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Saléeit Formel: Mg(UO2)2(PO4)2·10H2O, monoklin Typlokalität: Grube Weißer Hirsch, Schneeberg-Neustädtel, Erzgebirge, Sachsen (und Shinkolobwe, Kambove, Haut-Katanga, Demokratische Republik Kongo) Erstbeschreibung: THOREAU, J. & VAES, J.F. (1932): La saléite, nouveau minéral uranifère.- Bulletin de la Societé belge de Géologie 42, 96-99 (von Shinkolobwe, ist nach heutiger Definition Metasaléeit) bzw. MROSE, M.E. (1950): Studies of uranium minerals (III): Saléeite from Schneeberg, Saxony.- American Mineralogist 35, 525-530 (von Schneeberg, erster echter Saléeit) Neu-Untersuchung: PIRET, P. & DELIENS, M. (1980): Nouvelles données sur la saléeite holotype de Shinkolobwe.- Bulletin de Minéralogie 103, 630-632 Typlokalität Schneeberg oder Shinkolobwe? Für der Saléeit wird in der Literatur als Typlokalität meist Shinkolobwe, Katanga, Demokratische Republik Kongo, gelegentlich aber auch die Grube Weißer Hirsch in Schneeberg in Sachsen angegeben. Letzteres hat insofern eine Berechtigung, als die erste veröffentlichte Analyse von einem echten Saléeit tatsächlich von einer Probe aus Schneeberg stammt, obwohl die erste Beschreibung von einem anderen Fundort deutlich älter ist. Bei diesem ursprünglich als Saléeit beschriebenen Mineral handelt es sich jedoch nach heutiger Definition um Metasaléeit. Die Situation ist hier vergleichbar der beim Uranocircit: Das ursprünglich unter dem Namen beschriebene Mineral erwies sich, nachdem verschiedene Hydratstufen als eigenständige Minerale definiert wurden, als die Meta-Form und musste umbenannt werden. Durch eine später erfolgte Neuuntersuchung des Typexemplares vom Saléeit wurde die Situation hier jedoch noch komplizierter. Saléeit von Shinkolobwe 1932 beschrieben Jaques THOREAU & Johannes Franciscus VAES ein Magnesium-Uranyl-Phosphat von Shinkolobwe, Katanga, damals Belgisch-Kongo (später Zaïre, heute Demokratische Republik Kongo) als "Saléit". Das zitronengelbe Mineral weist die Härte 2 -3 und eine Dichte von etwas unter 3,3 g/cm3 auf. Es ist optisch zweiachsig negativ mit den Brechungsindizes α = 1,559, β = 1,570 und γ = 1,574. Es kristallisiert orthorhombisch, pseudotetragonal und bildet tafelige Kristalle und parallele Verwachsungen mit Torbernit. Als Formel geben die Autoren "MgO·2UO3·P2O5·8H2O" an. Benannt wurde das Mineral nach Achille SALÉE (1883-1932), Professor für Geologie, Université catholique de Louvain, Louvain-la-Neuve, Belgien. Auf der Basis von Ätzfiguren und Unterschieden in der Spaltbarkeit kam Alfred SCHOEP (1939) zu dem Ergebnis, dass das Mineral monoklin kristallisiert, mit {010} als Tafelebene. Er änderte auch die Schreibweise des Minerals in Saléeit, die sich nun korrekt an der Schreibweise des Namens von SALÉE orientiert. Der erste echte Saléeit Bei der Untersuchung von natürlichem und künstlichem Uranospinit stieß Mary E. MROSE (1950) auf eine Probe von der Grube Weißer Hirsch in Schneeberg aus der Sammlung der Harvard University, Cambridge, Massachusetts, USA (Nr. 101126). Das Exemplar war als Uranospinit bezeichnet, erwies sich jedoch als Magnesium-Uranyl-Phosphat und entsprach damit dem Saléeit von Shinkolobwe. Im Gegensatz zu diesem zeigte es einen deutlich höheren Kristallwassergehalt. Auf Grund der optischen Daten und der chemischen Analysen kam MROSE zu dem Ergebnis:
Clifford FRONDEL (1951) konnte Saléeit auch in Material von Mina da Quarta Seira, Sabugal, Portugal nachweisen. Voll hydratisierter Saléeit fand sich weiterhin auf zwei Proben von Shinkolobwe. Die Röntgendaten stimmten mit denen des Schneeberger Saléeits überein. FRONDEL stellte fest, dass Saléeit wahrscheinlich eine lückenlose Mischkristallreihe mit dem analogen Arsenat-Mineral Nováčekit bildet. Neue Untersuchungen an Typmaterial Material von dem Holotyp-Exemplar, das im Laboratoire de Minéralogie, Université de Louvain-la-Neuve aufbewahrt wird, untersuchten Paul PIRET & Michel DELIENS (1980). Analysiert wurden zwei mehrere Jahre unter verschiedenen Bedingungen aufbewahrte Proben, einmal bei normalen Raumbedingungen gelagertes Pulver, und zum anderen unter trockenen Bedingungen gelagertes Material. Für ersteres konnte bei einer Thermoanalyse ein Wassergehalt von 10,7 pro Formeleinheit gefunden werden, die gemessene Dichte entspricht 9,6 H2O. Der stärkste Reflex im Röntgenpulverdiagramm, der auch gleichzeitig dem Schichtabstand entspricht, liegt bei 9,97 Å (002-Reflex). Das unter trockenen Bedingungen gelagerte Material sowie eine zweite, wiederum unter normalen Raumverhältnissen aufbewahrte Probe von Shinkolobwe aus dem Musée de Teruven, Belgien, zeigte dagegen einen Schichtabstand von 8,63 - 8,70 Å. Diese Werte sind typisch für Meta-Uranglimmer. Die Untersuchung von Kristallen vom Holotyp-Exemplar mittels Präzessions- und Weissenberg-Aufnahmen ergab monokline, pseudo-tetragonale Symmetrie, Raumgruppe P21/n (nicht-standardmäßige Aufstellung mit der Achse 21 parallel c) mit a = 6,971, b = 6,973, c = 19,935 Å, γ = 90,2º. Das Material entwässert außerordentlich schnell. Schon bei 30º C war die voll hydratisierte Phase in zwei niedriger hydratisierte, pseudo-tetragonale Phasen umgewandelt, eine mit a = 6,96 und c = 17,23 Å, die offenbar einem Metasaléeit entspricht, und eine zweite mit a = 6,96 und c = 16,94 Å, die wahrscheinlich noch etwas weiter entwässert ist. Diese Entwässerungen sind reversibel. Eine Strukturanalyse an voll hydratisiertem Saléeit von der Ranger I Mine, Northern Territory, Australien, führten S.A. MILLER & J.C. TAYLOR (1986) durch. Sie fanden monokline Symmetrie, Raumgruppe P21/c, mit a = 6,951, b = 19,947, c = 9,896 Å, β = 135,17º (jetzt in Standard-Orientierung). Die Tafelebenen und Hauptrichtung der Spaltbarkeit entsprechen in dieser Aufstellung {010}. Die Typlokalität Bei dem Material von Shinkolobwe aus der Originalbeschreibung handelt es sich nach der chemischen Analyse und den optischen Daten offenbar um Metasaléeit nach heutiger Definition. Der erste echte Saléeit wurde von Schneeberg beschrieben, insofern kann dieses Vorkommen als Typlokalität gelten. Bei der Neuuntersuchung des Holotyp-Exemplars von Shinkolobwe zeigte sich jedoch, dass hier auch Saléeit auftritt. Shinkolobwe kann damit wiederum auch als Typlokalität gelten. Weiterhin zeigte sich, dass die Entwässerung sehr leicht und schon unterhalb von 30º C abläuft und reversibel ist. Die unterschiedlichen Analysenergebnisse können deshalb auch auf verschiedene Bedingungen (Temperatur, Luftfeuchtigkeit) zum jeweiligen Zeitpunkt der Untersuchungen zurückzuführen sein. Welche Phase ursprünglich vorlag, lässt sich damit auch nicht mehr feststellen. Aus diesem Grund werden Schneeberg und Shinkolobwe gemeinsam als Typlokalitäten für den Saléeit geführt. Auch in der von M. PASERO herausgegebenen aktuellen, offiziellen Liste der IMA (PASERO, 2022) werden gemeinsam die Vorkommen in Deutschland und der D.R. Kongo als Typlokalitäten genannt. Eine als Uranospinit bezeichnete Probe vom Walpurgis Flachen der Grube Weißer Hirsch, Schneeberg, aus der Mineralogische Sammlung der TU Bergakademie Freiberg (Nr. 21726) erwies sich bei einer neuen Untersuchung 2016 als Saléeit. Die röntgendiffraktometrische Analyse zeigte, dass ein 10-Å-Uranglimmer ohne eine Spur von einem Meta-Uranglimmer vorliegt. Das gemessene Diagramm passte am besten zu Saléeit oder Nováčekit. Bei einer anschließenden semiquantitativen XRF-Analyse wurde neben Uran als Hauptbestandteil auch P >> As und Mg >> Fe gefunden, womit eindeutig ein Saléeit vorliegt. Chemische Analyse von Saléeit (in Masse-%)
1) ist Metasaléeit Literatur: FRONDEL, C. (1951): Studies of uranium minerals (IX): Saléeite and novacekite.- American Mineralogist 36, 680-686 MILLER, S.A. & TAYLOR, J.C. (1986): The crystal structure of saleeite, Mg(UO2)2(PO4)2·10H2O.- Zeitschrift für Kristallographie 177, 247-253 MROSE, M.E. (1950): Studies of uranium minerals (III): Saléeite from Schneeberg, Saxony.- American Mineralogist 35, 525-530 PASERO, M. (Editor) (2022): The New IMA List of Minerals.- http://nrmima.nrm.jp/ (Stand 2022) PIRET, P. & DELIENS, M. (1980): Nouvelles données sur la saléeite holotype de Shinkolobwe.- Bulletin de Minéralogie 103, 630-632 SCHOEP, A. (1939): Splijtingen, corrosie-figuren en monokliene symetrie van saléeiet, epitaxie van metatorberniet.- Mededeelingen van de Koninklijke Vlaamse Academie voor Wetenschappen, Letteren en Schone Kunsten van België. Klasse der Wetenschappen, 2, 65-70 THOREAU, J. & VAES, J.F. (1932): La saléite, nouveau minéral uranifère.- Bulletin de la Societé belge de Géologie 42, 96-99 |
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