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Koechlinit
Formel: Bi2MoO6, orthorhombisch
Typlokalität: Grube Daniel, Schneeberg, Erzgebirge, Sachsen
Erstbeschreibung:
SCHALLER, W.T. (1916): Koechlinite (bismuth molybdate), a new mineral.-
U.S. Geological Survey Bulletin 610, 10-34
Grünlichgelber, tafeliger Kristall von Koechlinit auf Quarz. Grube Adam Heber, Schneeberg,
Erzgebirge, Sachsen. Bildbreite 1 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Auf einer alten Museumsstufe entdeckt
Waldemar T. SCHALLER, der sich mit natürlichen kristallinen
Bismutoxiden beschäftigte, konnte 1912 auf einer Reise nach Europa auch die
Sammlung des Hof-Museums in Wien besichtigen. Der Kustos der Sammlung, Rudolf
KOECHLIN, machte ihn dabei besonders auf eine Stufe aufmerksam, die
1884 als "Torbernit" von der Grube Daniel in Schneeberg-Neustädtel im Erzgebirge
in die Sammlung gelangte. Auf der Stufe fanden sich kleine rechteckige, grünliche
Kristalle, bei denen KOECHLIN bereits festgestellt hatte, dass es
sich um ein Bismutmineral handelt. SCHALLER erhielt einen Teil der
Probe zur weiteren Untersuchung. Begleitminerale auf der Stufe sind Quarz, Skutterudit
und gediegen Wismut.
SCHALLER stellte fest, dass es sich bei den grünlichen Kristallen
um ein neues Mineral handelt, das essentiell nur aus den Oxiden von Bismut und
Molybdän besteht und für das die Formel
"Bi2O3.MoO3"
angegeben werden kann. Das neue Mineral bildet bis etwa 1 mm große, tafelige, rechteckige
bis gestreckt verzerrte Kristalle, die meist eine Streifung auf den Tafelflächen
aufweisen. Gelegentlich finden sich Kontaktzwillinge nach {011}. Nach
Kristallvermessungen fand Schaller orthorhombische Symmetrie mit einem
Achsenabschnittsverhältnis von a : b : c = 0,9774 : 1 :
1,0026. Parallel zur Tafelebene {100} lässt sich eine sehr gute Spaltbarkeit
feststellen. Die grünlichgelben Kristalle weisen einen blass grünlichgelben
Strich auf, zeigen Glas- bis Diamantglanz und sind durchsichtig. Der Brechungsindex von
Koechlinit ist sehr hoch, er liegt bei 2,55.
SCHALLER benannte das Mineral nach Dr. Rudolf Ignatz KOECHLIN
(1862 - 1939), dem Kustos der Sammlung des Hof-Museums Wien, der die Probe für die
Untersuchungen zur Verfügung gestellt hatte. Das Typmaterial von Koechlinit befindet
sich in der Harvard University, Cambridge, Massachusetts (Nr. 64081) und dem U.S. National
Museum of Natural History, Washington, D.C., USA (Nr. R6411, 93646).
Koechlinit-Kristalle mit a {100}, b {010}, n {230} und p
{111} in der Aufstellung nach Schaller, und eine Gruppe aus drei parallel
verwachsenen Kristallen mit Flächenstreifung. Zeichnungen aus Schaller (1916).
Weitere Untersuchungen am Koechlinit
Clifford FRONDEL veröffentlichte 1943 Röntgendaten vom
Koechlinit, die aber nicht indiziert sind, und nennt noch zwei Fundorte des
Minerals in Australien. Die ersten Angaben zu den Gitterparametern von Koechlinit
finden sich in einer Mitteilung von C.W. WOLFE & C. FRONDEL
in PALACHE, BERMAN & FRONDEL (1951):
a = 5,48, b = 16,16, c = 5,48 kX (kX ist eine veraltete Einheit,
1kX = 1,002 Å) für die orthorhombische Zelle, die Raumgruppe ist vermutlich
Cmc(a?). Die Aufstellung ist hier gegenüber der von SCHALLER
geändert, die Tafelebene ist nun {010}. Eine Strukturanalyse an Material
von Schneeberg führte Joseph ZEMANN (1956) durch. Er fand sehr
ähnliche Gitterparameter a = 5,50, b = 16,24, c = 5,49 Å
und die Raumgruppe Cmca. Pro Elementarzelle sind 4 Formeleinheiten vorhanden.
Bei einer erneuten Strukturanalyse erhielten A.F. VAN DEN ELZEN
& G.D. RIECK (1973) vergleichbare Gitterparameter, aber die Raumgruppe
Pca21. An synthetischem Material konnten TELLER
et al. (1984) die Raumgruppe Pna21 und die Gitterparameter
a = 5,4822, b = 16,1986, c = 5,5091 Å bestimmen. Die berechnete
Dichte liegt bei 8,26 g/cm3 und ist damit für ein
Sekundärmineral außerordentlich hoch.
Isostrukturell mit Koechlinit ist das analoge Wolfram-Mineral, der Russellit,
Bi2WO6.
Chemische Analyse von Koechlinit (in Masse-%)
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Koechlinit, Schneeberg (SCHALLER, 1916) |
Koechlinit, theoretische Zusammensetzung |
Bi2O3 |
71.9 |
76.40 |
MoO3 |
21.2 |
23.60 |
Quarz |
5.4 |
|
Summe |
98.5 |
100.00 |
Literatur:
FRONDEL, C. (1943): New data on agricolite, bismoclite, koechlinite,
and the bismuth arsenates.- American Mineralogist 28, 536-540
PALACHE, C.; BERMAN, H. & FRONDEL, C.
(1951): The System of Mineralogy of James Dwight Dana and Edward Salisbury Dana,
Volume II..- John Wiley and Sons, Inc., New York, 7th edition, 1124 p. (p. 1092-1093)
SCHALLER, W.T. (1916): Koechlinite (bismuth molybdate), a new
mineral.- U.S. Geological Survey Bulletin 610, 10-34
TELLER, R.G.; BRAZDIL, J.F.; GRASSELLI,
R.K. & JORGENSEN, J.D. (1984): The structure of γ-Bismuth
Molybdate, Bi2MoO6, by powder
neutron diffraction.- Acta Crystallographica C40, 2001-2005
VAN DEN ELZEN, A.F. & RIECK, G.D.
(1973): Redetermination of the structure of Bi2MoO6,
koechlinite.- Acta Crystallographica B29, 2436-2438
ZEMANN, J. (1956): Die Kristallstruktur von Koechlinit,
Bi2MoO6.- Heidelberger
Beiträge zur Mineralogie und Petrographie 5, 139-145
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