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Uranosphaerit
Formel: Bi(UO2)O2OH, monoklin
Typlokalität: Walpurgis Flacher, Grube Weißer Hirsch, Schneeberg, Erzgebirge, Sachsen
Erstbeschreibung:
WEISBACH, A. (1873): Neue Uranerze von Neustädtel bei Schneeberg.- Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen, Abhandlungen, 119-121
Orangefarbener Uranosphaerit mit Zeunerit. Grube Weißer Hirsch, Schneeberg, Erzgebirge, Sachsen. Bildbreite 1,5 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Ein weiteres Uranmineral von der Grube Weißer Hirsch in Schneeberg
Das Mineral wurde auf Stufen von dem berühmten Erzanbruch auf dem Walpurgis Flachen auf der Grube Weißer Hirsch in Schneeberg vom Sommer 1871 entdeckt. Albin
WEISBACH, Professor für Mineralogie in Freiberg, fand in dem von Bergverwalter R. TRÖGER geborgenem Material fünf neue Minerale.
Den Uranosphärit charakterisiert WEISBACH 1873 wie folgt:
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"Pomeranzgelbe, auch eigelbe Warzen, welche oberflächlich rauh oder feindrusig, sowie von mattem oder schwach sammetartigem Glanze sind. Unter dem Mikroskop löst sich die drusige Oberfläche in ein Aggregat spitzpyramidaler Kryställchen auf, die wie die Stacheln eines Igels aus jenen Warzen hervorragen. Im Bruch bemerkt man Fettglanz, sowie eine im Großen concentrisch schalige Structur, im Kleinen eine versteckt radial-kurzfaserige".
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Die Strichfarbe ist etwas heller als die Farbe. Die Dichte bestimmte WEISBACH mit 6,36 g/cm3. Die chemische Analyse des Minerals wurde von C. WINKLER durchgeführt. Sie stimmt mit der theoretischen Zusammensetzung recht gut überein (siehe Tabelle). Als Formel wird

angegeben. Die Punkte über den Elementsymbolen geben den Sauerstoff an, der Unterstrich bedeutet eine Verdoppelung des jeweiligen Elements. Bei der Umwandlung in eine heute geläufige Schreibweise müssen die damals unzureichend bekannten Atomgewichte berücksichtigt werden. Übertragen in die heutige Schreibweise lautet die Formel von WEISBACH Bi2U2O9 · 3 H2O. Benannt wurde das Mineral nach dem Urangehalt und der konzentrisch-sphärischen Struktur der Aggregate.
Weitere Untersuchungen am Uranosphaerit
Optische Untersuchungen wurden von Esper S. LARSEN (1921) vorgenommen. Danach ist das Mineral optisch zweiachsig positiv mit α = 1.955, β = 1.985 und γ = 2.05.
Robert BERMAN (1957) untersuchte Material von der Grube Weißer Hirsch, der bis dahin einzigen bekannten Fundstelle. Er fand, dass die radialen Aggregate beim Aufbrechen linealförmige Kristalle mit einer Spaltbarkeit zeigen. Meist weisen die Kristalle unregelmäßig ausgebildete Enden auf, nur selten sind kleine Kristallflächen erkennbar. BERMAN veröffentlichte die ersten Röntgendaten des Minerals, konnte sie aber nicht indizieren. Er vermutete orthorhombische Symmetrie. Die von ihm gefundenen optischen Daten α = 1.959, β = 1.981, γ = 2.060, 2V = 56° (ber.) liegen dicht an den Werten von LARSEN. Z verläuft parallel der Längserstreckung der linealförmigen Kristalle und X senkrecht zur Spaltbarkeit. Ein Pleochroismus ist nicht zu erkennen.
Synthetischer Uranosphaerit wurde von PROTAS (1959) erhalten. Die Röntgendaten stimmten mit denen des natürlichen Materials überein. PROTAS schlug eine primitive monokline Zelle mit a = 7.65, b = 7.78, c = 7.53 Å, β = 93° und V = 448 Å3 vor. Naßchemische und thermoanalytische Untersuchungen lieferten eine Formel UO4Bi(OH).
HUGHES et al. (2003) fanden bei einer Strukturanalyse an Proben von der Grube Clara, Oberwolfach, Schwarzwald, Baden-Württemberg, eine monokline Zelle, Raumgruppe P21/n, mit a = 7.559, b = 7.881, c = 7.693 Å, β = 92.88°, V = 453.6 Å3 und Z = 4 für die Formel Bi(UO2)O2OH. Die berechnete Dichte beträgt 7.731 g/cm3.
Orangefarbener Uranosphaerit mit Zeunerit. Grube Weißer Hirsch, Schneeberg, Erzgebirge, Sachsen. Bildbreite 4 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Chemische Analyse von Uranosphaerit (in Masse-%)
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Komponenten, WEISBACH (1873) |
Uranosphaerit, Schneeberg (WEISBACH, 1873) 1) |
Uranosphaerit, theoretische Zusammensetzung |
UO3 |
Uranoxyd |
52.7 |
54.17 |
Bi2O3 |
Wismuthoxyd |
42.4 |
44.12 |
H2O |
Wasser |
4.9 |
1.71 |
Summe |
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100.0 |
100.00 |
1) Analyse von C. WINKLER
Literatur:
BERMAN, R. (1957): Studies of uranium minerals. XXIII. Torbernite, zeunerite, and uranosphaerite.- American Mineralogist 42, 905-908
HUGHES, K.-A., BURNS, P.C. & KOLITSCH, U. (2003): The crystal structure and crystal chemistry of uranosphaerite, Bi(UO2)O2OH.- Canadian Mineralogist 41, 677-685
LARSEN, E.S. (1921): Microscopic determination of the nonopaque minerals.- United States Geological Survey, Bulletin 679. Government printing office, Washington, 294 p.
PROTAS, J. (1959): Contribution a l'etude des oxydes d'uranium hydrates.- Bulletin de la Société française de Minéralogie et de Cristallographie 82, 239-272
WEISBACH, A. (1873): Neue Uranerze von Neustädtel bei Schneeberg.- Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen,
Abhandlungen, 119-121
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