplesit. 2. Diadochit. 3. Lavendulan. 4. Variscit. 5. Schweres Blei-Erz, kürzer Schwerbleierz. 6. Malthacit. 7. Kupferblau.- Journal für praktische Chemie 10, 501-512 DANA, J.D. (1868): A System of Mineralogy. Descriptive Mineralogy, comprising the most recent discoveries. - London, Trübner & Co., New York, John Wiley & Son, 5th edition, 827 p. (p. 459) FRENZEL, A. (1874): Mineralogisches Lexicon für das Königreich Sachsen.- Leipzig, Verlag von Wilh. Engelmann, 380 p. (p. 196) STRUNZ, H. (1978): Mineralogische Tabellen.- Leipzig, Akademische Verlagsgesellschaft Geest & Portig K.-G., 7. Auflage, 621 p. WITZKE, T.; THALHEIM, K. & MASSANEK, A. (2018): Erzgebirge. Bergbaugeschichte - Mineralienschätze - Fundorte. Band 1 - Minerale mit einer Typlokalität in Sachsen.- Bode-Verlag, Salzhemmendorf-Lauenstein, 661 p. ========================================================================================== Metaxit = Chrysotil August BREITHAUPT schreibt 1831 zum Metaxit,
Literatur: BREITHAUPT, A. (1831): Zur Mineralogie. 1. Einige fettige und der Krystallisation fähige Mineralien. I. Metaxit. II. Kymatin. III. Peponit. IV. Pyknotrop.- Journal für Chemie und Physik 63 ( = Neues Jahrbuch der Chemie und Physik 3), 276-281 DANA, J.D. (1850): A System of Mineralogy, comprising the most recent discoveries.- New York and London, published by George P. Putnam, 3rd edition, 711 p. (p. 255-256) ========================================================================================== Miriquidit = Minerale der Alunit-Strukturgruppe August FRENZEL erwähnt 1872, dass sich auf dem Alexander Spatgang, Pucherschacht, Schneeberg, ein stark Eisen-haltiges Mineral in kleinen, undeutlichen, schwarzbraunen Kristallen, unter anderem neben Torbernit und Pyromorphit fand. 1874 benannte FRENZEL das Mineral als Miriquidit, nach Miriquidi, einer alten Bezeichnung für das Erzgebirge und bewaldete Vorland. Die Kristalle erwiesen sich als rhomboedrisch. Derbes Material wies eine gelblichbraune, kastanienbraune bis rötlichbraune Farbe auf, während Kristallflächen schwärzlichbraun erschienen. Eine chemische Analyse ergab: Bleioxyd 31,24; Eisenoxyd 37,44; Phosphorsäure 5,52; Arsensäure 5,50; Wasser 18,95; Summe 98,64 %. Das Mineral fand sich nur sehr selten. Es dürfte ein Mineral mit Alunit-Struktur vorliegen, auch wenn die chemische Analyse davon abweicht. Möglicherweise wurde bei der Analyse ein Sulfatgehalt übersehen. In Frage kommen dann Mischkristalle zwischen Beudantit - Corkit - Segnitit - Kintoreit. Röntgenografische und REM-EDX-Analysen an Proben vom Alexander Spat, Grube Wolfgang Maaßen, aus der Mineralogischen Sammlung der TU Bergakademie Freiberg (Inv.-Nr. MiSa20826) im Rahmen einer Dissertation (STUHR, 1990) zeigten, dass unter der Bezeichnung Miriquidit sowohl Corkit als auch Plumbogummit vorlagen. Weitere Minerale der Alunit-Strukturgruppe können jedoch auch auftreten. Segnitit ist in kleinen gelblichen Kristallen neben Arseniosiderit vom Pucherschacht bekannt (WITZKE, nicht publizierte Analyse). Literatur: FRENZEL, A. (1872): Mittheilungen an Prof. H.B. Geinitz, Brief vom 8. Dezember 1872.- Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie, Jahrgang 1872, 939 FRENZEL, A. (1874): Mineralogisches Lexicon für das Königreich Sachsen.- Leipzig, Verlag von Wilh. Engelmann, 380 p. (p. 356) STUHR, S. (1990): Revision der Klasse der Phosphate, Arsenate und Vanadate (außer Apatit) für das Gebiet der DDR.- Dissertation, Bergakademie Freiberg ========================================================================================== Muldan = Kalifeldspat (Orthoklas) Im Kälberbusch bei Mulda nahe Freiberg kam ein Kalifeldspat in grau- bis bläulichweißen und blaugrauen Massen vor. August BREITHAUPT (1866) untersuchte Spaltstücke mit dem Anlegegoniometer und sah es auf Grund von geringen Abweichungen zu bisher gemessenen Flächenwinkeln anderer Feldspäte als eigenes Mineral an, das er "Muldan" nannte. Frei ausgebildete Kristalle lagen nicht vor. Die chemische Analyse ergab, dass es sich um einen etwas Natrium-haltigen Kalifeldspat handelt. Damit ist Muldan nur eine überflüssige Benennung für einen Kalifeldspat (Orthoklas), die zu Recht unbeachtet blieb. Literatur: BREITHAUPT, A. (1866): Mineralogische Studien. 34. Felsite: Orthoklase, Plagioklase. Amphotere Granite.- Berg- und Hüttenmännische Zeitung 25, 38-39 ========================================================================================== Muromontit = vielleicht Gadolinit-(Y) Th. KERNDT beschreibt 1848 ein Mineral von Mauersberg, Boden bei Marienberg und nannte es Muromontit nach der lateinischen Übersetzung von Mauersberg. Es fand sich neben Bodenit in Körnern von der Größe einer halben Erbse, und nur ausnahmsweise größer. Der Muromontit ist schwarz mit einem Stich ins Grünliche, mit grauweißem, etwas ins grünliche gehendem Strich, zeigt Glasglanz, der Bruch ist flachmuschelig bis uneben, eine Spaltbarkeit ist nicht erkennbar. Die Härte liegt bei 9 nach der Breithauptschen Skala, die Dichte beträgt 4,263. Die chemische Analyse ergab: Kieselsäure 31,089; Thonerde 2,235; Beryllerde 5,516; Yttererde 37,143; Eisenoxydul 11,231; Magnesia 0,424; Manganoxydul 0,905; Kalkerde 0,707; Natron 0,651; Kali 0,170; Lanthan 3,536; Ceroxydul 5,544; Wasser und Verlust 0,849; Summe 100,00 %. Nach der Zusammensetzung und Beschreibung könnte es sich um Gadolinit-(Y) handeln. Neue Untersuchungen liegen jedoch nicht vor. Literatur: KERNDT, T. (1848) Chemische Untersuchung des Muromontits, eines neuen Cerminerals aus der Gegend von Mauersberg bei Marienberg in sächsischen Erzgebirge.- Journal für praktische Chemie 43, 228-241 ========================================================================================== Myelin, Talksteinmark = ein Mineral der Kaolinit-Gruppe Unter dem Namen Talksteinmark beschreibt Johann Carl FREIESLEBEN 1817 ein Mineral aus dem Porphyr von Rochlitz, das Ähnlichkeiten zur "Reinen Talkerde" und zum Steinmark aufweist. Es bildet dünn-, krumm- und konzentrisch-schalige Aggregate von gelblich-und rötlichweißer Farbe. Im Feuer verlor es 20 % Gewicht und soll nach einer vorläufigen Untersuchung "wenig Talkerde, aber meist Thonerde enthalten". 1831 ergänzte FREIESLEBEN, dass es sich nach einer Analyse von KERSTEN um "eine eigenthümliche Verbindung von Thon- und Kieselerde" handelt, er den Namen Talksteinmark aber beibehalten möchte, da er gut eingeführt sei. Carl Moritz KERSTEN (1831) fand: 60,50 Thonerde, 37,62 Kieselerde, 0,82 Talkerde, 0,63 Manganoxyd, Spur Eisenoxyd, Summe 99,57 %. August BREITHAUPT nannte 1841 das Talksteinmark in Myelin bzw. Lythocolla Myelinus um, nach griechisch μνδλος = Mark-ähnlich. Er fand beim Erhitzen einen Wassergehalt von 5 %. August FRENZEL (1874) führte eigene Analysen an dem Myelin durch, er fand 45,27 Kieselsäure, 40,59 Thonerde, 14,55 Wasser, Summe 100,41 %. Er stellte fest, dass der Myelin mit dem von BREITHAUPT Carnat genannten Mineral identisch ist, und beide die gleiche chemische Zusammensetzung wie Nacrit, Kaolin und weitere Steinmark-Varietäten aufweisen. QUELLMALZ (1984) geht davon aus, dass der Myelin mit dem Nakrit identisch ist, wofür es jedoch keine Nachweise gibt. Es lässt sich lediglich allgemein sagen, dass es sich um Material der Kaolinit-Gruppe handelt. Literatur: BREITHAUPT, A. (1841): Vollständiges Handbuch der Mineralogie. 2. Band.- Dresden und Leipzig, Arnoldische Buchhandlung, 406 p. (p. 358-359) FREIESLEBEN, J.C. (1817): Beschreibung einiger in meiner Mineraliensammlung befindlichen merkwürdigen sächsischen Fossilien, nebst historischen und geognostischen Bemerkungen über dieselben. Thongeschlecht. Talksteinmark.- Geognostische Arbeiten, 5. Band. Beyträge zur Mineralogischen Kenntniß von Sachsen, Erste Lieferung. Freyberg, bey Craz und Gerlach, 264 p. (p. 195-198) FREIESLEBEN, J.C. (1831): Magazin für die Oryktographie von Sachsen. Ein Beytrag zur Mineralogischen Kenntniß dieses Landes und zur Geschichte seiner Mineralien. Fünfter Heft.- Freyberg, bey Craz und Gerlach, 220 p. (p. 131-133) FRENZEL, A. (1874): Mineralogisches Lexicon für das Königreich Sachsen.- Leipzig, Verlag von Wilh. Engelmann, 380 p. (p. 209-210) KERSTEN, C.M. (1831): Chemische Untersuchung nachstehender Fossilien. I. Talksteinmark von Rochlitz.- In: FREIESLEBEN, J.C. (1831): Magazin für die Oryktographie von Sachsen. Ein Beytrag zur Mineralogischen Kenntniß dieses Landes und zur Geschichte seiner Mineralien. Fünfter Heft.- Freyberg, bey Craz und Gerlach, 220 p. (p. 200-202) QUELLMALZ, W. (1984): De veteribus metallis oder Sächsische mineralogische »Fossilien«. Ein Beitrag zur Mineralogiegeschichte in Sachsen.- Sächsische Heimatblätter 2, 49-60 ========================================================================================== Normannit = Bismutit Bei der Beschreibung des Bismutosphärits erwähnt Albin WEISBACH 1877 zwei weitere Bismutcarbonate, ohne diese näher zu charakterisieren. Eines davon stammt vom Friedrich August Spat der Wolfgang Maaßen Fundgrube in Neustädtel, Schneeberg. TETZNER & EDELMANN (1927) schreiben, dass WEISBACH das Mineral später Normannit nannte, sich jedoch nicht feststellen ließ, ob darüber eine Veröffentlichung vorliegt oder die Untersuchungen zu Ende geführt wurden. Das Mineral bildet gelbliche bis bräunliche, nierige bis kugelförmige Aggregate. Es ist fettglänzend und wird von Wismut, Wismutocker und Eulytin begleitet. TETZNER & EDELMANN schreiben weiter, dass nach einer Analyse von WINKLER das Mineral die Zusammensetzung Bi6CO11 aufweist. Analysendaten oder eine Quelle werden jedoch nicht erwähnt. In der Mineralogischen Sammlung der Bergakademie Freiberg fanden sich zwei von WEISBACH als Normannit etikettierte Stufen. Benannt wurde das Mineral nach Dr. phil. NORMANN aus Leipzig, der als Mineralienhändler Hauptabnehmer für Stufen aus Schneeberg war. WEISBACH hatte das Material wahrscheinlich von NORMANN erhalten. Clifford FRONDEL schreibt 1943, dass der Normannit wahrscheinlich identisch ist mit Bismutit. Literatur: FRONDEL, C. (1943): Mineralogy of the oxides and carbonates of bismuth.- American Mineralogist 28, 521-535 TETZNER, A. & EDELMANN, F. (1927): Neue sächsische Mineralvorkommen. Ergänzung zu Frenzel: "Mineralogisches Lexicon für das Königreich Sachsen." II Teil.- Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen in Sachsen, 101, A 70-122 WEISBACH, A. (1877): Mineralogische Mittheilungen. I. Walpurgin, II. Zeunerit und Uranospinit, III. Uranocircit, IV. Bismutosphärit, V. Roselith, VI. Kobaltspath.- Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen, Abhandlungen, p. 42-53 ========================================================================================== Oligonspath, Oligoner Karbon-Spath, Carbonites oligus = Mangan-reicher Siderit 1832 beschreibt August BREITHAUPT die Spezies "Oligoner Karbon-Spath":
BREITHAUPT macht keine Angaben zur Benennung. QUELLMALZ (1984) nimmt an, dass der Name wohl von griechisch ολιγος = wenig abgeleitet wurde, vielleicht wegen der Seltenheit des Minerals. Es liegt hier ein Mangan-reicher Siderit vor. Literatur: BREITHAUPT, A. (1832): Vollständige Charakteristik des Mineral-System's.- Dresden und Leipzig, Arnoldische Buchhandlung, 3. Auflage, 358 p. (p. 67) BREITHAUPT, A. (1841): Vollständiges Handbuch der Mineralogie. Zweiter Band. Des speziellen Theils erste Abtheilung.- Dresden und Leipzig, Arnoldische Buchhandlung, 406 p. (p. 235-236) QUELLMALZ, W. (1984): De veteribus metallis oder Sächsische mineralogische »Fossilien«. Ein Beitrag zur Mineralogiegeschichte in Sachsen.- Sächsische Heimatblätter 2, 49-60 ========================================================================================== Paradoxit = Kalifeldspat August BREITHAUPT benannte 1866 einen Feldspat als Paradoxit,
Die Härteangabe von BREITHAUPT bezieht sich auf eine von ihm aufgestellte 12-stufige Skala und nicht auf die 10-stufige nach MOHS. Edward Salisbury DANA (1904) stellt den Paradoxit als Varietät zum Orthoklas. Literatur: BREITHAUPT, A. (1866): Mineralogische Studien. 34. Felsite: Orthoklase, Plagioklase. Amphotere Granite.- Berg- und Hüttenmännische Zeitung 25, 35-36 DANA, E.S. (1904): The System of Mineralogy of James Dwight Dana 1837-1868. Descriptive Mineralogy.- 6th edition, New York, John Wiley & Sons, London, Chapman & Hall, 1134 p + 73 p Appendix (p. 315) ========================================================================================== Peganit = Variscit 1830 beschrieb August BREITHAUPT ein Aluminiumphosphat aus dem Kieselschiefer von Langenstriegis bei Frankenberg und nannte es Peganit. Das Mineral bildet grüne Kriställchen. Eine quantitative chemische Analyse von R. HERMANN (1844) ergab die in heutige Schreibweise übertragene Formel Al4(PO4)2O3·6H2O. Nach einer erneuten chemischen Analyse des Peganits nahm Lorenzo MOSCHETTI 1918 an, dass Peganit mit Variscit identisch ist. Die große Differenz zu den Daten von HERMANN könnte sich daduch erklären, dass dieser die Werte für Aluminiumoxid und Phosphoroxid vertauscht oder verunreinigtes Material untersucht hatte. Die Identität von Peganit und Variscit wurde durch Esper Signius LARSEN und Waldemar Theodore SCHALLER 1925 nach optischen Untersuchungen bestätigt. Obwohl Peganit gegenüber dem 1837 von BREITHAUPT beschriebenen Variscit Priorität hätte, ist zum Zeitpunkt der Diskreditierung von Peganit der Variscit ein gut untersuchtes, allgemein anerkanntes und recht weit verbreitetes Mineral gewesen, während vom Peganit nur die fehlerhafte Analyse von HERMANN existierte. Eine Umbenennung des Minerals in Peganit hätte deshalb wahrscheinlich kaum Akzeptanz gefunden. Zur ausführlichen Darstellung der Geschichte von Peganit und Variscit siehe unter Variscit. Literatur: BREITHAUPT, A. (1830): Bestimmung neuer Mineral-Specien. I. Dystomer Peganit-Spath oder kürzer Peganit. II. Hedyphan. III. Polysphärit. IV. Diatomer Antimon-Phyllit oder kürzer Antimon-Phyllit. V. Dermatin.- Schweigger-Seidels Journal für Chemie und Physik 60 (= Jahrbuch der Chemie und Physik 30), 308-316 BREITHAUPT, A. (1837): Bestimmung neuer Mineralien. 1. Symplesischer Diatom oder Symplesit. 2. Diadochit. 3. Lavendulan. 4. Variscit. 5. Schweres Blei-Erz, kürzer Schwerbleierz. 6. Malthacit. 7. Kupferblau.- Journal für praktische Chemie 10, 501-512 HERMANN, R. (1844): Untersuchung russischer Mineralien. (3. Fortsetzung). Ueber die Zusammensetzung der natürlichen Verbindungen der Thonerde mit Phosphorsäure. 11) Ueber Fischerit, ein neues Mineral. 12) Ueber die Zusammensetzung des Peganits.- Journal für praktische Chemie 33, 285-288 LARSEN, E.S. & SCHALLER, W.T. (1925): The identity of variscite and peganite and the dimorphous form, metavariscite.- American Mineralogist 10, 23-28 MOSCHETTI, L. (1918): Sulla probabile identità della peganite con la variscite.- Atti della Reale Accademia delle Scienze di Torino 53 ========================================================================================== Peponit = ein Schichtsilikat, vielleicht ein Serpentin Ein lauch- bis berggrünes Mineral von der Grube Waidmann im Forstwalde bei Schwarzenberg beschrieb August BREITHAUPT 1831 unter dem Namen Peponit. Es kommt in schiefrigen Lagen mit strahliger, selten mit grobfaseriger Struktur in körnigem Kalkstein vor. Das Mineral besitzt einen grünlichweißen Strich, geringen Glasglanz, ist wenig spröde und weist eine Härte von 3 sowie eine Dichte von 2,969 auf. Vor dem Lötrohr schmilzt es zunächst leichter, dann schwieriger zu einer weißen Fritte. BREITHAUPT benannte das Mineral nach dem griechischen Wort πεπων (pepon) = weich, mürbe. Ein sternförmig-strahliges Mineral, das von Fluorit begleitete wird und sich in der Grube Unverhofft Glück an der Achte, Antonsthal bei Breitenbrunn fand, gehört wohl auch dazu. Johann Carl FREIESLEBEN erwähnt 1834 als weiteren Fundort die Grube Magdeburger Glück bei Schwarzenberg. Ernst Friedrich GLOCKER (1835) hält den Peponit für eine fragwürdige Spezies und stellt ihn zum Asbest. Wilhelm HAIDINGER ordnet es 1845 unter "Serpentinsteatit" ein. Das Mineral verschwindet dann weitgehend aus der Literatur, so erwähnt es z.B. James Dwight DANA 1850 nicht. Werner QUELLMALZ (1984) vermutet, dass es sich um Amesit handeln könnte. Da keinerlei chemische Analyse des Peponits veröffentlicht wurde, lässt sich nicht genau sagen, welches Mineral hier vorlag. Literatur: BREITHAUPT, A. (1831): Zur Mineralogie. 1. Einige fettige und der Krystallisation fähige Mineralien. I. Metaxit. II. Kymatin. III. Peponit. IV. Pyknotrop.- Journal für Chemie und Physik 63 (= Neues Jahrbuch der Chemie und Physik 3), 276-281 DANA, J.D. (1850): A System of Mineralogy, comprising the most recent discoveries.- New York and London, published by George P. Putnam, 3rd edition, 711 p. FREIESLEBEN, J.C. (1834): Magazin für die Oryktographie von Sachsen. Ein Beytrag zur Mineralogischen Kenntnis dieses Landes und zur Geschichte seiner Mineralien. 6. Heft.- Freyberg, bey J.G. Engelhardt, 123 p. (p. 81-82) GLOCKER, E.F. (1835): Supplemente zu dem im Jahr 1831 erschienenen Handbuch der Mineralogie. Erstes bis viertes Heft.- Nürnberg, bey Johann Leonhard Schrag, 560 p. (p. 109) HAIDINGER, W. (1845): Handbuch der bestimmenden Mineralogie, enthaltend die Terminologie, Systematik, Nomenklatur und Charakteristik der Naturgeschichte des Mineralreiches.- Wien, bei Braumüller & Seidel, 630 p. (p. 516) QUELLMALZ, W. (1984): De veteribus metallis oder Sächsische mineralogische »Fossilien«. Ein Beitrag zur Mineralogiegeschichte in Sachsen.- Sächsische Heimatblätter 2, 49-60 ========================================================================================== Pinguit = wahrscheinlich Nontronit 1829 beschrieb August BREITHAUPT den Pinguit als neues Mineral. Es ist zeisiggrün bis ölgrün, weist einen geringen Fettglanz auf, zeigt eine Härte von 1, ist schneidbar, fühlt sich sehr fettig an und tritt derb auf. Die Dichte bestimmte BREITHAUPT zu 2,315. Das Mineral fand sich auf einem Schwerspatgang im Gneis auf dem Neubeschert Glück Stolln bei Wolkenstein im Erzgebirge sowie von der Steinsburg bei Suhl in Thüringen. Benannt wurde das Mineral nach der fettigen Beschaffenheit, nach lateinisch pinguis = fett. Johann Carl FREIESLEBEN (1831) stellt fest, dass der Pinguit in früherer Zeit mit anderen Mineralen verwechselt wurde, wie der Grüneisenerde, und nennt weitere Fundorte oder vermutete Vorkommen, z.B. in einem Schwerspatgang in der Grube Kellers Glück bei Bermannsgrün. Eine chemische Analyse an Material von Wolkenstein wurde von Carl Moritz KERSTEN (1832) durchgeführt. Er fand: Kieselerde 36,900; Eisenoxyd 29,500; Eisenoxydul 6,100; Thonerde 1,800; Talkerde 0,450; Manganoxyd 0,148; Wasser 25,100; Spur Kalkerde; Summe 99,998 %. James Dwight DANA stellte 1868 den Pinguit zum Nontronit, allerdings gemeinsam unter dem Namen Chloropal. Nontronit wurde bereits 1827 durch Pierre BERTHIER von Nontron, Dordogne, Frankreich, beschrieben. Literatur: BERTHIER, P. (1827): Nontronite, nouveau minéral découvert dans le département de la Dordogne.- Annales de Chimie et de Physique 36, 22-27 BREITHAUPT, A. (1829): Pinguit, ein neubestimmtes bolähnliches Mineral.- Schweiggers Journal für Chemie und Physik 55, 303-304 DANA, J.D. (1868): A System of Mineralogy. Descriptive Mineralogy, comprising the most recent discoveries. - London, Trübner & Co., New York, John Wiley & Son, 5th edition, 827 p. (p. 461) FREIESLEBEN, J.C. (1831): Magazin für die Oryktographie von Sachsen. Ein Beytrag zur Mineralogischen Kenntniß dieses Landes und zur Geschichte seiner Mineralien, Fünfter Heft.- Freyberg, bey Craz und Gerlach, 220 p. (p. 172-180) KERSTEN, C.M. (1832): Untersuchung mehrerer gallertartigen und neueren Producte des Mineralreiches. 1. Kupfermanganerz von Schlackenwalde. 2. Pinguit von Wolkenstein. 3. Talksteinmark von Rochlitz. 4. Hyacinthrothes Pechuran von Johanngeorgenstadt. 5. Kollyrit von Weissenfels. 6. Alumocalcit vom Milchschachen bei Eybenstock. 7. Kieselsinter vom Geyser in Island. 8. Fettbol von Halsbrücke bei Freiberg. 9. Bol von Orawitza im Bannat.- Schweiggers Journal für Chemie und Physik 66 (= 3. Reihe Band 6, = Neues Jahrbuch der Chemie und Physik 6), 9-40 ========================================================================================== Pinit = Pseudomorphose von Muskovit nach Cordierit Dietrich Ludwig Gustav KARSTEN gibt in der Beschreibung des Leskeschen Mineralienkabinetts 1789 den ersten Hinweis auf das Mineral. Unter den Glimmern, "Abänderungen der äussern Gestalten" findet sich hier: "In vollkommenen sechsseitigen Säulen mittler Größe, hie und da auch kleyn, krystallisirter Glimmer in Granit; von Professor Pini Fundgrube zu Schneeberg". KARSTEN merkt weiter an, dass Bergmeister BEYER aus Schneeberg es für Specksteinkristalle hält und WERNER es zur Hornblende gelegt hat, und dass er diese Meinungen nicht teilt, weil das Material alle äußeren Kennzeichen des Glimmers aufweist. Eine chemische Analyse führte Martin Heinrich KLAPROTH (1790) durch. Er fand Alaunerde 63,75, Kieselerde 29,50, Eisenerde 6,75, Summe 100,00 %. KLAPROTH kam zu der Ansicht, dass das Mineral weder zum Speckstein noch zur Hornblende gehört, sondern eher, wie KARSTEN schon annahm, eine "Abänderung des Glimmers" sei. Der Name Pinit findet sich wahrscheinlich erstmals bei Abbé Franz J. ESTNER 1797. Er schreibt, dass es WERNER gewesen sein soll, der das Mineral nach dem Fundort benannte. WERNER selber hat darüber aber offenbar nichts veröffentlicht. Bei ESTNER wird der Pinit nun als eigenständiges Mineral und nicht mehr als Glimmer geführt. Abraham Gottlob WERNER listet 1817 den Pinit ebenfalls als eigenständiges Mineral auf und stellt ihn in die Systematik direkt nach dem Glimmer. James Dwight DANA schreibt 1850, dass Pinit (wie auch einige andere "Minerale") ein Produkt der Alteration und Hydratation von "Iolit" (= Cordierit) ist. Er gilt aber nach wie vor als eigenes Mineral. Erst 1904 führt Edward Salisbury DANA an, dass Pinit eine Bezeichnung für ein Alterationsprodukt von Cordierit, Nephelin oder anderen Mineralen ist und in der Zusammensetzung mehr oder weniger einem Muskovit entspricht und wohl als eine massive, dichte Varietät von diesem aufzufassen ist. Der Pini-Stolln wurde nach Ermenegildo PINI (1739 - 1825), italienischer Mathematiker, Naturforscher und Architekt, Professor für Naturgeschichte an der Universität Milano und Mitglied des Ordens der Barnabiten, benannt. PINI beschrieb 1779 Feldspat von Baveno, darunter auch die heute als Bavenoer Zwillinge bekannten Verwachsungen. Ein Jahr später erschien die Arbeit auch in deutscher Sprache und hat möglicherweise Anlass zur Benennung des Stollens gegeben. Die genaue Lage des Pini-Stollns ist nicht mehr bekannt. Der Berg- und Salinen-Inspektor C. MARTINI gibt 1829 an, dass er "im Muldenthale, ohnweit des Auer Hammerwerkes" liegt und damit im südlichen Teil von Aue. Der Stolln war zu der Zeit schon nicht mehr in Betrieb, denn MARTINI schreibt: "Ich ließ ihn aufmachen, um über das dortige Vorkommen des Pinits gründliche Belehrung zu erhalten". Er konnte an den Saalbändern von einer Quarzlinse noch Pinit in säuligen Kristallen finden. Literatur: DANA, E.S. (1904): The System of Mineralogy of James Dwight Dana 1837-1868. Descriptive Mineralogy.- 6th edition, New York, John Wiley & Sons, London, Chapman & Hall, 1134 p. + 73 p. Appendix (p. 621) DANA, J.D. (1850): A System of Mineralogy, comprising the most recent discoveries.- New York and London, published by George P. Putnam, 3rd edition, 711 p. (p. 293-295) ESTNER, F.J. (1797): Versuch einer Mineralogie für Anfänger und Liebhaber. II Band, Zweyte Abtheilung.- Wien, auf Kosten des Verfassers gedr. bey Mathias Andreas Schmidt, p. 532-1193 (p. 681-685) KARSTEN, D.L.G. (1789): Des Herrn Nathanael Gottfried Leske hinterlassenes Mineralienkabinett, systematisch geordnet und beschrieben, auch mit vielen wissenschaftlichen Anmerkungen und mehreren äussern Beschreibungen der Fossilien begleitet.- Leipzig, im Verlage der I.G. Müllerschen Buchhandlung, Bd. 1, 578 p. (p. 192-193) KLAPROTH, M.H. (1790): Chemische Untersuchung eines noch unbestimmten Foßils.- Bergmännisches Journal 3, Band 2 (Heft 9), 227-230 MARTINI, C. (1829): Geognostisch-Bergmännische Bemerkungen.- Archiv für Bergbau und Hüttenwesen 18, 33-50 (p. 35) PINI, E. (1779): Memoire Sur Des Nouvelles Cristallisations De Feldspath Et Autres Singularités Renfermeés Dans Les Granites Des Environs De Baveno.- À Milan chez Joseph Marelli WERNER, A.G. [herausgegeben von BREITHAUPT, A.] (1817): Abraham Gottlob Werner's letztes Mineral-System. Aus dessen Nachlasse auf oberbergamtliche Anordnung herausgegeben und mit Erläuterungen versehen.- Freyberg & Wien, bey Craz und Gerlach und bey Carl Gerold, 58 p. (p. 8) ========================================================================================== Plinian = Arsenopyrit August BREITHAUPT beschrieb 1846 ein zum Arsenopyrit (Mispickel) angeblich dimorphes Mineral als "Triteites Plinianus, kürzer Plinian". Auf Quarzkristallen von St. Gotthard, Schweiz, bemerkte er einige rhombische Kristalle mit hemiedrischem Charakter. Weiterhin bemerkte er derartige Kristalle auch von Ehrenfriedersdorf in Sachsen sowie Zinnwald an der sächsisch-böhmischen Grenze. Das Mineral weist einen metallischen Glanz auf und ist zinnweiß. Eine Analyse von PLATTNER zeigte, dass die chemische Zusammensetzung völlig der von Arsenopyrit entspricht. BREITHAUPT benannte das Mineral nach dem römischen Naturhistoriker Plinius. Gustav ROSE (1849) fand nach eigenen Messungen an Ehrenfriedersdorfer Kristallen, dass es sich lediglich um verzerrten Arsenkies handelt, und dass BREITHAUPTs Messungen der Flächenwinkel sich mit den Daten von diesem Mineral in Übereinstimmung bringen lassen. ROSE schreibt, "dass man hiernach nicht berechtigt ist, den Plinian als eine von dem Arsenikkies verschiedene Mineralspecies anzusehen". 1866 wiederholt und ergänzt BREITHAUPT seine früheren Angaben und verwahrt sich entschieden gegen die Auffassung ROSEs:
Die Dimorphie des FeAsS bestätigte sich nicht. Edward Salisbury DANA führt 1904 den Plinian nur noch als ein Synonym für den Arsenopyrit. Literatur: BREITHAUPT, A. (1846): Neue Mineralien. 1. Manganocalcit. 2. Triteitus Plinianus, kürzer Plinian. 3. Stannit. 4 und 5. Kastor und Pollux. 6. Spinellus superius. 7. Zygadit.- Annalen der Chemie und Physik 145 (= Poggendorffs Annalen der Chemie und Physik 69; 3. Reihe Band 9) 429-442 BREITHAUPT, A. (1866): Mineralogische Studien. 47. Arsenkiese. Pazit. Geierit. Leukopyrit. Plinian. - Berg- und Hüttenmännische Zeitung 25 (Neue Folge 20), 166-169 DANA, E.S. (1904): The System of Mineralogy of James Dwight Dana 1837-1868. Descriptive Mineralogy.- 6th edition, New York, John Wiley & Sons, London, Chapman & Hall, 1134 p + 73 p Appendix (p. 97) ROSE, G. (1849): Über die Isomorphie von Schwefel und Arsenik.- Annalen der Chemie und Physik 152 (= Poggendorffs Annalen der Chemie und Physik 76; 3. Reihe Band 16) 75-86 VOM RATH, G. (1874): † Dr. Friedrich Hessenberg.- Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie, Jahrgang 1874, 817-853 (speziell 825-826) ========================================================================================== Polyhydrit = Gemenge, Calcit, Nontronit u.a. August BREITHAUPT stellt 1841 die neue Spezies Polyhydrit, Thraulites polyhydrius, auf. Das Mineral ist leberbraun, weist einen licht leberbraunen Strich, einen muscheligen Bruch und die Härte von 3 - 4 auf. Das spezifische Gewicht liegt bei 2,0 - 2,1. Nach einer Untersuchung von PLATTNER besteht es aus kieselsaurem Eisenoxydulhydrat, etwas Kalkerde, Spuren von Thonerde und Manganoxydul sowie 29,2 % Wasser. Das Mineral fand sich zusammen mit Arsenkies in der Grube St. Christoph, Breitenbrunn im Erzgebirge. BREITHAUPT beschreibt das Mineral zusammen mit dem Hisingerit in einer Gattung. Gottfried STARKL (1880) fand bei einer chemischen Analyse Glühverlust 34,604, SiO2 26,810, CaO 3,328, Al2O3 6,925, Fe2O3 25,650, MnO 2,598, MgO 0,331, Summe 100,286 %. Die aktuelle Untersuchung einer Probe aus dem Museum für Mineralogie und Geologie, Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden (Inv.-Nr. Min 9575 Sa) mittels Röntgendiffraktometrie durch Klaus THALHEIM ergab, dass ein Gemenge von Calcit, Nontronit, Fluorit und Hämatit vorliegt. Literatur: BREITHAUPT, A. (1841): Vollständiges Handbuch der Mineralogie. Zweiter Band.- Dresden und Leipzig, Arnoldische Buchhandlung, 406 p. (p. 334-335) STARKL, G. (1880): Notizen über Bol und Polyhydrit.- Verhandlungen der Geologischen Bundesanstalt, Wien, 278-281 ========================================================================================== Polytelit = Gemenge von Sulfiden Die Situation beim Polytelit ist recht kompliziert, da hier verschiedene Autoren auch etwas Unterschiedliches darunter verstanden haben. Bei der Geschichte besteht eine enge Beziehung zum Weißgültigerz bzw. zum Freibergit, dem Silber-reichen Fahlerz. Ernst Friedrich GLOCKER (1847) wählte für das "Lichte Weissgültigerz" den Gattungsnamen Polytelit nach griechisch politelos = kostspielig, nach dem Silbergehalt. Als Bezeichnung für die Spezies wählt er "Polytelites Fribergensis, Freibergischer Polytelit" und führt hier die eine Analyse von RAMMELSBERG auf. GLOCKER beschreibt das Mineral getrennt von den Fahlerzen in der Verwandschaft von Plagionit und Dufrenoysit. Eigene Untersuchungen an dem Material stellte er nicht an. Carl Friedrich RAMMELSBERG (1845) veröffentlichte eine Analyse von einem lichten Weissgiltigerz von der Grube Alte Hoffnung Gottes, Kleinvoigtsberg bei Freiberg. Er fand Ag 5,78, Fe 3,83, Zn 6,79, Pb 38,36, Cu 0,32, Sb 22,39, S 22,53, Summe 100,00 %. Auffällig ist der hohe Bleigehalt. Franz VON KOBELL übertrug 1853 den Namen Polytelit auf das Silberfahlerz, obwohl GLOCKER kein Fahlerz damit meinte. In der durch VON KOBELL angegebenen Formel für den Polytelit findet sich keinerlei Blei. Bei dem ursprünglichen Polytelit im Sinne GLOCKERs handelt es sich um ein Gemenge verschiedener Sulfide, darunter vermutlich Galenit. Die Analyse lässt sich jedoch nicht eindeutig umrechnen. KOBELLs Polytelit ist dagegen Freibergit oder Silber-reicher Tetraedrit. XRD-Analysen von Proben aus aus der Sammlung des Museums für Mineralogie und Geologie, Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden (Inv.-Nr. Min 2538 Sa und Min 2539 Sa MMG) ergaben Jamesonit, Sphalerit und etwas Owyheeit. Material aus der Mineralogischen Sammlung der TU Bergakademie Freiberg (XRD und EDX) bestand vorwiegend aus Owyheeit, Sphalerit und Galenit (WITZKE, THALHEIM & MASSANEK, 2018). Literatur: GLOCKER, E.F. (1847): Generum et Specierum Mineralium Secundum Ordines Naturales digestorum Synopsis.- Halle, bei Eduard Anton, 347 p. (p. 31) KOBELL, F. von (1853) Tafeln zur Bestimmung der Mineralien mittelst einfacher chemischer Versuche auf trockenem und nassem Wege.- 5. Auflage, München, Joseph Lindauer'sche Buchhandlung, 87 p. (p. 10) RAMMELSBERG, C.F. (1845): Repertorium des chemischen Theils der Mineralogie. Zweites Supplement zu dem Handwörterbuch des Chemischen Theils der Mineralogie.- Berlin, Verlag von C.G. Lüderitz, 180 p. (p. 170-171) WITZKE, T.; THALHEIM, K. & MASSANEK, A. (2018): Erzgebirge. Bergbaugeschichte - Mineralienschätze - Fundorte. Band 1 - Minerale mit einer Typlokalität in Sachsen.- Bode-Verlag, Salzhemmendorf-Lauenstein, 661 p. ========================================================================================== Pseudoapatit = Pseudomorphose von Fluorapatit oder selten Chlorapatit nach Pyromorphit Carl Friedrich PLATTNER beschreibt 1835 ein "problematisches erdiges Mineral":
Otto Linné ERDMANN (1835) kommt bei der Untersuchung des Materials zu einem ähnlichen Ergebnis und geht nach einer quantitativen Bestimmung des Kalkgehaltes von 53,848 % davon aus, dass es sich lediglich um erdigen Apatit handelt. August BREITHAUPT schreibt 1841 zum Pseudoapatit:
August FRENZEL (1881) bestätigt, dass es sich um Pseudomorphosen nach Pyromorphit handelt. Er konnte an einigen Kristallen eine bauchige Form erkennen, was für Pyromorphit sehr typisch, jedoch beim Apatit nicht bekannt ist. Das Material selber hält er allerdings nicht für Apatit:
Literatur: BREITHAUPT, A. (1841): Vollständiges Handbuch der Mineralogie. Zweiter Band. Des speziellen Theils erste Abtheilung.- Dresden und Leipzig, Arnoldische Buchhandlung, 406 p. (p. 283) ERDMANN, O.L. (1835): Vermischte Notizen. b) Pseudo-Apatit.- Journal für praktische Chemie 5 (= Jahrgang 1835, 2. Band), 471-473 FRENZEL, A. (1881): Ueber Pseudoapatit.- Tschermaks Mineralogische und Petrographische Mitteilungen 3 (Neue Folge), 364-365 NASDALA, L. (1992): A Raman study on the so-called "pseudoapatite" from Halsbrücke near Freiberg/Saxony.- Neues Jahrbuch für Mineralogie, Abhandlungen 164, 211-227 PLATTNER, C.F. (1835): Die Probirkunst mit dem Lötrohre, oder Anleitung, Mineralien, Erze, Hüttenproducte und verschiedene Metallverbindungen vor dem Lötrohre, mit theilweiser Anwendung des nassen Weges, qualitativ fast auf alle Bestandtheile, und quantitativ auf Silber, Gold, Kupfer, Blei und Zinn in kurzer Zeit zu untersuchen.- Leipzig, Verlag von Johann Ambrosius Barth, 358 p. (p. 222-225) RAMMELSBERG, C. (1852): Mineralanalysen.- Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie 161 (= Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie 85; 3. Reihe Band 25), 297-302 ![]() Fluorapatit pseudomorph nach Pyromorphit ("Pseudoapatit"). Grube Lorenz Gegentrum, Halsbrücke bei Freiberg, Erzgebirge, Sachsen, Deutschland. Bildbreite 40 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke. ![]() Fluorapatit pseudomorph nach Pyromorphit ("Pseudoapatit"). Grube Lorenz Gegentrum, Halsbrücke bei Freiberg, Erzgebirge, Sachsen, Deutschland. Größe der Stufe 60 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke. ========================================================================================== Psilomelan (sensu stricto, von Schneeberg) = Romanèchit Die Beschreibung von Psilomelan aus Schneeberg Dichte, oft schalig bis traubig ausgebildete Manganerze wurden unter verschiedenen Namen von zahlreichen Autoren beschrieben. Chemische Analysen fehlen jedoch meist, so dass eine Zuordnung oder auch nur Eingrenzung, um was es sich handeln könnte, nicht möglich ist. Friedrich MOHS beschreibt 1824 das "Untheilbare Mangan-Erz". Er gibt an, dass regelmäßige Gestalten, d.h. Kristalle, nicht bekannt sind. Die Farbe ist bläulich- und gräulichschwarz bis dunkelstahlgrau, die Dichte liegt bei 4,145. Die Zusammensetzung ist nicht bekannt. Es kommt nierig, traubig und krummschalig sowie derb vor. Als Fundorte nennt er unter anderem die Spitzleithe bei Schneeberg, Schimmel bei Johanngeorgenstadt oder den Schlegelsberg bei Ehrenfriedersdorf. 1826 teilte Wilhelm HAIDINGER mit, dass ein Exemplar von Schneeberg, welches der Beschreibung von MOHS perfekt entspricht, analysiert wurde. Das Ergebnis der chemischen Analyse wird jedoch nicht genannt. Er verwendet den Namen "Uncleavable Manganese Ore" für das Material. 1828 gibt HAIDINGER dem Mineral den Namen Psilomelan, nach griechisch ψιλός = glatt oder nackt und μελας = schwarz, unter Bezug auf die deutsche Trivialbezeichnung Schwarzer Glaskopf, die eigentlich Glatzkopf heißen sollte. Er verweist hier erneut auf die Analyse einer Probe aus Schneeberg. Die chemische Analyse wurde von Edward TURNER 1828 direkt anschließend an HAIDINGERs Artikel und wie dieser in englisch und deutsch veröffentlicht. Danach liegt hier eine Barium-Mangan-Verbindung vor mit Mn in verschiedenen Oxidationsstufen. Die Analyse einer Probe von Romanèche, Frankreich ergab ein nahazu identisches Ergebnis. Trotz der guten Übereinstimmung vermutet TURNER, dass es sich bei dem Psilomelan um ein Gemenge handelt. Psilomelan wird eine Sammelbezeichnung Auch wenn HAIDINGER die Beschreibung von Psilomelan auf das Schneeberger Barium-Mangan-Oxid bezog, entfernte sich in den folgenden Jahren die Bedeutung des Begriffs immer weiter davon und wurde zu einem Synonym für dichte, oft traubig oder schalig ausgebildete Manganoxide, unabhängig von ihrer Zusammensetzung und davon, ob überhaupt eine Analyse vorlag. Die eigentlich recht gute Charakterisierung des Minerals durch HAIDINGER und TURNER verlor damit weitgehend ihre Bedeutung. HAIDINGER hatte für diese Entwicklung allerdings selber schon die Grundlage gelegt, denn er erwähnt noch weitere Vorkommen, von denen jedoch keine Analyse vorgenommen wurde. So schreibt GRUNER (1943), dass nur wenige Mineralgruppen unter Mineralogen und Chemikern mehr Verwirrung verursacht haben als die Manganoxide, und Psilomelan in dieser Hinsicht die Liste anführt, und RICHMOND & FLEISCHER (1942) merken an, dass der Begriff Psilomelan auf Grund seiner allgemeinen Verwendung zu einem mineralogischen Abfalleimer geworden ist. Nur drei Jahre nach HAIDINGER und TURNER untersuchte Johann Nepomuk FUCHS (1831) ein von ihm als Psilomelan bezeichnetes Material aus der Bayreuther Gegend, Bayern. Er fand kein Barium, stattdessen aber 4,5 % K2O. FUCHS war der Meinung, dass der Kali-haltige Psilomelan generell nicht selten sei. Carl Friedrich RAMMELSBERG veröffentlicht 1841 eine Analyse eines traubigen Materials von Horhausen im Siegerland. Er findet ebenfalls einen Kaliumgehalt und kein Barium. Nach heutiger Nomenklatur ist das Material zum Cryptomelan zu rechnen. RAMMELSBERG bezeichnet die beiden chemisch unterschiedlichen Materialien als Varietäten von Psilomelan: Baryt-Psilomelan und Kali-Psilomelan. Auch bei James Dwight DANA (1868) werden Analysen, die neben dem Mangan eine Dominanz unterschiedlicher Kationen zeigen, zum Psilomelan gerechnet. Obwohl sich hier Analysen von Barium-freien, Kalium-reichen Proben finden, nennt er als Formel für den Psilomelan
Lewis Leigh FERMOR beschreibt 1906 den Hollandit, ein Barium-Mangan-Oxid, das sich in kleinen, schwarzen, tetragonalen prismatischen Kristallen in der Manganlagerstätte von Kájlidongri, Jhábua, Indien fand. Der Gehalt an BaO lag bei 17,59 %, womit das Mineral chemisch kaum von dem ursprünglichen Psilomelan zu unterscheiden ist. 1942 definierten Wallace E. RICHMOND & Michael FLEISCHER den Cryptomelan als eigenständiges Kalium-Mangan-Mineral, das mit Hollandit isostrukturell ist, in der Psilomelan-Gruppe. Romanèchit von Romanèche, Frankreich Bereits 1796, und damit ungewöhnlich zeitig, untersuchte Deodat de DOLOMIEU ein Manganerz von Romanéche, Saône-et-Loire, Frankreich. Er unterscheidet zwei Arten, I. Manganèse Oxydulée, und II. Manganèse Oxydée. Erstere ist grauschwarz oder intensiv braunschwarz und bildet warzenförmige und stalaktitische Massen, die zweite ist tiefschwarz mit einer Tendenz zu braun in einigen Stücken und ist halbkugelig und pilzförmig ausgebildet und formt konzentrische Lagen. Nach der von Louis Nicolas VAUQUELIN angefertigten chemischen Analyse enthält die erste Spezies 14,7 % "Baryte", gemeint ist Bariumoxid. Die zweite Spezies soll eine sehr ähnliche Zusammensetzung aufweisen, enthält aber mehr Sauerstoff. Eine weitere Analyse des "Manganèse barytique" aus Romanèche stammt von Pierre BERTHIER (1821). Er findet 15,0 % BaO. Sehr ähnlich ist die bereits erwähnte Analyse von TURNER (1828). A. GORGEU bezeichnete 1890 das Material von Romanèche als Psilomelan und stellte einen Gehalt an BaO von 16,2 % fest. Der Name Romanèchit findet sich das erste Mal in einem von Antoine Alfred LACROIX (1900) aufgestellten Verzeichnis der Minerale im Naturhistorischen Museum Paris:
Weitere Analysen Lewis Stephen RAMSDELL (1932) untersuchte über 50 als Psilomelan bezeichnete Proben von verschiedenen Fundorten, die nur zum Teil genannt werden. Dabei zeigte sich, dass es sich um unterschiedliche Minerale handelt:
George VAUX & Hilda BENNET (1937) führten röntgenografische und chemische Untersuchungen an verschiedenen Manganmineralen durch. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass viele als Psilomelan bezeichnete Exemplare Röntgenpulverdaten von Pyrolusit liefern. Das von TURNER analysierte und HAIDINGER beschriebene Material von Schneeberg ist dagegen mit dem Romanèchit identisch. Untersucht wurde unter anderem als "Leptonematit" bezeichnetes Material von Schneeberg sowie von der Spitzleithe bei Eibenstock. Ihre Zusammensetzung entsprach dem Psilomelan im ursprünglichen Sinn. Die Autoren schlugen deshalb vor, den Namen Psilomelan für Manganminerale mit etwa 17 % BaO zu verwenden. Das schließt das Material von Schneeberg und Romanèche ein. Als Dichte für die chemisch analysierte Probe von Schneeberg wurde 4,71 g/cm3 ermittelt. Als Formel für den eigentlichen Psilomelan wurde H4R2Mn8O20 mit R = zweiwertige Metalle aufgestellt. Nach den röntgenografischen Untersuchungen kristallisiert dieses Material orthorhombisch mit a = 9,1, b = 13,7 und c = 2,86 Å. Clifford FRONDEL & Eberhardt William HEINRICH (1942) bestätigten nach eigenen röntgenografischen Analysen, dass Romanèchit identisch mit Psilomelan ist. Weitere Details werden jedoch nicht mitgeteilt. John Walter GRUNER (1943) fand bei der röntgenografischen Analyse eines von LACROIX 1910 der Universität von Minnesota zur Verfügung gestellten, als Romanechit von Romanèche bezeichneten Exemplares, dass es sich um Cryptomelan handelt. Arthur David WADSLEY (1953) verwendete das von VAUX untersuchte Exemplar aus Schneeberg aus der Sammlung des British Museum (Natural History) für eine Strukturanalyse von Psilomelan. Er fand monokline Symmetrie, Raumgruppe A2/m, mit a = 9,56, b = 2,88, c = 13,85 Å und β = 92°30'. Die Formel lautet (Ba,H2O)2Mn5O10 mit Ba : H2O ~ 1 : 2. Das Mineral weist eine Tunnelstruktur auf, bei der 3 x 2 MnO6-Oktaeder die Tunnelwände in b-Richtung bilden. In den Tunneln sitzen Barium-Kationen und Wasser. WADSLEY ist der Meinung, dass der Name Psilomelan nur für das Barium-Mangan-Oxid verwendet werden sollte (womit der Name Romanèchit entfallen würde). Eine Verfeinerung der Kristallstruktur des nun als Romanechit bezeichneten Minerals wurde von Shirley TURNER & Jeffrey E. POST (1988) durchgeführt. Sie verwendeten ein kleines Kriställchen von dem gleichen Exemplar wie WADSLEY (1953) von Schneeberg (im Artikel durchgehend Schneeburg genannt). Danach gibt es eine monokline Subzelle, C2/m, mit a = 13,929, b = 2,8459, c = 9,678 Å und β = 92,39°. Durch geordnete Verteilung von Ba und H2O liegt eine Überstruktur mit dreifach größerem b-Parameter vor. Das Mangan ist wahrscheinlich vier- und dreiwertig. Die Definition von Psilomelan und Romanèchit Erst 1982 entscheidet die Commission on New Minerals and Mineral Names der IMA, dass Romanechit und nicht Psilomelan als Name für das Ba-Mn-Oxid verwendet werden soll, obwohl Psilomelan rein formal Priorität hätte (und Schneeberg dann eine der Typlokalitäten wäre). Psilomelan wurde als allgemeine Bezeichnung für harte, nicht identifizierte Mn-Oxide empfohlen. Diese Regelung entsprach der langjährigen Praxis, eine Begrenzung des Namens Psilomelan auf die ursprüngliche Bedeutung wäre angesichts der Verbreitung des Begriffs sicher nicht durchsetzbar gewesen. Die Schreibweise des Namens Romanèchit mit dem diakritischen Zeichen wurde 2008 festgelegt (BURKE, 2008). Chemische Analysen von Psilomelan bzw. Romanèchit (in Masse-%)
1) Analyse von Louis Nicolas VAUQUELIN 2) unlöslich
1) für Ba : H2O = 1 : 2, Ba0.67(H2O)1.33(Mn4+3.66Mn3+1.34)O10 2) umgerechnet auf MnO2 und MnO: 68.36 MnO2, 8.63 MnO Literatur: BERTHIER, P. (1821): Examen comparatif de plusieurs minerais de manganèse.- Annales des Mines 6, 291-310 BURKE, E.A.J. (2008): Tidying up mineral names: an IMA-CNMNC scheme for suffixes, hyphens and diacritical marks.- Mineralogical Record 39, 2, 131-135 DANA, E.S. (1904): The System of Mineralogy of James Dwight Dana 1837-1868. Descriptive Mineralogy.- 6th edition, New York, John Wiley & Sons, London, Chapman & Hall, 1134 p. + 73 p. Appendix (p. 257) DANA, J.D. (1868): A System of Mineralogy. Descriptive Mineralogy, comprising the most recent discoveries. - London, Trübner & Co., New York, John Wiley & Son, 5th edition, 827 p. (p. 180) DOLOMIEU, D. (1796): Description de la mine de Manganèse de Romanèche.- Journal des Mines, Troisime Trimestre, Germinal, an IV, Nr. XIX, 27-50 FERMOR, L.L. (1906): Manganese in India.- Transactions of the Mining and Geological Institute of India 1, 69-131 (speziell 76-77) FRONDEL, C. & HEINRICH, E.Wm. (1942): New data on hetaerolite, hydrohetaerolite, coronadite, and hollandite.- American Mineralogist 27, 48-56 FUCHS, J.N. (1831): Vermischte chemische und mineralogische Bemerkungen.- Journal für Chemie und Physik 62, 253-258 GORGEU, A. (1890): Sur les oxydes de manganèse naturels. Première partie. Psilomelanes and Wads.- Bulletin de la Société française de Minéralogie 13, 21-31 GRUNER, J.W. (1943): The chemical relationship of cryptomelane (psilomelane), hollandite, and coronadite.- American Mineralogist 28, 497-506 HAIDINGER, W. (1826): On the crystalline forms and properties of the manganese ores.- Edinburgh Journal of Science 4, 41-50 HAIDINGER, W. (1828): Mineralogical Account of the Ores of Manganese.- Transactions of the Royal Society of Edinburgh 11, Part First, 119-142 HAIDINGER, W. (1828): Mineralogische Beschreibung der Manganerze.- Annalen der Physik und Chemie 90 (= Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie 14), 197-211 International Mineralogical Association, Commission on New Minerals and Mineral Names (1982): (Report).- Mineralogical Magazine 46, 513-514 LACROIX, A. (1900): Collection de Minéralogie du Muséum d'Histoire Naturelle. Guide du visiteur.- Deuxième Edition, Paris, Laboratoire de Mineralogie, p. 96 LACROIX, A. (1910): Minéralogie de la France et de ses colonies. Tome Quatrième.- Paris, Libraire Polytechnique, Ch. Béranger, 923 p. (p. 6-12) MOHS, F. (1824): Grund-Riß der Mineralogie. Zweiter Theil. Physiographie.- Dresden, in der Arnoldischen Buchhandlung, 730 p. (p. 486-487) RAMMELSBERG, C.F. (1941): Ueber Kupfermanganerz, schwarzen Erdkobalt und Psilomelan als Glieder einer besonderen Gruppe von Mineralien.- Annalen der Physik und Chemie 130 (= Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie 54), 545-556 RAMSDELL, L.S. (1932): An X-ray study of psilomelane and wad.- American Mineralogist 17, 143-149 RICHMOND, W.E. & FLEISCHER, M. (1942): Cryptomelane, a new name fort he commonest of the "psilomelane" minerals.- American Mineralogist 27, 607-610 TURNER, E. (1828): Chemical Examination of the Oxides of Manganese.- Transactions of the Royal Society of Edinburgh 11, Part First, 143-174 TURNER, E. (1828): Chemische Untersuchung der Manganerze.- Annalen der Physik und Chemie 90 (= Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie 14), 211-227 TURNER, S. & POST, J.E. (1988): Refinement of the substructure and superstructure of romanechite.- American Mineralogist 73, 1155-1161 VAUX, G. & BENNET, H. (1937): X-ray studies on pyrolusite (inluding polianite) and psilomelane.- Mineralogical Magazine 24, 521-526 WADSLEY, A.D. (1953): The crystal structure of psilomelane, (Ba,H2O)2Mn5O10.- Acta Crystallographica 6, 433-438 ![]() Romanèchit (Psilomelan), analysiertes Exemplar. Grube Adam Heber, Schneeberg-Neustädtel, Erzgebirge, Sachsen. Größe der Stufe 8 x 5 cm. Sammlung und Foto Thomas Witzke. ![]() Romanèchit (Psilomelan), analysiertes Exemplar. Grube Adam Heber, Schneeberg-Neustädtel, Erzgebirge, Sachsen. Größe der Stufe 8 x 5 cm. Sammlung und Foto Thomas Witzke. ========================================================================================== Pyknit, weißer Stangenschörl = Topas Abraham Gottlob WERNER beschreibt das später Pyknit genannte Mineral erstmals 1780:
Eine erste chemische Analyse wurde von Torbern BERGMANN (1784) vorgenommen:
Parallel dazu stellt auch Christian August Siegfried HOFFMANN 1788 fest, dass es sich bei dem Mineral nicht um einen Schörl handeln kann, und ein neuer Name angebracht sei. Weiter schreibt er, dass WERNER vermutet, dass das Mineral vielleicht zum Beryll gehört, da es wie dieser sechsseitige Säulen bildet. In der Mineralsystematik bei WERNER & HOFFMANN (1789) findet sich das Mineral tatsächlich unter dem Beryll als "schörlartiger Beril" eingeordnet. Noch im gleichen Jahr merkt Dietrich Ludwig Gustaf KARSTEN (1789) dagegen an, dass er WERNERs Auffassung hier nicht folgt und das Mineral auf Grund seiner Zusammensetzung auch nicht zum Beryll zu stellen sei. 1792 benennt Torbern BERGMAN den "schorl blanchâtre" bzw. Weißen Stangenschörl nach dem griechischen Wort λευκος (leukos) = weiß als "Leucolit". Rene Just HAÜY wählt 1801 den Namen Pycnit nach griechisch πυκνος (pyknos) = dicht, kompakt. Er führt auch eine Analyse des Minerals durch VAUQUELIN an. Woher das untersuchte Material stammte, wird nicht erwähnt. Statt Pycnit setzte sich in der deutschsprachigen Literatur später, ab etwa Mitte des 19. Jahrhunderts, die Schreibweise Pyknit durch. Die bisherigen, zum Teil recht divergierenden Analysen veranlassten Christian Friedrich BUCHOLZ (1803) zu einer weiteren Untersuchung. Er bemerkte dabei als erster den Fluorgehalt in dem Mineral von Altenberg, noch bevor er in dem eigentlichen Topas nachgewiesen werden konnte. 1808 vereinigt HAÜY den Pyknit mit dem Topas nach einem Vergleich der Kristallflächen und der chemischen Zusammensetzung. KLAPROTH hatte bei der Analyse von einem Topas vom Schneckenstein in Sachsen einige Prozente Fluor gefunden (vorgetragen am 22. November 1804 in der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, gedruckt 1807). Diese Analyse war in den Grundbestandteilen relativ ähnlich der des Pyknits durch BUCHOLZ (1803). Weitere Untersuchungen stammen von dem schwedischen Chemiker Jöns Jakob BERZELIUS von 1816. Er analysierte sowohl den Topas als auch einen Pyknit von Altenberg. Obwohl diese Analysen erheblich besser übereinstimmen als die vorherigen, geht BERZELIUS davon aus, dass es sich bei Pyknit und Topas um verschiedene Minerale handelt. Für den Topas gibt er die Formel "A2Fl + 3 AS" an, während Pyknit die Zusammensetzung "AFl + 3 AS" aufweisen soll. Das A steht für Aluminiumoxid, das S für Siliziumoxid. FORCHHAMMER verglich 1843 erneut den Topas mit dem Pyknit. Obwohl auch er eine ähnliche Zusammensetzung für beide fand, geht er wie BERZELIUS davon aus, dass es sich um verschiedene Minerale handelt. Für den Topas gibt FORCHHAMMER orthorhombische ("holoprismatische"), für den Pyknit dagegen monokline ("hemiprismatische") Symmetrie an. Auch die Formeln unterscheiden sich:
Carl Friedrich RAMMELSBERG fasste 1865 die bisherigen Ergebnisse zum Topas und Pyknit zusammen, diskutiert die Probleme bei der Fluoranalyse und die daraus resultierenden Fehler bei älteren Untersuchungen. Er geht davon aus, dass Fluor den Sauerstoff vertritt, wodurch sich die Summen von deutlich über 100 % bei der Angabe von Oxiden erklären. RAMMELSBERG analysierte eine Reihe weiterer Proben, darunter auch Material von Altenberg. Zwischen Topas und Pyknit fanden sich keine signifikanten Unterschiede in der Zusammensetzung oder den Eigenschaften.
Chemische Analysen von Pyknit bzw. Topas (in Masse-%)
1) braunsteinhaltiges Eisen 2) Flusssäure und Wasser 3) Flusssäure 4) für Al2SiO4(F,OH)2 mit F : OH = 3 : 1 Literatur: BERGMANN, T. (1784): Mineralogische Anmerkungen.- Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunst und Manufacturen 2, 387-400 BERGMANN, T. (1792): Manuel du Minéralogiste; ou Sciagraphie du Règne Minéral, distribuée d'apres l'analyse chimique. Tome second.- Paris, chez Cuchet, 443 p. (p. 401) BERZELIUS, J.J. (1816): Untersuchung der bis jetzt bekannten Fluosilicate, oder der zur Gattung des Topases gerechneten Fossilien.- Journal für Chemie und Physik 16, 423-437 BUCHOLZ, C.F. (1803): Neue Untersuchung des schörlartigen Berylls von Altenberg, Stangenstein nach Karsten, (Pycnite nach Hauy).- Neues allgemeines Journal der Chemie 2, 15-41 FORCHHAMMER (1843): Untersuchung über die chemische Zusammensetzung des Topas.- Journal für praktische Chemie 30, 400-403 HAÜY, R.-J. (1801): Traité de Minéralogie, Tome Troisième.- Paris, chez Louis, 588 p. (p. 236-242) HAÜY, R.-J. (1808): Sur la reunion de la pycnite avec la topaze.- Journal des Mines 23, 39-48 HOFFMANN, C.A.S. (1788): Versuch einer Oryktographie von Kursachsen.- Bergmännisches Journal 1, 234-294 (speziell 260-261) KARSTEN, D.L.G. (1789): Des Herrn Nathanael Gottfried Leske hinterlassenes Mineralienkabinett systematisch geordnet und beschrieben, auch mit vielen wissenschaftlichen Anmerkungen und mehreren äussern Beschreibungen der Fossilien begleitet.- Leipzig, im Verlage der I.G. Müllerschen Buchhandlung, 578 p. (p. 80) KLAPROTH, M.H. (1788): Kleine mineralogische Beyträge.- Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunst und Manufacturen, Erster Band, 387-392 KLAPROTH, M.H. (1807): Chemische Untersuchung des Topases.- Beiträge zur Chemischen Kenntniss der Mineralkörper, 4. Band, 160-178 RAMMELSBERG, C.F. (1865): Über die Zusammensetzung und Constitution des Topases.- Monatsberichte der Königlichen Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, aus dem Jahre 1865 (gedruckt 1866), 264-280 WERNER, A.G. (1780): Axel von Kronstedts Versuch einer Mineralogie. Aufs neue aus dem Schwedischen übersetzt und nächst verschiedenen Anmerkungen vorzüglich mit äussern Beschreibungen der Fossilien vermehrt.- Leipzig, bey Siegfried Lebrecht Crusius, 254 p. + Anhang (p. 169-170) WERNER, A.G. & HOFFMANN, C.A.S. (1789): Mineralsystem des Herrn Inspektor Werners mit dessen Erlaubnis herausgegeben von C.A.S. Hoffmann.- Bergmännisches Journal 2, Erster Band, 369-398 ![]() Topas (Pyknit). Altenberg, Erzgebirge, Sachsen. Größe der Stufe 13,5 x 12 cm. Sammlung und Foto Thomas Witzke. ========================================================================================== Pyknotrop = ein Gemenge, überwiegend Antigorit und Chrysotil August BREITHAUPT beschreibt 1831 ein dichtes, grauweißes bis gelblichbraunes Mineral als Pyknotrop, nach dem giechischen Wort πυκνοτρόπος, nach der dichten Beschaffenheit. Es weist eine Härte von 3 - 4, eventuell bis 4½, und eine Dichte von 2,605 - 2,669 auf. Das Mineral fand sich mit Serpentin in Waldheim in Sachsen. Friedrich Albert FALLOU (1842) gibt an, dass das Mineral in kleinen Gängen am Rabenberg bei Waldheim vorkommt. Eine Analyse von FIKENSCHER an Material von Waldheim findet sich bei August FRENZEL (1874): "Kieselsäure 45.02, Thonerde 29,21, Eisenoxydul 0.21, Magnesia 12.60, Kali 4.43, Wasser 7.03, Summe 98.60". KOUŘIMSKÝ & ŠATAVA (1954) gehen davon aus, dass diese Analyse fehlerhaft ist. Bei der Analyse von Material von der Originalfundstelle fanden sie, dass es aus Antigorit und Chrysotil besteht. Literatur: BREITHAUPT, A. (1831): Zur Mineralogie. 1. Einige fettige und der Krystallisation fähige Mineralien. I. Metaxit. II. Kymatin. III. Peponit. IV. Pyknotrop.- Journal für Chemie und Physik 63 ( = Neues Jahrbuch der Chemie und Physik 3), 276-281 FALLOU, F.A. (1842): Ueber das Waldheimer Serpentingebirge.- Archiv für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde 16, 423-469 FAUST, G.T. & FAHEY, J.J. (1962): The Serpentine Group Minerals.- U.S. Geological Professional Paper 384 A, 92 p. FRENZEL, A. (1874): Mineralogisches Lexicon für das Königreich Sachsen. Leipzig, Verlag von Wilh. Engelmann, 380 p. (p. 245-246) KOUŘIMSKÝ, J. & ŠATAVA, V. (1954): Contributions to the determination of minerals of the serpentine group.-Sbornik Narodniho Musea, Praha 10B, Nr. 4, 1-19 (nach FAUST & FAHEY, 1962) ========================================================================================== Rabenglimmer, Raben-Glimmer, Siderischer Fels-Glimmer, Phengites coraxus = Li-haltiger Glimmer August BREITHAUPT beschreibt 1823 unter dem Namen Rabenglimmer ein Mineral:
© Thomas Witzke
![]() |