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Roscherit Formel: Ca2(□,Mn)2(Mn,Fe)4Be4(PO4)6(OH)4 · 6 H2O, monoklin Typlokalität: Greifensteine, Ehrenfriedersdorf, Erzgebirge, Sachsen Erstbeschreibung: SLAVIK, F. (1914): Neue Phosphate vom Greifenstein bei Ehrenfriedersdorf.- Bulletin international de l’Academie des Sciences de Boheme, 19, 1-16 ![]() Brauner Roscherit mit rosa-weißlichem Viitaniemiit. Greifensteine, Ehrenfriedersdorf, Erzgebirge, Sachsen. Bildbreite 8 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke. Ein neues Phosphat von Ehrenfriedersdorf Das von dem tschechischen Mineralogen Frantisek SLAVIK 1914 zusammen mit Lacroixit und Ježekit (der sich später als identisch mit Morinit erwiesen hat) beschriebene Mineral stammt aus Drusen im Granit der Greifensteine bei Ehrenfriedersdorf. Roscherit ist immer kristallisiert und tritt mit verschiedenem Habitus auf, z.T. auch in einer Druse. Er bildet kurze Säulen oder dicke Täfelchen, die bis etwa 1 mm groß werden und eine achteckigen Umriss zeigen sowie dünne Tafeln mit einem länglich-rechteckigen Umriss. Als wesentliche Formen treten {001}, {100}, {010} und {110} auf, selten ist {-101} vorhanden. Das Achsenabschnittsverhältnis bestimmte Slavik zu a : b : c = 0.94 : 1 : 0.88, beta = 99°50'. Roscherit zeigt eine fast vollkommene Spaltbarkeit nach (001) und eine deutliche nach (010). Die Härte beträgt 4½, die Dichte 2.916 g/cm3. Der mittlere Brechungsindex beträgt 1.625 – 1.63. Roscherit zeigt einen deutlichen Pleochroismus mit X gelb ins olivgrünliche, Y braungelb, wenig grünlich und Z kastanienbraun. Die quantitative chemische Analyse wurde von Hofrat K. PREIS durchgeführt. Der Berylliumgehalt wurde bei der Analyse übersehen. SLAVIK nannte das Mineral Roscherit nach dem Stadtapotheker und Sammler Ehrenfriedersdorfer Mineralien Gotthold Woldemar ROSCHER aus Ehrenfriedersdorf. ROSCHER hatte Material für die Analysen zur Verfügung gestellt. Weiteres Material stammte aus der Sammlung des Mineralogischen Institutes der böhmischen Universität. Das Beryllium wurde übersehen Untersuchungen von LINDBERG (1958) an Roscherit vom Greifenstein und zwei weiteren Fundorten zeigten, dass das Mineral als wesentliche Komponente BeO enthält, aber Al2O3 nicht oder nur in Spuren. Offenbar ist bei dem von PREIS verwendeten Analysengang das BeO für Al2O3 verkannt worden. Die neu berechnete Analyse ist in der Tabelle unten angegeben. Die Zusammensetzung von Roscherit lautet (Ca,Mn,Fe)3Be3(PO4)3(OH)3 · 2 H2O. LINDBERG fand für das Mineral eine monokline Zelle, Raumgruppe C2/c mit a = 15.88, b = 11.90, c = 6.66 Å und beta = 94°42‘. Unter der Bezeichnung Roscherit beschrieb LINDBERG auch Fe2+- und Fe3+-Analoga, z.B. von der Sapucaia Mine, Galiléia, Minas Gerais, Brasilien. Eine Strukturanalyse von FANFANI et al. (1975) an einem Magnesium-haltigen "Roscherit" von Lavra da Ilha, Minas Gerais (Brasilien) ergab eine Strukturformel Ca(Al0.67□0.33)(Mg0.7Fe2+0.3)2Be2(PO4)3(OH)3 · 2 H2O und bestätigte die monokline Symmetrie sowie die Raumgruppe C2/m. Eine weitere Strukturanalyse von FANFANI et al. (1977) an Material von der Foote Mine, California (USA) zeigte, dass auch eine trikline Variante existiert. Die Gitterparameter waren sehr ähnlich denen des monoklinen Roscherits. Für die monokline Variante wird eine allgemeine Formel mit Ca(Me3+0.67□0.33)Me2+2Be2(PO4)3(OH)3 · 2 H2O mit Me3+ = Al, Fe, Mn und Me2+ = Mn, Fe, Ca angegeben. ![]() Brauner Roscherit. Greifensteine, Ehrenfriedersdorf, Erzgebirge, Sachsen. Bildbreite 8 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke. Die Roscherit-Gruppe LEAVENS et al. beschrieben 1990 den von FANFANI et al. (1975) untersuchten Magnesium-reichen "Roscherit" von Lavra da Ilha, Minas Gerais, Brasilien als neues Mineral Zanazziit. In der Literatur waren nun für Roscherit deutlich verschiedene Zusammensetzungen sowie monokline und trikline Symmetrie angegeben. Mit dem Zanazziit kam ein gut definiertes, eng verwandtes Mineral dazu. Damit stand die Frage offen, um was es sich bei dem Roscherit genau handelt. Weiterhin wurde deutlich, dass es sich hier offenbar um eine Gruppe von Mineralen mit recht komplexer Zusammensetzung handelt. RASTSVETAEVA et al. (2005) untersuchten eine Probe Roscherit vom Greifenstein aus der Sammlung des Museums für Mineralogie und Geologie in Dresden. Das Material war etwas zoniert und wies eine Zusammensetzung im Bereich Ca1.9-2.1Ba0-0.2(Mn2.3-2.8Fe1.6-1.9Al0.4-0.5Mg0.1-0.2)Be4(PO4)6(OH)4 · n H2O auf. Aus den chemischen Untersuchungen und einer Kristallstrukturanalyse ergab sich eine Strukturformel Ca2(□1.07Al0.46Fe0.30Mg0.17)(Mn2.55Fe1.45)Be4(PO4)6(OH)4(H2O,OH)2 · 4 H2O Die bereits von LINDBERG (1958) gefundene monokline Symmetrie und die Raumgruppe C2/c konnten bestätigt werden, ebenso lagen die Gitterparameter a = 15.935, b = 11.963(3), c = 6.664 Å und beta = 94.77° dicht an den schon bekannten Werten. ATENCIO et al. (2007) gehen nach kristallchemischen Überlegungen, den Kationen-Anionen-Distanzen und dem Vergleich mit anderen Vertretern der Roscherit-Gruppe von einer etwas anderen Verteilung der Kationen auf den einzelnen Gitterpositionen aus. Danach kommt Roscherit die Strukturformel Ca2(□1.2Mn0.6Mg0.2)(Mn2.2Fe1.6Al0.2)Be4(PO4)6(OH)4 · 6 H2O zu. Die vereinfachte Formel ist demnach Ca2(□,Mn)2(Mn,Fe)4Be4(PO4)6(OH)4 · 6 H2O. 2002 beschrieben CHUKANOV et al. das Fe2+-Analogon von Roscherit, ebenfalls mit Typlokalität Greifensteine bei Ehrenfriedersdorf, unter dem Namen Greifensteinit. Das von FANFANI et al. (1977) untersuchte trikline Dimorph von Roscherit erhielt den Namen Footemineit (ATENCIO et al., 2008). Die Roscherit-Gruppe stellt sich gegenwärtig so dar (vereinfachte Summenformeln und Strukturformeln):
Literatur: ATENCIO, D.; MATIOLI, P.A.; SMITH, J.B.; CHUKANOV, N.V.; COUTINHO, J.M.V.; RASTSVETAEVA, R.K. & MÖCKEL, S. (2008): Footemineite, the Mn-analog of atencioite, from the Foote mine, Kings Mountain, Cleveland County, North Carolina, U.S.A., and its relationship with other roscherite-group minerals.- American Mineralogist 93, 1-6 ATENCIO, D.; CHUKANOV, N.V.; COUTINHO, J.M.V.; MENEZES FILHO, L.A.D., DUBINCHUK, V.T. & MÖCKEL, S. (2007): Ruifrancoite, a new Fe3+-dominant monoclinic member of the roscherite group from Galiléia, Minas Gerais, Brazil.- Canadian Mineralogist 45, 1263-1273 CHUKANOV, N.V., MÖCKEL, S., RASTSVETAEVA, R.K. & ZADOV, A.E. (2002): Greifensteinite Ca2Be4(Fe2+,Mn)5(PO4)6(OH)4 · 6 H2O - a new mineral from Greifenstein, Saxony.- Zapiski Vseross. Mineral. Obshch. 131/4, 47–52 (in russ.) FANFANI, L.; NUNZI, A.; ZANAZZI, P.F. & ZANZARI, A.R. (1975): The crystal structure of roscherite.- Tschermaks Mineralogische und Petrographische Mitteilungen 22, 266-277 FANFANI, L.; ZANAZZI, P.F. & ZANZARI, A.R. (1977): The crystal structure of a triclinic roscherite.- Tschermaks Mineralogische und Petrographische Mitteilungen 24, 169-178 LEAVENS, P.B.; WHITE, J.S.; NELEN, J.A.; (1990): Zanazziite, a new mineral from Minas Gerais, Brazil.- The Mineralogical Record 21, 413-417 LINDBERG, M.L. (1958): The beryllium content of roscherite from the Sapucaia pegmatite mine, Minas Gerais, Brazil, and from other localities.- American Mineralogist 43, 824-838 RASTSVETAEVA, R.K.; CHUKANOV, N.V. & VERIN, I.A. (2005): Crystal structure of roscherite.- Doklady Akademii Nauk 403(6), 768–771 (in Russisch); Doklady Chemistry 403, 160–163 (in Englisch) SLAVIK, F. (1914): Neue Phosphate vom Greifenstein bei Ehrenfriedersdorf.- Bulletin international de l’Academie des Sciences de Boheme, 19, 1-16 ![]() Roscheritkristalle von den Greifensteinen, Ehrenfriedersdorf, Erzgebirge, Sachsen. Zeichnung aus SLAVIK (1914). Chemische Analyse von Roscherit (in Masse-%)
1) aus der Analyse bei SLAVIK, ohne unlösliches, mit BeO statt Al2O3 |
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