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Lacroixit


Formel: (Na,Li)Al(PO4)(F,OH), monoklin

Typlokalität: Greifensteine, Ehrenfriedersdorf, Erzgebirge, Sachsen

Erstbeschreibung:
SLAVIK, F. (1914): Neue Phosphate vom Greifenstein bei Ehrenfriedersdorf.- Bulletin international de l'Academie des Sciences de Boheme 19, 1-16


       Die Entdeckung von Lacroixit

Nachdem der Herderit aus der Zinnerzlagerstätte von Ehrenfriedersdorf beschrieben wurde, hielt man auch ein äußerlich sehr ähnliches Mineral aus dem Granit des Greifensteins zunächst für Herderit (GÖRGEY, 1912). František SLAVIK (1914) erkannte jedoch, dass es sich hier um ein neues Mineral handelt.:
"Lacroixit = der vermeintliche Herderit der neuen Funde.
Da s. z. der Herderit gerade von Ehrenfriedersdorf (aus dem Zinnstockwerke) beschrieben worden ist, ist es nur natürlich, daß die seltenen, neuerdings auf dem Greifenstein gefundenen unvollständig ausgebildeten Kristalle eines äußerlich dem Herderit ähnlichen Minerals zu jenem gestellt worden sind. Die hübscheste mir bekannte Stufe mit dem neuen Minerale ist die von Görgey erwähnte, welche ich dank der Freundlichkeit des H. Regierungsrats Prof. Dr. F. Berwerth, Direktor der Mineraliensammlung des Wiener Hofmuseums sehen konnte; zur Untersuchung am besten geeignet ist jedoch ein etwa 1½ cm großer Kristall aus der Sammlung des H. Apothekers ROSCHER. Da dieser Kristall - mit sieben zugänglichen Flächen - einem nicht allzu großen Granitstückchen in einem Drusenraume aufsitzt, war es mir möglich denselben am zweikreisigen Goniometer zu untersuchen, ohne ihn von der Unterlage abzunehmen. Die sieben zugänglichen Kristallflächen sind annähernd wie auf Fig. 6 entwickelt; sie geben nur schlechte, bisweilen vielfache Reflexe oder schimmern bloß. [...]
Der Lacroixit ist gelblich, hellgrünlich oder fast weiß; der Glasglanz geht bisweilen etwas in Fettglanz über.
Härte = 4½ (Herderit = 5).
Dichte = 3.126 (H. = 3.012 nach Penfield).
Mittlerer Brechungsindex = approx. 1.57 (H. 1.61)."
Aus den Kristallvermessungen und der Spaltbarkeit vermutete SLAVIK eine monoklin-pseudorhombische Symmetrie. Das Achsenabschnittsverhältnis liegt bei a : b : c = 0,82 : 1 : 1,60.
Die chemische Analyse (siehe Tabelle) wude von Dr. A. JILEK, Assistent am chemisch-analytischen Laboratorium der böhmischen technischen Hochschule in Prag, durchgeführt. Für die Analyse stand nur sehr wenig Material zur Verfügung und außerdem wiesen die Kristalle einen geringeren Glanz auf, deshalb bezeichnete SLAVIK die Ergebnisse auch als provisorisch. Aus der Analyse wurde eine recht komplizierte Formel Na4(Ca,Mn)4Al3P3O16(F,OH)4·2H2O berechnet.
SLAVIK benannte das Mineral nach dem Mineralogen und Petrologen Antoine Alfred LACROIX (1863 - 1948) vom Musée d'Histoire Naturelle, Paris, der auch Vergleichsmaterial für die Analysen überlassen hat.

Im Museum für Mineralogie und Geologie, Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden (Inv.-Nr. Min 1009 Sa MMG) befindet sich das Exemplar aus der Sammlung von Woldemar ROSCHER, welches SLAVIK vermessen und von dem er die Kristallzeichnung veröffentlicht hat. Die Stufe mit dem etwa 1 cm großen Kristall gelangte 1926 in die Dresdener Sammlung und kann als Cotyp betrachtet werden.




Zeichnung des vermessenen Lacroixit-Kristalls, aus SLAVIK (1914).



       Die Redefinition des Minerals

Mary E. MROSE (1971) untersuchte Typmaterial vom Greifenstein und redefinierte Lacroixit als Phosphat-Analogon von Durangit mit der Formel NaAl(PO4)(F,OH). Das Mineral kristallisiert monoklin, Raumgruppe A2/a, mit a = 6.89, b = 8.22, c = 6.425 Å und β = 115.5°. Quantitative chemische Daten werden nicht gegeben, es findet sich nur die Formel für Lacroixit.


       Neue Untersuchungen

Die von MROSE angegebene Formel weicht erheblich von der Analyse und der Formel bei SLAVIK (1914) ab. PAJUNEN & LAHTI (1984), die Viitaniemiit, Na(Ca,Mn)Al(PO4)F2OH, auf als Lacroixit bezeichneten Museumsstufen von Ehrenfriedersdorf identifiziert hatten, vermuteten deshalb, dass SLAVIK bei der chemischen Analyse auch das später Viitaniemiit genannte Mineral vorgelegen hat. Die Analyse bei SLAVIK zeigt eine auffallende Ähnlichkeit mit der Zusammensetzung von Viitaniemiit (siehe Tabelle). Weitere Untersuchungen an verschiedenen, als Lacroixit vom Greifenstein bezeichneten Proben aus Museen zeigte, dass hier zum Teil Lacroixit, zum Teil Viitaniemiit und zum Teil enge Verwachsungen von Lacroixit und Viitaniemiit vorliegen (LAHTI & PAJUNEN, 1985). Lacroixit und Viitaniemiit sind hier sehr ähnlich ausgebildet und lassen sich visuell kaum unterscheiden. Lacroixit bildet glasglänzende, farblose bis graue Kristalle. Die Brechungsindizes betragen α = 1,546, β = 1,563 und γ = 1,580. Die Dichte liegt bei 3,29 g/cm3 und ist damit deutlich höher als die von SLAVIK gemessene. Nach Röntgenpulver- und Strukturanalysen fanden LAHTI & PAJUNEN (1985) eine monokline Zelle C2/c (andere kristallografische Aufstellung als bei MROSE) mit a = 6,414, b = 8,207, c = 6,885 Å, β = 115.47° und Z = 4. Das Achsenabschnittsverhältnis beträgt a : b : c = 0.78 : 1 : 0.84. Wird der Wert für a verdoppelt und a und c vertauscht (vgl. die Zelle bei MROSE), ergibt sich eine gute Übereinstimmung mit den von SLAVIK aus der Kristallvermessung erhaltenen Werten. Bei dem goniometrisch vermessenen Kristall handelte es sich also wohl tatsächlich um einen Lacroixit.


Chemische Analyse von Lacroixit (in Masse-%)

    "Lacroixit",
  Ehrenfriedersdorf   
  (SLAVIK, 1914)
 
  Lacroixit,
  Ehrenfriedersdorf   
  (LAHTI &
  PAJUNEN, 1985)   
  Lacroixit,
  theoretische
  Zusammensetzung   
 
  Viitaniemiit,
  Ehrenfriedersdorf   
  (LAHTI &
  PAJUNEN, 1985)   
  Viitaniemiit,
  theoretische
  Zusammensetzung   
 
  P2O5   28.83   44.7   43.29   27.7   29.21
  Al2O3   18.87   32.1   31.10   22.7   20.98
  Fe2O3   Spur           6.2 1)  
  MnO       8.43           3.7       5.84 2)
  CaO   19.46       12.6   18.46 2)
  MgO   Spur        
  Na2O   14.92   16.4   18.90   11.7   12.75
  Li2O   Spur        
  F       6.53   12.3   11.59   11.9   15.64 3)
  Glühverlust       5.46             3.70 4)
  SiO2       0.92        
  - O = F   - 2.75   - 5.17   - 4.88   - 5.00   - 6.58
  Summe 100.70 100.3 100.00   91.5 100.00

1) FeO
2) gerechnet mit Ca:Mn = 4:1
3) kann z.T. durch OH ersetzt werden
4) Wasser



Literatur:
LAHTI, S.I. & PAJUNEN, A. (1985): New data on lacroixite, NaAlFPO4.- American Mineralogist 70, 849-855

MROSE, M.E. (1971): Lacroixite: its redefinition and new occurences (abstr.).- Programm 20th Clay Minerals Conf. August 1971, 10 (Abstr. in: Amer. Mineral. 57 (1972) 1914)

PAJUNEN, A. & LAHTI, S.I. (1984): The crystal structure of viitaniemiite.- American Mineralogist 69, 961-966

SLAVIK, F. (1914): Neue Phosphate vom Greifenstein bei Ehrenfriedersdorf.- Bulletin international de l'Academie des Sciences de Boheme 19, 1-16




© Thomas Witzke

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