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Fluorapatit Formel: Ca5(PO4)3F, hexagonal Typlokalitäten: Ehrenfriedersdorf, Erzgebirge, Sachsen (und Laacher See, Eifel, Rheinland-Pfalz; Cabo de Gata, Spanien; Greiner, Zillertal, Tirol, Österreich; Faldigl bei Sterzing, Tirol, Österreich; Gotthard, Schweiz) Erstbeschreibung: ROSE, G. (1827): Ueber die chemische Zusammensetzung der Apatite.- Annalen der Physik und Chemie 85 (= Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie 7), 185-215 (als Fluorapatit) Erste Erwähnungen: BOWLES, D.G. (1775): Introduccion a la historia natural y a la geografia física de España.-Madrid, D. Francisco Manuel, 529 p. (p. 56) (problematisch, ohne Benennung, nicht als eigenes Mineral behandelt, von Logrosan, Estremadura, Spanien) BORN, I. Edler von, in: KERN, J.G. [herausgegeben von BORN, I. Edler von] (1776): Vom Schneckensteine oder dem sächsischen Topasfelsen. Zum erstenmal herausgegeben und mit Anmerkungen vermehrt von Ignatz edlen von Born.- Prag, bey Wolfgang Gerle, 49 p. (p. 23-24) (als neues Mineral bezeichnet, aber ohne Benennung, von Ehrenfriedersdorf, Sachsen) Erste Beschreibungen von Apatit: SAGE, B.G. (1777): Eléméns de minéralogie docimastique. Seconde Édition, Vol. 1.- Paris, Imprimerie Royale, 339 p. (p. 231-232) (als "Amethyste basaltine", erste echte Beschreibung von Apatit, von den sächsischen Zinngruben) GERHARD, C.A. (1786): Grundriß des Mineralsystems zu Vorlesungen.- Berlin, bei Christian Friedrich Himburg, 310 p. (p. 281-282) (als "Apatit", von Ehrenfriedersdorf, mit Hinweis auf WERNER) WERNER, A.G. (1788): Geschichte, Karakteristik, und kurze chemische Untersuchung des Apatits.- Bergmännisches Journal 1, 76-96 (als "Apatit", von Ehrenfriedersdorf, Sachsen) ![]() Violette Kristalle von Fluorapatit. Sauberg, Ehrenfriedersdorf, Erzgebirge, Sachsen. Bildbreite 37 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke. Die komplizierte Situation mit der Erstbeschreibung Fluorapatit gehört zu den Mineralen, bei denen es recht schwierig ist, eine erste, echte Beschreibung anzugeben. Wenn man es rein formal betrachtet, wird Fluorapatit 1827 durch Gustav ROSE definiert, nach den dort angegebenen Analysen sind dann Ehrenfriedersdorf in Sachsen sowie weitere Fundorte als Typlokalität zu betrachten. Allerdings handelt es sich dabei im Grunde genommen nur um eine Umbenennung eines damals schon seit rund 50 Jahren bekannten Minerals, die neue Nomenklatur wurde erst mit dem Fund Chlor-reicher Apatite notwendig. Die Einbeziehung der älteren Literatur schafft jedoch Probleme, welche Publikation als Originalbeschreibung, und dementsprechend, was als Typlokalität zu betrachten ist. Die Situation ist hier erheblich komplizierter als sie z.B. bei WEISS (2012) dargestellt ist. Eine öfter genannte, angeblich erste Beschreibung von 1767 beruht auf einer Verwechslung. Die erste echte Mitteilung von 1775 von einem spanischen Vorkommen bezieht sich eher auf das Gestein Phosphorit, das Mineral ist nicht zu erkennen, auch sind die Angaben sehr merkwürdig und passen kaum zum Apatit. In weiteren Schriften aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde das Calciumphosphat häufig mit anderen Mineralen wie Beryll oder Topas verwechselt. Es gibt eine kurze und eine ausführliche Beschreibung von 1776 und 1778, in der das Mineral als neu, aber ohne Namen behandelt wird. Eine Beschreibung von 1777 verwendet einen seltsamen Namen und sehr offenbar wurde ein Fundort verwechselt, ist aber die erste Veröffentlichung, in das Mineral als tatsächlich eigenständig erscheint. Die Beschreibung unter dem Namen Apatit mit dem Fundort Ehrenfriedersdorf erschien erst 1786 bzw. 1788. Angesichts der komplizierten Situation sollen die Originalquellen hier ausführlich zitiert werden, so dass sich nachvollziehen lässt, was die Autoren tatsächlich geschrieben haben, und was Interpretationen sind. Der "piedra fosfórica" In verschiedenen Quellen wird der spanische Naturforscher und Sammler Pedro Francisco DAVILA als Erstbeschreiber des Apatits genannt. Bereits James Dwight DANA (1868) verweist auf DAVILA. Er soll das Mineral 1767 als "Pierre Phosphorique" in dem Katalog seiner berühmten und außerordentlich umfangreichen Mineralsammlung geführt haben. Dies ist jedoch unzutreffend, hier liegt offenbar eine Verwechselung vor. DAVILA nennt lediglich einen "Gypse phosphorique, ou Pierre de Bologne". Hierbei handelt es sich jedoch um einen nach Erhitzen phosphoreszierenden Baryt. Die fälschliche Zuschreibung zu DAVILA geht wahrscheinlich auf einen Brief von Joseph Louis PROUST von 1788 zurück, in dem es heißt, dass William BOWLES den "Pierre Phosphorique" von seiner Reise aus Estremadura mitbrachte und DAVILA ihn im Sammlungskabinett des Königs unter den phosphoreszierenden Steinen platzierte. Dies konnte allerdings erst nach 1771 erfolgt sein. Tatsächlich erschien die betreffende Mitteilung 1775 in der Beschreibung der Naturgeschichte und physischen Geographie Spaniens durch den englischen Naturalisten William BOWLES:
Verwechselungen und erste Hinweise auf ein unbekanntes Mineral Zunächst scheinbar nichts mit dem Apatit zu tun hat eine Anmerkung von Morten Thrane BRÜNNICH von 1770 in der Übersetzung von CRONSTEDTs Mineralogie unter dem "Topas. Topazius Gemma":
Ebenfalls zunächst keinen erkennbaren Zusammenhang mit dem Apatit weist die Beschreibung des Chrysolits bei Jean-Baptiste Luis ROMÉ DE L'ISLE von 1772 auf. Er unterteilt ihn in 3 Varietäten, den Chrysolite d'Orient, Chrysolite du Brésil und Chrysolite de Saxe. Zu letzterem heißt es:
Chrysolit ist eine in der älteren Literatur schwer zu fassende Bezeichnung, hinter der sich verschiedene grünliche bis gelbliche Minerale verbergen, wie bereits Abraham Gottlob WERNER 1790 feststellte. Meist handelt es sich um Topas oder Olivin, es können jedoch auch Beryll, Chrysoberyll, Apatit, Aragonit oder andere Minerale vorliegen. Auch bei ROMÉ DE L'ISLE verbergen sich mehrere Minerale, darunter auch der Apatit, hinter der Beschreibung. Wiederum als Beryll verkannt wurde das Mineral durch Christian August Siegfried HOFFMANN 1788. Er beschreibt von der Grube Frisch Glück am vorderen Fastenberg bei Johanngeorgenstadt licht berggrüne Kristalle, die vollkommene, gleichwinklige, sechsseitige Säulen bilden und der Länge nach gestreift sind. Sie sind durchscheinend, spröde, hart und weisen einen muscheligen Bruch auf. Erste Beschreibungen: der "basaltische Amethyst" Eine erste, echte Beschreibung, bei der das Mineral als eigenständig behandelt und tatsächlich erkennbar ist, stammt von Balthasar Georges SAGE aus dem Jahr 1777, wenn auch unter einem ungewöhnlichen Namen:
Eine weitere, recht detaillierte Beschreibung, ohne das Mineral jedoch zu benennen, erschien 1778 im Kapitel über Ehrenfriedersdorf von Johann Friedrich Willhelm VON CHARPENTIERs "Mineralogischer Geographie der Chursächsischen Lande":
Der Apatit Der Name Apatit findet sich erstmals bei Carl Abraham GERHARD 1786, der hier auf WERNER verweist:
Die eigentliche Beschreibung des Minerals durch Abraham Gottlob WERNER erschien erst 1788:
In WERNERs Mineralsystem wurde der Apatit in dem Geschlecht "Phosphorsaure Kalkgattungen" eingeordnet (WERNER & HOFFMANN, 1789). ![]() Grünlicher, kurzprismatischer Kristall von Fluorapatit. Sauberg, Ehrenfriedersdorf, Erzgebirge, Sachsen. Größe des Kristalls 18 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke. Chemische Analysen Die Vermutung von WERNER, dass der Apatit "Phosphorsäure" enthält, konnte durch Martin Heinrich KLAPROTH (1788) bestätigt werden. Er erhielt aus 100 Gran sächsischem Apatit 45 Gran Phosphorsäure. Nach der qualitativen Analyse bemerkte er, "der Apatit ist also das im Mineralreiche mir vorgekommene erste wahre Beyspiel einer phosphorsauren Kalkerde". Er stellte auch die Ähnlichkeit zu gebrannten Knochen fest. Der Gehalt an Fluor und Chlor in Apatit wurde erstmals 1790 durch Bertrand PELLETIER & Louis DONADEI im "Phosphate calcaire" aus Estremadura, Spanien festgestellt. Der genaue Fundort wird nicht genannt, es dürfte sich jedoch um Logrosan handeln, da auf die Veröffentlichung von PROUST (1788) Bezug genommen wird. Louis Nicolas VAUQUELIN (1797/1798) findet bei der Analyse von einem Chrysolit aus Spanien, dass es sich um "phosphate de chaux cristallisé" handelt. Die Zusammensetzung entspricht den von KLAPROTH 1788 gefundenen Werten, ein Fluor- oder Chlorgehalt entgeht VAUQUELIN. Ebenso ergeht es KLAPROTH (1807) bei der Analyse von einem Apatit vom Greiner, Zillertal, Österreich. Apatit wurde allgemein als reines Calciumphosphat betrachtet. Erst Gustav ROSE stellt 1827 fest, dass Fluor bzw. Chlor essentielle Bestandteile von Apatit sind, vergleichbar mit dem Pyromorphit. Die von ihm gefundene Zusammensetzung liegt dicht an den theoretischen Werten. Für Apatit von Ehrenfriedersdorf gibt er aber nur an, dass der Chlorgehalt unter 0,02 % liegt. In der Folgezeit erscheinen zahlreiche Analysen von Apatiten von verschiedenen Fundorten weltweit, nicht jedoch von Ehrenfriedersdorf. Trotz der Bekanntheit des Minerals von diesem Fundort findet sich lediglich eine von HINTZE (1933) zitierte quantitative Analyse von J.L. HOSKYNS-ABRAHALL aus dem Jahr 1889. Der Agustit, ein vermeintlich neues Mineral mit einer vermeintlich neuen Erde Bei der Analyse eines "sächsischen Berylls" von der Grube Frisch Glück bei Johanngeorgenstadt glaubte Johann Bartholomäus TROMMSDORFF (1800) eine neue Erde gefunden zu haben. Nach der Analyse gibt er als Zusammensetzung der säuligen Kristalle 15,0 Kieselerde, 4,5 Thonerde, 78,0 der besondern Erde und 2,5 Verlust an. TROMMSDORFF nimmt an, dass die Kieselerde und Alaunerde kein Bestandteil des Minerals sind, sondern aus der Matrix stammen können. Für die neue Erde wählt er den Namen Agusterde, von griechisch άγενσος, da ihre Salze wenig oder keinen Geschmack besitzen. TROMMSDORFF merkt noch an, dass das Mineral auch einen neuen Namen erhalten muss und nicht mehr Beryll heißen darf, jedoch benennt er es nicht. Unmittelbar im Anschluss an den Artikel von TROMMSDORFF gibt F.J. BERNHARDI (1800) eine mineralogische Charakterisierung des Materials. Danach bildet es licht berggrüne, sich oft mehr oder weniger ins himmelblaue ziehende Kristalle, die gleichwinklige, vollkommenen, sechsseitige Säulen bilden und der Länge nach gestreift sind. Das Mineral weist einen kleinmuscheligen Bruch auf, ist halbhart, spröde und nicht sonderlich schwer. BERNHARDI verweist darauf, dass es sich um das durch HOFFMANN 1788 als sächsischer Beryll beschriebene Material handelt, sich aber von echtem Beryll stark unterscheidet. Weiter schreibt er:
In einem im Oktober 1803 gehaltenen Vortrag teilt Dietrich Ludwig Gustav KARSTEN mit, dass Louis Nicolas VAUQUELIN ihn gebeten hat, ihm etwas von dem Agustit zukommen zu lassen, um die Agusterde weiter untersuchen zu können. KARSTEN kam dieser Bitte nach und sandte auch Material an René-Just HAÜY für kristallografische Untersuchungen. HAÜY antwortete im September 1803, dass VAUQUELIN nichts anderes als phosphorsauren Kalk angetroffen hat und seine eigenen Untersuchungen eine völlige Übereinstimmung mit dem Apatit ergeben haben, sowohl die Agusterde als auch der Agustit sind deshalb zu streichen. KARSTEN führte deshalb an dem ihm verbliebenen Material eigene Untersuchungen durch und bat auch Martin Heinrich KLAPROTH um weitere Analysen. Dabei bestätigten sich die Angaben aus dem Schreiben von HAÜY. Auch TROMMSDORFF (1804) findet bei einer erneuten Analyse, dass seine Agusterde nichts weiter als phosphorsaurer Kalk ist, er zieht seine Entdeckung zurück und merkt an:
Phosphorit und Spargelstein Die erste Bezeichnung als "Amethiste basaltine" durch SAGE (1777) und die Benennung durch WERNER als Apatit 1788 wurden bereits behandelt. 1794 führt Richard KIRWAN die Bezeichnung Phosphorit ein für den "Apatite of Werner" und das in ausgedehnten Lagen ganze Berge formende Material aus Spanien. Ein genauer Fundort für letzteres wird nicht genannt, da hier auf die Veröffentlichung von PROUST verwiesen wird, handelt es sich offenbar um das Vorkommen bei Logrosan, Estremadura. Die Bezeichnung Phosphorit wird heute nicht mehr für das Mineral verwendet, sondern für ein hauptsächlich aus Apatit bestehendes Gestein. Unter den von ROMÉ DE L'ISLE als Chrysolith beschriebenen Kristallen fand WERNER (1790) spargelgrüne Kristalle aus der Gegend von Caprera bei Cap Gates in Spanien, bei denen es sich nach einigen chemischen Tests nicht um ein Silikat und damit auch nicht um Chrysolit handeln konnte. WERNER vermutete, dass es sich um "Kalkkristalle" handeln könnte, nahm aber zusätzlich noch einen Gehalt an Phosphorsäure an. Er stellte dieses Mineral deshalb zwischen den Kalkspat bzw. Aragonit und den Apatit. Später nannte WERNER das Mineral nach seiner Farbe Spargelstein. Unter diesem Namen findet es sich bei Ludwig August EMMERLING 1797 ausführlicher beschrieben und in das Mineralystem WERNERs, wie von ihm selbst vorgeschlagen, unter die Kalkgattungen zwischen Aragonit und Apatit eingeordnet. Ebenfalls noch 1797 zeigte Louis Nicolas VAUQUELIN jedoch, dass es sich bei dem spanischen Chrysolith um ein "phosphate de chaux cristallisé" handelt, der völlig mit dem Apatit WERNERs übereinstimmt. Der Begriff Spargelstein hielt sich jedoch noch längere Zeit in der deutschsprachigen Literatur als Bezeichnung für gelbe bis grünliche Apatite. Johann Carl FREIESLEBEN beschrieb unter dieser Bezeichnung noch als separates Mineral, spargelgrüne, in Gneis eingewachsene Kristalle, die sich um 1790 in der Nähe der Grube Elias bei Halsbrücke nahe Freiberg fanden, sowie Kristalle aus dem Glimmerschiefer im Flöhatal zwischen Bockau und Blumenau im Erzgebirge. ![]() Violette Kristalle von Fluorapatit. Ehrenfriedersdorf, Erzgebirge, Sachsen. Größe der Stufe 5,5 cm. Sammlung und Foto Thomas Witzke. Die Erstbeschreibung von Fluorapatit und Chlorapatit Gustav ROSE schreibt 1827, dass nach den Analysen von KLAPROTH und VAUQUELIN der Apatit als phosphorsaurer Kalk angesehen wurde. Nachdem WÖHLER im Pyromorphit und Mimetesit Chlor als essentiellen Bestandteil und ROSE von einer Isomorphie dieser Minerale mit Apatit ausging, vermutete er in letzterem ebenfalls einen deutlichen Chlorgehalt. Bei der Analyse von Apatiten verschiedener Fundorte fand er in einigen merkliche Gehalte, in anderen lediglich Spuren. Je weniger Chlor vorhanden war, um so größer war das Vermögen, mit Schwefelsäure übergossen und erwärmt, Glas zu ätzen. Sie enthielten also Fluor. ROSE hielt es deshalb für wahrscheinlich, dass sich Chlor und Fluor in den Apatiten gegenseitig ersetzen:
Die Veröffentlichung von Gustav ROSE von 1827 kann formal als die echte Erstbeschreibung von Fluorapatit angesehen werden. Carl Friedrich RAMMELSBERG zitiert 1841 die Bezeichnungen Chlorapatit und Fluorapatit von ROSE (1827) und greift 1860 die Definitionen erneut auf und schreibt:
Neue Namen und Nomenklaturänderungen Ab etwa Mitte des 19. Jahrhunderts sind in der Literatur zwei Tendenzen zu erkennen: zum einen werden ständig neue Minerale der Apatit-Gruppe (im engeren Sinn, also Fluor-, Chlor- und Hydroxylapatit im heutigen Verständnis) beschrieben, die sich von den bisherigen zum Teil nur durch minimale Details unterschieden, andere Autoren lassen dagegen nur Apatit als Spezies gelten und betrachten alles andere als Varietäten. Zu diesen zahlreichen Namen, die hier nicht einzeln behandelt werden sollen, gehörten Eupyrchroit, Manganapatit, Talkapatit, Carbonatapatit, Francolit, Dahllit, Staffelit, Podolit, Kollophan, Fluocollophanit, Quercyit oder Dehnit (LACROIX, 1910; SCHALLER, 1912; HINTZE, 1933; DUNN, 1978). Zum großen Teil bezeichnen diese Namen nach heutigem Verständnis lediglich mehr oder weniger reine Varianten des Gesteins Phosphorit bzw. etwas Carbonat-haltige Apatite aus diesem Gestein. Bei LACROIX (1910) und SCHALLER (1912) finden sich etliche dieser Namen und auch der Fluorapatit als eigenständige Minerale. Aus heutiger Sicht sinnvolle Bezeichnungen gehen hier jedoch zwischen den überflüssigen Namen weitgehend unter. Andere Autoren wie James Dwight DANA (1868) oder Carl HINTZE (1933) betrachten dagegen Fluorapatit, Chlorapatit und Hydroxylapatit sowie die oben genannten anderen Minerale eher als Varietäten von Apatit und nicht als eigenständig. Nach der Definition des Fluorapatits durch Gustav ROSE 1827 sollte es mehr als einhundert Jahre dauern, bis dieser als Spezies generell akzeptiert wurde. Erst um die Mitte des 20. Jahrhunderts war dies der Fall. Im Rahmen von Nomenklaturänderungen durch die International Mineralogical Association wurden 2008 auch einige Minerale der Apatit-Gruppe umbenannt (BURKE, 2008). Aus dem Fluorapatit wurde jetzt Apatit-(CaF), aus Chlorapatit wurde Apatit-(CaCl) und aus Hydroxylapatit der Apatit-(CaOH). Diese Umbenennung unter Verwendung der sogenannten Levinson-Suffixe stieß auf recht heftige Kritik. Zum einen, weil bei konsequenter Anwendung in der Gruppe zahlreiche traditionelle Namen verschwunden wären - so müsste Pyromorphit rein formal als Apatit-(PbCl) bezeichnet werden - und diese mehrfachen Suffixe schwierig zu lesen und noch schwieriger auszusprechen sind. Weiterhin werden diese Suffixe nicht voll der strukturellen Komplexität bei den Kationenbesetzungen auf verschiedenen Gitterpositionen gerecht. Aus diesem Grund wurde durch die IMA eine Kommission zur Überarbeitung der Nomenklatur der Apatit-Supergruppe, die neben Phosphaten, Arsenaten und Vanadaten auch Sulfate und Silikate einschließt, ins Leben gerufen. Durch diese Kommission wurden Diskreditierungen, Umbenennungen und Neudefinitionen vorgenommen. Die Umbenennungen aus BURKE (2008) wurden zurückgenommen, der Apatit-(CaF) heißt nun wieder Fluorapatit (PASERO et al., 2010). Kristallografische Untersuchungen Auch wenn SAGE (1777), CHARPENTIER (1778) und WERNER (1788) erste Angaben zu den Kristallformen des Minerals machten, spielte das Vorkommen von Ehrenfriedersdorf für die weiteren kristallografischen Untersuchungen praktisch keine Rolle mehr. Rene-Just HAÜY beschreibt 1801 einige Formen wie zwei Prismen (in heutiger Notation {1010} und {1120}), verschiedene Pyramiden sowie das Basispinakoid und gibt Kristallzeichnungen, nennt jedoch keine Fundorte dazu. Da es im Text hauptsächlich um die spanischen Vorkommen geht und Ehrenfriedersdorf nicht erwähnt wird, beziehen sich die Zeichnungen sicher auch auf erstere. Albin WEISBACH beschrieb 1882 eine ungewöhnlich flache Pyramide an einem Kristall von Ehrenfriedersdorf. Nach der Vermessung handelt es sich um die Form {1.3.4.280}, die als Vicinalflächen zur Tafelebene auftritt Martin MEHMEL bestimmte 1930 an einem Apatit von Jumilla, Spanien, die Gitteparameter a = 9,36 und c = 6,85 Å sowie die Raumgruppe P63/m. Parallel dazu fand auch St. NÁRAY-SZABÓ (1930) nahezu identische Werte. Strukturanalysen an synthetischen und natürlichen Fluorapatiten fertigten u.a. SUDARSANAN et al. (1972) und HUGHES et al. (1989) an. ![]() Grünliche, flächenreiche, tafelige Kristalle von Fluorapatit, mit violettem Fluorit auf Quarz. Sauberg, Ehrenfriedersdorf, Erzgebirge, Sachsen. Bildbreite 20 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke. Chemische Analysen von Apatit (Fluorapatit) (in Masse-%)
Literatur: BERNHARDI, F.J. (1800): Beschreibung des sächsischen Berylls, jetzt Agustit genannt.- Journal der Pharmacie für Aerzte, Apotheker und Chemisten 8, 153-157 BOWLES, D.G. (1775): Introduccion a la historia natural y a la geografia física de España.- Madrid, D. Francisco Manuel, 529 p. (p. 56) BRÜNNICH, M.Th. (1770): Cronstedts Versuch einer Mineralogie. Vermehret durch Brünnich.- Copenhagen und Leipzig, C.G. Proft und Rothens Erben, 296 p. (p. 55) BURKE, E.A.J. (2008): Tidying up mineral names: an IMA-CNMNC scheme for suffixes, hyphens and diacritical marks.- Mineralogical Record 39, 2, 131-135 CHARPENTIER, J.F.W. von (1778): Mineralogische Geographie der Chursächsischen Lande.- Leipzig, bey Siegfried Lebrecht Crusius, 432 p. (p. 195-196) DAMOUR, A.A. (1856): Notice sur l'hydro-apatite, espèce minérale.- Annales des Mines ou Recueil de Mèmoires sur l'Exploitation des Mines, Mßmoires 10, 5. Serie, 65-68 DANA, J.D. (1868): A System of Mineralogy. Descriptive Mineralogy, comprising the most recent discoveries. - London, Trübner & Co., New York, John Wiley & Son, 5th edition, 827 p. (p. 530-531) DAVILA, P.F. (1767): Catalogue systématique et raisonné des curiosités de la nature et de l'art qui composent de cabinet de M. Davila.- Paris, Chez Briasson, Vol. 1-3 DUNN, P.J. (1978): Dehrnite and lewistonite: discredited.- Mineralogical Magazine 42, 282-284 EMMERLING, L.A. (1797): Lehrbuch der Mineralogie. Dritter Theil.- Giessen, bei Georg Friedrich Heyer, 535 p. (p. 359-362 und 398) FREIESLEBEN, J.C. (1837): Magazin für die Oryktographie von Sachsen. Ein Beytrag zur Mineralogischen Kenntnis dieses Landes und zur Geschichte seiner Mineralien. 8. und 9. Heft.- Freyberg, bey J.G. Engelhardt, 123 p. (p. 27) GERHARD, C.A. (1786): Grundriß des Mineralsystems zu Vorlesungen.- Berlin, bei Christian Friedrich Himburg, 310 p. (p. 281-282) HAÜY, R.-J. (1801): Traité de Minéralogie.- Paris, chez Louis, Vol. 2, 617 p. (p. 234-247) und Vol. 5 (Tafel XXX) HOFFMANN, C.A.S. (1788): Versuch einer Oryktographie von Kursachsen.- Bergmännisches Journal 1, 234-294 (speziell p. 254-255) HOSKYNS-ABRAHALL, J.L. (1889): Über die Zusammensetzung des Apatits.- Dissertation, München (zitiert in LINCK, 1933) HUGHES, J.M.; CAMERON, M. & CROWLEY, K.D. (1989): Structural variations in natural F, OH, and Cl apatites.- American Mineralogist 74, 870-876 KARSTEN, D.L.G. (1803): Analyse von Mineralien. III. Ueber die Agusterde; eine Vorlesung in der Philomatischen Gesellschaft zu Berlin am 6ten October 1803 gehalten.- Neues allgemeines Journal der Chemie 1, 281-287 KERN, J.G. [herausgegeben von BORN, I. Edler von] (1776): Vom Schneckensteine oder dem sächsischen Topasfelsen. Zum erstenmal herausgegeben und mit Anmerkungen vermehrt von Ignatz edlen von Born.- Prag, bey Wolfgang Gerle, 49 p. (p. 23-24) KIRWAN, R. (1794): Elements of Mineralogy. Second Edition. Vol. I. Earths and Stones.- London, printed by J. Nichols for P. 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(1797/1798): Analyse de la Chrysolithe des joailliers ou du commerce.- Journal des Mines, Premiere Trimestre VI, No. 37, 19-26 WEISS, S. (2012): Der Ehrenfriedersdorfer Sauberg - Typlokalität für Apatit.- Lapis 37, Heft 7-8, 42-43 WERNER, A.G. (1788): Geschichte, Karakteristik, und kurze chemische Untersuchung des Apatits.- Bergmännisches Journal 1, 76-96 WERNER, A.G. (1790): Aeussere Beschreibung des Olivins, Krisoliths, Berils und Krisoberils, nebst noch einigen über diese Steine, besonders den erstern hinzugefügten Bemerkungen.- Bergmännisches Journal 3, Band 2, 45-94 WERNER, A.G. & HOFFMANN, C.A.S. (1789): Mineralsystem des Herrn Inspektor Werners mit dessen Erlaubnis herausgegeben von C.A.S. Hoffmann.- Bergmännisches Journal 2, Band 1, 369-398 WEISBACH, A. (1882): Mineralogische Notizen II. 9. Apatit.- Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie, Jahrgang 1882, II. Band, 249-250 |
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