HOME
TYPLOKALITÄTEN
FUNDORTE
NAMEN
ENTDECKER
SACHSEN
THÜRINGEN
SACHSEN-ANHALT




Mineralerstbeschreibungen aus Sachsen. Anhang 4:

Minerale, die von der IMA diskreditiert wurden




In diesem Anhang werden Minerale behandelt, die ursprünglich mit einer sächsische Typlokalität beschrieben, später aber offiziell von der International Mineralogical Association (IMA) diskreditiert wurden.

Dies betrifft den Arsenpolybasit und den Clinomimetesit (Clinomimetit). Beide sind ursprünglich mit Anerkennung durch die IMA beschrieben worden, sie haben sich im Zuge von Redefinitionen von Mineralgruppen später als Polytypen/Polytypoide oder polymorphe Varianten bekannter Minerale erwiesen. Sie wurden offiziell durch die IMA diskreditiert.
Hier mit aufgenommen wurde auch der Zinnwaldit, obwohl in den ersten Beschreibungen Zinnwald in Böhmen als Fundort erscheint. Die Lagerstätte erstreckt sich jedoch auf böhmischem und sächsischem Gebiet. Der Zinnwaldit wurde bereits im 19. Jahrhundert beschrieben, die Diskreditierung durch die IMA erfolgte 1998.


==========================================================================================


Arsenpolybasit   =  Pearceit-M2a2b2c, polytypoide Variante von Pearceit


Formel: [Ag9CuS4][(Ag,Cu)6(As,Sb)2S7]

Fundort: Grube Neuer Morgenstern, Freiberg, Erzgebirge, Sachsen

Beschreibung:
FRONDEL, C. (1963): Isodimorphism of the polybasite and pearceite series.- American Mineralogist 48, 565-572

Diskreditierung:
BINDI, L.; EVAIN, M.; SPRY, P. & MENCHETTI, S. (2007): The pearceite-polybasite group of minerals: Crystal chemistry and new nomenclature rules.- American Mineralogist 92, 918-925


          Die Beschreibung von Arsenpolybasit

Polybasit und Pearceit galten auf Grund ihrer morophologischen und chemischen Ähnlichkeiten lange Zeit als die Glieder einer Mischkristallreihe. PEACOCK & BERRY (1947) fanden bei Einkristalluntersuchungen jedoch, dass beide Minerale nicht isostrukturell sind. Beide sind zwar monoklin (pseudohexagonal / pseudotrigonal) mit der Raumgruppe C2/m, aber die Gitterparameter von Polybasit sind gegenüber denen von Pearceit verdoppelt.
Weitere Untersuchungen von Clifford FRONDEL (1963) zeigten, dass es eine vermutlich lückenlose Mischkristallreihe vom Polybasit zu einem isostrukturellen Arsen-Analogon und eine weitere Reihe vom Pearceit zu einem Antimon-Analogon gibt. Das Arsen-Analogon von Polybasit erhielt nach dem Chemismus den Namen Arsenpolybasit. Für die Untersuchungen wurde eine Stufe aus der Sammlung der Harvard University, Massachusetts, USA mit bis zu 6 cm großen, pseudohexagonalen, tafeligen Kristallen verwendet. Das Exemplar stammte von der Grube Neuer Morgenstern in Freiberg. Als Begleitminerale treten Argentit und Chalcopyrit auf. Für das Typmaterial von Arsenpolybasit wurden die Gitterparameter einer monoklinen Zelle a = 26,08, b = 15,04, c = 24,00 Å und β = 90,00° mit Z = 16 gefunden. Als Formel wird (Ag,Cu)16(As,Sb)2S11 angegeben. Eine weitergehende Beschreibung des Minerals findet sich in der Arbeit von FRONDEL nicht. Sowohl Arsenpolybasit als auch das Antimon-Analogon von Pearceit, der Antimonpearceit, wurden als Minerale von der IMA anerkannt (International Mineralogical Association, 1967).

Als "Sprödglanzerz" bezeichnetes Material von der Grube Neuer Morgenstern hatte bereits Rudolph BRANDES 1818 auf Wunsch von August BREITHAUPT analysiert. Er stellte schon das Fehlen von Antimon fest im Gegensatz zu einem von Martin Heinrich KLAPROTH analysierten Sprödglanzerz. BRANDES beschreibt das von ihm untersuchte Material als eisenschwarz, auf Bruchflächen ins bleigraue gehend, stark metallisch glänzend, mit muscheligem Bruch und gelegentlich erkennbarer blättriger Spaltbarkeit. Kristalle hatte BRANDES von BREITHAUPT offenbar nicht für die Analyse erhalten da er nur derbe Bruchstücke erwähnt. Auf Grund der Spaltbarkeit vermutete BRANDES eine "rhomboidalische", nach heutiger Terminologie trigonal-rhomboedrische Form. Es ist anzunehmen, dass BRANDES bereits das später Arsenpolybasit genannte Mineral vorgelegen hat.


          Redefinition und Diskreditierung

Durch Syntheseexperimente zeigte HALL (1967), dass Kupfer ein notwendiger Bestandteil der Strukturen von Polybasit, Arsenpolybasit, Pearceit und Antimonpearceit ist. Generell sind Minerale der Polybasit-Arsenpolybasit-Reihe kupferärmer als Vertreter der Pearceit-Antimonpearceit-Reihe. Die beiden Reihen werden hinsichtlich des Kupfergehaltes durch ein schmales Zweiphasen-Feld getrennt. Im Arsenpolybasit kann der Cu-Gehalt nach den Syntheseversuchen zwischen 3,0 und 5,2 Masse-% liegen.

Nach einer Neuuntersuchung der Polybasit-Gruppe durch BINDI et al. (2007) zeigte sich, dass es einen recht variablen Chemismus innerhalb der Gruppe gibt und Vertreter mit einfacher Elementarzelle (1a 1b 1c, bzw. kurz 111), mit verdoppelten Parametern a und b (221) sowie mit verdoppelten Parametern a, b und c (222). Die Verdoppelung der Gitterparameter ist im Wesentlichen auf eine geordnete Verteilung von Silber zurückzuführen. Die vorher auf struktureller Grundlage definierten Minerale Pearceit und Polybasit (111 und 222-Zellen) werden jetzt neu definiert auf chemischer Basis: Pearceit mit As > Sb und Polybasit mit As < Sb. Die Formeln lauten [Ag9CuS4][(Ag,Cu)6(As,Sb)2S7] bzw. [Ag9CuS4][(Ag,Cu)6(Sb,As)2S7]. Die unterschiedlichen Varianten lassen sich als Polytypen bzw. Polytypoide beschreiben und erhalten entsprechende Bezeichnungen: Pearceit-Tac (der originale Pearceit), Pearceit-T2ac, Pearceit-M2a2b2c (der ehemalige Arsenpolybasit), Polybasit-Tac, Polybasit-T2ac, Polybasit-M2a2b2c. Die neue Nomenklatur wurde durch die IMA anerkannt und die Namen "Arsenpolybasit" und "Antimonpearceit" diskreditiert.


Chemische Analyse von Arsenpolybasit (in Masse-%)

     Sprödglanzerz,
  Neuer Morgenstern, 
  Freiberg
  BRANDES (1818)   
  Arsenpolybasit,
  Neuer Morgenstern, 
  Freiberg
  FRONDEL (1963)   
  Pearceit,
  theoretische
  Zusammensetzung     
  Ag   65,50   71,20   73,39 2)
  Cu     3,75     3,26     3,50 2)
  Fe     5,46     0,38  
  As     3,30     6,87     6,89
  Sb         0,80  
  S   19,40   17,37   16,12
  sonst.     1,00 1)      
  Summe        99,41   99,88 100,00

1) Gangmaterial
1) gerechnet mit [Ag9CuS4][(Ag5.8Cu0.2)(As,Sb)2S7]


Literatur:
BINDI, L.; EVAIN, M.; SPRY, P. & MENCHETTI, S. (2007): The pearceite-polybasite group of minerals: Crystal chemistry and new nomenclature rules.- American Mineralogist 92, 918-925

BRANDES, R. (1818): Chemische Untersuchung des Sprödglanzerzes von der Grube Neuer Morgenstern bei Freiberg und des Kupferglanzerzes aus Sibirien.- Schweiggers Journal für Chemie und Physik 22, 344-361

FRONDEL, C. (1963): Isodimorphism of the polybasite and pearceite series.- American Mineralogist 48, 565-572

HALL, H.T. (1967): The pearceite and polybasite series.- American Mineralogist 52, 1311-1321

International Mineralogical Association: Commission on New Minerals and Mineral Names (1967): Report.- Mineralogical Magazine 36, 131-136

PEACOCK, M.A. & BERRY, L.G. (1947): Studies of mineral sulpho-salts: XIII - Polybasite and pearceite.- Mineralogical Magazine 28, 1-13


==========================================================================================


Clinomimetesit   =  Mimetesit-M, monokline polymorphe Variante von Mimetesit


Formel: Pb5(AsO4)3Cl

Fundort: Johanngeorgenstadt, Erzgebirge, Sachsen

Beschreibung:
DAI, Y. (1993): Clinomimetite, The history and substantion of the natural monoclinic dimorph of mimetite.- Mineralogical Record 24, 307-310

Diskreditierung:
PASERO, M.; KAMPF, A.R.; FERRARIS, C.; PEKOV, I.V.; RAKOVAN, J. & WHITE, T.J. (2010): Nomenclature of the apatite supergroup minerals.- European Journal of Mineralogy 22, 163-179




Mimetesit-M ("Clinomimetesit") in gelben Kristallen. Johanngeorgenstadt, Erzgebirge, Sachsen. Größe der Stufe 12 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



          Die Beschreibung von Clinomimetesit

1991 beschrieben Y. DAI, M. HUGHES & P.B. MOORE die Kristallstruktur von einem monoklinen, mit Mimetesit, Pb5(AsO4)3Cl, dimorphen Mineral mit dem Namen "clinomimetite". Da im deutschen Sprachgebrauch der Name Mimetesit statt Mimetit üblich ist, soll hier die Bezeichnung "Clinomimetesit" verwendet werden (in anderen Publikationen fand sich auch die Schreibweise "Klinomimetesit"). Das neu beschriebene Mineral kristallisiert in der monoklinen Raumgruppe P21/b, mit a = 10.189, b = 20.372, c = 7.46 Å, γ = 119.88° und Z = 4. Um die Beziehung zum hexagonalen Mimetesit mit a = 10.212 und c = 7.419 Å (und γ = 120°) zu verdeutlichen, wurde eine für das monokline System nicht übliche Aufstellung gewählt. Die Strukturen von Mimetesit und Clinomimetesit sind sehr eng verwandt.

Die eigentliche mineralogische Beschreibung von Clinomimetesit wird erst 1993 von Yongshan DAI gegeben. Visuell ist eine Unterscheidung von Mimetesit nicht möglich. Clinomimetesit bildet fassförmige bis kurzprismatische Kristalle. Das Mineral ist auf dem Typexemplar blass grünlichgelb und weist eine Härte von 4 auf. Die gemessene Dichte beträgt 7.36, die berechnete 7.37 g/cm3. Clinomimetesit ist optisch zweiachsig negativ mit 2V = 8°, die Brechungsindizes unterscheiden sich praktisch nicht von denen des Mimetesits. Der wahrscheinlich erste Hinweis auf eine Abweichung von der hexagonalen Symmetrie findet sich schon bei Emile BERTRAND (1885). Er gibt an, dass Mimetesit von Johanngeorgenstadt und von der Grube Wolfgang Maaßen in Schneeberg optisch zweiachsig ist.

Clinomimetesit ist wahrscheinlich deutlich seltener als Mimetesit. Neben Johanngeorgenstadt konnte DAI (1993) das monokline Mineral auch noch von Eureka, USA nachweisen, während sich Proben von sieben anderen Fundorten als hexagonal erwiesen. Der Calciumgehalt scheint eine Beziehung zur Symmetrie zu zeigen. Geringe Ca-Gehalte stabilisieren die hexagonale Struktur. In Mimetesit-Kristallen wurden 0.4 - 1.4 % Ca gefunden, während in Clinomimetesit-Kristallen Ca praktisch nicht nachweisbar war (siehe Tabelle unten).
Das von DAI et al. (1991) untersuchte Typexemplar von Clinomimetesit befindet sich in der Sammlung der Smithsonian Institution (NMNH B13647). Clinomimetesit (Clinomimetit) wurde von der IMA als neues Mineral anerkannt.


          Die Diskreditierung von Clinomimetesit

Auf Grund von Problemen und inkonsistenten Benennungen innerhalb der Apatit-Supergruppe wurde ein Subkommittee der Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification der International Mineralogical Association etabliert, um eine neue Nomenklatur dieser Mineralgruppe zu erarbeiten. Der Bericht dazu wurde von PASERO et al. 2010 veröffentlicht. Der Bericht liefert Regeln für die Benennung von Mineralen mit Apatit-Struktur, definiert Gruppen innerhalb der Supergruppe, und schlägt einige Nomenklaturveränderungen, Diskreditierungen und Änderungen von idealen Formeln vor. Die Vorschläge wurden von der IMA akzeptiert. Die Diskreditierungen betrafen unter anderem die bisher als eigenständige Minerale beschriebenen monoklinen Polymorphe von Hydroxylapatit, Mimetesit und Johnbaumit. Die hexagonalen und monoklinen Strukturen sind sehr ähnlich, sie sind topologisch äquivalent. Nach den Nomenklaturregeln der IMA handelt es sich deshalb nicht um eigenständige Minerale, sondern um polymorphe Varianten. Der Clinomimetesit (clinomimetite) wurde deshalb in Mimetesit-M (mimetite-M) umbenannt und als eigenständiges Mineral diskreditiert.




Mimetesit-M ("Clinomimetesit") in gelben Kristallen. Grube Gnade Gottes und Neujahrsmaaßen, Johanngeorgenstadt, Erzgebirge, Sachsen. Größe der Stufe 7 cm. Mit altem Etikett von etwa 1800. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



          Mimetesit von Johanngeorgenstadt

Mimetesit von Johanngeorgenstadt ist schon sehr lange bekannt. Die wahrscheinlich erste Beschreibung stammt von Dietrich Ludwig Gustav KARSTEN von 1804. Ihm als "Gelbbleyerz" von Johanngeorgenstadt zugeschicktes Material war so verschieden von dem Gelbbleierz (Wulfenit) vom Bleiberg in Kärnten, dass er das Material genauer untersuchte und Valentin ROSE etwas zur chemischen Analyse übergab. KARSTEN beschreibt das Mineral wie folgt:
"Die Farbe des Fossils geht (so weit die mir zu Gesicht gekommenen Abänderungen reichen) aus dem Wachsgelben, bis zu dunkel Spargelgrün und blaß Grünlichgraue über. Einzelne Stellen ziehen sich auch etwas ins Honiggelbe, andere ins Olivengrün, und überall ist ein Stich ins Gelbe, als einer Art Grundfarbe, sichtbar.
Es zeigt sich krystallisirt, und zwar in kleinen und sehr kleinen, sehr flachen doppelt sechsseitigen Pyramiden, die Seitenflächen der obern auf die Seitenflächen der untern aufgesetzt, beyde an den Seitenkanten etwas konvex, aber die Kanten an der gemeinschaftlichen Grundfläche da scharf und deutlich, wo die Krystalle ausgebildet sind.
Man findet letztere Theils sehr schön rosenförmig, Theils knospig und kuglicht zusammengehäuft. [...].
Aus dem starkglänzenden bis ins wenigglänzende (bey der traubigen Varietät) übergehend;
Von Diamantglanz.
Inwendig ist das Fossil nur wenig glänzend von Fettglanz;
Es hat splittrigen Bruch;
Springt in unbestimmteckige Bruchstücke;
Ist durchscheinend,
Weich,
Milde und
Ausserordentlich schwer;
7,261 nach meinen Versuchen. [...]
Die Grube, wo man es zu Johann-Georgenstadt angetroffen hat, führt den Nahmen Gnade Gottes und Neujahrsmaaßen."
In einem sich direkt an die Veröffentlichung von KARSTEN anschließenden Artikel beschreibet Valentin ROSE detailliert die chemische Analyse des Minerals. Er findet als Hauptbestandteile "Oxydirtes Bley", "trockne Arsenicksäure" (das ist das Anhydrid, also Arsenoxid) und etwas "Salzsäure". Die Ergebnisse sind in der Tabelle unten dargestellt. Die von ROSE gefundene Zusammensetzung ist nicht weit von der idealen entfernt. Eine weitere Analyse vom "Arseniksauren Bleierz" veröffentlichte Friedrich WÖHLER 1825.


          Die Typlokalität von Mimetesit

Die ältesten Beschreibungen von Mimetesit stammen allerdings nicht von Johanngeorgenstadt. Der schwedische Chemiker und Mineraloge Johann Gottschalk WALLERIUS erwähnt 1747 in seinem Werk "Mineralogia, eller Mineralriket" ein "Plumbum arsenico mineralisatum, minera solida & crystallisata viridi". Hierbei handelt es sich aber vermutlich um Pyromorphit. Der angebliche Arsengehalt wurde vielleicht nur auf Grund der Farbe vermutet, denn WALLERIUS schreibt in einer ausführlicheren, verbesserten Auflage seines Mineralsystems von 1778, dass das Mineral kein Arsen oder Schwefel enthält.

Die wahrscheinlich erste echte Nachricht über das Bleiarsenat stammt von Joseph Louis PROUST von 1787. Er beschreibt kurz ein plomb vert arsenical als ein aus Bleioxyd und Arseniksäure bestehendes Mineral aus Andalusien, Spanien und vergleicht es mit dem mine de plomb verte phosphorique.

Von François Sulpice BEUDANT stammt 1832 der Name "Mimetèse" von griechisch mimetes = Nachahmer, wegen der Ähnlichkeit mit Pyromorphit. Der im deutschen Sprachgebrauch übliche Name Mimetesit stammt von August BREITHAUPT (1841). Wilhelm HAIDINGER führte 1845 den Namen Mimetit ein.


Chemische Analyse von Mimetesit

    neues Bleyerz,
  Johanngeorgenstadt
  (ROSE, 1804)
  Arseniksaures
  Bleierz,
  Johanngeorgenstadt
  (WÖHLER, 1825)
  Clinomimetesit,
  Johanngeorgenstadt
  (DAI, 1993)
  Mimetesit,
  theoretische
  Zusammensetzung
  PbO   77.50   75.59   74.61   74.99
  As2O5   19.   21.20   22.05   23.17
  P2O5       1.32     0.33  
  SiO2         0.14  
  SO3         0.15  
  Fe2O3     0.25      
  Cl     1.53 1)     1.89 1)     2.58     2.38
- O = Cl     - 0.58 - 0.54
  Summe   98.28 100.00   99.28 100.00

1) HCl


Literatur:
BERTRAND, E. (1885): Sur le mimétèse de Schneeberg.- Bulletin de la Societe Minéralogique de France 5, 254-255

BEUDANT, F.S. (1832): Traité élémentaire de Minéralogie.- Paris, Verdière, Vol. 2., 797 p. (p. 594-595)

BREITHAUPT, A. (1841): Vollständiges Handbuch der Mineralogie.- Dresden und Leipzig, Arnoldische Buchhandlung, 2. Band, 406 p. (p. 289-290)

DAI, Y. (1993): Clinomimetite, The history and substantion of the natural monoclinic dimorph of mimetite.- Mineralogical Record 24, 307-310

DAI, Y.; HUGHES, M. & MOORE, P.B. (1991): The crystal structures of mimetite and clinomimetite, Pb5(AsO4)3Cl.- Canadian Mineralogist 29, 369-376

HAIDINGER, W. (1845): Handbuch der bestimmenden Mineralogie, enthaltend die Terminologie, Systematik, Nomenklatur und Charakteristik der Naturgeschichte des Mineralreiches.- Wien, bei Braumüller & Seidel, 629 p. (p. 503)

KARSTEN, D.L.G. (1804): Untersuchung eines neuen Bleyerzes. Erster Abschnitt. Aeußere Characteristik desselben.- Neues Allgemeines Journal der Chemie 3 (2. Jahrgang, erstes Heft), 60-64

PASERO, M.; KAMPF, A.R.; FERRARIS, C.; PEKOV, I.V.; RAKOVAN, J. & WHITE, T.J. (2010): Nomenclature of the apatite supergroup minerals.- European Journal of Mineralogy 22, 163-179

PROUST, J.L. (1787): Lettre, sur le borax &c.- Observations sur la Physique, sur l'Histoire Naturelle et sur les Arts 30, 393-396

ROSE, V. (1804): Untersuchung eines neuen Bleyerzes. Zweyter Abschnitt. Chemische Untersuchung des vorbeschriebenen Bleyerzes.- Neues Allgemeines Journal der Chemie 3 (2. Jahrgang, erstes Heft), 65-72

WALLERIUS, J.G. (1747): Mineralogia, eller Mineralriket, indelt och beskrifvit af Johan Gotschalck Wallerius.- Stockholm, bei Lars Salvii, p. 296

WALLERIUS, J.G. (1778): Systema mineralogicum, quo corpora mineralia in classes, ordines, genera et species suis cum varietatibus divisa, describuntur, atqve observationibus, experimentis et figures ænis illustratur.- Editio nova & correcta, Viennæ, ex Officina Krausiana, p. 308-309

WÖHLER, F. (1825): Ueber die Zusammensetzung der phosphorsauren und arseniksauren Bleierze.- Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie 80, 161-172



==========================================================================================


Zinnwaldit   =  Mischkristalle der Reihe Siderophyllit - Polylithionit


Formel: Mischkristalle zwischen KFe2+2Al(Al2Si2O10)(OH)2 und KLi2Al(Si4O10)(F,OH)2.

Fundort: Zinnwald (Cinovec), Böhmen

Beschreibung:
GMELIN, C.G. (1826): Chemische Untersuchung eines Lithion-Glimmers von Zinnwalde in Boehmen.- Annalen der Physik und Chemie 82 (= Pogendorffs Annalen der Physik und Chemie 6), 215-226

Diskreditierung:
RIEDER, M.; CAVAZZINI, G.; D'YAKONOV, YU.S.; FRANK-KAMENETSKII, V.A.; GOTTARDI, G.; GUGGENHEIM, S.; KOVAL', P.V.; MÜLLER, G.; NEIVA, A.M.R.; RADOSLOVICH, E.W.; ROBERT, J.-L.; SASSI, F.P.; TAKEDA, H.; WEISS, Z. & WONES, D.R. (1998): Nomenclature of the micas.- Canadian Mineralogist 36, 905-912




"Zinnwaldit". Zinnwald, Erzgebirge, Sachsen. Größe der Stufe 4 x 4 cm. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



          Zinnwaldit von Zinnwald

Zinnwaldit gehört genau genommen nicht in diese Aufstellung, da in den alten Beschreibungen "Zinnwald in Böhmen" als Fundstelle angegeben wird. Da sich die Lagerstätte Cinovec / Zinnwald jedoch auf böhmischem und sächsischem Gebiet befindet, soll das Mineral hier mit aufgenommen werden.

Christian Gottlob GMELIN veröffentlichte 1826 die Untersuchung eines "Lithion-Glimmers von Zinnwalde in Boehmen":
"Die Farbe des von uns untersuchten Glimmers von Zinnwald ist gelblich-grau. Er ist in vollkommenen sechsseitigen Tafeln krystallisirt, welche Drusen bilden. Krystalle von gelblich-weissem wolframsauren Kalkzeigen sich auf ihm da und dort aufgewachsen.
Sein specifisches Gewicht wurde = 3,000 bei + 11°R gefunden [...].
Für sich schmilzt er vor dem Löthrohr leicht unter Aufschäumen, und indem er die Flamme purpurroth färbt, zu einer dunkelbraunen Kugel."
GMELIN fand bei der Analyse: Kieselerde 46,233; Alaunerde 14,141; Eisenoxyd 17,973; Manganoxyd 4,573; Kali 4,900; Lithion 4,206; Flusssäure 8,530; Wasser 0,831; Summe 101,387 %.

Wilhelm HAIDINGER benennt das Mineral 1845:
"Zinnwaldit. H. Augitisch. Dicke sechsseitige Tafeln. Theilbarkeit 0 ausgezeichnet. Graulichweiss. Optisch zweiaxig. H. = 2.5 ... 3.0, G. = 2.94 ... 2.95. Zinnwald, Böhmen.
Glimmer von Zinnwald."

In dem Glimmer von Zinnwald fand SCHRÖTTER (1862) deutliche Gehalte von Rubidium und Cäsium, die über 0,2 % liegen sollen. Das Material ist deshalb zur Gewinnung der beiden Metalle geeignet.


          Die Diskreditierung von Zinnwaldit

Nachdem Zinnwaldit rund 150 Jahre lang als eigene Spezies galt, wurde er im Zuge einer Revision der Glimmergruppe durch RIEDER et al. (1998) als Bezeichnung für eine Reihe neu definiert, da er keine Endglied-Zusammensetzung aufweist und damit auch kein eigenständiges Mineral darstellt. Zinnwaldit bezeichnet jetzt trioktaedrische Glimmer der Mischkristallreihe Siderophyllit - Polylithionit oder allgemein dunkle, Lithium-haltige Glimmer.
Die Endgliedzusammensetzungen lauten:
SiderophyllitKFe2+2Al(Al2Si2O10)(OH)2
PolylithionitKLi2Al(Si4O10)(F,OH)2.
Zinnwaldit weist oft eine intermediäre Zusammensetzung um KLiFe2+Al(AlSi3O10)(F,OH)2 auf. Auch das von GMELIN 1826 analysierte Material ist sehr ähnlich, nach Umrechnung von Fe3+ auf Fe2+ ergibt sich K0.47Li1.26Fe1.01 Mn0.26Al0.78(Si3.44 Al0.56O10)F2.01. Diese Analyse fällt in das Feld von Polylithionit.


Literatur:
GMELIN, C.G. (1826): Chemische Untersuchung eines Lithion-Glimmers von Zinnwalde in Boehmen.- Annalen der Physik und Chemie 82 (= Pogendorffs Annalen der Physik und Chemie 6), 215-226

HAIDINGER, W. (1845): Handbuch der bestimmenden Mineralogie, enthaltend die Terminologie, Systematik, Nomenklatur und Charakteristik der Naturgeschichte des Mineralreiches.- Wien, bei Braumüller & Seidel, 630 p. (p. 521-522)

RIEDER, M.; CAVAZZINI, G.; D'YAKONOV, YU.S.; FRANK-KAMENETSKII, V.A.; GOTTARDI, G.; GUGGENHEIM, S.; KOVAL', P.V.; MÜLLER, G.; NEIVA, A.M.R.; RADOSLOVICH, E.W.; ROBERT, J.-L.; SASSI, F.P.; TAKEDA, H.; WEISS, Z. & WONES, D.R. (1998): Nomenclature of the micas.- Canadian Mineralogist 36, 905-912

SCHRÖTTER (1862): Notizen. [Über Lithionglimmer von Zinnwald].- Journal für praktische Chemie 85, 460




© Thomas Witzke

HOME
TYPLOKALITÄTEN
FUNDORTE
NAMEN
ENTDECKER
SACHSEN
THÜRINGEN
SACHSEN-ANHALT